Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869.

Bild:
<< vorherige Seite

Allgemeines. Flügelbildung.
in die folgende münden. Die vierte Längsader (Discoidal-, Mittelader, d) ist der oberste Ast
des zweiten Hauptstammes und ebenfalls daran leicht kenntlich, daß sie die Querader (x) auf-
nimmt; sie endet im Rande, bisweilen auch in der dritten Längsader, in welchem letzteren Falle
sie oft einen Aderanhang hat, welchen man, wie bei vielen Musciden, als Spitzenquerader
(zweite Figur d) bezeichnet. Die fünfte Querader (Posticalader, e) kommt aus der Wurzel
selbst, gehört zu denen, welche nie fehlen und ist als stärkste des zweiten Hauptstammes die vor-
züglichste Stütze für die hintere Flügelfläche. Sie mündet in den Hinterrand oder in die sechste
Längsader
(Analader, f), welche aus ihr entspringt und den Flügelsaum nicht immer zu erreichen
braucht. Wenn hinter ihr noch eine Längsader vorkommt, so entspringt diese der Wurzel, gehört
dem dritten Stamme an und heißt Axillarader (g). Wo eine Mittel-, Discoidalzelle (5)
vorhanden ist, wie im Mückenflügel, da strahlt aus ihr ein System von Längsadern, welche
nicht in der Reihe mit zählen, sondern als "zwei, drei u. s. w. aus der Mittelzelle entspringende
Adern" bezeichnet werden. Außer der bereits mehrsach erwähnten Querader verbindet sehr häufig
die hintere oder große Querader (d) die vierte und fünfte Längsader in der Nähe des
Hinterrandes und ist als Gabelast der ersteren zu betrachten, die vordere Wurzelquerader (y)
verbindet in anderen Fällen dieselben beiden Rippen, aber sehr nahe der Wurzel; diejenige, welche
in ähnlicher Weise die erste Längsader mit dem Vorderrande verhindet, heißt die Schulterquer-
ader (Wurzelquerader, Humeralader,
s). Bei Bezeichnung der Zellen stimmen die ver-
schiedenen Schriftsteller noch weniger überein, als bei der der Adern. Nach unseren Abbildungen
sind: 1 die vordere, erste, auch lange Wurzel- oder Basalzelle, 2 die Hinterrand-
zelle,
und zwar die erste, weil man von ihr die folgenden bis zur Anal-, hintersten oder
dritten Wurzelzelle (3) weiter zählt. Hinter dieser kann, wie wir beim Muscidenflügel sehen,
noch eine Hinterrandzelle liegen, sobald die Analzelle nicht vom Flügelsanme, sondern durch eine
besondere Querader geschlossen wird. Zwischen 1 und 3 liegt die hintere, kleine, zweite
Basal-
oder Wurzelzelle (4) und hinter ihr, durch zwei Queradern an ihren schmalen Enden
begrenzt, die Mittel- oder Discoidalzelle (5). Will man der nie geschlossenen Stelle zwischen
der sechsten Längsader oder der Arillarader einen Namen geben, so kann man sie Axillarzelle
(6) nennen, das jenseits derselben bis zum Saume liegende Stück (7) ist Hinterwinkel von Löw,
Lappenzelle, Flügellappen von Schiner genannt worden, das darüber liegende Stück des Flügels (x)
entsprechend Flügelanhang, Asterlappen. Für die vorderen Zellen gelten folgende Ausdrücke:
8 Unterrand-, Submarginalzelle (Löw), Cubitalzelle (Schiner), 9 Marginal-
(L.), Subcostalzelle (Sch.), 10 Rand-, Costalzelle, 11 Vorderrand-, Mediastinal-
zelle (Sch.), innere
und äußere Costalzelle (L.), sofern eine Schulterquerader dieselbe
in zwei Theile theilt. Jede Zelle ist nur dann vollständig "geschlossen", wenn sie ringsnm von
Adern begrenzt wird, "offen", sobald von der einen Seite der Flügelsaum den Berschluß herstellt.
