und steht gleichzeitig, wie die Hinterleibsringe sich krampfhaft aneinander reiben; greift man endlich die Fliege so, daß kein Körpertheil äußerlich sich bewegen kann, so vernimmt man den höchsten Summton, die Fliege räsonirt gewissermaßen inwendig. Die tiefen Töne werden somit erzeugt theils durch die vibrirenden Flügelschwingungen, theils durch das Reiben der Hinterleibs- glieder und des Kopfes, theils durch die vier Luftlöcher des Brustkastens, von denen zwei am vorderen, die beiden anderen am hintersten Ringe desselben sitzen; diese Töne müssen als wirkliche "Stimme" bezeichnet werden. Die Wahrheit dieser Ansicht wies Landois durch dreierlei Ver- suche nach: er brachte Fliegen unter Wasser, hinderte mithin die Bewegung der tönenden Organe und hörte dennoch Töne, er schnitt vom Thorar einer lebenskräftigen Brumm- oder einer Schlammfliege alle Theile mit Ausnahme der Schwingkolben weg und hörte trotzdem den Rumpf tönen; als er aber die vier Luftlöcher verklebte, hörte er keinen Ton. Bei den Fliegen und Mücken sind die Luftlöcher des Brustkastens in Stimmorgane umgewandelt, bei manchen alle vier, bei anderen nur zwei, entweder die vorderen, oder die hinteren. Ein einzelner Brummapparat hat ungefähr folgenden Bau: Die zahlreichen Luftröhren der Brust treten allmälig zusammen, bis sie in der Nähe eines jeden Luftloches ein einziges Nohr bilden. Dieses weitet sich am Ende in eine halbkugelige Blase aus, deren äußere Oeffnung gleichzeitig der Stigmenrand ist. Die Tracheenblase faltet sich häufig in zierliche Blättchen. Dieselben werden auseinandergehalten durch einen beson- deren "Brummring", welcher dicht unter der Stigmenöffnung liegt. Wird nun die Luft aus den Tracheen des Körpers ausgestoßen oder von außen eingesogen, so setzt dieselbe die Chitinblättchen in der Brummhöhle in schwingende Bewegung, und da der Ton durch die Athmungswerkzeuge entsteht, darf er auch als "Stimme" bezeichnet werden. Der Ban dieses Stimmapparats zeigt bei den verschiedenen Zweiflüglern große Manchfaltigkeit, doch können wir ihn hier nicht weiter verfolgen.
Es bliebe nun noch der Kopf nebst Zubehör für eine kurze Besprechung übrig. Den größten Theil seiner Oberfläche nehmen zumeist die Augen ein, welche nackt oder behaart sind, bei vielen Männchen auf dem Scheitel zusammenstoßen, während sie beim Weibchen stets getrennt bleiben, sei es auch nur durch eine schmale Stirnstrieme. Drei Nebenaugen pflegen in der Regel vor- handen zu sein. Die Mundtheile wurden bereits auf S. 7 besprochen; bei den Blutsaugern mehr horniger, bei den anderen fleischiger Natur, finden sich die einzelnen Elemente der beißenden Mund- theile in veränderter Form vor und bilden dort einen Stech-, hier einen Schöpf- oder Saugrüssel. Man hat, um die einzelnen Gegenden des Kopfes bei einer ausführlichen Beschreibung kürzer bezeichnen zu können, dafür gewisse Bezeichnungen eingeführt und nennt die Fläche zwischen den Fühlern, den inneren Augenrändern und dem Mundrand Untergesicht (Epistoma); findet sich auf ihr eine bartartige Behaarung, so nennt man diese den Knebelbart (mystax), im Gegen- satze zum Backenbarte (barba), welcher sich auf den Wangen, jenes unterhalb der Augen gelegenen Kopftheiles, oder auch am untern Mundrande vorsindet. Die einzelnen Haare, welche die Seiten des Untergesichts einfassen, heißen Knebelborsten, und stehen dergleichen am obern Mundrande, so bezeichnet man ihn näher als beborstet. Zwischen dem Borstenhaar des Körpers, besonders auch des Hinterleibes, kommen nicht selten einzelne vor, welche sich durch Dicke und Länge vor den übrigen auszeichnen und, wenn sie eine besondere Berücksichtigung verdienen, als Macrocheten unterschieden werden.
