erblicken. Die Fühler bestehen aus drei Gliedern, die Füße aus nur einem, und eine einfache Kralle bewehrt die Fangbeine. Mit Ausnahme des lebhaft mennigrothen Hinterleibsrückens, welchen man für gewöhnlich nicht zu sehen bekommt, deckt ein durch anhastenden Schmuz häufig entstelltes Schwarzbraun den ungemein platt gedrückten Körper. Der die halbe Körper- länge ungefähr erreichende Faden hinten am Leibesende besteht aus zwei nach innen hohlen Hüsten, welche in ihrem gegenseitigen engen Anschluß das Athemrohr bilden, dessen Spitze das Thier häufig zur Aufnahme von Lust an die Oberfläche des Wassers bringt. -- Jm Frühjahre, legt das Weibchen seine am Ende mit siebenstrahligen Fortsätzen versehenen Eier an Wasserpflanzen. Die ihnen entsprossenen Larven haben ein weniger gestrecktes, vielmehr in die Breite gehendes Ansehen und ein bedeutend kürzeres Athemrohr als die vollkommen entwickelte Wanze. Weniger schlammigen, als kiesigen Untergrund der stehenden Gewässer scheint die ungemein gestreckte Nadel- skorpionwanze (Ranatra linearis) zu lieben, welche in dem längsten Thiere unseres Gruppen- bildes vorgeführt ist. Die Gattung theilt im Uebrigen die Kennzeichen mit der vorigen und unter- scheidet sich von ihr nur dadurch, daß die Hüften der Vorderbeine mindestens sechs Mal länger sind als die Schenkelringe, daß die Schienen kaum den dritten Theil des Schenkels erreichen und daß die Vorderfüße keine Kralle haben. Das im Körper walzige Thier erscheint schmuzig gelb- grau, am Hinterleibe oben roth, an den Seiten gelb und an den Hinterflügeln milchweiß. Gleich der vorigen sieht man auch diese langbeinige Wanze auf dem Grunde des seichten Wassers träge umherspazieren und auf Raub ausspähen, nicht selten am Leibe mit kleinern und größern, birn- förmigen, rothen Körpern besetzt, den Hülsen schmarotzender Wassermilben, welche der Gattung Hydrarachna angehören. Das Weibchen legt gleichfalls seine Eier an Wasserpflanzen; dieselben sind aber nur mit zwei haarförmigen Fortsätzen versehen. Sie schlüpfen nach 14 Tagen aus, im Mai haben die Jungen jedoch noch nicht die Länge eines halben Zolls und auch noch keine heraus- tretende Athemröhre erlangt; im August häuten sie sich bei einer Länge von einem Zoll, bekommen die Schwanzfäden, aber noch keine Flügelscheiden; diese treten erst mit der dritten Häutung ein. Sehr ähnliche Arten kommen in den übrigen Erdtheilen vor.
