ist daher unbeständig, doch scheinen acht Herzkammern ziemlich häufig vorzukommen. Wenn nun das Blut vorn aus der Aorta austritt, so verbreitet es sich ohne alle Gefäße in regelmäßigen Strömen durch den ganzen Körper, tritt in die Fühler, Flügel, Füße und die sonstigen Anhänge des Leibes als Arterienstrom, kehrt daraus als Venenstrom zurück und vereinigt sich zuletzt in zwei Hauptströmen nach hinten, die es den seitlichen Falten des Rückengefäßes und durch sie diesem selbst wieder zuführen. Auf seinem Laufe vermischt es sich mit den neuen Ernährungs- flüssigkeiten, die aus den Wandungen des Verdanungskanals ausschwitzen. Das Blut ist meist farblos oder gelblich, auch grünlich, nur sehr selten roth gefärbt.
Der Hinterleib ist nun außerdem noch der Sitz für die Fortpflanzungswerkzeuge, bei den Weibchen im Allgemeinen aus einem Paar Eierstöcken gebildet, deren Ausführungsgänge mit dem Samenbehälter (Receptaculum seminis) in Verbindung stehen. Vielfachen Modificationen unter- worfen ist der äußere Apparat, mittelst dessen sie ihre Eier legen. Ein Theil derselben tritt bei manchen hinten aus dem Körper hervor und bietet einen in die Augen springenden Unterschied vom andern Geschlechte dar, wo dies nicht vorkommt, lassen sich unterscheidende Merkmale an anderen Theilen auffinden. Kann es in einem Falle für ein ungeübtes Auge mit Schwierig- keiten verbunden sein, beide Geschlechter einer Art wegen ihrer beinahe vollkommenen Ueberein- stimmung zu unterscheiden, so fehlt es andererseits auch nicht an solchen, wo beide so ganz und gar von einander abweichen, daß es keinem Forscher zur Last gelegt werden darf, wenn er das Weibchen unter diesem und das Männchen unter jenem Namen beschrieb und in die Wissenschaft einführte. So hat z. B. in verschiedenen Ordnungen das zuletzt genannte Geschlecht Flügel, das andere nicht, der Körper des einen ist ganz anders geformt und gefärbt, als beim anderen. Die Mannigfaltigkeit geht noch weiter. Der große amerikanische Tagfalter Papilio Memnon kommt im männlichen Geschlechte in ein und derselben Form unverändert vor, im weiblichen in zwei ganz verschiedenen, die an derselben Localität fliegen und ohne Uebergänge sind; die einen Weibchen weichen vom Männchen durch Färbung und Zeichnung ab, die anderen durch lang spatelförmigen Schwanz an den Hinterflügeln. Ein anderer in Nordamerika gemeiner Schwalben- schwanz (Papilio Turnus) hat gelbe Grundfarbe in beiden Geschlechtern um Neu-York und Neu- England, dagegen ist das Weibchen im Süden von Jllinois schwarz gefärbt. Die Weibchen einer dritten Art (Papilio Ormenus) begnügen sich nicht mit dem "Dimorphismus", bei ihnen kommt "Trimorphismus" vor, drei verschiedene, vom andern Geschlecht sehr abweichende Formen. Fort- gesetzte Beobachtungen und angestellte Zuchten werden mit der Zeit lehren, daß unter den Reihen dieser stattlichen Schmetterlinge manche, die in unseren Museen unter zwei verschiedenen Namen stecken, in der Natur nur eine Art bilden.
Abgesehen von vereinzelten Fällen, in denen die Weibchen lebendige Junge zur Welt bringen, legen sie Eier, durch welche ihre Art fortgepflanzt wird. Zu den ersteren, den sogenannten viviparen Weibchen gehören einige Käfer (aus der Familie der Staphylinen und Chrysomelen). Scott fing in Australien eine Motte, die er Tinea vivipara nannte, weil aus ihrem Hinterleibe bei dem zufälligen Drucke zwischen den Fingerspitzen Räupchen hervortraten. Daß unsere gemeine Fleischfliege Maden statt der Eier, die Lausfliegen eine scheinbare Puppe statt jener legen und gewisse Blattläuse andere, ihnen ganz gleiche gebären, sind bekannte, durch schon ältere Beobach- tungen festgesetzte Thatsachen.
