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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869.

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Große und kleine Kiefernmarkkäfer. Fichtenborkenkäfer.
bis zwei Zoll lang und enthielten 30 bis 40 Eier, den 2. Mai lebten die ersten Larven, welche
bis zum 18. ihre halbe Größe erlangt hatten, vier Wochen später (18. Juni) gab es die ersten
Puppen, am 2. Juli noch ganz weiße und weiche Käfer und erst am 15. desselben Monats
die ersten Fluglöcher. Bei ungünsti-
[Abbildung] Der große und kleine Kiefernmarkkäfer (Blastophagus piniperda.
B. minor).
a [B.] piniperda. b
Larve, natürliche Größe und vergrößert. c Vuppe.
d Fühler. e Bein. f Tarsenglieder. g Ausgefressene Kieferntriebspitze.
h B. minor.
gerer Witterung ist die Brut auch
erst im August entwickelt. Jetzt be-
ginnt der Fraß. Die Käfer bohren
sich nämlich wagrecht in die jungen
oder selbst ältere zapfentragende
Triebe der Kiefern ein bis zum
Marke und gehen, dasselbe verzehrend,
aufwärts. Um das Eingangsloch
bildet sich ein Wall des ausfließenden
Harzes, und die Triebe brechen bei
Wind leicht an dieser Stelle ab, wenn
sie klein und dünn sind, oder die
endständigen Kronentriebe bleiben,
und statt der ausgefressenen End-
knospen treiben neue von dicht
buschigem Ansehen. Weil auf diese
Weise der Baum seinen natürlichen
Wuchs ändert, wie ein unter dem
Schnitt künstlich gezüchteter, hat man
den Urheber solcher Erscheinung den
"Waldgärtner" genannt. Er geht
zur Ueberwinterung der Regel nach
wieder heraus, durch das Eingangs-
loch oder ein neu angelegtes weiter
oben, sucht das hohe Holz auf und verkriecht sich an den Stämmen dicht über der Wurzel nicht
nur hinter Rindenschuppen, sondern in eigens dazu gebohrten, oft bis zum Bast reichenden
Löchern. Der Waldgärtner geht südlich in Deutschland so weit, wie die Kiefern vorkommen,
und nach Norden bis Schweden und Rußland. -- Der sehr ähnliche kleine Kiefernmarkkäfer
(B. minor) lebt ebenso und unterscheidet sich nicht immer durch geringere Größe vom vorigen,
sondern nur dadurch, daß die zweite Hinterreihe zwischen den Punktstreifen der Flügeldecken bis
zum Hinterrande der Decken reicht, während sie beim vorigen da aufhört, wo diese ihre Beugung
nach unten beginnt. -- Eine mehr gestreckte Fühlerkeule und sieben Glieder zwischen ihr und dem
Schafte geben den einzigen Unterschied ab zwischen Blastophagus und Hylesinus, und ähnlicher
Art sind die generischen Merkmale der übrigen verwandten Gattungen.

Die echten Borkenkäfer (Bostrichus oder Tomicus) haben einen kugeligen Kopf und fünf-
gliederige Verbindung zwischen Fühlerschaft und dem runden, viergliederigen Knopfe, dessen erstes
nacktes Glied die übrigen behaarten von oben her umschließt. Das Halsschild zieht sich vorn
kappenartig über den Kopf weg, aber in gleichmäßiger Nundung, und ist auf seiner vordern
Hälfte dicht und fein gehöckert. Die Flügeldecken pflegen an der Spitze gestutzt oder ausgehöhlt
zu sein und an dem Seitenrande dieser Höhlung stärker oder schwächer gezähnt. Die breitgedrückten
Schienen endlich charakterisiren sich durch gezähnelte Außenkante. Einer der für Fichten schädlichsten
und größten (2 -- 2,7''') nennt sich u. a. auch der Buchdrucker oder achtzähnige Fichten-
Borkenkäfer
(B. typographus), er hat nämlich jederseits der tiefen Höhle an der Spitze seiner
grob punktstreifigen Flügeldecken vier Zähne, deren dritter der stärkste ist, trägt sich roth- oder