Die Natur, welche bei der Bildung ihrer Geschöpfe nirgends sprungweise vorging, schuf in den Wasserläufern (Ploteres, Hydrodromici) eine Gruppe von Wanzen, die hinsichtlich der Lebensweise den wasserbewohnenden, hinsichtlich der Körperbildung dagegen den Landwanzen näher stehen und somit einen natürlichen Uebergang von jenen zu diesen bilden. Jn ersterer Beziehung verhalten sie sich zu den Wasserwanzen genau so, wie die Taumelkäfer zu den Schwimmkäfern; denn sie kommen nicht in, sondern nur auf dem Wasser vor. Nicht anders, wie im Winter eine lustige Gesellschaft gewandter Schlittschuhläufer sich auf dem Eise tummelt, so laufen diese lang- und dünnbeinigen Wanzen ohne Eisbahn und ohne Eisen unter den Füßen auf dem ruhig stehenden, von der Sonne beschienenen Wasserspiegel von einem Punkte aus einander, nach einem andern zusammen, kreuz und quer sich jagend und wiederum an einer Stelle sich einigend. Um zu ruhen, stehen sie ein anderes Mal wie angewurzelt und scheinen nur auf eine Veranlassung zu warten, um ihre Künste zu zeigen; denn nahet man, so laufen sie neckisch davon und zwar gern gegen die schwache Strömung, wenn ein Bach ihnen zum Spielplatz dient. Daß die dem Larvenstande entwachsenen, mit Flügeln ausgerüsteten Jndividuen auch diese gebrauchen, lehrt u. a. das Erscheinen einzelner in mit Regenwasser gefüllten Wagengeleisen auf den Fahrstraßen. Kleine Erweiterungen in Wasserfurchen, welche als erste Anfänge eines Baches von den Bergen herab- rieseln, nehmen sie gastlich auf. Jhre eigentlichen Standquartiere bilden aber alle größeren Wasserlachen und ruhige Stellen fließender Gewässer jeder Art, ja die Meerläufer (Hylo-
erblicken. Die Fühler beſtehen aus drei Gliedern, die Füße aus nur einem, und eine einfache Kralle bewehrt die Fangbeine. Mit Ausnahme des lebhaft mennigrothen Hinterleibsrückens, welchen man für gewöhnlich nicht zu ſehen bekommt, deckt ein durch anhaſtenden Schmuz häufig entſtelltes Schwarzbraun den ungemein platt gedrückten Körper. Der die halbe Körper- länge ungefähr erreichende Faden hinten am Leibesende beſteht aus zwei nach innen hohlen Hüſten, welche in ihrem gegenſeitigen engen Anſchluß das Athemrohr bilden, deſſen Spitze das Thier häufig zur Aufnahme von Luſt an die Oberfläche des Waſſers bringt. — Jm Frühjahre, legt das Weibchen ſeine am Ende mit ſiebenſtrahligen Fortſätzen verſehenen Eier an Waſſerpflanzen. Die ihnen entſproſſenen Larven haben ein weniger geſtrecktes, vielmehr in die Breite gehendes Anſehen und ein bedeutend kürzeres Athemrohr als die vollkommen entwickelte Wanze. Weniger ſchlammigen, als kieſigen Untergrund der ſtehenden Gewäſſer ſcheint die ungemein geſtreckte Nadel- ſkorpionwanze (Ranatra linearis) zu lieben, welche in dem längſten Thiere unſeres Gruppen- bildes vorgeführt iſt. Die Gattung theilt im Uebrigen die Kennzeichen mit der vorigen und unter- ſcheidet ſich von ihr nur dadurch, daß die Hüften der Vorderbeine mindeſtens ſechs Mal länger ſind als die Schenkelringe, daß die Schienen kaum den dritten Theil des Schenkels erreichen und daß die Vorderfüße keine Kralle haben. Das im Körper walzige Thier erſcheint ſchmuzig gelb- grau, am Hinterleibe oben roth, an den Seiten gelb und an den Hinterflügeln milchweiß. Gleich der vorigen ſieht man auch dieſe langbeinige Wanze auf dem Grunde des ſeichten Waſſers träge umherſpazieren und auf Raub ausſpähen, nicht ſelten am Leibe mit kleinern und größern, birn- förmigen, rothen Körpern beſetzt, den Hülſen ſchmarotzender Waſſermilben, welche der Gattung Hydrarachna angehören. Das Weibchen legt gleichfalls ſeine Eier an Waſſerpflanzen; dieſelben ſind aber nur mit zwei haarförmigen Fortſätzen verſehen. Sie ſchlüpfen nach 14 Tagen aus, im Mai haben die Jungen jedoch noch nicht die Länge eines halben Zolls und auch noch keine heraus- tretende Athemröhre erlangt; im Auguſt häuten ſie ſich bei einer Länge von einem Zoll, bekommen die Schwanzfäden, aber noch keine Flügelſcheiden; dieſe treten erſt mit der dritten Häutung ein. Sehr ähnliche Arten kommen in den übrigen Erdtheilen vor.
