an den Kirschbäumen und das Absterben einer Menge derselben veranlaßt hat, es dürfte aber einer andern, als der europäischen Art angehören.
Die Rüben-Blattwespe (Athalia spinarum) wird durch ihre Larve, besonders aus der zweiten Generation, für den Landwirth mitunter zur Plage, indem sie die Blätter der Steckrüben und der jungen Oelsaaten im September vollkommen kahl frißt. Die dottergelbe Wespe, welche an Kopf und Fühlern, am Thoraxrücken mit Ausnahme des Halskragens und Schildchens und an dem Vorderrande der Vorderflügel bis zum Male schwarz erglänzt, hat schwarz und gelb geringelte Hintertarsen, etwas keulenförmige, elfgliederige Fühler und das Flügelgeäder genau so, wie es Figur 9 auf S. 164 darstellt. Sie erscheint zum ersten Male aus der überwinterten Larve im Mai und wird kaum bemerkt, weil sie nur einzeln fliegt. Verschiedene Krenzblümler, besonders auch die Wintersaaten der Oelfrüchte dienen ihr zum Ablegen der Eier. Die denselben entschlüpfenden Larven finden letztere bereits viel zu weit vorgeschritten, um ihnen Schaden zufügen zu können; im Juni 1866 hörte ich Krantgärtner hiefiger Gegend über starke Schädigungen durch dieselben klagen. Ende Juli und August schwärmt die Wespe zum zweiten Male und fällt durch ihre Häufigkeit leicht in die Augen, wenn sie im Sonnenschein auf Wiesenblumen, an Weidengebüsch, an Sträuchern der Waldränder geschäftig umherfliegt und dem Honige oder den Blattlausfabrikaten
[Abbildung]
Die Rüben-Blattwespt (Athalia spinarum), ihre Larve und Eier.
nachgeht. An rauhen Tagen sitzt sie sehr still und verdrossen mit angezogenen Beinen und läßt sich herabfallen, wenn man ihr nahe kommt. Junge Oelsaaten kommen ihr nun trefflich zu Statten und die kleinen Fleckchen an den oberen Rändern des hochstehenden Blattes in unserer Abbildung bezeichnen die Stellen, welche das Weibchen verwundete, um hier ein Ei zu versenken. Jm September und October machen sich die graugrünen schwarzgestreiften Larven durch ihren Fraß leicht kenntlich. Sie haben zweinndzwanzig Beine, häuten sich mehrere Male und werden durch das Zusammenfließen der schwarzen Zeichnungen und Striche über den Rücken manchmal ganz schwarz, so daß man sie in England "nigger" nannte, die schwarze Raupe, im Gegensatze zu der grünen der Gamma-Eule, welche ungefähr zu gleicher Zeit bisweilen gleichfalls Verheerungen auf den Feldern anrichtet. Jm Oktober sind die Niggers erwachsen, gehen flach unter die Erde und fertigen sich einen mit Krümchen derselben untermischten Cocon, in welchem sie überwintern. Einige andere Blattwespen gleichen in Färbung und Größe der in Rede stehenden ungemein, können aber nicht mit ihr verwechselt werden, wenn man Flügelgeäder und Fühlerbildung einer genauen Prüfung unterwirft; nur eine Art, die Athalia rosae, stimmt mit ihr auch in diesen Beziehungen, unter- scheidet sich jedoch von ihr durch geringere Größe und den durchaus schwarzen Rücken des Brustkastens.
Die größten von den schlanken, echten Blattwespen gehören dem alten Geschlechte Tenthredo an, welches in seiner heutigen Begrenzung immer noch sehr zahlreiche Arten umsaßt, die sich nicht
Kirſch-Blattwespe. Rüben-Blattwespe.
an den Kirſchbäumen und das Abſterben einer Menge derſelben veranlaßt hat, es dürfte aber einer andern, als der europäiſchen Art angehören.