Taschenberg, wirbellose Thiere. (Brthm, Thierleben. VI.) 9

Große und kleine Kiefernmarkkäfer. Fichtenborkenkäfer.
bis zwei Zoll lang und enthielten 30 bis 40 Eier, den 2. Mai lebten die erſten Larven, welche
bis zum 18. ihre halbe Größe erlangt hatten, vier Wochen ſpäter (18. Juni) gab es die erſten
Puppen, am 2. Juli noch ganz weiße und weiche Käfer und erſt am 15. deſſelben Monats
die erſten Fluglöcher. Bei ungünſti-
[Abbildung] Der große und kleine Kiefernmarkkäfer (Blastophagus piniperda.
B. minor).
a [B.] piniperda. b
Larve, natürliche Größe und vergrößert. c Vuppe.
d Fühler. e Bein. f Tarſenglieder. g Ausgefreſſene Kieferntriebſpitze.
h B. minor.
gerer Witterung iſt die Brut auch
erſt im Auguſt entwickelt. Jetzt be-
ginnt der Fraß. Die Käfer bohren
ſich nämlich wagrecht in die jungen
oder ſelbſt ältere zapfentragende
Triebe der Kiefern ein bis zum
Marke und gehen, daſſelbe verzehrend,
aufwärts. Um das Eingangsloch
bildet ſich ein Wall des ausfließenden
Harzes, und die Triebe brechen bei
Wind leicht an dieſer Stelle ab, wenn
ſie klein und dünn ſind, oder die
endſtändigen Kronentriebe bleiben,
und ſtatt der ausgefreſſenen End-
knospen treiben neue von dicht
buſchigem Anſehen. Weil auf dieſe
Weiſe der Baum ſeinen natürlichen
Wuchs ändert, wie ein unter dem
Schnitt künſtlich gezüchteter, hat man
den Urheber ſolcher Erſcheinung den
„Waldgärtner“ genannt. Er geht
zur Ueberwinterung der Regel nach
wieder heraus, durch das Eingangs-
loch oder ein neu angelegtes weiter
oben, ſucht das hohe Holz auf und verkriecht ſich an den Stämmen dicht über der Wurzel nicht
nur hinter Rindenſchuppen, ſondern in eigens dazu gebohrten, oft bis zum Baſt reichenden
Löchern. Der Waldgärtner geht ſüdlich in Deutſchland ſo weit, wie die Kiefern vorkommen,
und nach Norden bis Schweden und Rußland. — Der ſehr ähnliche kleine Kiefernmarkkäfer
(B. minor) lebt ebenſo und unterſcheidet ſich nicht immer durch geringere Größe vom vorigen,
ſondern nur dadurch, daß die zweite Hinterreihe zwiſchen den Punktſtreifen der Flügeldecken bis
zum Hinterrande der Decken reicht, während ſie beim vorigen da aufhört, wo dieſe ihre Beugung
nach unten beginnt. — Eine mehr geſtreckte Fühlerkeule und ſieben Glieder zwiſchen ihr und dem
Schafte geben den einzigen Unterſchied ab zwiſchen Blastophagus und Hylesinus, und ähnlicher
Art ſind die generiſchen Merkmale der übrigen verwandten Gattungen.

Die echten Borkenkäfer (Bostrichus oder Tomicus) haben einen kugeligen Kopf und fünf-
gliederige Verbindung zwiſchen Fühlerſchaft und dem runden, viergliederigen Knopfe, deſſen erſtes
nacktes Glied die übrigen behaarten von oben her umſchließt. Das Halsſchild zieht ſich vorn
kappenartig über den Kopf weg, aber in gleichmäßiger Nundung, und iſt auf ſeiner vordern
Hälfte dicht und fein gehöckert. Die Flügeldecken pflegen an der Spitze geſtutzt oder ausgehöhlt
zu ſein und an dem Seitenrande dieſer Höhlung ſtärker oder ſchwächer gezähnt. Die breitgedrückten
Schienen endlich charakteriſiren ſich durch gezähnelte Außenkante. Einer der für Fichten ſchädlichſten
und größten (2 — 2,7‴) nennt ſich u. a. auch der Buchdrucker oder achtzähnige Fichten-
Borkenkäfer
(B. typographus), er hat nämlich jederſeits der tiefen Höhle an der Spitze ſeiner
grob punktſtreifigen Flügeldecken vier Zähne, deren dritter der ſtärkſte iſt, trägt ſich roth- oder

