reihenweise zu einer Scheibe aneinander kleben. Nach ungefähr zehn Tagen zeigen dieselben in Folge der durchscheinenden Augen an dem freien Ende hochrothe Punkte. Die Lärvchen kommen wenige Tage später und zwar noch im Mai daraus hervor, gleichen in Gestalt und Lebensweise der Mutter, sind aber ockergelb und selbstverständlich flügellos. Bis zum August häuten sie sich dreimal und bekommen zuletzt sehr kurze Flügelstumpfe. Mit der vierten Häutung erhält das Kerf seine volle Entwickelung, bedarf aber immer noch einiger Zeit, ehe es sich ausfärbt und voll- kommen erhärtet; den Winter verbringt es im erstarrten Zustande unter Schlamm. Herr Simpson will im September (1846) einen 25 englische Meilen langen Zug dieser Wanzen am Mississippi fliegend beobachtet haben. Eine sehr ähnliche Art nennen die Merikaner Moschitos, trocknen sie, um die Vögel damit zu füttern, und backen aus den Eiern eine Art von Kuchen, Hautle genannt, welcher Fischgeschmack haben soll.
Ein kleiner schmaler Kopf und das zu Raubbeinen umgewandelte vorderste Paar dieser Bewegungswerkzeuge charakterisirt die nächste Familie der Wasserskorpionwanzen (Nepini oder Pedirapti), von welchen ein Theil durch die Körpertracht und die Behaarung an den bisweilen lederartig bewimperten Hinterbeinen an gewisse Dytiscen unter den Käfern (S. 43) erinnernd, mit derselben Gewandtheit, wie die vorigen schwimmt, ein anderer Theil dagegen am flachen Rande der Gewässer auf dem Boden und dessen Schlamme, von Zeit zu Zeit ein dünnes Athemrohr in Form eines langen Schwanzes an die Oberfläche des Wassers bringend, langsam umherkriecht. Zu ersteren gehört
die gemeine Schwimmwanze (Naucoris cimicoides), ein fünf bis sechs Linien langes in den Umrissen eiförmiges, aber plattgedrücktes Kerf, welches sich schwimmend zwischen Wasser- pflanzen umhertummelt und auch hier auf unserem Gruppenbilde links über der Wasserschnecke erscheint. Die Wanze hat eine glänzend grünlichbraune, schwach gewölbte Rückenfläche, welche am Schildchen und an den Flügeldecken am dunkelsten auftritt. Die kurzen, in ein klauenartiges Fußglied aus- laufenden Schienen der Vorderbeine lassen sich an die dicken, unterhalb filzigen Schenkel gleich der Klinge eines Taschenmessers an ihren Stiel einlegen und bilden das Fangwerkzeug für den Räuber. Der Kopf gibt dem Halsschilde an Breite weniger nach, als bei den folgenden, trägt keine Nebenaugen und unter den Netzaugen, in einer Grube versteckt, die viergliedrigen Fühler. Das Weibchen legt gleichfalls, nachdem es sich im Frühjahre gepaart hat, seine Eier in Form eines Kuchens an Wasserpflanzen. Jedes einzelne stellt eine schwach gebogene, an der freien Spitze schräg abge- schnittene Walze dar. Die Jungen erhalten nach der dritten Häutung die Flügelscheiden. Jm Herbst gehen die Wanzen des Nachts öfter aus dem Wasser und reinigen sich die Haare des Hinter- leibes mit den Beinen, daß man das Kratzen hören kann. -- Die nahe verwandte Gattung Belo- stoma liefert in der südamerikanischen Riesen-Schwimmwanze (B. grande) das größte Thier der ganzen Ordnung; denn sie mißt vier Zoll und trägt am Ende ihres platten Leibes zwei lanzett- förmige, einige Linien lange Anhängsel, deren Bestimmung noch nicht aufgeklärt ist. Unter den andern Verwandten haben einige Weibchen die sonderbare Gewohnheit, die Eier gleichfalls in Form eines Kuchens an einander zu reihen aber auf dem eignen Rücken befestigt mit sich herum- zutragen, wie beispielsweise die ostindische Schwimmwanze (Diplonychus rusticus).
