Kegel, Cylinder mit abgerundeten Endflächen, flachgedrückt, beiderseits in Spitzen ausgezogene Gestalten, wie sie bei den Samen vieler Pflanzen vorkommen, und manche andere finden sich noch. Die Oberfläche ist bei diesen glatt, bei anderen kantig, regelmäßig gerippt nach einer oder ver- schiedenen Richtungen. Hier markirt sich eine Stelle als solche, wo sich beim Ausschlüpfen des jungen Thieres ein Deckelchen abhebt, dort nicht, weil die Schale unregelmäßig zerreißt. Glanz, Farbe, welche sich je nach der fortschreitenden Entwickelung im Jnneren ändert, schützende Umkleidung bedingen weitere Unterschiede. Je nach der Lebensweise der Jnsekten muß natürlich der Ort, an welchem und die Art, wie die Eier von den Weibchen abgesetzt werden, anders ausfallen.
Wenn auch die Brutpflege, wie man den Jnbegriff aller Maßregeln nennt, welche das Weibchen in Fürsorge für seine Nachkommen trifft, sich bei den Jnsekten wesentlich anders äußert, als bei den Vögeln, so ist sie doch nicht minder bewundernswerth. Während der Vogel seine Eier selbst ausbrütet und die Jungen aufzieht, überläßt das Jnsekt das erste Geschäft der Sonnenwärme und genießt in den allermeisten Fällen gar nicht das Glück, seine Nachkommen nur zu sehen, geschweige ihnen beim Heranwachsen Liebe und Zucht angedeihen lassen zu können. Die ganze Sorgfalt wird sich bei ihm auf das Unterbringen der Eier beschränken und fällt mithin ausschließlich der Mutter anheim. Der einer jeden Art angeborene Trieb, den man mit dem nichts erklärenden Worte Jnstinkt bezeichnet hat, läßt das Weibchen die Pflanze auffinden, von welcher das aus dem Eie geschlüpfte Junge seine Nahrung empfängt; sie ist bei vielen, den sogenannten Monophagen, eine ganz bestimmte, bei den Polyphagen (Vielerleifressenden) eine zwischen verwandten Pflanzenarten schwankende. Hier werden die Eier immer nur in die Nähe der Wurzel, da an den Stamm, dort an Knospen, Blätter, Früchte gelegt, äußerlich aufgeklebt oder dem Jnneren einverleibt. Andere leben nur von faulenden pflanzlichen oder thierischen Stoffen und wissen solche als Brutstätten auf- zufinden. Viele Mücken, Fliegen, Libellen und dergleichen, als vollkommene Jnsekten recht eigentliche Luftbewohner, halten sich in ihrer Jugend im Wasser auf, darum lassen die Weibchen ihre Eier entweder in dasselbe fallen oder befestigen sie an Wasserpflanzen. Solche, die in den Leibern anderer Jnsekten, selbst warmblutiger Thiere ihre Jugend verbrachten, wissen nachher die betreffenden Wohn- thiere ausfindig zu machen, um in ihnen ihre Art fortzupflanzen, sei es, daß sie sich unmittelbar auf dieselben setzen, sei es, daß sie dieselben tief im Holze und anderwärts aufsuchen und mit ihrem langen Legbohrer anstechen. Ueberall hier handelt es sich um Auffinden des richtigen Ortes, zweck- mäßige Befestigung, Einhüllung der Eier, wenn es nöthig, um sie vor der Winterkälte oder anderen feindlichen Einflüssen zu schützen. Obschon nachher öfter Nahrung und Aufenthaltsort des Weibchens wesentlich verschieden sind von denen seiner ersten Lebensperioden, so findet es doch in der Fürsorge für seine Nachkommen das Richtige wieder auf, als ob ihm Erinnerungen an die vergangenen Zeiten geblieben wären. Doch -- wie der Mensch irren kann, warum sollte es nicht auch bei einem so tief unter demselben stehenden Wesen möglich werden? Jch habe schon manchmal die Eier des Fichtenschwärmers, dessen Raupe nur von dem genannten Baume frißt, an Eichstämmen gefunden, die allerdings in der Nachbarschaft jener standen, und von ausländischen Fliegen, die ihre Eier an verwesende Substanzen legen, erzählt man, daß sie sich durch den Geruch der Aaspflanzen (Sta- pelia) irre leiten ließen und dieselben zu unrichtigen Brutstätten benutzten. Bei weitem gesteigertere Ansprüche macht die Brutpflege an diejenigen Jnsekten, welche im Sande, alten Lehmwänden, faulem Holze, Röhren oder einfache Höhlungen anlegen, allerlei andere Jnsekten einfangen, dort eintragen oder Honig sammeln, ein Ei daran legen und nun den Bau verschließen, das Weitere der Zukunft, sich selbst dem Loose alles Sterblichen überlassend. Auf der höchsten Stufe stehen in dieser Hinsicht die Honigbienen, Ameisen und noch einige andere, in förmlichen Staaten beisammen lebende Jnsekten; davon jedoch später ausführlicher.
