runden, eingefalzten Deckel verschließt. Dieser, von außen Erde, von innen ein zierliches Seiden- gewebe, steht an der Oberseite wie durch eine Angel mit der Röhre in Verbindung und fällt durch seine eigene Schwere zu, wenn er geöffnet worden ist. Was soll diese Thür, welche sich äußerlich von der Umgebung nicht unterscheidet und bei ihrem Verschluß die Gegenwart eines solchen Baues gar nicht ahnen läßt? Sauvages lernte ihre Bedeutung kennen. Er hatte eine solche Thür entdeckt und wollte sie mittelst einer Nadel öffnen, fand aber zu seiner nicht geringen Verwunderung merklichen Widerstand. Eine Spalte ließ ihn im Jnnern eine Spinne erkennen, welche, auf dem Rücken liegend, sich mit allen Kräften gegen die Wände der Röhre stemmte und mit einigen Beinen den Deckel festhielt. Die schwarzen Pünktchen am Rande der Thür, welche unsere Abbildung in b zeigt, geben die feinen Löcher im Gewebe an, welche zu diesem Zwecke darin angebracht sind. Als nach abwechselndem Auf- und Zugehen der Thür sich die Spinne endlich für besiegt erklären mußte, flüchtete sie in den Hintergrund ihrer Wohnung. So oft aber wieder Bewegungen mit der Thür vorgenommen wurden, sprang sie hervor, um sie von Neuem festzuhalten. Endlich grub Sauvages den vordern Theil der Röhre mit einem Messer aus, während dessen die Spinne nicht von dem Deckel zurückwich. Abgesehen von den nächtlichen Raub- zügen auf Beute verläßt sie ihre Wohnung nicht, welche ihr durch den Verschluß Sicherheit gegen feindliche Angriffe gewährt. Jm Grunde desselben finden sich auch die Eier und später die Jungen in ihrer ersten Lebenszeit, beide sorgsam von der Mutter bewacht. An das Tageslicht gebracht, besonders den Strahlen der Sonne ausgesetzt, erschlafft die Minirspinne bald und erscheint wie gelähmt. -- Jm südlichen Europa kommen noch einige andere Gattungsgenossen vor.
Alle jetzt folgenden Spinnen, welche durch nur zwei Lungensäcke und zum Theil dabei noch durch Luftröhren athmen (Dipleumones), überdies die Klauenfühler nach innen umschlagen, lassen sich nach ihrer Lebensweise zunächst als ansäßige und umherschweifende unterscheiden. Die ersteren bauen Nester oder ziehen wenigstens Fäden, in oder neben denen sie auf Beute lauern, die letzteren fertigen kein Gewebe und erhaschen ihre Nahrung laufend oder springend. Jene theilt man nach der Verschiedenheit ihrer Netze wieder in mehrere Familien.
Die Radspinnen (Orbitelae) spinnen senkrechte Nester, welche gleich einem Rade von Strahlen gestützt und dazwischen von Fäden in concentrischen Kreisen oder Schneckenlinien aus- gefüllt werden. Neben diesem Fangnetze oder in seiner Mitte warten sie in Geduld, bis ein heranfliegendes Jnsekt darin hängen bleibt. Jm Spätsommer oder Herbst haben die meisten mit der letzten Häntung ihre Reise erlangt, die Weibchen bringen ihre Eiersäckchen, welche gewöhnlich in gelbe, etwas wollige Flocken äußerlich eingewickelt sind, an einen geschützten Ort und gehen vor Eintritt des Winters zu Grunde. Die Nadspinnen sehen alle mit acht Augen, von denen die vier mittelsten und zugleich größten entweder in einem Quadrate, oder die Stirnangen etwas weiter auseinander stehen, als die Scheitelaugen; die vier übrigen sondern sich als je ein Paar oft fast zur Berührung gelangende, schräggestellte Seitenaugen in weiterer Entfernung ab. Das erste Paar der ziemlich dicken Beine übertrifft alle übrigen an Länge, dann folgt in dieser Beziehung das zweite. Das Weibchen zeichnet sich mit Ausnahme einer Gattung (Tetragnatha) durch einen dicken, fast kugeligen Hinterleib und eine mehrzähnige Tasterklane aus. Alle diese Verhältnisse kann, weil hinreichend gekannt und zugänglich, am besten veranschaulichen:
die gemeine Kreuzspinne (Epeira diadema). Die lichten, ein Kreuz darstellenden Fleckchen auf dem heller oder dunkler braunen, mit mehr oder weniger Grau gemischtem Untergrunde des feisten und glänzenden Hinterleibsrückens haben ihren Namen veranlaßt. Außerdem finden sich noch andere Flecke und Punkte von meist reinweißer Färbung, welche ein dreieckiges Feld umgrenzen.