Das Ei der Jnsekten besteht aus einer festen, lederartigen Schale, an deren Jnnenseite sich die zarte Dotterhaut anlegt; diese umschließt eine klare Flüssigkeit, in welcher Kügelchen und das Keimbläschen als Dotter schwimmen. Hinsichtlich der Form und der oft zierlichsten Zeichnung auf der Oberfläche beginnt die Mannigfaltigkeit, die sich um so mehr steigert, als die Entwickelung der verschiedenen Organe bis zum vollkommenen Jnsekt fortschreitet. Die Kugel, Halbkugel, der
Sinnesorgane. Blutgefäße. Fortpflanzung.
iſt daher unbeſtändig, doch ſcheinen acht Herzkammern ziemlich häufig vorzukommen. Wenn nun das Blut vorn aus der Aorta austritt, ſo verbreitet es ſich ohne alle Gefäße in regelmäßigen Strömen durch den ganzen Körper, tritt in die Fühler, Flügel, Füße und die ſonſtigen Anhänge des Leibes als Arterienſtrom, kehrt daraus als Venenſtrom zurück und vereinigt ſich zuletzt in zwei Hauptſtrömen nach hinten, die es den ſeitlichen Falten des Rückengefäßes und durch ſie dieſem ſelbſt wieder zuführen. Auf ſeinem Laufe vermiſcht es ſich mit den neuen Ernährungs- flüſſigkeiten, die aus den Wandungen des Verdanungskanals ausſchwitzen. Das Blut iſt meiſt farblos oder gelblich, auch grünlich, nur ſehr ſelten roth gefärbt.
Der Hinterleib iſt nun außerdem noch der Sitz für die Fortpflanzungswerkzeuge, bei den Weibchen im Allgemeinen aus einem Paar Eierſtöcken gebildet, deren Ausführungsgänge mit dem Samenbehälter (Receptaculum seminis) in Verbindung ſtehen. Vielfachen Modificationen unter- worfen iſt der äußere Apparat, mittelſt deſſen ſie ihre Eier legen. Ein Theil derſelben tritt bei manchen hinten aus dem Körper hervor und bietet einen in die Augen ſpringenden Unterſchied vom andern Geſchlechte dar, wo dies nicht vorkommt, laſſen ſich unterſcheidende Merkmale an anderen Theilen auffinden. Kann es in einem Falle für ein ungeübtes Auge mit Schwierig- keiten verbunden ſein, beide Geſchlechter einer Art wegen ihrer beinahe vollkommenen Ueberein- ſtimmung zu unterſcheiden, ſo fehlt es andererſeits auch nicht an ſolchen, wo beide ſo ganz und gar von einander abweichen, daß es keinem Forſcher zur Laſt gelegt werden darf, wenn er das Weibchen unter dieſem und das Männchen unter jenem Namen beſchrieb und in die Wiſſenſchaft einführte. So hat z. B. in verſchiedenen Ordnungen das zuletzt genannte Geſchlecht Flügel, das andere nicht, der Körper des einen iſt ganz anders geformt und gefärbt, als beim anderen. Die Mannigfaltigkeit geht noch weiter. Der große amerikaniſche Tagfalter Papilio Memnon kommt im männlichen Geſchlechte in ein und derſelben Form unverändert vor, im weiblichen in zwei ganz verſchiedenen, die an derſelben Localität fliegen und ohne Uebergänge ſind; die einen Weibchen weichen vom Männchen durch Färbung und Zeichnung ab, die anderen durch lang ſpatelförmigen Schwanz an den Hinterflügeln. Ein anderer in Nordamerika gemeiner Schwalben- ſchwanz (Papilio Turnus) hat gelbe Grundfarbe in beiden Geſchlechtern um Neu-York und Neu- England, dagegen iſt das Weibchen im Süden von Jllinois ſchwarz gefärbt. Die Weibchen einer dritten Art (Papilio Ormenus) begnügen ſich nicht mit dem „Dimorphismus“, bei ihnen kommt „Trimorphismus“ vor, drei verſchiedene, vom andern Geſchlecht ſehr abweichende Formen. Fort- geſetzte Beobachtungen und angeſtellte Zuchten werden mit der Zeit lehren, daß unter den Reihen dieſer ſtattlichen Schmetterlinge manche, die in unſeren Muſeen unter zwei verſchiedenen Namen ſtecken, in der Natur nur eine Art bilden.