Unter dem Einflusse der Wärme erfolgt im Ei die Entwickelung des Embryo. Nach der Ausbildung der Keimhaut tritt eine kräftige Anziehung der Zellen unter einander ein, von denen
Ein Blick auf das Leben der Geſammtheit.
Kegel, Cylinder mit abgerundeten Endflächen, flachgedrückt, beiderſeits in Spitzen ausgezogene Geſtalten, wie ſie bei den Samen vieler Pflanzen vorkommen, und manche andere finden ſich noch. Die Oberfläche iſt bei dieſen glatt, bei anderen kantig, regelmäßig gerippt nach einer oder ver- ſchiedenen Richtungen. Hier markirt ſich eine Stelle als ſolche, wo ſich beim Ausſchlüpfen des jungen Thieres ein Deckelchen abhebt, dort nicht, weil die Schale unregelmäßig zerreißt. Glanz, Farbe, welche ſich je nach der fortſchreitenden Entwickelung im Jnneren ändert, ſchützende Umkleidung bedingen weitere Unterſchiede. Je nach der Lebensweiſe der Jnſekten muß natürlich der Ort, an welchem und die Art, wie die Eier von den Weibchen abgeſetzt werden, anders ausfallen.
Wenn auch die Brutpflege, wie man den Jnbegriff aller Maßregeln nennt, welche das Weibchen in Fürſorge für ſeine Nachkommen trifft, ſich bei den Jnſekten weſentlich anders äußert, als bei den Vögeln, ſo iſt ſie doch nicht minder bewundernswerth. Während der Vogel ſeine Eier ſelbſt ausbrütet und die Jungen aufzieht, überläßt das Jnſekt das erſte Geſchäft der Sonnenwärme und genießt in den allermeiſten Fällen gar nicht das Glück, ſeine Nachkommen nur zu ſehen, geſchweige ihnen beim Heranwachſen Liebe und Zucht angedeihen laſſen zu können. Die ganze Sorgfalt wird ſich bei ihm auf das Unterbringen der Eier beſchränken und fällt mithin ausſchließlich der Mutter anheim. Der einer jeden Art angeborene Trieb, den man mit dem nichts erklärenden Worte Jnſtinkt bezeichnet hat, läßt das Weibchen die Pflanze auffinden, von welcher das aus dem Eie geſchlüpfte Junge ſeine Nahrung empfängt; ſie iſt bei vielen, den ſogenannten Monophagen, eine ganz beſtimmte, bei den Polyphagen (Vielerleifreſſenden) eine zwiſchen verwandten Pflanzenarten ſchwankende. Hier werden die Eier immer nur in die Nähe der Wurzel, da an den Stamm, dort an Knospen, Blätter, Früchte gelegt, äußerlich aufgeklebt oder dem Jnneren einverleibt. Andere leben nur von faulenden pflanzlichen oder