verhältnißmäßig viel kleineren Kopf, die nahe zusammenstehenden Fühler, deren drittes Glied kegel-, pfriem- oder blattförmig ist und einen dreigliedrigen Endgriffel trägt, und durch den langen, wagrecht vorstehenden Rüssel. Jm ersten Frühjahre erscheinen die Gemeinschweber an gleichen Stellen, wie die vorigen, stecken aber ihren langen Rüssel häufig in eine Blumenkrone und lassen dabei einen scharf pfeifenden Ton hören. Sie erinnern in dieser Beziehung an die Schwärmer unter den Schmetterlingen, man sieht sie hierbei nicht sitzen, sondern stets in schwebender Bewegung. Sie ruhen aber auch auf Blättern, an der trocknen, dürren Erde aus und sitzen, wenn die Sonne nicht scheint, an gleichen Stellen regungslos fest. Der B. venosus (minorZeller's) steckt auf unserem Frühlingsbilde als mittelstes der drei höchsten Thiere seinen langen Rüssel in ein Weiden- kätzchen und gehört zu den in Europa sehr verbreiteten, überhaupt bedeutend überwiegenden, graugelb behaarten Arten und zwar zu denen, wo der Hinterkopf lange und die Stelle hinter den Augen noch längere, schwarze Haare trägt. Die Entwickelungsweise haben die Gemeinschweber mit den Trauerfliegen gemein, sie schmarotzen bei verschiedenen Hymenopteren.
Es war am 27. Juli (1856), als ich mich auf einer entomologischen Exeursion befand. Der Tag war heiß, und Jnsekten allerlei Art, besonders Fliegen umschwärmten geschäftig den bunten Teppich einer reichen Vegetation. Eine elegante Fliege (Stratiomys furcata) saß am Rande eines kleinen Wassertümpels ruhig auf der Unterseite eines Schilfblattes, etwa in Mannshöhe über dem Spiegel des nicht spiegelnden, mehr schlammigen Loches, und zog um so mehr meine Aufmerksamkeit auf sich, als ich diese Art bisher nur in schnellem, aber geräuschlosem Fluge Blumen aufsuchen sah und dort mit großer Ausdauer und Vorsicht auch einige Exemplare erbeutet hatte. Von der Schüchternheit und Eile dieser Art vollkommen überzeugt, nahte ich mich mit der größten Vorsicht und erreichte meinen Zweck. Das Thier blieb nicht nur sitzen, sondern fuhr in seinen Beschäf- tigungen, Eier zu legen, fort. Ein anscheinend filziger Klumpen hinter ihm wurde größer, indem es mit der sonst zurückgezogenen, jetzt bemerkbaren Spitze seines Hinterleibes mehr und mehr vorwärts rückte. Mehr zu beobachten war mir der Entfernung wegen nicht möglich, der unsichere Boden unter meinen Füßen erlaubte kein weiteres Vordringen und dieses würde, wenn es möglich gewesen, die Fliege sicherlich verscheucht haben. Jch fing sie schließlich und bemächtigte mich des Blattes mit den Eiern. Es mochten einige hundert walzige, grünlichgraue, etwa eine Linie lange Körnchen sein, welche gedrängt neben einander schräg aufrecht standen, von einer grünlichen Salbe festgehalten und in sie eingebettet waren und in ihrer ganzen Erscheinung große Zartheit verriethen. Jch nahm sie mit heim und bemerkte, daß sie bald dunkler wurden. Sie kamen in Vergessenheit, und nach etwa zehn Tagen fanden sich wenige winzig kleine, lanzettförmige, todte Lärvchen in der Schachtel. Ein anderes Mal trug ich am 29. Mai eine Menge von Schilfstengeln ein, an welchen die Eier der Stratiomys longicornis angeklebt waren, die nach acht Tagen auskrochen, Wasser bekamen, aber nicht gedeihen wollten. Sie hatten ganz die Form der ausgewachsenen Larve und krochen gern an den Wänden des Glasgefäßes über das Wasser in die Höhe. Eine erwachsene Stratiomys-Larve spitzt sich nach den Enden und schärft sich an den Seiten zu, so daß ein Querschnitt derselben ungefähr dem einer Linse gleicht. Von den zwölf Leibesgliedern deckt an den vier vordersten der Vorderrand des nächsten allemal den hinteren Rand des vorangehenden Gliedes, das vierte dagegen aber auch mit seinem Hinterrande den Vorderrand des folgenden, und in dieser umgekehrten Weise geht es bis an das Ende. Will man den Bau des Leibes mit der Einrichtung eines Fernrohres vergleichen, so würde also vom letzten bis zum vierten Gliede jedes in das vorhergehende und von der andern Seite das erste wieder bis zu demselben vierten sich einschieben lassen. Sie alle sind bräunlich erdgrau gefärbt und erscheinen bei näherer Betrachtung durch
Trauerſchweber. Gemeinſchweber. Waſſerfliege.