Jn Hinsicht auf die Fühler, welche stets auf der Grenzlinie zwischen Untergesicht und Stirn stehen, jedoch zu letzterer gerechnet werden, kommen zwei wesentlich verschiedene Fälle vor. Bei den darum so genannten Langhörnern (Macroceren) bestehen sie aus vielen (bis 36) Gliedern, welche faden-, borsten- oder schnurförmig, beim Männchen auch stark gekämmt sein können und als Geisel von den beiden dickeren, etwas anders geformten Grundgliedern unterschieden werden. Bei den Kurzhörnern (Brachyceren) lassen sich nur drei Glieder unterscheiden, zwei kurze, ringförmige Grundglieder und ein größeres, sehr verschieden gestaltetes Endglied. An letzterem pflegt eine Borste, Fühlerborste, zu stehen, und zwar nahe der Wurzel auf dem Rücken, kurzweg
Die Zweiflügler.
und ſteht gleichzeitig, wie die Hinterleibsringe ſich krampfhaft aneinander reiben; greift man endlich die Fliege ſo, daß kein Körpertheil äußerlich ſich bewegen kann, ſo vernimmt man den höchſten Summton, die Fliege räſonirt gewiſſermaßen inwendig. Die tiefen Töne werden ſomit erzeugt theils durch die vibrirenden Flügelſchwingungen, theils durch das Reiben der Hinterleibs- glieder und des Kopfes, theils durch die vier Luftlöcher des Bruſtkaſtens, von denen zwei am vorderen, die beiden anderen am hinterſten Ringe deſſelben ſitzen; dieſe Töne müſſen als wirkliche „Stimme“ bezeichnet werden. Die Wahrheit dieſer Anſicht wies Landois durch dreierlei Ver- ſuche nach: er brachte Fliegen unter Waſſer, hinderte mithin die Bewegung der tönenden Organe und hörte dennoch Töne, er ſchnitt vom Thorar einer lebenskräftigen Brumm- oder einer Schlammfliege alle Theile mit Ausnahme der Schwingkolben weg und hörte trotzdem den Rumpf tönen; als er aber die vier Luftlöcher verklebte, hörte er keinen Ton. Bei den Fliegen und Mücken ſind die Luftlöcher des Bruſtkaſtens in Stimmorgane umgewandelt, bei manchen alle vier, bei anderen nur zwei, entweder die vorderen, oder die hinteren. Ein einzelner Brummapparat hat ungefähr folgenden Bau: Die zahlreichen Luftröhren der Bruſt treten allmälig zuſammen, bis ſie in der Nähe eines jeden Luftloches ein einziges Nohr bilden. Dieſes weitet ſich am Ende in eine halbkugelige Blaſe aus, deren äußere Oeffnung gleichzeitig der Stigmenrand iſt. Die Tracheenblaſe faltet ſich häufig in zierliche Blättchen. Dieſelben werden auseinandergehalten durch einen beſon- deren „Brummring“, welcher dicht unter der Stigmenöffnung liegt. Wird nun die Luft aus den Tracheen des Körpers ausgeſtoßen oder von außen eingeſogen, ſo ſetzt dieſelbe die Chitinblättchen in der Brummhöhle in ſchwingende Bewegung, und da der Ton durch die Athmungswerkzeuge entſteht, darf er auch als „Stimme“ bezeichnet werden. Der Ban dieſes Stimmapparats zeigt bei den verſchiedenen Zweiflüglern große Manchfaltigkeit, doch können wir ihn hier nicht weiter verfolgen.