Der andern Sippe gehört der träge, mit seinen langen und dünnen Beinen auf dem Boden der Lachenränder umherkriechende gemeine Wasserskorpion (Nepa cinerea) an, welchen wir unter der gemeinen Schwimmwanze, rechts von der Wasserschnecke auf dem Gruppenbilde
Die Schnabelkerſe. Waſſerwanzen.
reihenweiſe zu einer Scheibe aneinander kleben. Nach ungefähr zehn Tagen zeigen dieſelben in Folge der durchſcheinenden Augen an dem freien Ende hochrothe Punkte. Die Lärvchen kommen wenige Tage ſpäter und zwar noch im Mai daraus hervor, gleichen in Geſtalt und Lebensweiſe der Mutter, ſind aber ockergelb und ſelbſtverſtändlich flügellos. Bis zum Auguſt häuten ſie ſich dreimal und bekommen zuletzt ſehr kurze Flügelſtumpfe. Mit der vierten Häutung erhält das Kerf ſeine volle Entwickelung, bedarf aber immer noch einiger Zeit, ehe es ſich ausfärbt und voll- kommen erhärtet; den Winter verbringt es im erſtarrten Zuſtande unter Schlamm. Herr Simpſon will im September (1846) einen 25 engliſche Meilen langen Zug dieſer Wanzen am Miſſiſſippi fliegend beobachtet haben. Eine ſehr ähnliche Art nennen die Merikaner Moſchitos, trocknen ſie, um die Vögel damit zu füttern, und backen aus den Eiern eine Art von Kuchen, Hautle genannt, welcher Fiſchgeſchmack haben ſoll.
Ein kleiner ſchmaler Kopf und das zu Raubbeinen umgewandelte vorderſte Paar dieſer Bewegungswerkzeuge charakteriſirt die nächſte Familie der Waſſerſkorpionwanzen (Nepini oder Pedirapti), von welchen ein Theil durch die Körpertracht und die Behaarung an den bisweilen lederartig bewimperten Hinterbeinen an gewiſſe Dytiscen unter den Käfern (S. 43) erinnernd, mit derſelben Gewandtheit, wie die vorigen ſchwimmt, ein anderer Theil dagegen am flachen Rande der Gewäſſer auf dem Boden und deſſen Schlamme, von Zeit zu Zeit ein dünnes Athemrohr in Form eines langen Schwanzes an die Oberfläche des Waſſers bringend, langſam umherkriecht. Zu erſteren gehört
die gemeine Schwimmwanze (Naucoris cimicoides), ein fünf bis ſechs Linien langes in den Umriſſen eiförmiges, aber plattgedrücktes Kerf, welches ſich ſchwimmend zwiſchen Waſſer- pflanzen umhertummelt und auch hier auf unſerem Gruppenbilde links über der Waſſerſchnecke erſcheint. Die Wanze hat eine glänzend grünlichbraune, ſchwach gewölbte Rückenfläche, welche am Schildchen und an den Flügeldecken am dunkelſten auftritt. Die kurzen, in ein klauenartiges Fußglied aus- laufenden Schienen der Vorderbeine laſſen ſich an die dicken, unterhalb filzigen Schenkel gleich der Klinge eines Taſchenmeſſers an ihren Stiel einlegen und bilden das Fangwerkzeug für den Räuber. Der Kopf gibt dem Halsſchilde an Breite weniger nach, als bei den folgenden, trägt keine Nebenaugen und unter den Netzaugen, in einer Grube verſteckt, die viergliedrigen Fühler. Das Weibchen legt gleichfalls, nachdem es ſich im Frühjahre gepaart hat, ſeine Eier in Form eines Kuchens an Waſſerpflanzen. Jedes einzelne ſtellt eine ſchwach gebogene, an der freien Spitze ſchräg abge- ſchnittene Walze dar. Die Jungen erhalten nach der dritten Häutung die Flügelſcheiden. Jm Herbſt gehen die Wanzen des Nachts öfter aus dem Waſſer und reinigen ſich die Haare des Hinter- leibes mit den Beinen, daß man das Kratzen hören kann. — Die nahe verwandte Gattung Belo- stoma liefert in der ſüdamerikaniſchen Rieſen-Schwimmwanze (B. grande) das größte Thier der ganzen Ordnung; denn ſie mißt vier Zoll und trägt am Ende ihres platten Leibes zwei lanzett- förmige, einige Linien lange Anhängſel, deren Beſtimmung noch nicht aufgeklärt iſt. Unter den andern Verwandten haben einige Weibchen die ſonderbare Gewohnheit, die Eier gleichfalls in Form eines Kuchens an einander zu reihen aber auf dem eignen Rücken befeſtigt mit ſich herum- zutragen, wie beiſpielsweiſe die oſtindiſche Schwimmwanze (Diplonychus rusticus).