Die Rüben-Blattwespe (Athalia spinarum) wird durch ihre Larve, beſonders aus der zweiten Generation, für den Landwirth mitunter zur Plage, indem ſie die Blätter der Steckrüben und der jungen Oelſaaten im September vollkommen kahl frißt. Die dottergelbe Wespe, welche an Kopf und Fühlern, am Thoraxrücken mit Ausnahme des Halskragens und Schildchens und an dem Vorderrande der Vorderflügel bis zum Male ſchwarz erglänzt, hat ſchwarz und gelb geringelte Hintertarſen, etwas keulenförmige, elfgliederige Fühler und das Flügelgeäder genau ſo, wie es Figur 9 auf S. 164 darſtellt. Sie erſcheint zum erſten Male aus der überwinterten Larve im Mai und wird kaum bemerkt, weil ſie nur einzeln fliegt. Verſchiedene Krenzblümler, beſonders auch die Winterſaaten der Oelfrüchte dienen ihr zum Ablegen der Eier. Die denſelben entſchlüpfenden Larven finden letztere bereits viel zu weit vorgeſchritten, um ihnen Schaden zufügen zu können; im Juni 1866 hörte ich Krantgärtner hiefiger Gegend über ſtarke Schädigungen durch dieſelben klagen. Ende Juli und Auguſt ſchwärmt die Wespe zum zweiten Male und fällt durch ihre Häufigkeit leicht in die Augen, wenn ſie im Sonnenſchein auf Wieſenblumen, an Weidengebüſch, an Sträuchern der Waldränder geſchäftig umherfliegt und dem Honige oder den Blattlausfabrikaten
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Die Rüben-Blattwespt (Athalia spinarum), ihre Larve und Eier.
nachgeht. An rauhen Tagen ſitzt ſie ſehr ſtill und verdroſſen mit angezogenen Beinen und läßt ſich herabfallen, wenn man ihr nahe kommt. Junge Oelſaaten kommen ihr nun trefflich zu Statten und die kleinen Fleckchen an den oberen Rändern des hochſtehenden Blattes in unſerer Abbildung bezeichnen die Stellen, welche das Weibchen verwundete, um hier ein Ei zu verſenken. Jm September und October machen ſich die graugrünen ſchwarzgeſtreiften Larven durch ihren Fraß leicht kenntlich. Sie haben zweinndzwanzig Beine, häuten ſich mehrere Male und werden durch das Zuſammenfließen der ſchwarzen Zeichnungen und Striche über den Rücken manchmal ganz ſchwarz, ſo daß man ſie in England „nigger“ nannte, die ſchwarze Raupe, im Gegenſatze zu der grünen der Gamma-Eule, welche ungefähr zu gleicher Zeit bisweilen gleichfalls Verheerungen auf den Feldern anrichtet. Jm Oktober ſind die Niggers erwachſen, gehen flach unter die Erde und fertigen ſich einen mit Krümchen derſelben untermiſchten Cocon, in welchem ſie überwintern. Einige andere Blattwespen gleichen in Färbung und Größe der in Rede ſtehenden ungemein, können aber nicht mit ihr verwechſelt werden, wenn man Flügelgeäder und Fühlerbildung einer genauen Prüfung unterwirft; nur eine Art, die Athalia rosae, ſtimmt mit ihr auch in dieſen Beziehungen, unter- ſcheidet ſich jedoch von ihr durch geringere Größe und den durchaus ſchwarzen Rücken des Bruſtkaſtens.
Die größten von den ſchlanken, echten Blattwespen gehören dem alten Geſchlechte Tenthredo an, welches in ſeiner heutigen Begrenzung immer noch ſehr zahlreiche Arten umſaßt, die ſich nicht
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Kirſch-Blattwespe. Rüben-Blattwespe.
an den Kirſchbäumen und das Abſterben einer Menge derſelben veranlaßt hat, es dürfte aber einer
andern, als der europäiſchen Art angehören.