thieriſchen Stoffen und wiſſen ſolche als Brutſtätten auf- zufinden. Viele Mücken, Fliegen, Libellen und dergleichen, als vollkommene Jnſekten recht eigentliche Luftbewohner, halten ſich in ihrer Jugend im Waſſer auf, darum laſſen die Weibchen ihre Eier entweder in daſſelbe fallen oder befeſtigen ſie an Waſſerpflanzen. Solche, die in den Leibern anderer Jnſekten, ſelbſt warmblutiger Thiere ihre Jugend verbrachten, wiſſen nachher die betreffenden Wohn- thiere ausfindig zu machen, um in ihnen ihre Art fortzupflanzen, ſei es, daß ſie ſich unmittelbar auf dieſelben ſetzen, ſei es, daß ſie dieſelben tief im Holze und anderwärts aufſuchen und mit ihrem langen Legbohrer anſtechen. Ueberall hier handelt es ſich um Auffinden des richtigen Ortes, zweck- mäßige Befeſtigung, Einhüllung der Eier, wenn es nöthig, um ſie vor der Winterkälte oder anderen feindlichen Einflüſſen zu ſchützen. Obſchon nachher öfter Nahrung und Aufenthaltsort des Weibchens weſentlich verſchieden ſind von denen ſeiner erſten Lebensperioden, ſo findet es doch in der Fürſorge für ſeine Nachkommen das Richtige wieder auf, als ob ihm Erinnerungen an die vergangenen Zeiten geblieben wären. Doch — wie der Menſch irren kann, warum ſollte es nicht auch bei einem ſo tief unter demſelben ſtehenden Weſen möglich werden? Jch habe ſchon manchmal die Eier des Fichtenſchwärmers, deſſen Raupe nur von dem genannten Baume frißt, an Eichſtämmen gefunden, die allerdings in der Nachbarſchaft jener ſtanden, und von ausländiſchen Fliegen, die ihre Eier an verweſende Subſtanzen legen, erzählt man, daß ſie ſich durch den Geruch der Aaspflanzen (Sta- pelia) irre leiten ließen und dieſelben zu unrichtigen Brutſtätten benutzten. Bei weitem geſteigertere Anſprüche macht die Brutpflege an diejenigen Jnſekten, welche im Sande, alten Lehmwänden, faulem Holze, Röhren oder einfache Höhlungen anlegen, allerlei andere Jnſekten einfangen, dort eintragen oder Honig ſammeln, ein Ei daran legen und nun den Bau verſchließen, das Weitere der Zukunft, ſich ſelbſt dem Looſe alles Sterblichen überlaſſend. Auf der höchſten Stufe ſtehen in dieſer Hinſicht die Honigbienen, Ameiſen und noch einige andere, in förmlichen Staaten beiſammen lebende Jnſekten; davon jedoch ſpäter ausführlicher.