Bei vielen Familien findet sich hinter dem Flügel noch ein kleineres oder größeres Schüppchen,
unter welchem der Schwinger, Schwingkolben (die Haltern) theilweise oder ganz verborgen
wird. Diese gestielten Knöpfchen, welche leicht in die Augen fallen, sobald sie, wie z. B. bei den
Mücken, "unbedeckt" sind, bilden ein den Zweiflüglern eigenthümliches Organ, dessen Bestimmung
auf das Verschiedenste gedeutet worden ist. Nach den neuesten Untersuchungen des Dr. Landois
dienen die Schwinger zur Bewegung der Brummringe im Stimmapparat,
wirken
aber erst in zweiter Linie durch diese Bewegung auf das Athmen und die Flugfertigkeit. Ueber
das Brummen der Fliegen sagt Landois etwa Folgendes: Wir haben bei einem Jnsekt, welches
Töne hören läßt, auf die Bewegungen gewisser äußeren Organe Rücksicht zu nehmen und sodann
auf Höhe und Tiefe des Tones. Sehen wir z. B. eine Schmeißfliege (Musca vomitoria) unge-
hindert in der Luft umherfliegen, so vernehmen wir einen verhältnißmäßig tiefen Summton und
bemerken die heftig zitternden Bewegungen der Flügel wie der Schwingkolben. Faßt man dasselbe
Thier so an, daß es seine Flügel nicht bewegen kann, so hört man einen höheren Brummton

Allgemeines. Flügelbildung.
in die folgende münden. Die vierte Längsader (Discoidal-, Mittelader, d) iſt der oberſte Aſt
des zweiten Hauptſtammes und ebenfalls daran leicht kenntlich, daß ſie die Querader (x) auf-
nimmt; ſie endet im Rande, bisweilen auch in der dritten Längsader, in welchem letzteren Falle
ſie oft einen Aderanhang hat, welchen man, wie bei vielen Musciden, als Spitzenquerader
(zweite Figur d) bezeichnet. Die fünfte Querader (Poſticalader, e) kommt aus der Wurzel
ſelbſt, gehört zu denen, welche nie fehlen und iſt als ſtärkſte des zweiten Hauptſtammes die vor-
züglichſte Stütze für die hintere Flügelfläche. Sie mündet in den Hinterrand oder in die ſechſte
Längsader
(Analader, f), welche aus ihr entſpringt und den Flügelſaum nicht immer zu erreichen
braucht. Wenn hinter ihr noch eine Längsader vorkommt, ſo entſpringt dieſe der Wurzel, gehört
dem dritten Stamme an und heißt Axillarader (g). Wo eine Mittel-, Discoidalzelle (5)
vorhanden iſt, wie im Mückenflügel, da ſtrahlt aus ihr ein Syſtem von Längsadern, welche
nicht in der Reihe mit zählen, ſondern als „zwei, drei u. ſ. w. aus der Mittelzelle entſpringende
Adern“ bezeichnet werden. Außer der bereits mehrſach erwähnten Querader verbindet ſehr häufig
die hintere oder große Querader (d) die vierte und fünfte Längsader in der Nähe des
Hinterrandes und iſt als Gabelaſt der erſteren zu betrachten, die vordere Wurzelquerader (y)
verbindet in anderen Fällen dieſelben beiden Rippen, aber ſehr nahe der Wurzel; diejenige, welche
in ähnlicher Weiſe die erſte Längsader mit dem Vorderrande verhindet, heißt die Schulterquer-
ader (Wurzelquerader, Humeralader,
s). Bei Bezeichnung der Zellen ſtimmen die ver-
ſchiedenen Schriftſteller noch weniger überein, als bei der der Adern. Nach unſeren Abbildungen
ſind: 1 die vordere, erſte, auch lange Wurzel- oder Baſalzelle, 2 die Hinterrand-
zelle,
und zwar die erſte, weil man von ihr die folgenden bis zur Anal-, hinterſten oder
dritten Wurzelzelle (3) weiter zählt. Hinter dieſer kann, wie wir beim Muscidenflügel ſehen,
noch eine Hinterrandzelle liegen, ſobald die Analzelle nicht vom Flügelſanme, ſondern durch eine
beſondere Querader geſchloſſen wird. Zwiſchen 1 und 3 liegt die hintere, kleine, zweite
Baſal-
oder Wurzelzelle (4) und hinter ihr, durch zwei Queradern an ihren ſchmalen Enden
begrenzt, die Mittel- oder Discoidalzelle (5). Will man der nie geſchloſſenen Stelle zwiſchen
der ſechſten Längsader oder der Arillarader einen Namen geben, ſo kann man ſie Axillarzelle
(6) nennen, das jenſeits derſelben bis zum Saume liegende Stück (7) iſt Hinterwinkel von Löw,
Lappenzelle, Flügellappen von Schiner genannt worden, das darüber liegende Stück des Flügels (x)
entſprechend Flügelanhang, Aſterlappen. Für die vorderen Zellen gelten folgende Ausdrücke:
8 Unterrand-, Submarginalzelle (Löw), Cubitalzelle (Schiner), 9 Marginal-
(L.), Subcoſtalzelle (Sch.), 10 Rand-, Coſtalzelle, 11 Vorderrand-, Mediaſtinal-
zelle (Sch.), innere
und äußere Coſtalzelle (L.), ſofern eine Schulterquerader dieſelbe
in zwei Theile theilt. Jede Zelle iſt nur dann vollſtändig „geſchloſſen“, wenn ſie ringsnm von
Adern begrenzt wird, „offen“, ſobald von der einen Seite der Flügelſaum den Berſchluß herſtellt.