Es bliebe nun noch der Kopf nebſt Zubehör für eine kurze Beſprechung übrig. Den größten Theil ſeiner Oberfläche nehmen zumeiſt die Augen ein, welche nackt oder behaart ſind, bei vielen Männchen auf dem Scheitel zuſammenſtoßen, während ſie beim Weibchen ſtets getrennt bleiben, ſei es auch nur durch eine ſchmale Stirnſtrieme. Drei Nebenaugen pflegen in der Regel vor- handen zu ſein. Die Mundtheile wurden bereits auf S. 7 beſprochen; bei den Blutſaugern mehr horniger, bei den anderen fleiſchiger Natur, finden ſich die einzelnen Elemente der beißenden Mund- theile in veränderter Form vor und bilden dort einen Stech-, hier einen Schöpf- oder Saugrüſſel. Man hat, um die einzelnen Gegenden des Kopfes bei einer ausführlichen Beſchreibung kürzer bezeichnen zu können, dafür gewiſſe Bezeichnungen eingeführt und nennt die Fläche zwiſchen den Fühlern, den inneren Augenrändern und dem Mundrand Untergeſicht (Epiſtoma); findet ſich auf ihr eine bartartige Behaarung, ſo nennt man dieſe den Knebelbart (mystax), im Gegen- ſatze zum Backenbarte (barba), welcher ſich auf den Wangen, jenes unterhalb der Augen gelegenen Kopftheiles, oder auch am untern Mundrande vorſindet. Die einzelnen Haare, welche die Seiten des Untergeſichts einfaſſen, heißen Knebelborſten, und ſtehen dergleichen am obern Mundrande, ſo bezeichnet man ihn näher als beborſtet. Zwiſchen dem Borſtenhaar des Körpers, beſonders auch des Hinterleibes, kommen nicht ſelten einzelne vor, welche ſich durch Dicke und Länge vor den übrigen auszeichnen und, wenn ſie eine beſondere Berückſichtigung verdienen, als Macrocheten unterſchieden werden.
Jn Hinſicht auf die Fühler, welche ſtets auf der Grenzlinie zwiſchen Untergeſicht und Stirn ſtehen, jedoch zu letzterer gerechnet werden, kommen zwei weſentlich verſchiedene Fälle vor. Bei den darum ſo genannten Langhörnern (Macroceren) beſtehen ſie aus vielen (bis 36) Gliedern, welche faden-, borſten- oder ſchnurförmig, beim Männchen auch ſtark gekämmt ſein können und als Geiſel von den beiden dickeren, etwas anders geformten Grundgliedern unterſchieden werden. Bei den Kurzhörnern (Brachyceren) laſſen ſich nur drei Glieder unterſcheiden, zwei kurze, ringförmige Grundglieder und ein größeres, ſehr verſchieden geſtaltetes Endglied. An letzterem pflegt eine Borſte, Fühlerborſte, zu ſtehen, und zwar nahe der Wurzel auf dem Rücken, kurzweg
<TEI><text><body><floatingText><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0402"n="378"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#g">Die Zweiflügler.</hi></fw><lb/>
und ſteht gleichzeitig, wie die Hinterleibsringe ſich krampfhaft aneinander reiben; greift man<lb/>
endlich die Fliege ſo, daß kein Körpertheil äußerlich ſich bewegen kann, ſo vernimmt man den<lb/>
höchſten Summton, die Fliege räſonirt gewiſſermaßen inwendig. Die tiefen Töne werden ſomit<lb/>
erzeugt theils durch die vibrirenden Flügelſchwingungen, theils durch das Reiben der Hinterleibs-<lb/>
glieder und des Kopfes, theils durch die vier Luftlöcher des Bruſtkaſtens, von denen zwei am<lb/>
vorderen, die beiden anderen am hinterſten Ringe deſſelben ſitzen; dieſe Töne müſſen als wirkliche<lb/>„Stimme“ bezeichnet werden. Die Wahrheit dieſer Anſicht wies <hirendition="#g">Landois</hi> durch dreierlei Ver-<lb/>ſuche nach: er brachte Fliegen unter Waſſer, hinderte mithin die Bewegung der tönenden Organe<lb/>