verhältnißmäßig viel kleineren Kopf, die nahe zuſammenſtehenden Fühler, deren drittes Glied kegel-, pfriem- oder blattförmig iſt und einen dreigliedrigen Endgriffel trägt, und durch den langen, wagrecht vorſtehenden Rüſſel. Jm erſten Frühjahre erſcheinen die Gemeinſchweber an gleichen Stellen, wie die vorigen, ſtecken aber ihren langen Rüſſel häufig in eine Blumenkrone und laſſen dabei einen ſcharf pfeifenden Ton hören. Sie erinnern in dieſer Beziehung an die Schwärmer unter den Schmetterlingen, man ſieht ſie hierbei nicht ſitzen, ſondern ſtets in ſchwebender Bewegung. Sie ruhen aber auch auf Blättern, an der trocknen, dürren Erde aus und ſitzen, wenn die Sonne nicht ſcheint, an gleichen Stellen regungslos feſt. Der B. venosus (minorZeller’s) ſteckt auf unſerem Frühlingsbilde als mittelſtes der drei höchſten Thiere ſeinen langen Rüſſel in ein Weiden- kätzchen und gehört zu den in Europa ſehr verbreiteten, überhaupt bedeutend überwiegenden, graugelb behaarten Arten und zwar zu denen, wo der Hinterkopf lange und die Stelle hinter den Augen noch längere, ſchwarze Haare trägt. Die Entwickelungsweiſe haben die Gemeinſchweber mit den Trauerfliegen gemein, ſie ſchmarotzen bei verſchiedenen Hymenopteren.
Es war am 27. Juli (1856), als ich mich auf einer entomologiſchen Exeurſion befand. Der Tag war heiß, und Jnſekten allerlei Art, beſonders Fliegen umſchwärmten geſchäftig den bunten Teppich einer reichen Vegetation. Eine elegante Fliege (Stratiomys furcata) ſaß am Rande eines kleinen Waſſertümpels ruhig auf der Unterſeite eines Schilfblattes, etwa in Mannshöhe über dem Spiegel des nicht ſpiegelnden, mehr ſchlammigen Loches, und zog um ſo mehr meine Aufmerkſamkeit auf ſich, als ich dieſe Art bisher nur in ſchnellem, aber geräuſchloſem Fluge Blumen aufſuchen ſah und dort mit großer Ausdauer und Vorſicht auch einige Exemplare erbeutet hatte. Von der Schüchternheit und Eile dieſer Art vollkommen überzeugt, nahte ich mich mit der größten Vorſicht und erreichte meinen Zweck. Das Thier blieb nicht nur ſitzen, ſondern fuhr in ſeinen Beſchäf- tigungen, Eier zu legen, fort. Ein anſcheinend filziger Klumpen hinter ihm wurde größer, indem es mit der ſonſt zurückgezogenen, jetzt bemerkbaren Spitze ſeines Hinterleibes mehr und mehr vorwärts rückte. Mehr zu beobachten war mir der Entfernung wegen nicht möglich, der unſichere Boden unter meinen Füßen erlaubte kein weiteres Vordringen und dieſes würde, wenn es möglich geweſen, die Fliege ſicherlich verſcheucht haben. Jch fing ſie ſchließlich und bemächtigte mich des Blattes mit den Eiern. Es mochten einige hundert walzige, grünlichgraue, etwa eine Linie lange Körnchen ſein, welche gedrängt neben einander ſchräg aufrecht ſtanden, von