Bei vielen Familien findet ſich hinter dem Flügel noch ein kleineres oder größeres Schüppchen,
unter welchem der Schwinger, Schwingkolben (die Haltern) theilweiſe oder ganz verborgen
wird. Dieſe geſtielten Knöpfchen, welche leicht in die Augen fallen, ſobald ſie, wie z. B. bei den
Mücken, „unbedeckt“ ſind, bilden ein den Zweiflüglern eigenthümliches Organ, deſſen Beſtimmung
auf das Verſchiedenſte gedeutet worden iſt. Nach den neueſten Unterſuchungen des Dr. Landois
dienen die Schwinger zur Bewegung der Brummringe im Stimmapparat,
wirken
aber erſt in zweiter Linie durch dieſe Bewegung auf das Athmen und die Flugfertigkeit. Ueber
das Brummen der Fliegen ſagt Landois etwa Folgendes: Wir haben bei einem Jnſekt, welches
Töne hören läßt, auf die Bewegungen gewiſſer äußeren Organe Rückſicht zu nehmen und ſodann
auf Höhe und Tiefe des Tones. Sehen wir z. B. eine Schmeißfliege (Musca vomitoria) unge-
hindert in der Luft umherfliegen, ſo vernehmen wir einen verhältnißmäßig tiefen Summton und
bemerken die heftig zitternden Bewegungen der Flügel wie der Schwingkolben. Faßt man daſſelbe
Thier ſo an, daß es ſeine Flügel nicht bewegen kann, ſo hört man einen höheren Brummton

<TEI>
  <text>
    <body>
      <floatingText>
        <body>
          <div n="1">
            <div n="2">
              <p><pb facs="#f0401" n="377"/><fw place="top" type="header">Allgemeines. Flügelbildung.</fw><lb/>
in die folgende münden. Die <hi rendition="#g">vierte Längsader</hi> (Discoidal-, Mittelader, <hi rendition="#aq">d</hi>) i&#x017F;t der ober&#x017F;te A&#x017F;t<lb/>
des zweiten Haupt&#x017F;tammes und ebenfalls daran leicht kenntlich, daß &#x017F;ie die Querader (<hi rendition="#aq">x</hi>) auf-<lb/>
nimmt; &#x017F;ie endet im Rande, bisweilen auch in der dritten Längsader, in welchem letzteren Falle<lb/>
&#x017F;ie oft einen Aderanhang hat, welchen man, wie bei vielen Musciden, als <hi rendition="#g">Spitzenquerader</hi><lb/>
(zweite Figur <hi rendition="#aq">d</hi>) bezeichnet. Die <hi rendition="#g">fünfte Querader</hi> (Po&#x017F;ticalader, <hi rendition="#aq">e</hi>) kommt aus der Wurzel<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t, gehört zu denen, welche <hi rendition="#g">nie</hi> fehlen und i&#x017F;t als &#x017F;tärk&#x017F;te des zweiten Haupt&#x017F;tammes die vor-<lb/>
züglich&#x017F;te Stütze für die hintere Flügelfläche. Sie mündet in den Hinterrand oder in die <hi rendition="#g">&#x017F;ech&#x017F;te<lb/>
Längsader</hi> (Analader, <hi rendition="#aq">f</hi>), welche aus ihr ent&#x017F;pringt und den Flügel&#x017F;aum nicht immer zu erreichen<lb/>
braucht. Wenn hinter ihr noch eine Längsader vorkommt, &#x017F;o ent&#x017F;pringt die&#x017F;e der Wurzel, gehört<lb/>
dem dritten Stamme an und heißt <hi rendition="#g">Axillarader</hi> (<hi rendition="#aq">g</hi>). Wo eine <hi rendition="#g">Mittel-, Discoidalzelle</hi> (5)<lb/>
vorhanden i&#x017F;t, wie im Mückenflügel, da &#x017F;trahlt aus ihr ein Sy&#x017F;tem von Längsadern, welche<lb/>
nicht in der Reihe mit zählen, &#x017F;ondern als &#x201E;zwei, drei u. &#x017F;. w. aus der Mittelzelle ent&#x017F;pringende<lb/>
