weise in die des Hopfens, wonach man den Schmetterling benannt hat; denn er kommt ebensogut in denjenigen Gegenden vor, wo man keinen Hopfen baut und wo derselbe verwildert kaum ange- troffen wird. Die auf dem Rücken bräunlich gelbe, mit schwarzen Stachelwärzchen bestreute Raupe braucht mindestens ein Jahr, bis sie erwachsen ist und ein loses langes Gespinnst aufertigt, in welchem die schlanke, in der Gestalt der des Weidenbohrers ähnliche Puppe ruht. -- Von den sechs übrigen, in Deutschland lebenden, kleineren Arten der Gattung Epialus oder Hepialus, wie man sie auch schreibt, kann man bisweilen kleine Gesellschaften bei Sonnenschein in wildem Fluge, wie er den Schwärmern eigen, zwischen Buschwerk spielen sehen.
Wenn die Glieder der eben besprochenen Familie durch ihre Uebereinstimmung in Form und Lebensweise der früheren Stände, nicht aber durch Gleichartigkeit des Jmago ihre verwandtschaftlichen Verhältnisse zeigen, so können dies die Mitglieder der vierten Familie, der Cheloniarier (Chelo- niariae), weder in der einen, noch in der andern Beziehung. Von den drei Sippen, welche sie umfassen, werden die Zygänen eigentlich nur wegen Uebereinstimmung der Fühler mit den Schwärmern, die beiden übrigen mit den Spinnern vereinigt, denen sie entschieden sehr nahe stehen. Unter Berücksichtigung der ungemein zahlreichen erotischen Arten findet ein so unmerklicher Uebergang von einer Sippe zur andern Statt, daß ihre Vereinigung zu einer Familie keinem Bedenken unter- liegt und außerdem mindestens eine schärfere, natürliche Vegrenzung der Spinner zuläßt. Ueberdies kommt den allermeisten hier zusammengefaßten Schmetterlingen noch eine Eigenthümlichkeit zu, welche wieder in anderer Hinsicht auf eine nahe Verwandtschaft hindeutet. Wenn man sie zwischen die Finger nimmt, dringt aus den Fühlern und Kniegelenten ein gelber, dicklicher Saft in Form von Tröpfchen hervor, ebenso aus der Wunde des Thorax, wenn derselbe mit einer Nadel durchbohrt wird. Sonst stimmen die Cheloniarier noch überein in der Entwickelung der Rollzunge, dem Vorhandensein von Nebenaugen, bei den meisten wenigstens, durch glatte anliegende Behaarung des Körpers, in der Ruhe dachförmig getragene Flügel, welche meist lebhaft und grell gefärbt sind und durch eine Haftborste an den hintersten zusammengehalten werden. Die sechzehnfüßigen Raupen bleiben nie nackt, sind öfter sogar sehr stark behaart. Die Puppen ruhen weder in der Erde, noch in Pflanzentheilen, sondern in einem sehr verschiedenartigen Gespinnst.
