Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869.Die Käfer. Tetrameren. Borkenkäfer. pechbraun, zottig gelb behaart. Nach den ersten warmen Frühlingstagen sieht man einzelne Buch-drucker in der Nähe ihrer Winterquartiere ziemlich träge und geräuschlos umherfliegen, sie ver- kriechen sich aber auch wieder, wenn es kühler wird. Bis Mitte Mai pflegen sie alle erwacht zu sein aus der winterlichen Erstarrung, und die Sorge um die Nachkommenschaft nimmt ihren Anfang. Gefallen ihnen die Brutplätze, wo sie und vielleicht ihre Ahnen bis zum so und so vielten Gliede hinauf geboren wurden, so steht dem Beginnen nichts im Wege. Jm entgegen- gesetzten Falle erheben sie sich hoch in die Luft, um, wie es scheint, passende Plätze aufzusuchen, und es ist keine Uebertreibung, wenn man sie nach einem ihrer Entwickelung günstigen Jahre mit schwärmenden Bienen, oder kleinen Wolken vergleicht. Jm Platze scheinen sie ziemlich wählerisch zu sein, altes Holz ist ihnen lieber als junges, liegendes, also von der Art oder durch Wind- bruch gefälltes lieber als stehendes; gewisse Lagen ziehen sie anderen vor und die Fichte (Pinus [Abbildung]
Der achtzähnige Fichtenborlenkäfer (Bostrichus typographus). abies) jedem andern Nadelholze. Jst die Stelle gefunden, so wird an der Sohle der Rinde eina Käfer, natürliche Größe und vergrößert. b Larve, ebenso. c Puppe, vergrößert. d ein Bein. e Fuß oder Tarse. f Fühlhorn. g Brutkolonie. h ein Theil einer solchen von B. chaleographus, natürliche Größe. größerer Raum angelegt, in welchem die Begattung von mehreren Paaren vor sich geht, von wo aus in der bereits angegebenen Weise die Eier untergebracht werden und die Larven weiter fressen. Bald nach dem Eierlegen sterben die Weibchen in dem Baue selbst, oder sie schleppen sich noch mühsam heraus. Die vollkommen entwickelte Brut bleibt noch eine Zeit lang an der Geburtsstätte und frißt unregelmäßige Gänge, welche von Wurmmehl erfüllt sind und den ursprüng- lichen, regelmäßigen Bau sehr verunstalten. Jst es spät im Jahre, so bleiben sie hier, um zu überwintern; sollte sie das schöne Wetter noch hervorlocken, so treiben sie sich im Freien umher und verkriechen sich nachher anderwärts. Zeitig im Jahre ausgekrochene Käfer verlassen in Gesell- schaft, gern nach warmem Regen, gegen Mittag ihre Wiege, schwärmen und legen eine zweite Brut an, die unter den günstigsten Umständen noch zur vollen Entwickelung gelangt, in den meisten aber im Larven- oder Puppenzustande zu überwintern hat und nur dann ungefährdet bleibt, wenn die Vorke gut aufsitzt und keine Nässe eindringen kann. Am meisten halten die Die Käfer. Tetrameren. Borkenkäfer. pechbraun, zottig gelb behaart. Nach den erſten warmen Frühlingstagen ſieht man einzelne Buch-drucker in der Nähe ihrer Winterquartiere ziemlich träge und geräuſchlos umherfliegen, ſie ver- kriechen ſich aber auch wieder, wenn es kühler wird. Bis Mitte Mai pflegen ſie alle erwacht zu ſein aus der winterlichen Erſtarrung, und die Sorge um die Nachkommenſchaft nimmt ihren Anfang. Gefallen ihnen die Brutplätze, wo ſie und vielleicht ihre Ahnen bis zum ſo und ſo vielten Gliede hinauf geboren wurden, ſo ſteht dem Beginnen nichts im Wege. Jm entgegen- geſetzten Falle erheben ſie ſich hoch in die Luft, um, wie es ſcheint, paſſende Plätze aufzuſuchen, und es iſt keine Uebertreibung, wenn man ſie nach einem ihrer Entwickelung günſtigen Jahre mit ſchwärmenden Bienen, oder kleinen Wolken vergleicht. Jm Platze ſcheinen ſie ziemlich wähleriſch zu ſein, altes Holz iſt ihnen lieber als junges, liegendes, alſo von der Art oder durch Wind- bruch gefälltes lieber als ſtehendes; gewiſſe Lagen ziehen ſie anderen vor und die Fichte (Pinus [Abbildung]