Der andern Sippe gehört der träge, mit ſeinen langen und dünnen Beinen auf dem Boden der Lachenränder umherkriechende gemeine Waſſerſkorpion (Nepa cinerea) an, welchen wir unter der gemeinen Schwimmwanze, rechts von der Waſſerſchnecke auf dem Gruppenbilde
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[526/0562]
Die Schnabelkerſe. Waſſerwanzen.
reihenweiſe zu einer Scheibe aneinander kleben. Nach ungefähr zehn Tagen zeigen dieſelben in
Folge der durchſcheinenden Augen an dem freien Ende hochrothe Punkte. Die Lärvchen kommen
wenige Tage ſpäter und zwar noch im Mai daraus hervor, gleichen in Geſtalt und Lebensweiſe
der Mutter, ſind aber ockergelb und ſelbſtverſtändlich flügellos. Bis zum Auguſt häuten ſie ſich
dreimal und bekommen zuletzt ſehr kurze Flügelſtumpfe. Mit der vierten Häutung erhält das
Kerf ſeine volle Entwickelung, bedarf aber immer noch einiger Zeit, ehe es ſich ausfärbt und voll-
kommen erhärtet; den Winter verbringt es im erſtarrten Zuſtande unter Schlamm. Herr Simpſon
will im September (1846) einen 25 engliſche Meilen langen Zug dieſer Wanzen am Miſſiſſippi
fliegend beobachtet haben. Eine ſehr ähnliche Art nennen die Merikaner Moſchitos, trocknen ſie,
um die Vögel damit zu füttern, und backen aus den Eiern eine Art von Kuchen, Hautle
genannt, welcher Fiſchgeſchmack haben ſoll.
Ein kleiner ſchmaler Kopf und das zu Raubbeinen umgewandelte vorderſte Paar dieſer
Bewegungswerkzeuge charakteriſirt die nächſte Familie der Waſſerſkorpionwanzen (Nepini oder
Pedirapti), von welchen ein Theil durch die Körpertracht und die Behaarung an den bisweilen
lederartig bewimperten Hinterbeinen an gewiſſe Dytiscen unter den Käfern (S. 43) erinnernd,
mit derſelben Gewandtheit, wie die vorigen ſchwimmt, ein anderer Theil dagegen am flachen Rande
der Gewäſſer auf dem Boden und deſſen Schlamme, von Zeit zu Zeit ein dünnes Athemrohr in
Form eines langen Schwanzes an die Oberfläche des Waſſers bringend, langſam umherkriecht.
Zu erſteren gehört
die gemeine Schwimmwanze (Naucoris cimicoides), ein fünf bis ſechs Linien langes
in den Umriſſen eiförmiges, aber plattgedrücktes Kerf, welches ſich ſchwimmend zwiſchen Waſſer-
pflanzen umhertummelt und auch hier auf unſerem Gruppenbilde links über der Waſſerſchnecke erſcheint.
Die Wanze hat eine glänzend grünlichbraune, ſchwach gewölbte Rückenfläche, welche am Schildchen
und an den Flügeldecken am dunkelſten auftritt. Die kurzen, in ein klauenartiges Fußglied aus-
laufenden Schienen der Vorderbeine laſſen ſich an die dicken, unterhalb filzigen Schenkel gleich der
Klinge eines Taſchenmeſſers an ihren Stiel einlegen und bilden das Fangwerkzeug für den Räuber.
Der Kopf gibt dem Halsſchilde an Breite weniger nach, als bei den folgenden, trägt keine Nebenaugen
und unter den Netzaugen, in einer Grube verſteckt, die viergliedrigen Fühler. Das Weibchen
legt gleichfalls, nachdem es ſich im Frühjahre gepaart hat, ſeine Eier in Form eines Kuchens an
Waſſerpflanzen. Jedes einzelne ſtellt eine ſchwach gebogene, an der freien Spitze ſchräg abge-
ſchnittene Walze dar. Die Jungen erhalten nach der dritten Häutung die Flügelſcheiden. Jm
Herbſt gehen die Wanzen des Nachts öfter aus dem Waſſer und reinigen ſich die Haare des Hinter-
leibes mit den Beinen, daß man das Kratzen hören kann. — Die nahe verwandte Gattung Belo-
stoma liefert in der ſüdamerikaniſchen Rieſen-Schwimmwanze (B. grande) das größte Thier der
ganzen Ordnung; denn ſie mißt vier Zoll und trägt am Ende ihres platten Leibes zwei lanzett-
förmige, einige Linien lange Anhängſel, deren Beſtimmung noch nicht aufgeklärt iſt. Unter den
andern Verwandten haben einige Weibchen die ſonderbare Gewohnheit, die Eier gleichfalls in
Form eines Kuchens an einander zu reihen aber auf dem eignen Rücken befeſtigt mit ſich herum-
zutragen, wie beiſpielsweiſe die oſtindiſche Schwimmwanze (Diplonychus rusticus).
Der andern Sippe gehört der träge, mit ſeinen langen und dünnen Beinen auf dem Boden
der Lachenränder umherkriechende gemeine Waſſerſkorpion (Nepa cinerea) an, welchen wir
unter der gemeinen Schwimmwanze, rechts von der Waſſerſchnecke auf dem Gruppenbilde
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 526. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/562>, abgerufen am 23.11.2024.
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