Adern&#x201C; bezeichnet werden. Außer der bereits mehr&#x017F;ach erwähnten Querader verbindet &#x017F;ehr häufig<lb/>
die <hi rendition="#g">hintere</hi> oder <hi rendition="#g">große Querader</hi> (<hi rendition="#aq">d</hi>) die vierte und fünfte Längsader in der Nähe des<lb/>
Hinterrandes und i&#x017F;t als Gabela&#x017F;t der er&#x017F;teren zu betrachten, die <hi rendition="#g">vordere Wurzelquerader</hi> (<hi rendition="#aq">y</hi>)<lb/>
verbindet in anderen Fällen die&#x017F;elben beiden Rippen, aber &#x017F;ehr nahe der Wurzel; diejenige, welche<lb/>
in ähnlicher Wei&#x017F;e die er&#x017F;te Längsader mit dem Vorderrande verhindet, heißt die <hi rendition="#g">Schulterquer-<lb/>
ader (Wurzelquerader, Humeralader,</hi> <hi rendition="#aq">s</hi>). Bei Bezeichnung der Zellen &#x017F;timmen die ver-<lb/>
&#x017F;chiedenen Schrift&#x017F;teller noch weniger überein, als bei der der Adern. Nach un&#x017F;eren Abbildungen<lb/>
&#x017F;ind: 1 die <hi rendition="#g">vordere, er&#x017F;te,</hi> auch <hi rendition="#g">lange Wurzel-</hi> oder <hi rendition="#g">Ba&#x017F;alzelle,</hi> 2 die <hi rendition="#g">Hinterrand-<lb/>
zelle,</hi> und zwar die <hi rendition="#g">er&#x017F;te,</hi> weil man von ihr die folgenden bis zur <hi rendition="#g">Anal-, hinter&#x017F;ten</hi> oder<lb/><hi rendition="#g">dritten Wurzelzelle</hi> (3) weiter zählt. Hinter die&#x017F;er kann, wie wir beim Muscidenflügel &#x017F;ehen,<lb/>
noch eine Hinterrandzelle liegen, &#x017F;obald die Analzelle nicht vom Flügel&#x017F;anme, &#x017F;ondern durch eine<lb/>
be&#x017F;ondere Querader ge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en wird. Zwi&#x017F;chen 1 und 3 liegt die <hi rendition="#g">hintere, kleine, zweite<lb/>
Ba&#x017F;al-</hi> oder <hi rendition="#g">Wurzelzelle</hi> (4) und hinter ihr, durch zwei Queradern an ihren &#x017F;chmalen Enden<lb/>
begrenzt, die <hi rendition="#g">Mittel-</hi> oder <hi rendition="#g">Discoidalzelle</hi> (5). Will man der nie ge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;enen Stelle zwi&#x017F;chen<lb/>
der &#x017F;ech&#x017F;ten Längsader oder der Arillarader einen Namen geben, &#x017F;o kann man &#x017F;ie <hi rendition="#g">Axillarzelle</hi><lb/>
(6) nennen, das jen&#x017F;eits der&#x017F;elben bis zum Saume liegende Stück (7) i&#x017F;t Hinterwinkel von <hi rendition="#g">Löw,</hi><lb/>
Lappenzelle, Flügellappen von <hi rendition="#g">Schiner</hi> genannt worden, das darüber liegende Stück des Flügels (<hi rendition="#aq">x</hi>)<lb/>
ent&#x017F;prechend Flügelanhang, A&#x017F;terlappen. Für die vorderen Zellen gelten folgende Ausdrücke:<lb/>
8 <hi rendition="#g">Unterrand-, Submarginalzelle (Löw), Cubitalzelle (Schiner), 9 Marginal-<lb/>
(L.), Subco&#x017F;talzelle (Sch.), 10 Rand-, Co&#x017F;talzelle, 11 Vorderrand-, Media&#x017F;tinal-<lb/>
zelle (Sch.), innere</hi> und <hi rendition="#g">äußere Co&#x017F;talzelle</hi> (L.), &#x017F;ofern eine Schulterquerader die&#x017F;elbe<lb/>
in zwei Theile theilt. Jede Zelle i&#x017F;t nur dann voll&#x017F;tändig &#x201E;ge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en&#x201C;, wenn &#x017F;ie ringsnm von<lb/>
Adern begrenzt wird, &#x201E;offen&#x201C;, &#x017F;obald von der einen Seite der Flügel&#x017F;aum den Ber&#x017F;chluß her&#x017F;tellt.<lb/>