Der achtzähnige Fichtenborlenkäfer (Bostrichus typographus). abies) jedem andern Nadelholze. Jſt die Stelle gefunden, ſo wird an der Sohle der Rinde eina Käfer, natürliche Größe und vergrößert. b Larve, ebenſo. c Puppe, vergrößert. d ein Bein. e Fuß oder Tarſe. f Fühlhorn. g Brutkolonie. h ein Theil einer ſolchen von B. chaleographus, natürliche Größe. größerer Raum angelegt, in welchem die Begattung von mehreren Paaren vor ſich geht, von wo aus in der bereits angegebenen Weiſe die Eier untergebracht werden und die Larven weiter freſſen. Bald nach dem Eierlegen ſterben die Weibchen in dem Baue ſelbſt, oder ſie ſchleppen ſich noch mühſam heraus. Die vollkommen entwickelte Brut bleibt noch eine Zeit lang an der Geburtsſtätte und frißt unregelmäßige Gänge, welche von Wurmmehl erfüllt ſind und den urſprüng- lichen, regelmäßigen Bau ſehr verunſtalten. Jſt es ſpät im Jahre, ſo bleiben ſie hier, um zu überwintern; ſollte ſie das ſchöne Wetter noch hervorlocken, ſo treiben ſie ſich im Freien umher und verkriechen ſich nachher anderwärts. Zeitig im Jahre ausgekrochene Käfer verlaſſen in Geſell- ſchaft, gern nach warmem Regen, gegen Mittag ihre Wiege, ſchwärmen und legen eine zweite Brut an, die unter den günſtigſten Umſtänden noch zur vollen Entwickelung gelangt, in den meiſten aber im Larven- oder Puppenzuſtande zu überwintern hat und nur dann ungefährdet bleibt, wenn die Vorke gut aufſitzt und keine Näſſe eindringen kann. Am meiſten halten die <TEI> <text> <body> <floatingText> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0148" n="130"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Die Käfer. Tetrameren. Borkenkäfer.</hi></fw><lb/> pechbraun, zottig gelb behaart. Nach den erſten warmen Frühlingstagen ſieht man einzelne Buch-<lb/> drucker in der Nähe ihrer Winterquartiere ziemlich träge und geräuſchlos umherfliegen, ſie ver-<lb/> kriechen ſich aber auch wieder, wenn es kühler wird. Bis Mitte Mai pflegen ſie alle erwacht zu<lb/> ſein aus der winterlichen Erſtarrung, und die Sorge um die Nachkommenſchaft nimmt ihren<lb/> Anfang. Gefallen ihnen die Brutplätze, wo ſie und vielleicht ihre Ahnen bis zum ſo und ſo<lb/> vielten Gliede hinauf geboren wurden, ſo ſteht dem Beginnen nichts im Wege. Jm entgegen-<lb/> geſetzten Falle erheben ſie ſich hoch in die Luft, um, wie es ſcheint, paſſende Plätze aufzuſuchen, und<lb/> es iſt keine Uebertreibung, wenn man ſie nach einem ihrer Entwickelung günſtigen Jahre mit<lb/> ſchwärmenden Bienen, oder kleinen Wolken vergleicht. Jm Platze ſcheinen ſie ziemlich wähleriſch<lb/> zu ſein, altes Holz iſt ihnen lieber als junges, liegendes, alſo von der Art oder durch Wind-<lb/> bruch gefälltes lieber als ſtehendes; gewiſſe Lagen ziehen ſie anderen vor und die Fichte (<hi rendition="#aq">Pinus</hi><lb/><figure><head><hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Der achtzähnige Fichtenborlenkäfer</hi> (<hi rendition="#aq">Bostrichus typographus).<lb/> a</hi> Käfer, natürliche Größe und vergrößert. <hi rendition="#aq">b</hi> Larve, ebenſo. <hi rendition="#aq">c</hi> Puppe, vergrößert. <hi rendition="#aq">d</hi> ein Bein. <hi rendition="#aq">e</hi> Fuß oder Tarſe. <hi rendition="#aq">f</hi> Fühlhorn.<lb/><hi rendition="#aq">g</hi> Brutkolonie. <hi rendition="#aq">h</hi> ein Theil einer ſolchen von <hi rendition="#aq">B. chaleographus,</hi> natürliche Größe.