Jn der Weise, wie hier in unserer Abbildung auf der Skabiose, so sehen wir von Mitte Juni bis in den August an den verschiedenen Waldblumen Schmetterlinge sitzen, welche durch ihren dicken Hinterleib, die schönen rothen Unterflügel und rothen Tupfen auf den stahlgrünen oder blauschwarzen Vorderflügeln auffallen. An unfreundlichen Tagen sitzen sie ruhig und träumerisch, bei Sonnen- schein saugen sie eifrig, manchmal ihrer drei, vier an einem Blüthenköpfchen und begeben sich in schwerfälligem Fluge von dannen, wenn sie hier nichts mehr finden, um dort ihr Heil weiter zu versuchen. Harmlos sitzen sie jederzeit, einzeln oder gepaart in entgegengesetzter Richtung, und lassen sich mit den Fingern erhaschen. Man kann selbst verschiedene Arten in Paarung antreffen, daher entstehen Mischformen, welche die Schwierigkeit noch erhöhen, sehr nahe stehende Arten mit Sicherheit zu unterscheiden, zumal einzelne an sich schon die Veränderung in der Färbung zu lieben scheinen. Man hat diese hübschen Falter wegen ihrer etwas geschwungenen Fühler Widderchen, wegen der rothen Flecken auf den Vorderflügeln Blutströpschen, Zygänen (Zygaena) genannt und findet an allen als gemeinsame Merkmale eine stark entwickelte Rollzunge, zwei Nebenaugen, zwei Sporenpaare an den Hinterschienen, zwei Jnnenrandsrippen in den stumpf gespitzten Vorder- flügeln, drei in den breiteren und spitzeren, rothen Hinterflügeln, welche überdies eine Haftborste haben, ungezähnte, verhältnißmäßig lange, vor der Spitze stark angeschwollene Fühler, welche nach dem Tode in Folge ihrer dünnen Wurzel ungemein leicht abbrechen, Flaumhaare an den kopf-
Die Schmetterlinge. Cheloniarier.
weiſe in die des Hopfens, wonach man den Schmetterling benannt hat; denn er kommt ebenſogut in denjenigen Gegenden vor, wo man keinen Hopfen baut und wo derſelbe verwildert kaum ange- troffen wird. Die auf dem Rücken bräunlich gelbe, mit ſchwarzen Stachelwärzchen beſtreute Raupe braucht mindeſtens ein Jahr, bis ſie erwachſen iſt und ein loſes langes Geſpinnſt aufertigt, in welchem die ſchlanke, in der Geſtalt der des Weidenbohrers ähnliche Puppe ruht. — Von den ſechs übrigen, in Deutſchland lebenden, kleineren Arten der Gattung Epialus oder Hepialus, wie man ſie auch ſchreibt, kann man bisweilen kleine Geſellſchaften bei Sonnenſchein in wildem Fluge, wie er den Schwärmern eigen, zwiſchen Buſchwerk ſpielen ſehen.
Wenn die Glieder der eben beſprochenen Familie durch ihre Uebereinſtimmung in Form und Lebensweiſe der früheren Stände, nicht aber durch Gleichartigkeit des Jmago ihre verwandtſchaftlichen Verhältniſſe zeigen, ſo können dies die Mitglieder der vierten Familie, der Cheloniarier (Chelo- niariae), weder in der einen, noch in der andern Beziehung. Von den drei Sippen, welche ſie umfaſſen, werden die Zygänen eigentlich nur wegen Uebereinſtimmung der Fühler mit den Schwärmern, die beiden übrigen mit den Spinnern vereinigt, denen ſie entſchieden ſehr nahe ſtehen. Unter Berückſichtigung der ungemein zahlreichen erotiſchen Arten findet ein ſo unmerklicher Uebergang von einer Sippe zur andern Statt, daß ihre Vereinigung zu einer Familie keinem Bedenken unter- liegt und außerdem mindeſtens eine ſchärfere, natürliche Vegrenzung der Spinner zuläßt. Ueberdies kommt den allermeiſten hier zuſammengefaßten Schmetterlingen noch eine Eigenthümlichkeit zu, welche wieder in anderer Hinſicht auf eine nahe Verwandtſchaft hindeutet. Wenn man ſie zwiſchen die Finger nimmt, dringt aus den Fühlern und Kniegelenten ein gelber, dicklicher Saft in Form von Tröpfchen hervor, ebenſo aus der Wunde des Thorax, wenn derſelbe mit einer Nadel durchbohrt wird. Sonſt ſtimmen die Cheloniarier noch überein in der Entwickelung der Rollzunge, dem Vorhandenſein von Nebenaugen, bei den meiſten wenigſtens, durch glatte anliegende Behaarung des Körpers, in der Ruhe dachförmig getragene Flügel, welche meiſt lebhaft und grell gefärbt ſind und durch eine Haftborſte an den hinterſten zuſammengehalten werden. Die ſechzehnfüßigen Raupen bleiben nie nackt, ſind öfter ſogar ſehr ſtark behaart. Die Puppen ruhen weder in der Erde, noch in Pflanzentheilen, ſondern in einem ſehr verſchiedenartigen Geſpinnſt.
