aufnehmenden Seite vollkommen geradlinig wäre. Ein zweites [U]nterscheidungsmerkmal läßt bei dieser Art die gewaltige Länge des Bohrers verschwinden, bei den anderen ist er viel kürzer und biegt sich nach unten. Wenn das Thier vorher als schwarz bezeichnet wurde, so muß ergänzend bemerkt werden, daß die Schenkel und vorderen Schienen nebst ihren Tarsen eine rothe Farbe annehmen, bisweilen auch noch die Wurzelhälfte der männlichen Hinterschienen, und daß das zweite bis vierte Glied der Hintertarsen und einige der weiblichen Fühler in größerer oder geringerer Vollständigkeit weiß sind. Die zierliche Wespe fliegt im Juni, treibt sich hauptsächlich an alten Mauern umher und läßt vermuthen, daß sie bei daselbst hausenden Grabwespen oder Bienen schmarotze, zumal Gravenhorst angibt, daß das Weibchen die Larve von Pelopoeus spirifex mit einem Eie beschenke. Die genannte Grabwespe fehlt in unserer Gegend vollständig, keineswegs aber der Mesostenus.
Der Hemiteles areator wurde schon vorher als Schmarotzer eines Schmarotzers erwähnt und scheint ein gewaltiger Umhertreiber zu sein; denn man erzog ihn aus den verschiedensten Thieren, der Raupe eines Sichelspinners (Platypterix falcula), aus Motteuraupen, aus den Larven des Speck- und Pelzkäfers und kann ihn daher auch vom Juni bis in den November an den Fenstern solcher Wohnzimmer antreffen, denen jene beiden Käferlarven nicht fremd bleiben. Das unansehn- liche Thierchen von 13/4 bis 21/2 Linien Länge zeichnet sich mit seinen kleinen und zahlreichen Gattungsgenossen durch die nach außen ungeschlossene, in der Anlage normal fünfeckige Spiegelzelle aus. Der Hinterrücken ist dicht punktirt, und wegen der auf den vorhandenen Querleisten stehenden kurzen Längsrunzeln ein oberes Mittelfeld angedeutet. Das erste Segment des Hinterleibes erweitert sich bis zu den knotigen Anschwellungen allmälig und von da ab nochmals bis zum Ende des Hinterstieles und ist mit dichten Punkten besetzt, wie die folgenden. Fadenförmige Fühler, drei dunkle Querbinden über die weiblichen, nur zwei über die männlichen Flügel und schwarze Flecke auf rothem Untergrunde am Kopf, Thorax und zweiten Hinterleibssegment machen das zierliche Thierchen kenntlich; an den rothen Beinen erscheinen die Schienenspitzen der hintersten weiß.
Eine kleine Gruppe hübscher Schlupfwespen, welche sich durch ihre Körpertracht, besonders wegen des mehr kugeligen Kopfes, näher an die Braconiden anschließen, wurden von Gravenhorst zu einer Familie erhoben, welcher er den Namen der Xoriden beilegte. Jhre Weibchen suchen mit dem langen Bohrer im Holze verborgene Larven auf, und darum findet man sie vorzugsweise an den Stämmen schadhafter Bäume, in der Regel jedoch vereinzelt. Jhr Hinterleib verengt sich etwas nach vorn und kann nicht gestielt, aber auch nicht sitzend genannt werden in dem Sinne, wie ihn die Pimplarier haben, an deren Spitze wir sie stellen. Eine der gemeinsten Arten, welche sich manchmal auch in Häusern findet, ist der Odontomerus dentipes, der "Zahnschenkel". Die geschwollenen, mit einem nach unten gerichteten Zahne bewehrten Hinterschenkel und die dem Vor- derflügel fehlende Spiegelzelle charakterisiren ihn. Die Fühler werden von kurzen, an ihren Spitzen etwas geschwollenen Gliedern gebildet und erscheinen beim Weibchen fast perlschnurartig. Der cylindrische, schwach deprimirte Thorax ist im Mittelrücken dreilappig, in seinem Hinterende deutlich gefeldert, rauh, besonders beim Männchen, gezähnt und mit elliptischen Luftlöchern versehen. Das erste Segment, beim eben genannten Geschlecht den dritten Theil der ganzen Hinterleibslänge bildend, verschmälert sich sehr allmälig nach vorn. Der Bohrer des Weibchens kommt aus einer Bauchspalte und ist länger als der Hinterleib. Das Schlupfwespchen glänzt schwarz, an den Beinen roth, nur die Hüften bewahren mehr oder weniger die Grundfarbe. Die Körperlänge schwankt zwischen zwei und sechs Linien, die kleineren Maße gelten besonders vom Männchen, welches ich öfter an Fenstern fing, womit die Ansicht stimmt, daß die Art in den Larven des Pelz- käfers schmarotze. Die größeren Weibchen müssen freilich eine größere Wohnung gehabt haben. Die glänzend schwarze Rhyssa atrata mit gelbem Kopfe, gelben Fühlern und Beinen von den Schienen an, deren Mittelrücken in Querrunzeln den Gattungscharakter erkennen läßt, ist ein stattliches Thier
Die Hautflügler. Jchneumoniden.