Unter dem Einfluſſe der Wärme erfolgt im Ei die Entwickelung des Embryo. Nach der Ausbildung der Keimhaut tritt eine kräftige Anziehung der Zellen unter einander ein, von denen
<TEI><text><body><floatingText><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0026"n="14"/><fwplace="top"type="header">Ein Blick auf das Leben der Geſammtheit.</fw><lb/>
Kegel, Cylinder mit abgerundeten Endflächen, flachgedrückt, beiderſeits in Spitzen ausgezogene<lb/>
Geſtalten, wie ſie bei den Samen vieler Pflanzen vorkommen, und manche andere finden ſich noch.<lb/>
Die Oberfläche iſt bei dieſen glatt, bei anderen kantig, regelmäßig gerippt nach einer oder ver-<lb/>ſchiedenen Richtungen. Hier markirt ſich eine Stelle als ſolche, wo ſich beim Ausſchlüpfen des<lb/>
jungen Thieres ein Deckelchen abhebt, dort nicht, weil die Schale unregelmäßig zerreißt. Glanz,<lb/>
Farbe, welche ſich je nach der fortſchreitenden Entwickelung im Jnneren ändert, ſchützende Umkleidung<lb/>
bedingen weitere Unterſchiede. Je nach der Lebensweiſe der Jnſekten muß natürlich der Ort, an<lb/>
welchem und die Art, wie die Eier von den Weibchen abgeſetzt werden, anders ausfallen.</p><lb/><p>Wenn auch die Brutpflege, wie man den Jnbegriff aller Maßregeln nennt, welche das Weibchen<lb/>
in Fürſorge für ſeine Nachkommen trifft, ſich bei den Jnſekten weſentlich anders äußert, als bei<lb/>
den Vögeln, ſo iſt ſie doch nicht minder bewundernswerth. Während der Vogel ſeine Eier ſelbſt<lb/>
ausbrütet und die Jungen aufzieht, überläßt das Jnſekt das erſte Geſchäft der Sonnenwärme und<lb/>
genießt in den allermeiſten Fällen gar nicht das Glück, ſeine Nachkommen nur zu ſehen, geſchweige<lb/>
ihnen beim Heranwachſen Liebe und Zucht angedeihen laſſen zu können. Die ganze Sorgfalt wird<lb/>ſich bei ihm auf das Unterbringen der Eier beſchränken und fällt mithin ausſchließlich der Mutter<lb/>
anheim. Der einer jeden Art angeborene Trieb, den man mit dem nichts erklärenden Worte<lb/>
Jnſtinkt bezeichnet hat, läßt das Weibchen die Pflanze auffinden, von welcher das aus dem Eie<lb/>
geſchlüpfte Junge ſeine Nahrung empfängt; ſie iſt bei vielen, den ſogenannten Monophagen, eine<lb/>
ganz beſtimmte, bei den Polyphagen (Vielerleifreſſenden) eine zwiſchen verwandten Pflanzenarten<lb/>ſchwankende. Hier werden die Eier immer nur in die Nähe der Wurzel, da an den Stamm, dort<lb/>
an Knospen, Blätter, Früchte gelegt, äußerlich aufgeklebt oder dem Jnneren einverleibt. Andere<lb/>
leben nur von faulenden pflanzlichen oder thieriſchen Stoffen und wiſſen ſolche als Brutſtätten auf-<lb/>
zufinden. Viele Mücken, Fliegen, Libellen und dergleichen, als vollkommene Jnſekten recht eigentliche<lb/>
Luftbewohner, halten ſich in ihrer Jugend im Waſſer auf, darum laſſen die Weibchen ihre Eier<lb/>
entweder in daſſelbe fallen oder befeſtigen ſie an Waſſerpflanzen. Solche, die in den Leibern anderer<lb/>
Jnſekten, ſelbſt warmblutiger Thiere ihre Jugend verbrachten, wiſſen nachher die betreffenden Wohn-<lb/>