einer grünlichen Salbe feſtgehalten und in ſie eingebettet waren und in ihrer ganzen Erſcheinung große Zartheit verriethen. Jch nahm ſie mit heim und bemerkte, daß ſie bald dunkler wurden. Sie kamen in Vergeſſenheit, und nach etwa zehn Tagen fanden ſich wenige winzig kleine, lanzettförmige, todte Lärvchen in der Schachtel. Ein anderes Mal trug ich am 29. Mai eine Menge von Schilfſtengeln ein, an welchen die Eier der Stratiomys longicornis angeklebt waren, die nach acht Tagen auskrochen, Waſſer bekamen, aber nicht gedeihen wollten. Sie hatten ganz die Form der ausgewachſenen Larve und krochen gern an den Wänden des Glasgefäßes über das Waſſer in die Höhe. Eine erwachſene Stratiomys-Larve ſpitzt ſich nach den Enden und ſchärft ſich an den Seiten zu, ſo daß ein Querſchnitt derſelben ungefähr dem einer Linſe gleicht. Von den zwölf Leibesgliedern deckt an den vier vorderſten der Vorderrand des nächſten allemal den hinteren Rand des vorangehenden Gliedes, das vierte dagegen aber auch mit ſeinem Hinterrande den Vorderrand des folgenden, und in dieſer umgekehrten Weiſe geht es bis an das Ende. Will man den Bau des Leibes mit der Einrichtung eines Fernrohres vergleichen, ſo würde alſo vom letzten bis zum vierten Gliede jedes in das vorhergehende und von der andern Seite das erſte wieder bis zu demſelben vierten ſich einſchieben laſſen. Sie alle ſind bräunlich erdgrau gefärbt und erſcheinen bei näherer Betrachtung durch
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Trauerſchweber. Gemeinſchweber. Waſſerfliege.
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kegel-, pfriem- oder blattförmig iſt und einen dreigliedrigen Endgriffel trägt, und durch den langen,
wagrecht vorſtehenden Rüſſel. Jm erſten Frühjahre erſcheinen die Gemeinſchweber an gleichen
Stellen, wie die vorigen, ſtecken aber ihren langen Rüſſel häufig in eine Blumenkrone und laſſen
dabei einen ſcharf pfeifenden Ton hören. Sie erinnern in dieſer Beziehung an die Schwärmer
unter den Schmetterlingen, man ſieht ſie hierbei nicht ſitzen, ſondern ſtets in ſchwebender Bewegung.
Sie ruhen aber auch auf Blättern, an der trocknen, dürren Erde aus und ſitzen, wenn die Sonne
nicht ſcheint, an gleichen Stellen regungslos feſt. Der B. venosus (minor Zeller’s) ſteckt auf
unſerem Frühlingsbilde als mittelſtes der drei höchſten Thiere ſeinen langen Rüſſel in ein Weiden-
kätzchen und gehört zu den in Europa ſehr verbreiteten, überhaupt bedeutend überwiegenden,
graugelb behaarten Arten und zwar zu denen, wo der Hinterkopf lange und die Stelle hinter den
Augen noch längere, ſchwarze Haare trägt. Die Entwickelungsweiſe haben die Gemeinſchweber
mit den Trauerfliegen gemein, ſie ſchmarotzen bei verſchiedenen Hymenopteren.