Jn der Weiſe, wie hier in unſerer Abbildung auf der Skabioſe, ſo ſehen wir von Mitte Juni bis in den Auguſt an den verſchiedenen Waldblumen Schmetterlinge ſitzen, welche durch ihren dicken Hinterleib, die ſchönen rothen Unterflügel und rothen Tupfen auf den ſtahlgrünen oder blauſchwarzen Vorderflügeln auffallen. An unfreundlichen Tagen ſitzen ſie ruhig und träumeriſch, bei Sonnen- ſchein ſaugen ſie eifrig, manchmal ihrer drei, vier an einem Blüthenköpfchen und begeben ſich in ſchwerfälligem Fluge von dannen, wenn ſie hier nichts mehr finden, um dort ihr Heil weiter zu verſuchen. Harmlos ſitzen ſie jederzeit, einzeln oder gepaart in entgegengeſetzter Richtung, und laſſen ſich mit den Fingern erhaſchen. Man kann ſelbſt verſchiedene Arten in Paarung antreffen, daher entſtehen Miſchformen, welche die Schwierigkeit noch erhöhen, ſehr nahe ſtehende Arten mit Sicherheit zu unterſcheiden, zumal einzelne an ſich ſchon die Veränderung in der Färbung zu lieben ſcheinen. Man hat dieſe hübſchen Falter wegen ihrer etwas geſchwungenen Fühler Widderchen, wegen der rothen Flecken auf den Vorderflügeln Blutströpſchen, Zygänen (Zygaena) genannt und findet an allen als gemeinſame Merkmale eine ſtark entwickelte Rollzunge, zwei Nebenaugen, zwei Sporenpaare an den Hinterſchienen, zwei Jnnenrandsrippen in den ſtumpf geſpitzten Vorder- flügeln, drei in den breiteren und ſpitzeren, rothen Hinterflügeln, welche überdies eine Haftborſte haben, ungezähnte, verhältnißmäßig lange, vor der Spitze ſtark angeſchwollene Fühler, welche nach dem Tode in Folge ihrer dünnen Wurzel ungemein leicht abbrechen, Flaumhaare an den kopf-
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[322/0346]
Die Schmetterlinge. Cheloniarier.
weiſe in die des Hopfens, wonach man den Schmetterling benannt hat; denn er kommt ebenſogut in
denjenigen Gegenden vor, wo man keinen Hopfen baut und wo derſelbe verwildert kaum ange-
troffen wird. Die auf dem Rücken bräunlich gelbe, mit ſchwarzen Stachelwärzchen beſtreute Raupe
braucht mindeſtens ein Jahr, bis ſie erwachſen iſt und ein loſes langes Geſpinnſt aufertigt, in
welchem die ſchlanke, in der Geſtalt der des Weidenbohrers ähnliche Puppe ruht. — Von den
ſechs übrigen, in Deutſchland lebenden, kleineren Arten der Gattung Epialus oder Hepialus, wie
man ſie auch ſchreibt, kann man bisweilen kleine Geſellſchaften bei Sonnenſchein in wildem Fluge,
wie er den Schwärmern eigen, zwiſchen Buſchwerk ſpielen ſehen.
Wenn die Glieder der eben beſprochenen Familie durch ihre Uebereinſtimmung in Form und
Lebensweiſe der früheren Stände, nicht aber durch Gleichartigkeit des Jmago ihre verwandtſchaftlichen
Verhältniſſe zeigen, ſo können dies die Mitglieder der vierten Familie, der Cheloniarier (Chelo-
niariae), weder in der einen, noch in der andern Beziehung. Von den drei Sippen, welche ſie
umfaſſen, werden die Zygänen eigentlich nur wegen Uebereinſtimmung der Fühler mit den
Schwärmern, die beiden übrigen mit den Spinnern vereinigt, denen ſie entſchieden ſehr nahe ſtehen.
