Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869.Cryptocephalus. Große und kleine Pappel-Blattkäfer, Chrysomelen. zehn an ein Blatt, und wiederholt dies Geschäft an noch zehn und mehr anderen. Nach achtbis zwölf Tagen, je nach der wärmeren oder rauheren Witterung, kommen die Larven daraus hervor und sind vom Mai an zu bemerken, besonders durch die Löcher, welche sie in die Blätter nagen. Nach mehrmaliger Häutung erlangen sie ihre volle Größe. Die Gestalt ergiebt die Abbildung (c), die Farbe ist ein schmuziges Weiß mit schwarzem Anfluge, der Rücken der beiden hinteren Brustringe bleibt reiner weiß, Kopf, Brustschild, die Beine, mehrere Punktreihen dahinter, so wie die stark be- haarten Warzen in den Körperseiten entschiedener und glänzend schwarz. Der sechs Augen jederseits des Kopses möge auch gedacht werden, da sie unsere Abbildung natürlich nicht erkennen läßt. Die Larve der größern Art trägt sich ähnlich, hat aber einen etwas breiteren Hinterleib. Beim Anfassen lassen sie ein Tröpfchen milchige und übelriechende Flüssig- [Abbildung]
[Abbildung]
Der kleine Pappel-Blattkäfer (Lina tromulse). keit aus den Wärzchen hervortreten, die auch wieder zurück geht, wenn sie nicht mit einema Larven, ihr Fraß an Zitterpappel, nebst vergrößerter Rückenansicht der Puppe. b dieselbe von vorn. c die Larve. d der Käfer, alle vergrößert. andern Gegenstande in Berührung kommt. Die erwachsene Larve heftet sich mit ihrer Leibesspitze an ein Blatt, streift die letzte Haut ab und wird zur schmuzig weißen, auf dem Rücken schwarz- fleckigen Puppe, welche am größten Theile ihres Hinterleibes von der zurückgestreiften Larvenhaut umschlossen ist. Schon nach sechs bis zehn Tagen kommt der Käfer daraus zum Vorschein, anfaugs matt gefärbt und sehr weich und erst dann vollkommen, wenn alle Theile zur Genüge ausgetrocknet sind; er frißt keine Löcher, sondern verzehrt die Blätter, mit Ausschluß der dicksten Rippen, voll- ständig. Die Umstände, daß die Larven vom Mai bis in den August anzutreffen, daß im Sommer Larven, Puppen und vollkommene Jnsekten gleichzeitig vorhanden sind, und daß die Entwickelung der einzelnen Stände bei nicht zu ungünstigem Wetter ziemlich rasch von Statten geht -- man beobachtete von am zweiten August gelegten Eiern den dreizehnten September die Käfer -- scheinen dafür zu sprechen, daß zwei Generationen im Jahre zum Wenigsten zu Stande kommen. Der Gattung Chrysomela fehlt die Rinne an den Hinterschienen, oder, wenn sie angedeutet, Cryptocephalus. Große und kleine Pappel-Blattkäfer, Chryſomelen. zehn an ein Blatt, und wiederholt dies Geſchäft an noch zehn und mehr anderen. Nach achtbis zwölf Tagen, je nach der wärmeren oder rauheren Witterung, kommen die Larven daraus hervor und ſind vom Mai an zu bemerken, beſonders durch die Löcher, welche ſie in die Blätter nagen. Nach mehrmaliger Häutung erlangen ſie ihre volle Größe. Die Geſtalt ergiebt die Abbildung (c), die Farbe iſt ein ſchmuziges Weiß mit ſchwarzem Anfluge, der Rücken der beiden hinteren Bruſtringe bleibt reiner weiß, Kopf, Bruſtſchild, die Beine, mehrere Punktreihen dahinter, ſo wie die ſtark be- haarten Warzen in den Körperſeiten entſchiedener und glänzend ſchwarz. Der ſechs Augen jederſeits des Kopſes möge auch gedacht werden, da ſie unſere Abbildung natürlich nicht erkennen läßt. Die Larve der größern Art trägt ſich ähnlich, hat aber einen etwas breiteren Hinterleib. Beim Anfaſſen laſſen ſie ein Tröpfchen milchige und übelriechende Flüſſig- [Abbildung]
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Der kleine Pappel-Blattkäfer (Lina tromulse). keit aus den Wärzchen hervortreten, die auch wieder zurück geht, wenn ſie nicht mit einema Larven, ihr Fraß an Zitterpappel, nebſt vergrößerter Rückenanſicht der Puppe. b dieſelbe von vorn. c die Larve. d der Käfer, alle vergrößert. andern Gegenſtande in Berührung kommt. Die erwachſene Larve heftet ſich mit ihrer Leibesſpitze an ein Blatt, ſtreift die letzte Haut ab und wird zur ſchmuzig weißen, auf dem Rücken ſchwarz- fleckigen Puppe, welche am größten Theile ihres Hinterleibes von der zurückgeſtreiften Larvenhaut umſchloſſen iſt. Schon nach ſechs bis zehn Tagen kommt der Käfer daraus zum Vorſchein, anfaugs matt gefärbt und ſehr weich und erſt dann vollkommen, wenn alle Theile zur Genüge ausgetrocknet ſind; er frißt keine Löcher, ſondern verzehrt die Blätter, mit Ausſchluß der dickſten Rippen, voll- ſtändig. Die Umſtände, daß die Larven vom Mai bis in den Auguſt anzutreffen, daß im Sommer Larven, Puppen und vollkommene Jnſekten gleichzeitig vorhanden ſind, und daß die Entwickelung der einzelnen Stände bei nicht zu ungünſtigem Wetter ziemlich raſch von Statten geht — man beobachtete von am zweiten Auguſt gelegten Eiern den dreizehnten September die Käfer — ſcheinen dafür zu ſprechen, daß zwei Generationen im Jahre zum Wenigſten zu Stande kommen. Der Gattung Chrysomela fehlt die Rinne an den Hinterſchienen, oder, wenn ſie angedeutet, <TEI> <text> <body> <floatingText> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0167" n="149"/><fw place="top" type="header">Cryptocephalus. Große und kleine Pappel-Blattkäfer, Chryſomelen.</fw><lb/> zehn an ein Blatt, und wiederholt dies Geſchäft an noch zehn und mehr anderen. 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Cryptocephalus. Große und kleine Pappel-Blattkäfer, Chryſomelen.
