Steinen gefunden, wo sie in der hier abgebildeten Stellung ruhen. Der feiste Körper glänzt bronzebraun auf der durch die schwarzen Luftlöcher begrenzten obern Seite und wird von drei lichten Längslinien durchzogen, welche auf dem Nackenschilde beginnen und sich am Ende der After- klappe vereinigen; zwischen den beiden äußeren dieser Linien und den Luftlöchern bemerkt man noch eine, weniger reine und mehrfach unterbrochene Linie. Jhre Verpuppung erfolgt gleichfalls unter Steinen. Des Nachts kommt sie hervor und befrißt in der angegebenen Weise die Gräser ihrer Nachbarschaft, am liebsten das Queckengras (Tritieum repens); mit Lölch (Lolium temulentum), von welchem sie den Namen hat, konnte ich sie bei der Zucht nicht groß füttern.
Verrufener als vorige ist die, wie schon erwähnt, ganz gleiche, nur etwas kleinere Raupe der Graseule (Charaeas graminis), eines mehr im Norden verbreiteten schönen Falters, den unsere Abbildung gleichfalls vergegenwärtigt. Er hat behaarte Augen wie der vorige, einen schopflosen, wolligen Thorax, das Männchen gekämmte Fühler. Die Vorderflügel zeichnen sich durch eine staubig olivengrünliche Grundfarbe und sehr veränderliche Zeichnungen aus. Das Mittelfeld und die äußere Hälfte des Saumfeldes sind in der Regel dunkler, als die Grundfarbe, die drei Makeln heller als diese, mehr oder weniger weiß. Die breitgezogene Ringmakel verbindet sich mit der besonders hellen Nierenmakel durch die hier fast weiße Mittelrippe. Wellen- und Querlinien lassen sich nicht wahrnehmen, dagegen bisweilen eine Saumlinie, gebildet von dunkleren Längs- fleckchen zwischen den Rippen. Die weißgelb befransten, gelblichgrauen Hinterflügel werden nach der Wurzel hin heller. Jm Juli und August entschlüpft das zierliche Thier seiner glänzend roth- braunen in zwei Hakenspitzchen endenden Puppe und fliegt manchmal im Sonnenscheine an Wiesen- blumen. Schweden und andere Theile des nördlichen Europa, besonders aber Nordamerika, haben öfter von den Raupen leiden müssen, als unsere deutschen Wiesen. Vom Jahre 1771 berichten die Annalen aus der unteren Wesergegend und später (1816 und 17) aus dem braunschweigischen Antheile des Harzes böse Dinge von ihnen. Bei Bremen hatten sie in einer Nacht zwei Morgen Wiesen verwüstet und saßen so gedrängt bei einander, daß auf dem Raume einer ausgebreiteten Hand zwölf und mehr Stück gezählt werden konnten. Jn der harzburger Gegend zeigten sie sich 1816 in unglaublichen Mengen. Die an ihren Weideplätzen vorbeiführenden Wege wurden schlüpfrig und kothig, und handhoch füllten sich die Wagengleise. Das Jahr darauf fraßen sie mehr denn dreitausend Waldmorgen Wiese gänzlich ab, da man nichts gegen sie gethan, sondern die Zeit mit Berathungen hatte hingehen lassen. Alle Vorsichtsmaßregeln, welche man für das dritte Jahr gegen sie getroffen hatte, kamen zu spät; denn die Raupen waren auf ihr normales Maß zurückgeführt. Man vermuthete, daß ein achtundvierzigstündiger Regenguß Mitte Mai, in Folge dessen Flüsse und Bäche aus ihren Ufern traten, den Verheerungen ein Ende gemacht habe. -- Wir kennen noch einen schwarzbraunen Schmetterling (Neuronia caespetis), dessen Wellen- und Querlinien wie die Umsäumungen der Makeln feingelb hervortreten. Er ist viel seltener, seine Raupe dem äußern Ansehen und der Lebensweise nach aber die dritte im Bunde.