Bei vielen Familien findet &#x017F;ich hinter dem Flügel noch ein kleineres oder größeres Schüppchen,<lb/>
unter welchem der <hi rendition="#g">Schwinger, Schwingkolben</hi> (die Haltern) theilwei&#x017F;e oder ganz verborgen<lb/>
wird. Die&#x017F;e ge&#x017F;tielten Knöpfchen, welche leicht in die Augen fallen, &#x017F;obald &#x017F;ie, wie z. B. bei den<lb/>
Mücken, &#x201E;unbedeckt&#x201C; &#x017F;ind, bilden ein den Zweiflüglern eigenthümliches Organ, de&#x017F;&#x017F;en Be&#x017F;timmung<lb/>
auf das Ver&#x017F;chieden&#x017F;te gedeutet worden i&#x017F;t. Nach den neue&#x017F;ten Unter&#x017F;uchungen des <hi rendition="#aq">Dr.</hi> <hi rendition="#g">Landois<lb/>
dienen die Schwinger zur Bewegung der Brummringe im Stimmapparat,</hi> wirken<lb/>
aber er&#x017F;t in zweiter Linie durch die&#x017F;e Bewegung auf das Athmen und die Flugfertigkeit. Ueber<lb/>
das Brummen der Fliegen &#x017F;agt <hi rendition="#g">Landois</hi> etwa Folgendes: Wir haben bei einem Jn&#x017F;ekt, welches<lb/>
Töne hören läßt, auf die Bewegungen gewi&#x017F;&#x017F;er äußeren Organe Rück&#x017F;icht zu nehmen und &#x017F;odann<lb/>
auf Höhe und Tiefe des Tones. Sehen wir z. B. eine Schmeißfliege (<hi rendition="#aq">Musca vomitoria</hi>) unge-<lb/>
hindert in der Luft umherfliegen, &#x017F;o vernehmen wir einen verhältnißmäßig tiefen Summton und<lb/>
bemerken die heftig zitternden Bewegungen der Flügel wie der Schwingkolben. Faßt man da&#x017F;&#x017F;elbe<lb/>
Thier &#x017F;o an, daß es &#x017F;eine Flügel nicht bewegen kann, &#x017F;o hört man einen höheren Brummton<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </body>
      </floatingText>
    </body>
  </text>
</TEI>
[377/0401] Allgemeines. Flügelbildung. in die folgende münden. Die vierte Längsader (Discoidal-, Mittelader, d) iſt der oberſte Aſt des zweiten Hauptſtammes und ebenfalls daran leicht kenntlich, daß ſie die Querader (x) auf- nimmt; ſie endet im Rande, bisweilen auch in der dritten Längsader, in welchem letzteren Falle ſie oft einen Aderanhang hat, welchen man, wie bei vielen Musciden, als Spitzenquerader (zweite Figur d) bezeichnet. Die fünfte Querader (Poſticalader, e) kommt aus der Wurzel ſelbſt, gehört zu denen, welche nie fehlen und iſt als ſtärkſte des zweiten Hauptſtammes die vor- züglichſte Stütze für die hintere Flügelfläche. Sie mündet in den Hinterrand oder in die ſechſte Längsader (Analader, f), welche aus ihr entſpringt und den Flügelſaum nicht immer zu erreichen braucht. Wenn hinter ihr noch eine Längsader vorkommt, ſo entſpringt dieſe der Wurzel, gehört dem dritten Stamme an und heißt Axillarader (g). Wo eine Mittel-, Discoidalzelle (5) vorhanden iſt, wie im Mückenflügel, da ſtrahlt aus ihr ein Syſtem von Längsadern, welche nicht in der Reihe mit zählen, ſondern als „zwei, drei u. ſ. w. aus der Mittelzelle entſpringende Adern“ bezeichnet werden. Außer der bereits mehrſach erwähnten Querader verbindet ſehr häufig die hintere oder große Querader (d) die vierte und fünfte Längsader in der Nähe des Hinterrandes und iſt als Gabelaſt der erſteren zu betrachten, die vordere Wurzelquerader (y) verbindet