Die Rüben-Blattwespe (Athalia spinarum) wird durch ihre Larve, beſonders aus der
zweiten Generation, für den Landwirth mitunter zur Plage, indem ſie die Blätter der Steckrüben
und der jungen Oelſaaten im September vollkommen kahl frißt. Die dottergelbe Wespe, welche
an Kopf und Fühlern, am Thoraxrücken mit Ausnahme des Halskragens und Schildchens und an dem
Vorderrande der Vorderflügel bis zum Male ſchwarz erglänzt, hat ſchwarz und gelb geringelte
Hintertarſen, etwas keulenförmige, elfgliederige Fühler und das Flügelgeäder genau ſo, wie es
Figur 9 auf S. 164 darſtellt. Sie erſcheint zum erſten Male aus der überwinterten Larve im
Mai und wird kaum bemerkt, weil ſie nur einzeln fliegt. Verſchiedene Krenzblümler, beſonders
auch die Winterſaaten der Oelfrüchte dienen ihr zum Ablegen der Eier. Die denſelben entſchlüpfenden
Larven finden letztere bereits viel zu weit vorgeſchritten, um ihnen Schaden zufügen zu können;
im Juni 1866 hörte ich Krantgärtner hiefiger Gegend über ſtarke Schädigungen durch dieſelben
klagen. Ende Juli und Auguſt ſchwärmt die Wespe zum zweiten Male und fällt durch ihre
Häufigkeit leicht in die Augen, wenn ſie im Sonnenſchein auf Wieſenblumen, an Weidengebüſch,
an Sträuchern der Waldränder geſchäftig umherfliegt und dem Honige oder den Blattlausfabrikaten
[Abbildung Die Rüben-Blattwespt (Athalia spinarum), ihre Larve und Eier.]
nachgeht. An rauhen Tagen ſitzt ſie ſehr ſtill und verdroſſen mit angezogenen Beinen und läßt
ſich herabfallen, wenn man ihr nahe kommt. Junge Oelſaaten kommen ihr nun trefflich zu
Statten und die kleinen Fleckchen an den oberen Rändern des hochſtehenden Blattes in unſerer
Abbildung bezeichnen die Stellen, welche das Weibchen verwundete, um hier ein Ei zu verſenken. Jm
September und October machen ſich die graugrünen ſchwarzgeſtreiften Larven durch ihren Fraß
leicht kenntlich. Sie haben zweinndzwanzig Beine, häuten ſich mehrere Male und werden durch
das Zuſammenfließen der ſchwarzen Zeichnungen und Striche über den Rücken manchmal ganz ſchwarz,
ſo daß man ſie in England „nigger“ nannte, die ſchwarze Raupe, im Gegenſatze zu der
grünen der Gamma-Eule, welche ungefähr zu gleicher Zeit bisweilen gleichfalls Verheerungen
auf den Feldern anrichtet. Jm Oktober ſind die Niggers erwachſen, gehen flach unter die Erde
und fertigen ſich einen mit Krümchen derſelben untermiſchten Cocon, in welchem ſie überwintern. Einige
andere Blattwespen gleichen in Färbung und Größe der in Rede ſtehenden ungemein, können aber
nicht mit ihr verwechſelt werden, wenn man Flügelgeäder und Fühlerbildung einer genauen Prüfung
unterwirft; nur eine Art, die Athalia rosae, ſtimmt mit ihr auch in dieſen Beziehungen, unter-
ſcheidet ſich jedoch von ihr durch geringere Größe und den durchaus ſchwarzen Rücken des Bruſtkaſtens.
Die größten von den ſchlanken, echten Blattwespen gehören dem alten Geſchlechte Tenthredo
an, welches in ſeiner heutigen Begrenzung immer noch ſehr zahlreiche Arten umſaßt, die ſich nicht
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 285. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/307>, abgerufen am 23.11.2024.
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