Einen wesentlich andern Eindruck macht der Blick auf die ebenfalls hier abgebildete Mangold- eule, oder den Agatvogel (Brotolomia meticulosa), bei welchem sich der Saum der Vorderflügel in einer Weise auszackt, wie es bei den Eulen nur selten vorkommt. Dieselben tragen sich röthlich ledergelb, im Mittelfelde olivenbraun in den Zeichnungen, welche das Bild veranschaulicht. Jn der dachförmigen Ruhelage falten sie sich ein wenig der Länge nach. Die Hinterflügel sind licht ledergelb, am Saume verwischt dunkler gestreift. Den Thorax ziert vorn ein schneidiger Längs- kamm, welcher sattelartig nach hinten aussteigt und in einen abgestutzten Querwulst endigt. Die Augen sind nackt und unbewimpert, die Zunge stark. Diese schöne Eule erscheint zweimal im Jahre, zuerst im Mai und Juni, dann wieder im August und September. Von der zweiten Generation überwintert die Raupe. Sie schwankt in der Färbung zwischen Grün und Zimmtbraun, hat eine gelbe, nach oben dunkler besäumte Seitenlinie über den Füßen, eine weiße, unvollkommene
Lölch-, Graseule. Agatvogel.
Steinen gefunden, wo ſie in der hier abgebildeten Stellung ruhen. Der feiſte Körper glänzt bronzebraun auf der durch die ſchwarzen Luftlöcher begrenzten obern Seite und wird von drei lichten Längslinien durchzogen, welche auf dem Nackenſchilde beginnen und ſich am Ende der After- klappe vereinigen; zwiſchen den beiden äußeren dieſer Linien und den Luftlöchern bemerkt man noch eine, weniger reine und mehrfach unterbrochene Linie. Jhre Verpuppung erfolgt gleichfalls unter Steinen. Des Nachts kommt ſie hervor und befrißt in der angegebenen Weiſe die Gräſer ihrer Nachbarſchaft, am liebſten das Queckengras (Tritieum repens); mit Lölch (Lolium temulentum), von welchem ſie den Namen hat, konnte ich ſie bei der Zucht nicht groß füttern.
Verrufener als vorige iſt die, wie ſchon erwähnt, ganz gleiche, nur etwas kleinere Raupe der Graseule (Charaeas graminis), eines mehr im Norden verbreiteten ſchönen Falters, den unſere Abbildung gleichfalls vergegenwärtigt. Er hat behaarte Augen wie der vorige, einen ſchopfloſen, wolligen Thorax, das Männchen gekämmte Fühler. Die Vorderflügel zeichnen ſich durch eine ſtaubig olivengrünliche Grundfarbe und ſehr veränderliche Zeichnungen aus. Das Mittelfeld und die äußere Hälfte des Saumfeldes ſind in der Regel dunkler, als die Grundfarbe, die drei Makeln heller als dieſe, mehr oder weniger weiß. Die breitgezogene Ringmakel verbindet ſich mit der beſonders hellen Nierenmakel durch die hier faſt weiße Mittelrippe. Wellen- und Querlinien laſſen ſich nicht wahrnehmen, dagegen bisweilen eine Saumlinie, gebildet von dunkleren Längs- fleckchen zwiſchen den Rippen. Die weißgelb befranſten, gelblichgrauen Hinterflügel werden nach der Wurzel hin heller. Jm Juli und Auguſt entſchlüpft das zierliche Thier ſeiner glänzend roth- braunen in zwei Hakenſpitzchen endenden Puppe und fliegt manchmal im Sonnenſcheine an Wieſen- blumen. Schweden und andere Theile des nördlichen Europa, beſonders aber Nordamerika, haben öfter von den Raupen leiden müſſen, als unſere deutſchen Wieſen. Vom Jahre 1771 berichten die Annalen aus der unteren Weſergegend und ſpäter (1816 und 17) aus dem braunſchweigiſchen Antheile des Harzes böſe Dinge von ihnen. Bei Bremen hatten ſie in einer Nacht zwei Morgen Wieſen verwüſtet und ſaßen ſo gedrängt bei einander, daß auf dem Raume einer ausgebreiteten Hand zwölf und mehr Stück gezählt werden konnten. Jn der harzburger Gegend zeigten ſie ſich 1816 in unglaublichen Mengen. Die an ihren Weideplätzen vorbeiführenden Wege wurden ſchlüpfrig und kothig, und handhoch füllten ſich die Wagengleiſe. Das Jahr darauf fraßen ſie mehr denn dreitauſend Waldmorgen Wieſe gänzlich ab, da man nichts gegen ſie gethan, ſondern die Zeit mit Berathungen hatte hingehen laſſen. Alle Vorſichtsmaßregeln, welche man für das dritte Jahr gegen ſie getroffen hatte, kamen zu ſpät; denn die Raupen waren auf ihr normales Maß zurückgeführt. Man vermuthete, daß ein achtundvierzigſtündiger Regenguß Mitte Mai, in Folge deſſen Flüſſe und Bäche aus ihren Ufern traten, den Verheerungen ein Ende gemacht habe. — Wir kennen noch einen ſchwarzbraunen Schmetterling (Neuronia caespetis), deſſen Wellen- und Querlinien wie die Umſäumungen der Makeln feingelb hervortreten. Er iſt viel ſeltener, ſeine Raupe dem äußern Anſehen und der Lebensweiſe nach aber die dritte im Bunde.
