größte europäische Art; denn sie mißt von der Stirn bis zur Flügelspitze reichlich 3 Linien, die schwarzen, am Grunde blaßbraunen Fühler werden bis 5 Linien lang. Die gelbliche Grund- farbe des Körpers verdrängen auf dem Mittelrücken Flecke, auf der Stirn zwölf Strahlenlinien und am lebhaft gelben Hinterleibe Ringel von mehr oder weniger schwarzer Farbe. An den blaßbraunen Beinen zeichnen die Vorderschenkel oben schwarze Flecken aus. Den glashellen Vorder- flügeln fehlt die Zeichnung gänzlich, oder nur in der Mittelzelle erscheinen einige verwischte Fleckchen und ein anderes am Hinterrande, welches sich auch bindenartig verlängern kann, ohne aber den Vorderrand zu erreichen.
Die Staublaus (Troctes oder Atropos pulsatorius) gehört gleichfalls hierher; ihr gestreckter, plattgedrückter und flügelloser Körper, so wie dessen blaß gelblichbraune Farbe machen sie einer Laus sehr ähnlich, von welcher sie jedoch die Mundtheile und die ziemlich langen Borstenfühler wesentlich unterscheiden. Die Hinterschenkel sind verdickt, die Füße aus drei Gliedern zusammen- gesetzt. Sie erreicht 3/4 Linien Länge, kriecht sehr schnell und hält sich, die Dunkelheit liebend, sehr gern in den Kästen von einigermaßen verwahrlosten Jnsekteusammlungen, besonders auch in den Fugen der Spannbretter, auf welchen man die Schmetterlinge zum Trocknen ausbreitet auf, und frißt diesen die Fransen von den Flügeln, oder ganze Stücke heraus; sonst ist der Schaden, welchen sie in den Sammlungen anrichtet, von wenig Bedeutung, weil sie in den staubigen Winkeln hin- reichende Nahrung findet. -- Es gibt noch mehrere ähnliche Arten, denen man andere Gattungs- namen beilegte, so wie noch ein paar ausländische Familienglieder. Mit Uebergehung dieser und einiger kleineren, der Reihe angehörigen Familien wenden wir uns zu einer in jeder Hinsicht höchst interessanten Familie, von welcher zwei Arten in Europa, mehrere in warmen Ländern, die meisten aber in den heißesten Erdstrichen einheimisch sind.
Die Termiten(Termitina) rechtfertigen in sofern ihre Benennung "weiße Ameisen" als sie wie die Ameisen in größeren Gesellschaften gemeinsame Rester bewohnen oder Bauten ausführen, und weil in den Kolonien neben den geflügelten, fortpflanzungsfähigen Geschlechtern ungeflügelte und unfruchtbare Jndividuen vorkommen; im Uebrigen weichen sie durch die Körperform, die unvollkommene Verwandlung und sonst noch wesentlich von jenen Hautflüglern ab. Obschon sich schon seit Anfang des siebzehnten Jahrhunderts einzelne Nachrichten über diese so höchst inte- ressanten Thiere finden, welche nach Linne's Zeiten zahlreicher werden und einen mehr wissen- schaftlichen Charakter annehmen, so sind doch unsere Kenntnisse von ihnen noch sehr lückenhaft, weil frühere Angaben sehr oft zweifelhaft lassen, ob Ameisen oder Termiten gemeint seien, weil die Beobachtungen der im Verborgenen lebenden, nächtlichen Thiere mit den größten Schwierig- keiten verknüpft sind und weil endlich die verschiedenen Arten hinsichtlich ihrer Lebensweise ungemein von einander abweichen.
Die Termiten haben einen länglichen, ziemlich gleichbreiten Körper von eiförmiger, oben mehr abgeflachter, unten gewölbter Gestall, an welchem der freie, schräg oder senkrecht nach unten gerichtete Kopf sammt dem Mittelleibe ungefähr die Hälfte der ganzen Länge ausmacht, viergliedrige Füße und vier gleichgroße, lange und hinfällige Flügel mit einer Quernaht an den Wurzeln. Die- selben sind von vier Längsadern durchzogen, welche schräge, unter sich gleichlaufende oder auch einfach gegabelte Aeste aussenden. Die Gestalt des verhältnißmäßig kleinen, oben converen, unten platten Kopfes ändert nach den verschiedenen Arten ab, immer aber rundet sich sein großer, hinter den Augen gelegener Theil halbkreisförmig; eine mehr oder weniger deutliche Längsnaht, welche sich auf dem Scheitel gabelt, theilt ihn in drei fast gleiche Theile. Die meist großen Augen
Die Geradflügler. Termiten.
größte europäiſche Art; denn ſie mißt von der Stirn bis zur Flügelſpitze reichlich 3 Linien, die ſchwarzen, am Grunde blaßbraunen Fühler werden bis 5 Linien lang. Die gelbliche Grund- farbe des Körpers verdrängen auf dem Mittelrücken Flecke, auf der Stirn zwölf Strahlenlinien und am lebhaft gelben Hinterleibe Ringel von mehr oder weniger ſchwarzer Farbe. An den blaßbraunen Beinen zeichnen die Vorderſchenkel oben ſchwarze Flecken aus. Den glashellen Vorder- flügeln fehlt die Zeichnung gänzlich, oder nur in der Mittelzelle erſcheinen einige verwiſchte Fleckchen und ein anderes am Hinterrande, welches ſich auch bindenartig verlängern kann, ohne aber den Vorderrand zu erreichen.