thiere ausfindig zu machen, um in ihnen ihre Art fortzupflanzen, ſei es, daß ſie ſich unmittelbar auf<lb/>
dieſelben ſetzen, ſei es, daß ſie dieſelben tief im Holze und anderwärts aufſuchen und mit ihrem<lb/>
langen Legbohrer anſtechen. Ueberall hier handelt es ſich um Auffinden des richtigen Ortes, zweck-<lb/>
mäßige Befeſtigung, Einhüllung der Eier, wenn es nöthig, um ſie vor der Winterkälte oder anderen<lb/>
feindlichen Einflüſſen zu ſchützen. Obſchon nachher öfter Nahrung und Aufenthaltsort des Weibchens<lb/>
weſentlich verſchieden ſind von denen ſeiner erſten Lebensperioden, ſo findet es doch in der Fürſorge<lb/>
für ſeine Nachkommen das Richtige wieder auf, als ob ihm Erinnerungen an die vergangenen Zeiten<lb/>
geblieben wären. Doch — wie der <hirendition="#g">Menſch</hi> irren kann, warum ſollte es nicht auch bei einem ſo<lb/>
tief unter demſelben ſtehenden Weſen möglich werden? Jch habe ſchon manchmal die Eier des<lb/>
Fichtenſchwärmers, deſſen Raupe nur von dem genannten Baume frißt, an Eichſtämmen gefunden,<lb/>
die allerdings in der Nachbarſchaft jener ſtanden, und von ausländiſchen Fliegen, die ihre Eier an<lb/>
verweſende Subſtanzen legen, erzählt man, daß ſie ſich durch den Geruch der Aaspflanzen (<hirendition="#aq">Sta-<lb/>
pelia</hi>) irre leiten ließen und dieſelben zu unrichtigen Brutſtätten benutzten. Bei weitem geſteigertere<lb/>
Anſprüche macht die Brutpflege an diejenigen Jnſekten, welche im Sande, alten Lehmwänden,<lb/>
faulem Holze, Röhren oder einfache Höhlungen anlegen, allerlei andere Jnſekten einfangen, dort<lb/>
eintragen oder Honig ſammeln, ein Ei daran legen und nun den Bau verſchließen, das Weitere<lb/>
der Zukunft, ſich ſelbſt dem Looſe alles Sterblichen überlaſſend. Auf der höchſten Stufe ſtehen in<lb/>
dieſer Hinſicht die Honigbienen, Ameiſen und noch einige andere, in förmlichen Staaten beiſammen<lb/>
lebende Jnſekten; davon jedoch ſpäter ausführlicher.</p><lb/><p>Unter dem Einfluſſe der Wärme erfolgt im Ei die Entwickelung des Embryo. Nach der<lb/>
Ausbildung der Keimhaut tritt eine kräftige Anziehung der Zellen unter einander ein, von denen<lb/></p></div></body></floatingText></body></text></TEI>
[14/0026]
Ein Blick auf das Leben der Geſammtheit.
Kegel, Cylinder mit abgerundeten Endflächen, flachgedrückt, beiderſeits in Spitzen ausgezogene
Geſtalten, wie ſie bei den Samen vieler Pflanzen vorkommen, und manche andere finden ſich noch.
Die Oberfläche iſt bei dieſen glatt, bei anderen kantig, regelmäßig gerippt nach einer oder ver-
ſchiedenen Richtungen. Hier markirt ſich eine Stelle als ſolche, wo ſich beim Ausſchlüpfen des
jungen Thieres ein Deckelchen abhebt, dort nicht, weil die Schale unregelmäßig zerreißt. Glanz,
Farbe, welche ſich je nach der fortſchreitenden Entwickelung im Jnneren ändert, ſchützende Umkleidung
bedingen weitere Unterſchiede. Je nach der Lebensweiſe der Jnſekten muß natürlich der Ort, an
welchem und die Art, wie die Eier von den Weibchen abgeſetzt werden, anders ausfallen.