Unter Berückſichtigung der ungemein zahlreichen erotiſchen Arten findet ein ſo unmerklicher Uebergang
von einer Sippe zur andern Statt, daß ihre Vereinigung zu einer Familie keinem Bedenken unter-
liegt und außerdem mindeſtens eine ſchärfere, natürliche Vegrenzung der Spinner zuläßt. Ueberdies
kommt den allermeiſten hier zuſammengefaßten Schmetterlingen noch eine Eigenthümlichkeit zu, welche
wieder in anderer Hinſicht auf eine nahe Verwandtſchaft hindeutet. Wenn man ſie zwiſchen die
Finger nimmt, dringt aus den Fühlern und Kniegelenten ein gelber, dicklicher Saft in Form von
Tröpfchen hervor, ebenſo aus der Wunde des Thorax, wenn derſelbe mit einer Nadel durchbohrt
wird. Sonſt ſtimmen die Cheloniarier noch überein in der Entwickelung der Rollzunge, dem
Vorhandenſein von Nebenaugen, bei den meiſten wenigſtens, durch glatte anliegende Behaarung
des Körpers, in der Ruhe dachförmig getragene Flügel, welche meiſt lebhaft und grell gefärbt ſind
und durch eine Haftborſte an den hinterſten zuſammengehalten werden. Die ſechzehnfüßigen Raupen
bleiben nie nackt, ſind öfter ſogar ſehr ſtark behaart. Die Puppen ruhen weder in der Erde, noch in
Pflanzentheilen, ſondern in einem ſehr verſchiedenartigen Geſpinnſt.
Jn der Weiſe, wie hier in unſerer Abbildung auf der Skabioſe, ſo ſehen wir von Mitte Juni
bis in den Auguſt an den verſchiedenen Waldblumen Schmetterlinge ſitzen, welche durch ihren dicken
Hinterleib, die ſchönen rothen Unterflügel und rothen Tupfen auf den ſtahlgrünen oder blauſchwarzen
Vorderflügeln auffallen. An unfreundlichen Tagen ſitzen ſie ruhig und träumeriſch, bei Sonnen-
ſchein ſaugen ſie eifrig, manchmal ihrer drei, vier an einem Blüthenköpfchen und begeben ſich in
ſchwerfälligem Fluge von dannen, wenn ſie hier nichts mehr finden, um dort ihr Heil weiter zu
verſuchen. Harmlos ſitzen ſie jederzeit, einzeln oder gepaart in entgegengeſetzter Richtung, und
laſſen ſich mit den Fingern erhaſchen. Man kann ſelbſt verſchiedene Arten in Paarung antreffen,
daher entſtehen Miſchformen, welche die Schwierigkeit noch erhöhen, ſehr nahe ſtehende Arten mit
Sicherheit zu unterſcheiden, zumal einzelne an ſich ſchon die Veränderung in der Färbung zu lieben
ſcheinen. Man hat dieſe hübſchen Falter wegen ihrer etwas geſchwungenen Fühler Widderchen,
wegen der rothen Flecken auf den Vorderflügeln Blutströpſchen, Zygänen (Zygaena) genannt
und findet an allen als gemeinſame Merkmale eine ſtark entwickelte Rollzunge, zwei Nebenaugen,
zwei Sporenpaare an den Hinterſchienen, zwei Jnnenrandsrippen in den ſtumpf geſpitzten Vorder-
flügeln, drei in den breiteren und ſpitzeren, rothen Hinterflügeln, welche überdies eine Haftborſte
haben, ungezähnte, verhältnißmäßig lange, vor der Spitze ſtark angeſchwollene Fühler, welche
nach dem Tode in Folge ihrer dünnen Wurzel ungemein leicht abbrechen, Flaumhaare an den kopf-
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 322. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/346>, abgerufen am 23.11.2024.
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