Es war am 27. Juli (1856), als ich mich auf einer entomologiſchen Exeurſion befand. Der
Tag war heiß, und Jnſekten allerlei Art, beſonders Fliegen umſchwärmten geſchäftig den bunten
Teppich einer reichen Vegetation. Eine elegante Fliege (Stratiomys furcata) ſaß am Rande eines
kleinen Waſſertümpels ruhig auf der Unterſeite eines Schilfblattes, etwa in Mannshöhe über dem
Spiegel des nicht ſpiegelnden, mehr ſchlammigen Loches, und zog um ſo mehr meine Aufmerkſamkeit
auf ſich, als ich dieſe Art bisher nur in ſchnellem, aber geräuſchloſem Fluge Blumen aufſuchen
ſah und dort mit großer Ausdauer und Vorſicht auch einige Exemplare erbeutet hatte. Von der
Schüchternheit und Eile dieſer Art vollkommen überzeugt, nahte ich mich mit der größten Vorſicht
und erreichte meinen Zweck. Das Thier blieb nicht nur ſitzen, ſondern fuhr in ſeinen Beſchäf-
tigungen, Eier zu legen, fort. Ein anſcheinend filziger Klumpen hinter ihm wurde größer, indem
es mit der ſonſt zurückgezogenen, jetzt bemerkbaren Spitze ſeines Hinterleibes mehr und mehr
vorwärts rückte. Mehr zu beobachten war mir der Entfernung wegen nicht möglich, der unſichere
Boden unter meinen Füßen erlaubte kein weiteres Vordringen und dieſes würde, wenn es möglich
geweſen, die Fliege ſicherlich verſcheucht haben. Jch fing ſie ſchließlich und bemächtigte mich des
Blattes mit den Eiern. Es mochten einige hundert walzige, grünlichgraue, etwa eine Linie lange
Körnchen ſein, welche gedrängt neben einander ſchräg aufrecht ſtanden, von einer grünlichen Salbe
feſtgehalten und in ſie eingebettet waren und in ihrer ganzen Erſcheinung große Zartheit verriethen.
Jch nahm ſie mit heim und bemerkte, daß ſie bald dunkler wurden. Sie kamen in Vergeſſenheit,
und nach etwa zehn Tagen fanden ſich wenige winzig kleine, lanzettförmige, todte Lärvchen in der
Schachtel. Ein anderes Mal trug ich am 29. Mai eine Menge von Schilfſtengeln ein, an welchen
die Eier der Stratiomys longicornis angeklebt waren, die nach acht Tagen auskrochen, Waſſer
bekamen, aber nicht gedeihen wollten. Sie hatten ganz die Form der ausgewachſenen Larve und
krochen gern an den Wänden des Glasgefäßes über das Waſſer in die Höhe. Eine erwachſene
Stratiomys-Larve ſpitzt ſich nach den Enden und ſchärft ſich an den Seiten zu, ſo daß ein
Querſchnitt derſelben ungefähr dem einer Linſe gleicht. Von den zwölf Leibesgliedern deckt an den
vier vorderſten der Vorderrand des nächſten allemal den hinteren Rand des vorangehenden Gliedes,
das vierte dagegen aber auch mit ſeinem Hinterrande den Vorderrand des folgenden, und in dieſer
umgekehrten Weiſe geht es bis an das Ende. Will man den Bau des Leibes mit der Einrichtung
eines Fernrohres vergleichen, ſo würde alſo vom letzten bis zum vierten Gliede jedes in das
vorhergehende und von der andern Seite das erſte wieder bis zu demſelben vierten ſich einſchieben
laſſen. Sie alle ſind bräunlich erdgrau gefärbt und erſcheinen bei näherer Betrachtung durch
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 397. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/423>, abgerufen am 23.11.2024.
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