Taſchenberg, wirbelloſe Thiere. (Brthm, Thierleben. VI.) 9
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[129/0147] Große und kleine Kiefernmarkkäfer. Fichtenborkenkäfer. bis zwei Zoll lang und enthielten 30 bis 40 Eier, den 2. Mai lebten die erſten Larven, welche bis zum 18. ihre halbe Größe erlangt hatten, vier Wochen ſpäter (18. Juni) gab es die erſten Puppen, am 2. Juli noch ganz weiße und weiche Käfer und erſt am 15. deſſelben Monats die erſten Fluglöcher. Bei ungünſti- [Abbildung Der große und kleine Kiefernmarkkäfer (Blastophagus piniperda. B. minor). a B. piniperda. b Larve, natürliche Größe und vergrößert. c Vuppe. d Fühler. e Bein. f Tarſenglieder. g Ausgefreſſene Kieferntriebſpitze. h B. minor.] gerer Witterung iſt die Brut auch erſt im Auguſt entwickelt. Jetzt be- ginnt der Fraß. Die Käfer bohren ſich nämlich wagrecht in die jungen oder ſelbſt ältere zapfentragende Triebe der Kiefern ein bis zum Marke und gehen, daſſelbe verzehrend, aufwärts. Um das Eingangsloch bildet ſich ein Wall des ausfließenden Harzes, und die Triebe brechen bei Wind leicht an dieſer Stelle ab, wenn ſie klein und dünn ſind, oder die endſtändigen Kronentriebe bleiben, und ſtatt der ausgefreſſenen End- knospen treiben neue von dicht buſchigem Anſehen. Weil auf dieſe Weiſe der Baum ſeinen natürlichen Wuchs ändert, wie ein unter dem Schnitt künſtlich gezüchteter, hat man den Urheber ſolcher Erſcheinung den „Waldgärtner“ genannt. Er geht zur Ueberwinterung der Regel nach wieder heraus, durch das Eingangs- loch oder ein neu angelegtes weiter oben, ſucht das hohe Holz auf und verkriecht ſich an den Stämmen dicht über der Wurzel nicht nur hinter Rindenſchuppen, ſondern in eigens dazu gebohrten, oft bis zum Baſt reichenden Löchern. Der Waldgärtner geht ſüdlich in Deutſchland ſo weit, wie die Kiefern vorkommen, und nach Norden bis Schweden und Rußland. — Der ſehr ähnliche kleine Kiefernmarkkäfer (B. minor) lebt ebenſo und unterſcheidet ſich nicht immer durch geringere Größe vom vorigen, ſondern nur dadurch, daß die zweite Hinterreihe zwiſchen den Punktſtreifen der Flügeldecken bis zum Hinterrande der Decken reicht, während ſie beim vorigen da aufhört, wo dieſe ihre Beugung nach unten beginnt. — Eine mehr geſtreckte Fühlerkeule und ſieben Glieder zwiſchen ihr und dem Schafte geben den einzigen Unterſchied ab zwiſchen Blastophagus und Hylesinus, und ähnlicher Art ſind die generiſchen Merkmale der übrigen verwandten Gattungen. Die echten Borkenkäfer (Bostrichus oder Tomicus) haben einen kugeligen Kopf und fünf- gliederige Verbindung zwiſchen Fühlerſchaft und dem runden, viergliederigen Knopfe, deſſen erſtes nacktes Glied die übrigen behaarten von oben her umſchließt. Das Halsſchild zieht ſich vorn kappenartig über den Kopf weg, aber in gleichmäßiger Nundung, und iſt auf ſeiner vordern Hälfte dicht und fein gehöckert. Die Flügeldecken pflegen an der Spitze geſtutzt oder ausgehöhlt zu ſein und an dem Seitenrande dieſer Höhlung ſtärker oder ſchwächer gezähnt. Die breitgedrückten Schienen endlich charakteriſiren ſich durch gezähnelte Außenkante. Einer der für Fichten ſchädlichſten und größten (2 — 2,7‴) nennt ſich u. a. auch der Buchdrucker oder achtzähnige Fichten- Borkenkäfer (B. typographus), er hat nämlich jederſeits der tiefen Höhle an der Spitze ſeiner grob punktſtreifigen Flügeldecken vier Zähne, deren dritter der ſtärkſte iſt, trägt ſich roth- oder Taſchenberg, wirbelloſe Thiere. (Brthm, Thierleben. VI.) 9

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/147>, abgerufen am 23.11.2024.