aufnehmenden Seite vollkommen geradlinig wäre. Ein zweites [U]nterſcheidungsmerkmal läßt bei dieſer Art die gewaltige Länge des Bohrers verſchwinden, bei den anderen iſt er viel kürzer und biegt ſich nach unten. Wenn das Thier vorher als ſchwarz bezeichnet wurde, ſo muß ergänzend bemerkt werden, daß die Schenkel und vorderen Schienen nebſt ihren Tarſen eine rothe Farbe annehmen, bisweilen auch noch die Wurzelhälfte der männlichen Hinterſchienen, und daß das zweite bis vierte Glied der Hintertarſen und einige der weiblichen Fühler in größerer oder geringerer Vollſtändigkeit weiß ſind. Die zierliche Wespe fliegt im Juni, treibt ſich hauptſächlich an alten Mauern umher und läßt vermuthen, daß ſie bei daſelbſt hauſenden Grabwespen oder Bienen ſchmarotze, zumal Gravenhorſt angibt, daß das Weibchen die Larve von Pelopoeus spirifex mit einem Eie beſchenke. Die genannte Grabwespe fehlt in unſerer Gegend vollſtändig, keineswegs aber der Mesostenus.
Der Hemiteles areator wurde ſchon vorher als Schmarotzer eines Schmarotzers erwähnt und ſcheint ein gewaltiger Umhertreiber zu ſein; denn man erzog ihn aus den verſchiedenſten Thieren, der Raupe eines Sichelſpinners (Platypterix falcula), aus Motteuraupen, aus den Larven des Speck- und Pelzkäfers und kann ihn daher auch vom Juni bis in den November an den Fenſtern ſolcher Wohnzimmer antreffen, denen jene beiden Käferlarven nicht fremd bleiben. Das unanſehn- liche Thierchen von 1¾ bis 2½ Linien Länge zeichnet ſich mit ſeinen kleinen und zahlreichen Gattungsgenoſſen durch die nach außen ungeſchloſſene, in der Anlage normal fünfeckige Spiegelzelle aus. Der Hinterrücken iſt dicht punktirt, und wegen der auf den vorhandenen Querleiſten ſtehenden kurzen Längsrunzeln ein oberes Mittelfeld angedeutet. Das erſte Segment des Hinterleibes erweitert ſich bis zu den knotigen Anſchwellungen allmälig und von da ab nochmals bis zum Ende des Hinterſtieles und iſt mit dichten Punkten beſetzt, wie die folgenden. Fadenförmige Fühler, drei dunkle Querbinden über die weiblichen, nur zwei über die männlichen Flügel und ſchwarze Flecke auf rothem Untergrunde am Kopf, Thorax und zweiten Hinterleibsſegment machen das zierliche Thierchen kenntlich; an den rothen Beinen erſcheinen die Schienenſpitzen der hinterſten weiß.