Die Staublaus (Troctes oder Atropos pulsatorius) gehört gleichfalls hierher; ihr geſtreckter, plattgedrückter und flügelloſer Körper, ſo wie deſſen blaß gelblichbraune Farbe machen ſie einer Laus ſehr ähnlich, von welcher ſie jedoch die Mundtheile und die ziemlich langen Borſtenfühler weſentlich unterſcheiden. Die Hinterſchenkel ſind verdickt, die Füße aus drei Gliedern zuſammen- geſetzt. Sie erreicht ¾ Linien Länge, kriecht ſehr ſchnell und hält ſich, die Dunkelheit liebend, ſehr gern in den Käſten von einigermaßen verwahrloſten Jnſekteuſammlungen, beſonders auch in den Fugen der Spannbretter, auf welchen man die Schmetterlinge zum Trocknen ausbreitet auf, und frißt dieſen die Franſen von den Flügeln, oder ganze Stücke heraus; ſonſt iſt der Schaden, welchen ſie in den Sammlungen anrichtet, von wenig Bedeutung, weil ſie in den ſtaubigen Winkeln hin- reichende Nahrung findet. — Es gibt noch mehrere ähnliche Arten, denen man andere Gattungs- namen beilegte, ſo wie noch ein paar ausländiſche Familienglieder. Mit Uebergehung dieſer und einiger kleineren, der Reihe angehörigen Familien wenden wir uns zu einer in jeder Hinſicht höchſt intereſſanten Familie, von welcher zwei Arten in Europa, mehrere in warmen Ländern, die meiſten aber in den heißeſten Erdſtrichen einheimiſch ſind.
Die Termiten(Termitina) rechtfertigen in ſofern ihre Benennung „weiße Ameiſen“ als ſie wie die Ameiſen in größeren Geſellſchaften gemeinſame Reſter bewohnen oder Bauten ausführen, und weil in den Kolonien neben den geflügelten, fortpflanzungsfähigen Geſchlechtern ungeflügelte und unfruchtbare Jndividuen vorkommen; im Uebrigen weichen ſie durch die Körperform, die unvollkommene Verwandlung und ſonſt noch weſentlich von jenen Hautflüglern ab. Obſchon ſich ſchon ſeit Anfang des ſiebzehnten Jahrhunderts einzelne Nachrichten über dieſe ſo höchſt inte- reſſanten Thiere finden, welche nach Linné’s Zeiten zahlreicher werden und einen mehr wiſſen- ſchaftlichen Charakter annehmen, ſo ſind doch unſere Kenntniſſe von ihnen noch ſehr lückenhaft, weil frühere Angaben ſehr oft zweifelhaft laſſen, ob Ameiſen oder Termiten gemeint ſeien, weil die Beobachtungen der im Verborgenen lebenden, nächtlichen Thiere mit den größten Schwierig- keiten verknüpft ſind und weil endlich die verſchiedenen Arten hinſichtlich ihrer Lebensweiſe ungemein von einander abweichen.
Die Termiten haben einen länglichen, ziemlich gleichbreiten Körper von eiförmiger, oben mehr abgeflachter, unten gewölbter Geſtall, an welchem der freie, ſchräg oder ſenkrecht nach unten gerichtete Kopf ſammt dem Mittelleibe ungefähr die Hälfte der ganzen Länge ausmacht, viergliedrige Füße und vier gleichgroße, lange und hinfällige Flügel mit einer Quernaht an den Wurzeln. Die- ſelben ſind von vier Längsadern durchzogen, welche ſchräge, unter ſich gleichlaufende oder auch einfach gegabelte Aeſte ausſenden. Die Geſtalt des verhältnißmäßig kleinen, oben converen, unten platten Kopfes ändert nach den verſchiedenen Arten ab, immer aber rundet ſich ſein großer, hinter den Augen gelegener Theil halbkreisförmig; eine mehr oder weniger deutliche Längsnaht, welche ſich auf dem Scheitel gabelt, theilt ihn in drei faſt gleiche Theile. Die meiſt großen Augen
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Die Geradflügler. Termiten.
größte europäiſche Art; denn ſie mißt von der Stirn bis zur Flügelſpitze reichlich 3 Linien,
die ſchwarzen, am Grunde blaßbraunen Fühler werden bis 5 Linien lang. Die gelbliche Grund-
farbe des Körpers verdrängen auf dem Mittelrücken Flecke, auf der Stirn zwölf Strahlenlinien
und am lebhaft gelben Hinterleibe Ringel von mehr oder weniger ſchwarzer Farbe. An den
blaßbraunen Beinen zeichnen die Vorderſchenkel oben ſchwarze Flecken aus. Den glashellen Vorder-
flügeln fehlt die Zeichnung gänzlich, oder nur in der Mittelzelle erſcheinen einige verwiſchte
Fleckchen und ein anderes am Hinterrande, welches ſich auch bindenartig verlängern kann, ohne
aber den Vorderrand zu erreichen.