Einen weſentlich andern Eindruck macht der Blick auf die ebenfalls hier abgebildete Mangold- eule, oder den Agatvogel (Brotolomia meticulosa), bei welchem ſich der Saum der Vorderflügel in einer Weiſe auszackt, wie es bei den Eulen nur ſelten vorkommt. Dieſelben tragen ſich röthlich ledergelb, im Mittelfelde olivenbraun in den Zeichnungen, welche das Bild veranſchaulicht. Jn der dachförmigen Ruhelage falten ſie ſich ein wenig der Länge nach. Die Hinterflügel ſind licht ledergelb, am Saume verwiſcht dunkler geſtreift. Den Thorax ziert vorn ein ſchneidiger Längs- kamm, welcher ſattelartig nach hinten auſſteigt und in einen abgeſtutzten Querwulſt endigt. Die Augen ſind nackt und unbewimpert, die Zunge ſtark. Dieſe ſchöne Eule erſcheint zweimal im Jahre, zuerſt im Mai und Juni, dann wieder im Auguſt und September. Von der zweiten Generation überwintert die Raupe. Sie ſchwankt in der Färbung zwiſchen Grün und Zimmtbraun, hat eine gelbe, nach oben dunkler beſäumte Seitenlinie über den Füßen, eine weiße, unvollkommene
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Lölch-, Graseule. Agatvogel.
Steinen gefunden, wo ſie in der hier abgebildeten Stellung ruhen. Der feiſte Körper glänzt
bronzebraun auf der durch die ſchwarzen Luftlöcher begrenzten obern Seite und wird von drei
lichten Längslinien durchzogen, welche auf dem Nackenſchilde beginnen und ſich am Ende der After-
klappe vereinigen; zwiſchen den beiden äußeren dieſer Linien und den Luftlöchern bemerkt man noch
eine, weniger reine und mehrfach unterbrochene Linie. Jhre Verpuppung erfolgt gleichfalls unter
Steinen. Des Nachts kommt ſie hervor und befrißt in der angegebenen Weiſe die Gräſer ihrer
Nachbarſchaft, am liebſten das Queckengras (Tritieum repens); mit Lölch (Lolium temulentum), von
welchem ſie den Namen hat, konnte ich ſie bei der Zucht nicht groß füttern.