Die Natur, welche bei der Bildung ihrer Geſchöpfe nirgends ſprungweiſe vorging, ſchuf in den Waſſerläufern (Ploteres, Hydrodromici) eine Gruppe von Wanzen, die hinſichtlich der Lebensweiſe den waſſerbewohnenden, hinſichtlich der Körperbildung dagegen den Landwanzen näher ſtehen und ſomit einen natürlichen Uebergang von jenen zu dieſen bilden. Jn erſterer Beziehung verhalten ſie ſich zu den Waſſerwanzen genau ſo, wie die Taumelkäfer zu den Schwimmkäfern; denn ſie kommen nicht in, ſondern nur auf dem Waſſer vor. Nicht anders, wie im Winter eine luſtige Geſellſchaft gewandter Schlittſchuhläufer ſich auf dem Eiſe tummelt, ſo laufen dieſe lang- und dünnbeinigen Wanzen ohne Eisbahn und ohne Eiſen unter den Füßen auf dem ruhig ſtehenden, von der Sonne beſchienenen Waſſerſpiegel von einem Punkte aus einander, nach einem andern zuſammen, kreuz und quer ſich jagend und wiederum an einer Stelle ſich einigend. Um zu ruhen, ſtehen ſie ein anderes Mal wie angewurzelt und ſcheinen nur auf eine Veranlaſſung zu warten, um ihre Künſte zu zeigen; denn nahet man, ſo laufen ſie neckiſch davon und zwar gern gegen die ſchwache Strömung, wenn ein Bach ihnen zum Spielplatz dient. Daß die dem Larvenſtande entwachſenen, mit Flügeln ausgerüſteten Jndividuen auch dieſe gebrauchen, lehrt u. a. das Erſcheinen einzelner in mit Regenwaſſer gefüllten Wagengeleiſen auf den Fahrſtraßen. Kleine Erweiterungen in Waſſerfurchen, welche als erſte Anfänge eines Baches von den Bergen herab- rieſeln, nehmen ſie gaſtlich auf. Jhre eigentlichen Standquartiere bilden aber alle größeren Waſſerlachen und ruhige Stellen fließender Gewäſſer jeder Art, ja die Meerläufer (Hylo-
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[527/0563]
Gemeine Schwimmwanze. Gemeiner Waſſerſkorpion. Nadelſkorpionwanze.
erblicken. Die Fühler beſtehen aus drei Gliedern, die Füße aus nur einem, und eine einfache
Kralle bewehrt die Fangbeine. Mit Ausnahme des lebhaft mennigrothen Hinterleibsrückens,
welchen man für gewöhnlich nicht zu ſehen bekommt, deckt ein durch anhaſtenden Schmuz
häufig entſtelltes Schwarzbraun den ungemein platt gedrückten Körper. Der die halbe Körper-
länge ungefähr erreichende Faden hinten am Leibesende beſteht aus zwei nach innen hohlen
Hüſten, welche in ihrem gegenſeitigen engen Anſchluß das Athemrohr bilden, deſſen Spitze das
Thier häufig zur Aufnahme von Luſt an die Oberfläche des Waſſers bringt. — Jm Frühjahre,
legt das Weibchen ſeine am Ende mit ſiebenſtrahligen Fortſätzen verſehenen Eier an Waſſerpflanzen.