Eine kleine Gruppe hübſcher Schlupfwespen, welche ſich durch ihre Körpertracht, beſonders wegen des mehr kugeligen Kopfes, näher an die Braconiden anſchließen, wurden von Gravenhorſt zu einer Familie erhoben, welcher er den Namen der Xoriden beilegte. Jhre Weibchen ſuchen mit dem langen Bohrer im Holze verborgene Larven auf, und darum findet man ſie vorzugsweiſe an den Stämmen ſchadhafter Bäume, in der Regel jedoch vereinzelt. Jhr Hinterleib verengt ſich etwas nach vorn und kann nicht geſtielt, aber auch nicht ſitzend genannt werden in dem Sinne, wie ihn die Pimplarier haben, an deren Spitze wir ſie ſtellen. Eine der gemeinſten Arten, welche ſich manchmal auch in Häuſern findet, iſt der Odontomerus dentipes, der „Zahnſchenkel“. Die geſchwollenen, mit einem nach unten gerichteten Zahne bewehrten Hinterſchenkel und die dem Vor- derflügel fehlende Spiegelzelle charakteriſiren ihn. Die Fühler werden von kurzen, an ihren Spitzen etwas geſchwollenen Gliedern gebildet und erſcheinen beim Weibchen faſt perlſchnurartig. Der cylindriſche, ſchwach deprimirte Thorax iſt im Mittelrücken dreilappig, in ſeinem Hinterende deutlich gefeldert, rauh, beſonders beim Männchen, gezähnt und mit elliptiſchen Luftlöchern verſehen. Das erſte Segment, beim eben genannten Geſchlecht den dritten Theil der ganzen Hinterleibslänge bildend, verſchmälert ſich ſehr allmälig nach vorn. Der Bohrer des Weibchens kommt aus einer Bauchſpalte und iſt länger als der Hinterleib. Das Schlupfwespchen glänzt ſchwarz, an den Beinen roth, nur die Hüften bewahren mehr oder weniger die Grundfarbe. Die Körperlänge ſchwankt zwiſchen zwei und ſechs Linien, die kleineren Maße gelten beſonders vom Männchen, welches ich öfter an Fenſtern fing, womit die Anſicht ſtimmt, daß die Art in den Larven des Pelz- käfers ſchmarotze. Die größeren Weibchen müſſen freilich eine größere Wohnung gehabt haben. Die glänzend ſchwarze Rhyssa atrata mit gelbem Kopfe, gelben Fühlern und Beinen von den Schienen an, deren Mittelrücken in Querrunzeln den Gattungscharakter erkennen läßt, iſt ein ſtattliches Thier
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Die Hautflügler. Jchneumoniden.
aufnehmenden Seite vollkommen geradlinig wäre. Ein zweites Unterſcheidungsmerkmal läßt bei
dieſer Art die gewaltige Länge des Bohrers verſchwinden, bei den anderen iſt er viel kürzer und
biegt ſich nach unten. Wenn das Thier vorher als ſchwarz bezeichnet wurde, ſo muß ergänzend
bemerkt werden, daß die Schenkel und vorderen Schienen nebſt ihren Tarſen eine rothe Farbe
annehmen, bisweilen auch noch die Wurzelhälfte der männlichen Hinterſchienen, und daß das zweite
bis vierte Glied der Hintertarſen und einige der weiblichen Fühler in größerer oder geringerer
Vollſtändigkeit weiß ſind. Die zierliche Wespe fliegt im Juni, treibt ſich hauptſächlich an alten
Mauern umher und läßt vermuthen, daß ſie bei daſelbſt hauſenden Grabwespen oder Bienen
ſchmarotze, zumal Gravenhorſt angibt, daß das Weibchen die Larve von Pelopoeus spirifex mit
einem Eie beſchenke. Die genannte Grabwespe fehlt in unſerer Gegend vollſtändig, keineswegs
aber der Mesostenus.
