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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869.

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Riffbildung.
geschwemmter Schutt die etwas zurückbleibende Jnnenwand zum Theil ausfüllen. Senkt sich nun
die Jnsel langsam, so folgt aus der angedeuteten Tendenz des Polypenwachsthums von selbst,
daß beim allmäligen Verschwinden des Landes zuerst unter dem Wasser sich ein Ring von ihm
loslöst, dessen innerer Rand durch die Anhäufung der von der Brandung gerollten Trümmer den
Spiegel erreicht und sich rasch mit Vegetation bedeckt. Wie ein solches Kreisriff in den eigentlichen
Atoll übergeht durch weitere Senkung, folgt von selbst.

Das Vorkommen der Korallenriffe hängt von einer Kombination günstiger Verhältnisse ab.
Die Westküste Amerikas besitzt sie nicht, vielleicht weil der Polarmeeresstrom die ganze Küsten-
region zu sehr kältet. Erst bei der Jnsel Ducie beginnt die große Korallenregion des pacifischen
Oceans, die sich auf der Südseite des Aequators bis zur Ostküste Neuhollands erstreckt, nördlich
vom Aequator aber in dem Archipel der Karolinen ihre größte Entwicklung erreicht. Reich an
Korallenriffen ist die Umgebung der Mariannen und Philippinen. Weiter westlich heben wir die
merkwürdige Neihe der Maladiven und Laccadiven hervor, die zahlreichen Riffe um Mauritius
und Madagaskar und überhaupt vom Nordende des Kanals von Mozambique an bis ins rothe
Meer. Die Westküste Afrikas zeigt gar keine bemerkenswerthen Riffe. Jm Bereiche der neuen
Welt endlich ist das Antillenmeer von Martinique und Barbados an bis zur Spitze von Yukatan,
der Küste von Florida und den Bahamas der Schauplatz der stillen, aber so erfolgreichen Thätigkeit
der Korallenthiere.



Riffbildung.
geſchwemmter Schutt die etwas zurückbleibende Jnnenwand zum Theil ausfüllen. Senkt ſich nun
die Jnſel langſam, ſo folgt aus der angedeuteten Tendenz des Polypenwachsthums von ſelbſt,
daß beim allmäligen Verſchwinden des Landes zuerſt unter dem Waſſer ſich ein Ring von ihm
loslöſt, deſſen innerer Rand durch die Anhäufung der von der Brandung gerollten Trümmer den
Spiegel erreicht und ſich raſch mit Vegetation bedeckt. Wie ein ſolches Kreisriff in den eigentlichen
Atoll übergeht durch weitere Senkung, folgt von ſelbſt.

Das Vorkommen der Korallenriffe hängt von einer Kombination günſtiger Verhältniſſe ab.
Die Weſtküſte Amerikas beſitzt ſie nicht, vielleicht weil der Polarmeeresſtrom die ganze Küſten-
region zu ſehr kältet. Erſt bei der Jnſel Ducie beginnt die große Korallenregion des pacifiſchen
Oceans, die ſich auf der Südſeite des Aequators bis zur Oſtküſte Neuhollands erſtreckt, nördlich
vom Aequator aber in dem Archipel der Karolinen ihre größte Entwicklung erreicht. Reich an
Korallenriffen iſt die Umgebung der Mariannen und Philippinen. Weiter weſtlich heben wir die
merkwürdige Neihe der Maladiven und Laccadiven hervor, die zahlreichen Riffe um Mauritius
und Madagaskar und überhaupt vom Nordende des Kanals von Mozambique an bis ins rothe
Meer. Die Weſtküſte Afrikas zeigt gar keine bemerkenswerthen Riffe. Jm Bereiche der neuen
Welt endlich iſt das Antillenmeer von Martinique und Barbados an bis zur Spitze von Yukatan,
der Küſte von Florida und den Bahamas der Schauplatz der ſtillen, aber ſo erfolgreichen Thätigkeit
der Korallenthiere.



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[1007/1063] Riffbildung. geſchwemmter Schutt die etwas zurückbleibende Jnnenwand zum Theil ausfüllen. Senkt ſich nun die Jnſel langſam, ſo folgt aus der angedeuteten Tendenz des Polypenwachsthums von ſelbſt, daß beim allmäligen Verſchwinden des Landes zuerſt unter dem Waſſer ſich ein Ring von ihm loslöſt, deſſen innerer Rand durch die Anhäufung der von der Brandung gerollten Trümmer den Spiegel erreicht und ſich raſch mit Vegetation bedeckt. Wie ein ſolches Kreisriff in den eigentlichen Atoll übergeht durch weitere Senkung, folgt von ſelbſt. Das Vorkommen der Korallenriffe hängt von einer Kombination günſtiger Verhältniſſe ab. Die Weſtküſte Amerikas beſitzt ſie nicht, vielleicht weil der Polarmeeresſtrom die ganze Küſten- region zu ſehr kältet. Erſt bei der Jnſel Ducie beginnt die große Korallenregion des pacifiſchen Oceans, die ſich auf der Südſeite des Aequators bis zur Oſtküſte Neuhollands erſtreckt, nördlich vom Aequator aber in dem Archipel der Karolinen ihre größte Entwicklung erreicht. Reich an Korallenriffen iſt die Umgebung der Mariannen und Philippinen. Weiter weſtlich heben wir die merkwürdige Neihe der Maladiven und Laccadiven hervor, die zahlreichen Riffe um Mauritius und Madagaskar und überhaupt vom Nordende des Kanals von Mozambique an bis ins rothe Meer. Die Weſtküſte Afrikas zeigt gar keine bemerkenswerthen Riffe. Jm Bereiche der neuen Welt endlich iſt das Antillenmeer von Martinique und Barbados an bis zur Spitze von Yukatan, der Küſte von Florida und den Bahamas der Schauplatz der ſtillen, aber ſo erfolgreichen Thätigkeit der Korallenthiere.

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 1007. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/1063>, abgerufen am 23.11.2024.