Die Staublaus (Troctes oder Atropos pulsatorius) gehört gleichfalls hierher; ihr geſtreckter,
plattgedrückter und flügelloſer Körper, ſo wie deſſen blaß gelblichbraune Farbe machen ſie einer
Laus ſehr ähnlich, von welcher ſie jedoch die Mundtheile und die ziemlich langen Borſtenfühler
weſentlich unterſcheiden. Die Hinterſchenkel ſind verdickt, die Füße aus drei Gliedern zuſammen-
geſetzt. Sie erreicht ¾ Linien Länge, kriecht ſehr ſchnell und hält ſich, die Dunkelheit liebend,
ſehr gern in den Käſten von einigermaßen verwahrloſten Jnſekteuſammlungen, beſonders auch in
den Fugen der Spannbretter, auf welchen man die Schmetterlinge zum Trocknen ausbreitet auf, und
frißt dieſen die Franſen von den Flügeln, oder ganze Stücke heraus; ſonſt iſt der Schaden, welchen
ſie in den Sammlungen anrichtet, von wenig Bedeutung, weil ſie in den ſtaubigen Winkeln hin-
reichende Nahrung findet. — Es gibt noch mehrere ähnliche Arten, denen man andere Gattungs-
namen beilegte, ſo wie noch ein paar ausländiſche Familienglieder. Mit Uebergehung dieſer
und einiger kleineren, der Reihe angehörigen Familien wenden wir uns zu einer in jeder Hinſicht
höchſt intereſſanten Familie, von welcher zwei Arten in Europa, mehrere in warmen Ländern,
die meiſten aber in den heißeſten Erdſtrichen einheimiſch ſind.
Die Termiten (Termitina) rechtfertigen in ſofern ihre Benennung „weiße Ameiſen“ als
ſie wie die Ameiſen in größeren Geſellſchaften gemeinſame Reſter bewohnen oder Bauten ausführen,
und weil in den Kolonien neben den geflügelten, fortpflanzungsfähigen Geſchlechtern ungeflügelte
und unfruchtbare Jndividuen vorkommen; im Uebrigen weichen ſie durch die Körperform, die
unvollkommene Verwandlung und ſonſt noch weſentlich von jenen Hautflüglern ab. Obſchon ſich
ſchon ſeit Anfang des ſiebzehnten Jahrhunderts einzelne Nachrichten über dieſe ſo höchſt inte-
reſſanten Thiere finden, welche nach Linné’s Zeiten zahlreicher werden und einen mehr wiſſen-
ſchaftlichen Charakter annehmen, ſo ſind doch unſere Kenntniſſe von ihnen noch ſehr lückenhaft,
weil frühere Angaben ſehr oft zweifelhaft laſſen, ob Ameiſen oder Termiten gemeint ſeien, weil
die Beobachtungen der im Verborgenen lebenden, nächtlichen Thiere mit den größten Schwierig-
keiten verknüpft ſind und weil endlich die verſchiedenen Arten hinſichtlich ihrer Lebensweiſe ungemein
von einander abweichen.
Die Termiten haben einen länglichen, ziemlich gleichbreiten Körper von eiförmiger, oben mehr
abgeflachter, unten gewölbter Geſtall, an welchem der freie, ſchräg oder ſenkrecht nach unten gerichtete
Kopf ſammt dem Mittelleibe ungefähr die Hälfte der ganzen Länge ausmacht, viergliedrige Füße
und vier gleichgroße, lange und hinfällige Flügel mit einer Quernaht an den Wurzeln. Die-
ſelben ſind von vier Längsadern durchzogen, welche ſchräge, unter ſich gleichlaufende oder auch
einfach gegabelte Aeſte ausſenden. Die Geſtalt des verhältnißmäßig kleinen, oben converen,
unten platten Kopfes ändert nach den verſchiedenen Arten ab, immer aber rundet ſich ſein großer,
hinter den Augen gelegener Theil halbkreisförmig; eine mehr oder weniger deutliche Längsnaht,
welche ſich auf dem Scheitel gabelt, theilt ihn in drei faſt gleiche Theile. Die meiſt großen Augen
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 454. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/484>, abgerufen am 23.11.2024.
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