und hörte dennoch Töne, er ſchnitt vom Thorar einer lebenskräftigen Brumm- oder einer<lb/>
Schlammfliege alle Theile mit Ausnahme der Schwingkolben weg und hörte trotzdem den Rumpf<lb/>
tönen; als er aber die vier Luftlöcher verklebte, hörte er keinen Ton. Bei den Fliegen und<lb/>
Mücken ſind die Luftlöcher des Bruſtkaſtens in Stimmorgane umgewandelt, bei manchen alle vier,<lb/>
bei anderen nur zwei, entweder die vorderen, oder die hinteren. Ein einzelner Brummapparat<lb/>
hat ungefähr folgenden Bau: Die zahlreichen Luftröhren der Bruſt treten allmälig zuſammen, bis<lb/>ſie in der Nähe eines jeden Luftloches ein einziges Nohr bilden. Dieſes weitet ſich am Ende in eine<lb/>
halbkugelige Blaſe aus, deren äußere Oeffnung gleichzeitig der Stigmenrand iſt. Die Tracheenblaſe<lb/>
faltet ſich häufig in zierliche Blättchen. Dieſelben werden auseinandergehalten durch einen beſon-<lb/>
deren „Brummring“, welcher dicht unter der Stigmenöffnung liegt. Wird nun die Luft aus den<lb/>
Tracheen des Körpers ausgeſtoßen oder von außen eingeſogen, ſo ſetzt dieſelbe die Chitinblättchen<lb/>
in der Brummhöhle in ſchwingende Bewegung, und da der Ton durch die Athmungswerkzeuge<lb/>
entſteht, darf er auch als „Stimme“ bezeichnet werden. Der Ban dieſes Stimmapparats zeigt bei<lb/>
den verſchiedenen Zweiflüglern große Manchfaltigkeit, doch können wir ihn hier nicht weiter verfolgen.</p><lb/><p>Es bliebe nun noch der Kopf nebſt Zubehör für eine kurze Beſprechung übrig. Den größten<lb/>
Theil ſeiner Oberfläche nehmen zumeiſt die Augen ein, welche nackt oder behaart ſind, bei vielen<lb/>
Männchen auf dem Scheitel zuſammenſtoßen, während ſie beim Weibchen ſtets getrennt bleiben,<lb/>ſei es auch nur durch eine ſchmale Stirnſtrieme. Drei Nebenaugen pflegen in der Regel vor-<lb/>
handen zu ſein. Die Mundtheile wurden bereits auf S. 7 beſprochen; bei den Blutſaugern mehr<lb/>
horniger, bei den anderen fleiſchiger Natur, finden ſich die einzelnen Elemente der beißenden Mund-<lb/>
theile in veränderter Form vor und bilden dort einen Stech-, hier einen Schöpf- oder Saugrüſſel.<lb/>
Man hat, um die einzelnen Gegenden des Kopfes bei einer ausführlichen Beſchreibung kürzer<lb/>
bezeichnen zu können, dafür gewiſſe Bezeichnungen eingeführt und nennt die Fläche zwiſchen den<lb/>
Fühlern, den inneren Augenrändern und dem Mundrand <hirendition="#g">Untergeſicht</hi> (Epiſtoma); findet ſich<lb/>
auf ihr eine bartartige Behaarung, ſo nennt man dieſe den <hirendition="#g">Knebelbart</hi> (<hirendition="#aq">mystax</hi>), im Gegen-<lb/>ſatze zum <hirendition="#g">Backenbarte</hi> (<hirendition="#aq">barba</hi>), welcher ſich auf den Wangen, jenes unterhalb der Augen<lb/>
gelegenen Kopftheiles, oder auch am untern Mundrande vorſindet. Die einzelnen Haare, welche<lb/>
die <hirendition="#g">Seiten</hi> des Untergeſichts einfaſſen, heißen <hirendition="#g">Knebelborſten,</hi> und ſtehen dergleichen am obern<lb/>
Mundrande, ſo bezeichnet man ihn näher als <hirendition="#g">beborſtet.</hi> Zwiſchen dem Borſtenhaar des<lb/>
Körpers, beſonders auch des Hinterleibes, kommen nicht ſelten einzelne vor, welche ſich durch Dicke<lb/>