Wenn auch die Brutpflege, wie man den Jnbegriff aller Maßregeln nennt, welche das Weibchen
in Fürſorge für ſeine Nachkommen trifft, ſich bei den Jnſekten weſentlich anders äußert, als bei
den Vögeln, ſo iſt ſie doch nicht minder bewundernswerth. Während der Vogel ſeine Eier ſelbſt
ausbrütet und die Jungen aufzieht, überläßt das Jnſekt das erſte Geſchäft der Sonnenwärme und
genießt in den allermeiſten Fällen gar nicht das Glück, ſeine Nachkommen nur zu ſehen, geſchweige
ihnen beim Heranwachſen Liebe und Zucht angedeihen laſſen zu können. Die ganze Sorgfalt wird
ſich bei ihm auf das Unterbringen der Eier beſchränken und fällt mithin ausſchließlich der Mutter
anheim. Der einer jeden Art angeborene Trieb, den man mit dem nichts erklärenden Worte
Jnſtinkt bezeichnet hat, läßt das Weibchen die Pflanze auffinden, von welcher das aus dem Eie
geſchlüpfte Junge ſeine Nahrung empfängt; ſie iſt bei vielen, den ſogenannten Monophagen, eine
ganz beſtimmte, bei den Polyphagen (Vielerleifreſſenden) eine zwiſchen verwandten Pflanzenarten
ſchwankende. Hier werden die Eier immer nur in die Nähe der Wurzel, da an den Stamm, dort
an Knospen, Blätter, Früchte gelegt, äußerlich aufgeklebt oder dem Jnneren einverleibt. Andere
leben nur von faulenden pflanzlichen oder thieriſchen Stoffen und wiſſen ſolche als Brutſtätten auf-
zufinden. Viele Mücken, Fliegen, Libellen und dergleichen, als vollkommene Jnſekten recht eigentliche
Luftbewohner, halten ſich in ihrer Jugend im Waſſer auf, darum laſſen die Weibchen ihre Eier
entweder in daſſelbe fallen oder befeſtigen ſie an Waſſerpflanzen. Solche, die in den Leibern anderer
Jnſekten, ſelbſt warmblutiger Thiere ihre Jugend verbrachten, wiſſen nachher die betreffenden Wohn-
thiere ausfindig zu machen, um in ihnen ihre Art fortzupflanzen, ſei es, daß ſie ſich unmittelbar auf
dieſelben ſetzen, ſei es, daß ſie dieſelben tief im Holze und anderwärts aufſuchen und mit ihrem
langen Legbohrer anſtechen. Ueberall hier handelt es ſich um Auffinden des richtigen Ortes, zweck-
mäßige Befeſtigung, Einhüllung der Eier, wenn es nöthig, um ſie vor der Winterkälte oder anderen
feindlichen Einflüſſen zu ſchützen. Obſchon nachher öfter Nahrung und Aufenthaltsort des Weibchens
weſentlich verſchieden ſind von denen ſeiner erſten Lebensperioden, ſo findet es doch in der Fürſorge
für ſeine Nachkommen das Richtige wieder auf, als ob ihm Erinnerungen an die vergangenen Zeiten
geblieben wären. Doch — wie der Menſch irren kann, warum ſollte es nicht auch bei einem ſo
tief unter demſelben ſtehenden Weſen möglich werden? Jch habe ſchon manchmal die Eier des
Fichtenſchwärmers, deſſen Raupe nur von dem genannten Baume frißt, an Eichſtämmen gefunden,
die allerdings in der Nachbarſchaft jener ſtanden, und von ausländiſchen Fliegen, die ihre Eier an
verweſende Subſtanzen legen, erzählt man, daß ſie ſich durch den Geruch der Aaspflanzen (Sta-
pelia) irre leiten ließen und dieſelben zu unrichtigen Brutſtätten benutzten. Bei weitem geſteigertere
Anſprüche macht die Brutpflege an diejenigen Jnſekten, welche im Sande, alten Lehmwänden,
faulem Holze, Röhren oder einfache Höhlungen anlegen, allerlei andere Jnſekten einfangen, dort
eintragen oder Honig ſammeln, ein Ei daran legen und nun den Bau verſchließen, das Weitere
der Zukunft, ſich ſelbſt dem Looſe alles Sterblichen überlaſſend. Auf der höchſten Stufe ſtehen in
dieſer Hinſicht die Honigbienen, Ameiſen und noch einige andere, in förmlichen Staaten beiſammen
lebende Jnſekten; davon jedoch ſpäter ausführlicher.
Unter dem Einfluſſe der Wärme erfolgt im Ei die Entwickelung des Embryo. Nach der
Ausbildung der Keimhaut tritt eine kräftige Anziehung der Zellen unter einander ein, von denen
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/26>, abgerufen am 27.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.