Abgeſehen von vereinzelten Fällen, in denen die Weibchen lebendige Junge zur Welt bringen, legen ſie Eier, durch welche ihre Art fortgepflanzt wird. Zu den erſteren, den ſogenannten viviparen Weibchen gehören einige Käfer (aus der Familie der Staphylinen und Chryſomelen). Scott fing in Auſtralien eine Motte, die er Tinea vivipara nannte, weil aus ihrem Hinterleibe bei dem zufälligen Drucke zwiſchen den Fingerſpitzen Räupchen hervortraten. Daß unſere gemeine Fleiſchfliege Maden ſtatt der Eier, die Lausfliegen eine ſcheinbare Puppe ſtatt jener legen und gewiſſe Blattläuſe andere, ihnen ganz gleiche gebären, ſind bekannte, durch ſchon ältere Beobach- tungen feſtgeſetzte Thatſachen.
Das Ei der Jnſekten beſteht aus einer feſten, lederartigen Schale, an deren Jnnenſeite ſich die zarte Dotterhaut anlegt; dieſe umſchließt eine klare Flüſſigkeit, in welcher Kügelchen und das Keimbläschen als Dotter ſchwimmen. Hinſichtlich der Form und der oft zierlichſten Zeichnung auf der Oberfläche beginnt die Mannigfaltigkeit, die ſich um ſo mehr ſteigert, als die Entwickelung der verſchiedenen Organe bis zum vollkommenen Jnſekt fortſchreitet. Die Kugel, Halbkugel, der
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Sinnesorgane. Blutgefäße. Fortpflanzung.
iſt daher unbeſtändig, doch ſcheinen acht Herzkammern ziemlich häufig vorzukommen. Wenn nun
das Blut vorn aus der Aorta austritt, ſo verbreitet es ſich ohne alle Gefäße in regelmäßigen
Strömen durch den ganzen Körper, tritt in die Fühler, Flügel, Füße und die ſonſtigen Anhänge
des Leibes als Arterienſtrom, kehrt daraus als Venenſtrom zurück und vereinigt ſich zuletzt in
zwei Hauptſtrömen nach hinten, die es den ſeitlichen Falten des Rückengefäßes und durch ſie
dieſem ſelbſt wieder zuführen. Auf ſeinem Laufe vermiſcht es ſich mit den neuen Ernährungs-
flüſſigkeiten, die aus den Wandungen des Verdanungskanals ausſchwitzen. Das Blut iſt meiſt
farblos oder gelblich, auch grünlich, nur ſehr ſelten roth gefärbt.