Verrufener als vorige iſt die, wie ſchon erwähnt, ganz gleiche, nur etwas kleinere Raupe
der Graseule (Charaeas graminis), eines mehr im Norden verbreiteten ſchönen Falters, den unſere
Abbildung gleichfalls vergegenwärtigt. Er hat behaarte Augen wie der vorige, einen ſchopfloſen,
wolligen Thorax, das Männchen gekämmte Fühler. Die Vorderflügel zeichnen ſich durch eine
ſtaubig olivengrünliche Grundfarbe und ſehr veränderliche Zeichnungen aus. Das Mittelfeld und
die äußere Hälfte des Saumfeldes ſind in der Regel dunkler, als die Grundfarbe, die drei Makeln
heller als dieſe, mehr oder weniger weiß. Die breitgezogene Ringmakel verbindet ſich mit der
beſonders hellen Nierenmakel durch die hier faſt weiße Mittelrippe. Wellen- und Querlinien
laſſen ſich nicht wahrnehmen, dagegen bisweilen eine Saumlinie, gebildet von dunkleren Längs-
fleckchen zwiſchen den Rippen. Die weißgelb befranſten, gelblichgrauen Hinterflügel werden nach
der Wurzel hin heller. Jm Juli und Auguſt entſchlüpft das zierliche Thier ſeiner glänzend roth-
braunen in zwei Hakenſpitzchen endenden Puppe und fliegt manchmal im Sonnenſcheine an Wieſen-
blumen. Schweden und andere Theile des nördlichen Europa, beſonders aber Nordamerika, haben
öfter von den Raupen leiden müſſen, als unſere deutſchen Wieſen. Vom Jahre 1771 berichten
die Annalen aus der unteren Weſergegend und ſpäter (1816 und 17) aus dem braunſchweigiſchen
Antheile des Harzes böſe Dinge von ihnen. Bei Bremen hatten ſie in einer Nacht zwei Morgen
Wieſen verwüſtet und ſaßen ſo gedrängt bei einander, daß auf dem Raume einer ausgebreiteten
Hand zwölf und mehr Stück gezählt werden konnten. Jn der harzburger Gegend zeigten ſie
ſich 1816 in unglaublichen Mengen. Die an ihren Weideplätzen vorbeiführenden Wege wurden
ſchlüpfrig und kothig, und handhoch füllten ſich die Wagengleiſe. Das Jahr darauf fraßen ſie mehr
denn dreitauſend Waldmorgen Wieſe gänzlich ab, da man nichts gegen ſie gethan, ſondern die
Zeit mit Berathungen hatte hingehen laſſen. Alle Vorſichtsmaßregeln, welche man für das dritte
Jahr gegen ſie getroffen hatte, kamen zu ſpät; denn die Raupen waren auf ihr normales Maß
zurückgeführt. Man vermuthete, daß ein achtundvierzigſtündiger Regenguß Mitte Mai, in Folge
deſſen Flüſſe und Bäche aus ihren Ufern traten, den Verheerungen ein Ende gemacht habe. —
Wir kennen noch einen ſchwarzbraunen Schmetterling (Neuronia caespetis), deſſen Wellen- und
Querlinien wie die Umſäumungen der Makeln feingelb hervortreten. Er iſt viel ſeltener, ſeine
Raupe dem äußern Anſehen und der Lebensweiſe nach aber die dritte im Bunde.
Einen weſentlich andern Eindruck macht der Blick auf die ebenfalls hier abgebildete Mangold-
eule, oder den Agatvogel (Brotolomia meticulosa), bei welchem ſich der Saum der Vorderflügel
in einer Weiſe auszackt, wie es bei den Eulen nur ſelten vorkommt. Dieſelben tragen ſich röthlich
ledergelb, im Mittelfelde olivenbraun in den Zeichnungen, welche das Bild veranſchaulicht. Jn
der dachförmigen Ruhelage falten ſie ſich ein wenig der Länge nach. Die Hinterflügel ſind licht
ledergelb, am Saume verwiſcht dunkler geſtreift. Den Thorax ziert vorn ein ſchneidiger Längs-
kamm, welcher ſattelartig nach hinten auſſteigt und in einen abgeſtutzten Querwulſt endigt. Die
Augen ſind nackt und unbewimpert, die Zunge ſtark. Dieſe ſchöne Eule erſcheint zweimal im
Jahre, zuerſt im Mai und Juni, dann wieder im Auguſt und September. Von der zweiten
Generation überwintert die Raupe. Sie ſchwankt in der Färbung zwiſchen Grün und Zimmtbraun,
hat eine gelbe, nach oben dunkler beſäumte Seitenlinie über den Füßen, eine weiße, unvollkommene
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 349. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/373>, abgerufen am 23.11.2024.
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