und Länge vor den übrigen auszeichnen und, wenn ſie eine beſondere Berückſichtigung verdienen,<lb/>
als <hirendition="#g">Macrocheten</hi> unterſchieden werden.</p><lb/><p>Jn Hinſicht auf die Fühler, welche ſtets auf der Grenzlinie zwiſchen Untergeſicht und Stirn<lb/>ſtehen, jedoch zu letzterer gerechnet werden, kommen zwei weſentlich verſchiedene Fälle vor. Bei<lb/>
den darum ſo genannten <hirendition="#g">Langhörnern</hi> (Macroceren) beſtehen ſie aus vielen (bis 36) Gliedern,<lb/>
welche faden-, borſten- oder ſchnurförmig, beim Männchen auch ſtark gekämmt ſein können und<lb/>
als Geiſel von den beiden dickeren, etwas anders geformten Grundgliedern unterſchieden werden.<lb/>
Bei den <hirendition="#g">Kurzhörnern</hi> (Brachyceren) laſſen ſich nur <hirendition="#g">drei</hi> Glieder unterſcheiden, zwei kurze,<lb/>
ringförmige Grundglieder und ein größeres, ſehr verſchieden geſtaltetes Endglied. An letzterem pflegt<lb/>
eine Borſte, <hirendition="#g">Fühlerborſte,</hi> zu ſtehen, und zwar nahe der Wurzel auf dem Rücken, kurzweg<lb/></p></div></div></body></floatingText></body></text></TEI>
[378/0402]
Die Zweiflügler.
und ſteht gleichzeitig, wie die Hinterleibsringe ſich krampfhaft aneinander reiben; greift man
endlich die Fliege ſo, daß kein Körpertheil äußerlich ſich bewegen kann, ſo vernimmt man den
höchſten Summton, die Fliege räſonirt gewiſſermaßen inwendig. Die tiefen Töne werden ſomit
erzeugt theils durch die vibrirenden Flügelſchwingungen, theils durch das Reiben der Hinterleibs-
glieder und des Kopfes, theils durch die vier Luftlöcher des Bruſtkaſtens, von denen zwei am
vorderen, die beiden anderen am hinterſten Ringe deſſelben ſitzen; dieſe Töne müſſen als wirkliche
„Stimme“ bezeichnet werden. Die Wahrheit dieſer Anſicht wies Landois durch dreierlei Ver-
ſuche nach: er brachte Fliegen unter Waſſer, hinderte mithin die Bewegung der tönenden Organe
und hörte dennoch Töne, er ſchnitt vom Thorar einer lebenskräftigen Brumm- oder einer
Schlammfliege alle Theile mit Ausnahme der Schwingkolben weg und hörte trotzdem den Rumpf
tönen; als er aber die vier Luftlöcher verklebte, hörte er keinen Ton. Bei den Fliegen und
Mücken ſind die Luftlöcher des Bruſtkaſtens in Stimmorgane umgewandelt, bei manchen alle vier,
bei anderen nur zwei, entweder die vorderen, oder die hinteren. Ein einzelner Brummapparat
hat ungefähr folgenden Bau: Die zahlreichen Luftröhren der Bruſt treten allmälig zuſammen, bis
ſie in der Nähe eines jeden Luftloches ein einziges Nohr bilden. Dieſes weitet ſich am Ende in eine
halbkugelige Blaſe aus, deren äußere Oeffnung gleichzeitig der Stigmenrand iſt. Die Tracheenblaſe
faltet ſich häufig in zierliche Blättchen. Dieſelben werden auseinandergehalten durch einen beſon-
deren „Brummring“, welcher dicht unter der Stigmenöffnung liegt. Wird nun die Luft aus den
Tracheen des Körpers ausgeſtoßen oder von außen eingeſogen, ſo ſetzt dieſelbe die Chitinblättchen
in der Brummhöhle in ſchwingende Bewegung, und da der Ton durch die Athmungswerkzeuge
entſteht, darf er auch als „Stimme“ bezeichnet werden. Der Ban dieſes Stimmapparats zeigt bei
den verſchiedenen Zweiflüglern große Manchfaltigkeit, doch können wir ihn hier nicht weiter verfolgen.