in anderen Fällen dieſelben beiden Rippen, aber ſehr nahe der Wurzel; diejenige, welche in ähnlicher Weiſe die erſte Längsader mit dem Vorderrande verhindet, heißt die Schulterquer- ader (Wurzelquerader, Humeralader, s). Bei Bezeichnung der Zellen ſtimmen die ver- ſchiedenen Schriftſteller noch weniger überein, als bei der der Adern. Nach unſeren Abbildungen ſind: 1 die vordere, erſte, auch lange Wurzel- oder Baſalzelle, 2 die Hinterrand- zelle, und zwar die erſte, weil man von ihr die folgenden bis zur Anal-, hinterſten oder dritten Wurzelzelle (3) weiter zählt. Hinter dieſer kann, wie wir beim Muscidenflügel ſehen, noch eine Hinterrandzelle liegen, ſobald die Analzelle nicht vom Flügelſanme, ſondern durch eine beſondere Querader geſchloſſen wird. Zwiſchen 1 und 3 liegt die hintere, kleine, zweite Baſal- oder Wurzelzelle (4) und hinter ihr, durch zwei Queradern an ihren ſchmalen Enden begrenzt, die Mittel- oder Discoidalzelle (5). Will man der nie geſchloſſenen Stelle zwiſchen der ſechſten Längsader oder der Arillarader einen Namen geben, ſo kann man ſie Axillarzelle (6) nennen, das jenſeits derſelben bis zum Saume liegende Stück (7) iſt Hinterwinkel von Löw, Lappenzelle, Flügellappen von Schiner genannt worden, das darüber liegende Stück des Flügels (x) entſprechend Flügelanhang, Aſterlappen. Für die vorderen Zellen gelten folgende Ausdrücke: 8 Unterrand-, Submarginalzelle (Löw), Cubitalzelle (Schiner), 9 Marginal- (L.), Subcoſtalzelle (Sch.), 10 Rand-, Coſtalzelle, 11 Vorderrand-, Mediaſtinal- zelle (Sch.), innere und äußere Coſtalzelle (L.), ſofern eine Schulterquerader dieſelbe in zwei Theile theilt. Jede Zelle iſt nur dann vollſtändig „geſchloſſen“, wenn ſie ringsnm von Adern begrenzt wird, „offen“, ſobald von der einen Seite der Flügelſaum den Berſchluß herſtellt. Bei vielen Familien findet ſich hinter dem Flügel noch ein kleineres oder größeres Schüppchen, unter welchem der Schwinger, Schwingkolben (die Haltern) theilweiſe oder ganz verborgen wird. Dieſe geſtielten Knöpfchen, welche leicht in die Augen fallen, ſobald ſie, wie z. B. bei den Mücken, „unbedeckt“ ſind, bilden ein den Zweiflüglern eigenthümliches Organ, deſſen Beſtimmung auf das Verſchiedenſte gedeutet worden iſt. Nach den neueſten Unterſuchungen des Dr. Landois dienen die Schwinger zur Bewegung der Brummringe im Stimmapparat, wirken aber erſt in zweiter Linie durch dieſe Bewegung auf das Athmen und die Flugfertigkeit. Ueber das Brummen der Fliegen ſagt Landois etwa Folgendes: Wir haben bei einem Jnſekt, welches Töne hören läßt, auf die Bewegungen gewiſſer äußeren Organe Rückſicht zu nehmen und ſodann auf Höhe und Tiefe des Tones. Sehen wir z. B. eine Schmeißfliege (Musca vomitoria) unge- hindert in der Luft umherfliegen, ſo vernehmen wir einen verhältnißmäßig tiefen Summton und bemerken die heftig zitternden Bewegungen der Flügel wie der Schwingkolben. Faßt man daſſelbe Thier ſo an, daß es ſeine Flügel nicht bewegen kann, ſo hört man einen höheren Brummton

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/401
Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 377. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/401>, abgerufen am 23.11.2024.