zehn an ein Blatt, und wiederholt dies Geſchäft an noch zehn und mehr anderen. Nach acht
bis zwölf Tagen, je nach der wärmeren oder rauheren Witterung, kommen die Larven daraus
hervor und ſind vom Mai an zu bemerken, beſonders durch die Löcher, welche ſie in die Blätter
nagen. Nach mehrmaliger Häutung erlangen ſie ihre
volle Größe. Die Geſtalt ergiebt die Abbildung (c),
die Farbe iſt ein ſchmuziges Weiß mit ſchwarzem
Anfluge, der Rücken der beiden hinteren Bruſtringe
bleibt reiner weiß, Kopf, Bruſtſchild, die Beine,
mehrere Punktreihen dahinter, ſo wie die ſtark be-
haarten Warzen in den Körperſeiten entſchiedener
und glänzend ſchwarz. Der ſechs Augen jederſeits
des Kopſes möge auch gedacht werden, da ſie unſere
Abbildung natürlich nicht erkennen läßt. Die Larve
der größern Art trägt ſich ähnlich, hat aber einen
etwas breiteren Hinterleib. Beim Anfaſſen laſſen
ſie ein Tröpfchen milchige und übelriechende Flüſſig-
[Abbildung]
[Abbildung Der kleine Pappel-Blattkäfer (Lina tromulse).
a Larven, ihr Fraß an Zitterpappel, nebſt vergrößerter Rückenanſicht der Puppe. b dieſelbe von vorn. c die Larve. d der Käfer,
alle vergrößert.]
keit aus den Wärzchen hervortreten, die auch wieder zurück geht, wenn ſie nicht mit einem
andern Gegenſtande in Berührung kommt. Die erwachſene Larve heftet ſich mit ihrer Leibesſpitze
an ein Blatt, ſtreift die letzte Haut ab und wird zur ſchmuzig weißen, auf dem Rücken ſchwarz-
fleckigen Puppe, welche am größten Theile ihres Hinterleibes von der zurückgeſtreiften Larvenhaut
umſchloſſen iſt. Schon nach ſechs bis zehn Tagen kommt der Käfer daraus zum Vorſchein, anfaugs
matt gefärbt und ſehr weich und erſt dann vollkommen, wenn alle Theile zur Genüge ausgetrocknet
ſind; er frißt keine Löcher, ſondern verzehrt die Blätter, mit Ausſchluß der dickſten Rippen, voll-
ſtändig. Die Umſtände, daß die Larven vom Mai bis in den Auguſt anzutreffen, daß im
Sommer Larven, Puppen und vollkommene Jnſekten gleichzeitig vorhanden ſind, und daß die
Entwickelung der einzelnen Stände bei nicht zu ungünſtigem Wetter ziemlich raſch von Statten
geht — man beobachtete von am zweiten Auguſt gelegten Eiern den dreizehnten September die
Käfer — ſcheinen dafür zu ſprechen, daß zwei Generationen im Jahre zum Wenigſten zu
Stande kommen.
Der Gattung Chrysomela fehlt die Rinne an den Hinterſchienen, oder, wenn ſie angedeutet,
ſo erreicht das Halsſchild an ſeiner Berührungsſtelle mit den Flügeldecken beinahe deren Breite,
ferner iſt das zweite Tarſenglied ſchmäler als die beiden, welche es einſchließen. Die kräftigeren
Formen, denen die Flügel fehlen, hat man als Timarcha von Chrysomela abgeſchieden. Von
letzteren kennt man ungefähr 150 Arten, die zum größten Theile Europa angehören, die ſchönſten,
in außerordentlich feurigen Metallfarben glänzenden, vorherrſchend dem Gebirge. Die meiſten
halten ſich an ganz beſtimmte Pflanzen, auf welchen ſich ihre walzigen, etwas buckeligen, nicht
mit behaarten Warzen an den Seiten verſehenen Larven freſſend aufhalten. So lebt die ſchöne
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