Es bliebe nun noch der Kopf nebſt Zubehör für eine kurze Beſprechung übrig. Den größten
Theil ſeiner Oberfläche nehmen zumeiſt die Augen ein, welche nackt oder behaart ſind, bei vielen
Männchen auf dem Scheitel zuſammenſtoßen, während ſie beim Weibchen ſtets getrennt bleiben,
ſei es auch nur durch eine ſchmale Stirnſtrieme. Drei Nebenaugen pflegen in der Regel vor-
handen zu ſein. Die Mundtheile wurden bereits auf S. 7 beſprochen; bei den Blutſaugern mehr
horniger, bei den anderen fleiſchiger Natur, finden ſich die einzelnen Elemente der beißenden Mund-
theile in veränderter Form vor und bilden dort einen Stech-, hier einen Schöpf- oder Saugrüſſel.
Man hat, um die einzelnen Gegenden des Kopfes bei einer ausführlichen Beſchreibung kürzer
bezeichnen zu können, dafür gewiſſe Bezeichnungen eingeführt und nennt die Fläche zwiſchen den
Fühlern, den inneren Augenrändern und dem Mundrand Untergeſicht (Epiſtoma); findet ſich
auf ihr eine bartartige Behaarung, ſo nennt man dieſe den Knebelbart (mystax), im Gegen-
ſatze zum Backenbarte (barba), welcher ſich auf den Wangen, jenes unterhalb der Augen
gelegenen Kopftheiles, oder auch am untern Mundrande vorſindet. Die einzelnen Haare, welche
die Seiten des Untergeſichts einfaſſen, heißen Knebelborſten, und ſtehen dergleichen am obern
Mundrande, ſo bezeichnet man ihn näher als beborſtet. Zwiſchen dem Borſtenhaar des
Körpers, beſonders auch des Hinterleibes, kommen nicht ſelten einzelne vor, welche ſich durch Dicke
und Länge vor den übrigen auszeichnen und, wenn ſie eine beſondere Berückſichtigung verdienen,
als Macrocheten unterſchieden werden.
Jn Hinſicht auf die Fühler, welche ſtets auf der Grenzlinie zwiſchen Untergeſicht und Stirn
ſtehen, jedoch zu letzterer gerechnet werden, kommen zwei weſentlich verſchiedene Fälle vor. Bei
den darum ſo genannten Langhörnern (Macroceren) beſtehen ſie aus vielen (bis 36) Gliedern,
welche faden-, borſten- oder ſchnurförmig, beim Männchen auch ſtark gekämmt ſein können und
als Geiſel von den beiden dickeren, etwas anders geformten Grundgliedern unterſchieden werden.
Bei den Kurzhörnern (Brachyceren) laſſen ſich nur drei Glieder unterſcheiden, zwei kurze,
ringförmige Grundglieder und ein größeres, ſehr verſchieden geſtaltetes Endglied. An letzterem pflegt
eine Borſte, Fühlerborſte, zu ſtehen, und zwar nahe der Wurzel auf dem Rücken, kurzweg
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 378. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/402>, abgerufen am 16.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.