Der Hemiteles areator wurde ſchon vorher als Schmarotzer eines Schmarotzers erwähnt und
ſcheint ein gewaltiger Umhertreiber zu ſein; denn man erzog ihn aus den verſchiedenſten Thieren,
der Raupe eines Sichelſpinners (Platypterix falcula), aus Motteuraupen, aus den Larven des Speck-
und Pelzkäfers und kann ihn daher auch vom Juni bis in den November an den Fenſtern ſolcher
Wohnzimmer antreffen, denen jene beiden Käferlarven nicht fremd bleiben. Das unanſehn-
liche Thierchen von 1¾ bis 2½ Linien Länge zeichnet ſich mit ſeinen kleinen und zahlreichen
Gattungsgenoſſen durch die nach außen ungeſchloſſene, in der Anlage normal fünfeckige Spiegelzelle
aus. Der Hinterrücken iſt dicht punktirt, und wegen der auf den vorhandenen Querleiſten ſtehenden
kurzen Längsrunzeln ein oberes Mittelfeld angedeutet. Das erſte Segment des Hinterleibes
erweitert ſich bis zu den knotigen Anſchwellungen allmälig und von da ab nochmals bis zum Ende
des Hinterſtieles und iſt mit dichten Punkten beſetzt, wie die folgenden. Fadenförmige Fühler,
drei dunkle Querbinden über die weiblichen, nur zwei über die männlichen Flügel und ſchwarze
Flecke auf rothem Untergrunde am Kopf, Thorax und zweiten Hinterleibsſegment machen das
zierliche Thierchen kenntlich; an den rothen Beinen erſcheinen die Schienenſpitzen der hinterſten weiß.
Eine kleine Gruppe hübſcher Schlupfwespen, welche ſich durch ihre Körpertracht, beſonders
wegen des mehr kugeligen Kopfes, näher an die Braconiden anſchließen, wurden von Gravenhorſt
zu einer Familie erhoben, welcher er den Namen der Xoriden beilegte. Jhre Weibchen ſuchen
mit dem langen Bohrer im Holze verborgene Larven auf, und darum findet man ſie vorzugsweiſe
an den Stämmen ſchadhafter Bäume, in der Regel jedoch vereinzelt. Jhr Hinterleib verengt ſich
etwas nach vorn und kann nicht geſtielt, aber auch nicht ſitzend genannt werden in dem Sinne,
wie ihn die Pimplarier haben, an deren Spitze wir ſie ſtellen. Eine der gemeinſten Arten, welche
ſich manchmal auch in Häuſern findet, iſt der Odontomerus dentipes, der „Zahnſchenkel“. Die
geſchwollenen, mit einem nach unten gerichteten Zahne bewehrten Hinterſchenkel und die dem Vor-
derflügel fehlende Spiegelzelle charakteriſiren ihn. Die Fühler werden von kurzen, an ihren Spitzen
etwas geſchwollenen Gliedern gebildet und erſcheinen beim Weibchen faſt perlſchnurartig. Der
cylindriſche, ſchwach deprimirte Thorax iſt im Mittelrücken dreilappig, in ſeinem Hinterende deutlich
gefeldert, rauh, beſonders beim Männchen, gezähnt und mit elliptiſchen Luftlöchern verſehen. Das
erſte Segment, beim eben genannten Geſchlecht den dritten Theil der ganzen Hinterleibslänge
bildend, verſchmälert ſich ſehr allmälig nach vorn. Der Bohrer des Weibchens kommt aus einer
Bauchſpalte und iſt länger als der Hinterleib. Das Schlupfwespchen glänzt ſchwarz, an den
Beinen roth, nur die Hüften bewahren mehr oder weniger die Grundfarbe. Die Körperlänge
ſchwankt zwiſchen zwei und ſechs Linien, die kleineren Maße gelten beſonders vom Männchen,
welches ich öfter an Fenſtern fing, womit die Anſicht ſtimmt, daß die Art in den Larven des Pelz-
käfers ſchmarotze. Die größeren Weibchen müſſen freilich eine größere Wohnung gehabt haben.
Die glänzend ſchwarze Rhyssa atrata mit gelbem Kopfe, gelben Fühlern und Beinen von den Schienen
an, deren Mittelrücken in Querrunzeln den Gattungscharakter erkennen läßt, iſt ein ſtattliches Thier
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 272. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/294>, abgerufen am 23.11.2024.
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