Der Hinterleib iſt nun außerdem noch der Sitz für die Fortpflanzungswerkzeuge, bei den
Weibchen im Allgemeinen aus einem Paar Eierſtöcken gebildet, deren Ausführungsgänge mit dem
Samenbehälter (Receptaculum seminis) in Verbindung ſtehen. Vielfachen Modificationen unter-
worfen iſt der äußere Apparat, mittelſt deſſen ſie ihre Eier legen. Ein Theil derſelben tritt bei
manchen hinten aus dem Körper hervor und bietet einen in die Augen ſpringenden Unterſchied
vom andern Geſchlechte dar, wo dies nicht vorkommt, laſſen ſich unterſcheidende Merkmale an
anderen Theilen auffinden. Kann es in einem Falle für ein ungeübtes Auge mit Schwierig-
keiten verbunden ſein, beide Geſchlechter einer Art wegen ihrer beinahe vollkommenen Ueberein-
ſtimmung zu unterſcheiden, ſo fehlt es andererſeits auch nicht an ſolchen, wo beide ſo ganz und
gar von einander abweichen, daß es keinem Forſcher zur Laſt gelegt werden darf, wenn er das
Weibchen unter dieſem und das Männchen unter jenem Namen beſchrieb und in die Wiſſenſchaft
einführte. So hat z. B. in verſchiedenen Ordnungen das zuletzt genannte Geſchlecht Flügel, das
andere nicht, der Körper des einen iſt ganz anders geformt und gefärbt, als beim anderen. Die
Mannigfaltigkeit geht noch weiter. Der große amerikaniſche Tagfalter Papilio Memnon kommt
im männlichen Geſchlechte in ein und derſelben Form unverändert vor, im weiblichen in zwei
ganz verſchiedenen, die an derſelben Localität fliegen und ohne Uebergänge ſind; die einen
Weibchen weichen vom Männchen durch Färbung und Zeichnung ab, die anderen durch lang
ſpatelförmigen Schwanz an den Hinterflügeln. Ein anderer in Nordamerika gemeiner Schwalben-
ſchwanz (Papilio Turnus) hat gelbe Grundfarbe in beiden Geſchlechtern um Neu-York und Neu-
England, dagegen iſt das Weibchen im Süden von Jllinois ſchwarz gefärbt. Die Weibchen einer
dritten Art (Papilio Ormenus) begnügen ſich nicht mit dem „Dimorphismus“, bei ihnen kommt
„Trimorphismus“ vor, drei verſchiedene, vom andern Geſchlecht ſehr abweichende Formen. Fort-
geſetzte Beobachtungen und angeſtellte Zuchten werden mit der Zeit lehren, daß unter den Reihen
dieſer ſtattlichen Schmetterlinge manche, die in unſeren Muſeen unter zwei verſchiedenen Namen
ſtecken, in der Natur nur eine Art bilden.
Abgeſehen von vereinzelten Fällen, in denen die Weibchen lebendige Junge zur Welt bringen,
legen ſie Eier, durch welche ihre Art fortgepflanzt wird. Zu den erſteren, den ſogenannten
viviparen Weibchen gehören einige Käfer (aus der Familie der Staphylinen und Chryſomelen).
Scott fing in Auſtralien eine Motte, die er Tinea vivipara nannte, weil aus ihrem Hinterleibe
bei dem zufälligen Drucke zwiſchen den Fingerſpitzen Räupchen hervortraten. Daß unſere gemeine
Fleiſchfliege Maden ſtatt der Eier, die Lausfliegen eine ſcheinbare Puppe ſtatt jener legen und
gewiſſe Blattläuſe andere, ihnen ganz gleiche gebären, ſind bekannte, durch ſchon ältere Beobach-
tungen feſtgeſetzte Thatſachen.
Das Ei der Jnſekten beſteht aus einer feſten, lederartigen Schale, an deren Jnnenſeite ſich
die zarte Dotterhaut anlegt; dieſe umſchließt eine klare Flüſſigkeit, in welcher Kügelchen und das
Keimbläschen als Dotter ſchwimmen. Hinſichtlich der Form und der oft zierlichſten Zeichnung
auf der Oberfläche beginnt die Mannigfaltigkeit, die ſich um ſo mehr ſteigert, als die Entwickelung
der verſchiedenen Organe bis zum vollkommenen Jnſekt fortſchreitet. Die Kugel, Halbkugel, der
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/25>, abgerufen am 23.11.2024.
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