Die ihnen entſproſſenen Larven haben ein weniger geſtrecktes, vielmehr in die Breite gehendes
Anſehen und ein bedeutend kürzeres Athemrohr als die vollkommen entwickelte Wanze. Weniger
ſchlammigen, als kieſigen Untergrund der ſtehenden Gewäſſer ſcheint die ungemein geſtreckte Nadel-
ſkorpionwanze (Ranatra linearis) zu lieben, welche in dem längſten Thiere unſeres Gruppen-
bildes vorgeführt iſt. Die Gattung theilt im Uebrigen die Kennzeichen mit der vorigen und unter-
ſcheidet ſich von ihr nur dadurch, daß die Hüften der Vorderbeine mindeſtens ſechs Mal länger
ſind als die Schenkelringe, daß die Schienen kaum den dritten Theil des Schenkels erreichen und
daß die Vorderfüße keine Kralle haben. Das im Körper walzige Thier erſcheint ſchmuzig gelb-
grau, am Hinterleibe oben roth, an den Seiten gelb und an den Hinterflügeln milchweiß. Gleich
der vorigen ſieht man auch dieſe langbeinige Wanze auf dem Grunde des ſeichten Waſſers träge
umherſpazieren und auf Raub ausſpähen, nicht ſelten am Leibe mit kleinern und größern, birn-
förmigen, rothen Körpern beſetzt, den Hülſen ſchmarotzender Waſſermilben, welche der Gattung
Hydrarachna angehören. Das Weibchen legt gleichfalls ſeine Eier an Waſſerpflanzen; dieſelben
ſind aber nur mit zwei haarförmigen Fortſätzen verſehen. Sie ſchlüpfen nach 14 Tagen aus, im
Mai haben die Jungen jedoch noch nicht die Länge eines halben Zolls und auch noch keine heraus-
tretende Athemröhre erlangt; im Auguſt häuten ſie ſich bei einer Länge von einem Zoll, bekommen
die Schwanzfäden, aber noch keine Flügelſcheiden; dieſe treten erſt mit der dritten Häutung ein.
Sehr ähnliche Arten kommen in den übrigen Erdtheilen vor.
Die Natur, welche bei der Bildung ihrer Geſchöpfe nirgends ſprungweiſe vorging, ſchuf in
den Waſſerläufern (Ploteres, Hydrodromici) eine Gruppe von Wanzen, die hinſichtlich der
Lebensweiſe den waſſerbewohnenden, hinſichtlich der Körperbildung dagegen den Landwanzen näher
ſtehen und ſomit einen natürlichen Uebergang von jenen zu dieſen bilden. Jn erſterer Beziehung
verhalten ſie ſich zu den Waſſerwanzen genau ſo, wie die Taumelkäfer zu den Schwimmkäfern;
denn ſie kommen nicht in, ſondern nur auf dem Waſſer vor. Nicht anders, wie im Winter eine
luſtige Geſellſchaft gewandter Schlittſchuhläufer ſich auf dem Eiſe tummelt, ſo laufen dieſe lang-
und dünnbeinigen Wanzen ohne Eisbahn und ohne Eiſen unter den Füßen auf dem ruhig ſtehenden,
von der Sonne beſchienenen Waſſerſpiegel von einem Punkte aus einander, nach einem andern
zuſammen, kreuz und quer ſich jagend und wiederum an einer Stelle ſich einigend. Um zu ruhen,
ſtehen ſie ein anderes Mal wie angewurzelt und ſcheinen nur auf eine Veranlaſſung zu warten,
um ihre Künſte zu zeigen; denn nahet man, ſo laufen ſie neckiſch davon und zwar gern gegen die
ſchwache Strömung, wenn ein Bach ihnen zum Spielplatz dient. Daß die dem Larvenſtande
entwachſenen, mit Flügeln ausgerüſteten Jndividuen auch dieſe gebrauchen, lehrt u. a. das
Erſcheinen einzelner in mit Regenwaſſer gefüllten Wagengeleiſen auf den Fahrſtraßen. Kleine
Erweiterungen in Waſſerfurchen, welche als erſte Anfänge eines Baches von den Bergen herab-
rieſeln, nehmen ſie gaſtlich auf. Jhre eigentlichen Standquartiere bilden aber alle größeren
Waſſerlachen und ruhige Stellen fließender Gewäſſer jeder Art, ja die Meerläufer (Hylo-
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 527. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/563>, abgerufen am 16.07.2024.
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