</hi></head></figure><lb/><hi rendition="#aq">abies</hi>) jedem andern Nadelholze. Jſt die Stelle gefunden, ſo wird an der Sohle der Rinde ein<lb/> größerer Raum angelegt, in welchem die Begattung von mehreren Paaren vor ſich geht, von wo<lb/> aus in der bereits angegebenen Weiſe die Eier untergebracht werden und die Larven weiter<lb/> freſſen. Bald nach dem Eierlegen ſterben die Weibchen in dem Baue ſelbſt, oder ſie ſchleppen<lb/> ſich noch mühſam heraus. Die vollkommen entwickelte Brut bleibt noch eine Zeit lang an der<lb/> Geburtsſtätte und frißt unregelmäßige Gänge, welche von Wurmmehl erfüllt ſind und den urſprüng-<lb/> lichen, regelmäßigen Bau ſehr verunſtalten. Jſt es ſpät im Jahre, ſo bleiben ſie hier, um zu<lb/> überwintern; ſollte ſie das ſchöne Wetter noch hervorlocken, ſo treiben ſie ſich im Freien umher<lb/> und verkriechen ſich nachher anderwärts. Zeitig im Jahre ausgekrochene Käfer verlaſſen in Geſell-<lb/> ſchaft, gern nach warmem Regen, gegen Mittag ihre Wiege, ſchwärmen und legen eine zweite<lb/> Brut an, die unter den günſtigſten Umſtänden noch zur vollen Entwickelung gelangt, in den<lb/> meiſten aber im Larven- oder Puppenzuſtande zu überwintern hat und nur dann ungefährdet<lb/> bleibt, wenn die Vorke gut aufſitzt und keine Näſſe eindringen kann. Am meiſten halten die<lb/></p> </div> </div> </body> </floatingText> </body> </text> </TEI> [130/0148]
Die Käfer. Tetrameren. Borkenkäfer.
pechbraun, zottig gelb behaart. Nach den erſten warmen Frühlingstagen ſieht man einzelne Buch-
drucker in der Nähe ihrer Winterquartiere ziemlich träge und geräuſchlos umherfliegen, ſie ver-
kriechen ſich aber auch wieder, wenn es kühler wird. Bis Mitte Mai pflegen ſie alle erwacht zu
ſein aus der winterlichen Erſtarrung, und die Sorge um die Nachkommenſchaft nimmt ihren
Anfang. Gefallen ihnen die Brutplätze, wo ſie und vielleicht ihre Ahnen bis zum ſo und ſo
vielten Gliede hinauf geboren wurden, ſo ſteht dem Beginnen nichts im Wege. Jm entgegen-
geſetzten Falle erheben ſie ſich hoch in die Luft, um, wie es ſcheint, paſſende Plätze aufzuſuchen, und
es iſt keine Uebertreibung, wenn man ſie nach einem ihrer Entwickelung günſtigen Jahre mit
ſchwärmenden Bienen, oder kleinen Wolken vergleicht. Jm Platze ſcheinen ſie ziemlich wähleriſch
zu ſein, altes Holz iſt ihnen lieber als junges, liegendes, alſo von der Art oder durch Wind-
bruch gefälltes lieber als ſtehendes; gewiſſe Lagen ziehen ſie anderen vor und die Fichte (Pinus
[Abbildung Der achtzähnige Fichtenborlenkäfer (Bostrichus typographus).
a Käfer, natürliche Größe und vergrößert. b Larve, ebenſo. c Puppe, vergrößert. d ein Bein. e Fuß oder Tarſe. f Fühlhorn.
g Brutkolonie. h ein Theil einer ſolchen von B. chaleographus, natürliche Größe.]
abies) jedem andern Nadelholze. Jſt die Stelle gefunden, ſo wird an der Sohle der Rinde ein
größerer Raum angelegt, in welchem die Begattung von mehreren Paaren vor ſich geht, von wo
aus in der bereits angegebenen Weiſe die Eier untergebracht werden und die Larven weiter
freſſen. Bald nach dem Eierlegen ſterben die Weibchen in dem Baue ſelbſt, oder ſie ſchleppen
ſich noch mühſam heraus. Die vollkommen entwickelte Brut bleibt noch eine Zeit lang an der
Geburtsſtätte und frißt unregelmäßige Gänge, welche von Wurmmehl erfüllt ſind und den urſprüng-
lichen, regelmäßigen Bau ſehr verunſtalten. Jſt es ſpät im Jahre, ſo bleiben ſie hier, um zu
überwintern; ſollte ſie das ſchöne Wetter noch hervorlocken, ſo treiben ſie ſich im Freien umher
und verkriechen ſich nachher anderwärts. Zeitig im Jahre ausgekrochene Käfer verlaſſen in Geſell-
ſchaft, gern nach warmem Regen, gegen Mittag ihre Wiege, ſchwärmen und legen eine zweite
Brut an, die unter den günſtigſten Umſtänden noch zur vollen Entwickelung gelangt, in den
meiſten aber im Larven- oder Puppenzuſtande zu überwintern hat und nur dann ungefährdet
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