Die Spinnenthiere. Echte Spinnen. Radſpinnen.
runden, eingefalzten Deckel verſchließt. Dieſer, von außen Erde, von innen ein zierliches Seiden- gewebe, ſteht an der Oberſeite wie durch eine Angel mit der Röhre in Verbindung und fällt durch ſeine eigene Schwere zu, wenn er geöffnet worden iſt. Was ſoll dieſe Thür, welche ſich äußerlich von der Umgebung nicht unterſcheidet und bei ihrem Verſchluß die Gegenwart eines ſolchen Baues gar nicht ahnen läßt? Sauvages lernte ihre Bedeutung kennen. Er hatte eine ſolche Thür entdeckt und wollte ſie mittelſt einer Nadel öffnen, fand aber zu ſeiner nicht geringen Verwunderung merklichen Widerſtand. Eine Spalte ließ ihn im Jnnern eine Spinne erkennen, welche, auf dem Rücken liegend, ſich mit allen Kräften gegen die Wände der Röhre ſtemmte und mit einigen Beinen den Deckel feſthielt. Die ſchwarzen Pünktchen am Rande der Thür, welche unſere Abbildung in b zeigt, geben die feinen Löcher im Gewebe an, welche zu dieſem Zwecke darin angebracht ſind. Als nach abwechſelndem Auf- und Zugehen der Thür ſich die Spinne endlich für beſiegt erklären mußte, flüchtete ſie in den Hintergrund ihrer Wohnung. So oft aber wieder Bewegungen mit der Thür vorgenommen wurden, ſprang ſie hervor, um ſie von Neuem feſtzuhalten. Endlich grub Sauvages den vordern Theil der Röhre mit einem Meſſer aus, während deſſen die Spinne nicht von dem Deckel zurückwich. Abgeſehen von den nächtlichen Raub- zügen auf Beute verläßt ſie ihre Wohnung nicht, welche ihr durch den Verſchluß Sicherheit gegen feindliche Angriffe gewährt. Jm Grunde deſſelben finden ſich auch die Eier und ſpäter die Jungen in ihrer erſten Lebenszeit, beide ſorgſam von der Mutter bewacht. An das Tageslicht gebracht, beſonders den Strahlen der Sonne ausgeſetzt, erſchlafft die Minirſpinne bald und erſcheint wie gelähmt. — Jm ſüdlichen Europa kommen noch einige andere Gattungsgenoſſen vor.
Alle jetzt folgenden Spinnen, welche durch nur zwei Lungenſäcke und zum Theil dabei noch durch Luftröhren athmen (Dipleumones), überdies die Klauenfühler nach innen umſchlagen, laſſen ſich nach ihrer Lebensweiſe zunächſt als anſäßige und umherſchweifende unterſcheiden. Die erſteren bauen Neſter oder ziehen wenigſtens Fäden, in oder neben denen ſie auf Beute lauern, die letzteren fertigen kein Gewebe und erhaſchen ihre Nahrung laufend oder ſpringend. Jene theilt man nach der Verſchiedenheit ihrer Netze wieder in mehrere Familien.
Die Radſpinnen (Orbitelae) ſpinnen ſenkrechte Neſter, welche gleich einem Rade von Strahlen geſtützt und dazwiſchen von Fäden in concentriſchen Kreiſen oder Schneckenlinien aus- gefüllt werden. Neben dieſem Fangnetze oder in ſeiner Mitte warten ſie in Geduld, bis ein heranfliegendes Jnſekt darin hängen bleibt. Jm Spätſommer oder Herbſt haben die meiſten mit der letzten Häntung ihre Reiſe erlangt, die Weibchen bringen ihre Eierſäckchen, welche gewöhnlich in gelbe, etwas wollige Flocken äußerlich eingewickelt ſind, an einen geſchützten Ort und gehen vor Eintritt des Winters zu Grunde. Die Nadſpinnen ſehen alle mit acht Augen, von denen die vier mittelſten und zugleich größten entweder in einem Quadrate, oder die Stirnangen etwas weiter auseinander ſtehen, als die Scheitelaugen; die vier übrigen ſondern ſich als je ein Paar oft faſt zur Berührung gelangende, ſchräggeſtellte Seitenaugen in weiterer Entfernung ab. Das erſte Paar der ziemlich dicken Beine übertrifft alle übrigen an Länge, dann folgt in dieſer Beziehung das zweite. Das Weibchen zeichnet ſich mit Ausnahme einer Gattung (Tetragnatha) durch einen dicken, faſt kugeligen Hinterleib und eine mehrzähnige Taſterklane aus. Alle dieſe Verhältniſſe kann, weil hinreichend gekannt und zugänglich, am beſten veranſchaulichen:
die gemeine Kreuzſpinne (Epeira diadema). Die lichten, ein Kreuz darſtellenden Fleckchen auf dem heller oder dunkler braunen, mit mehr oder weniger Grau gemiſchtem Untergrunde des feiſten und glänzenden Hinterleibsrückens haben ihren Namen veranlaßt. Außerdem finden ſich noch andere Flecke und Punkte von meiſt reinweißer Färbung, welche ein dreieckiges Feld umgrenzen.
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[576/0614]
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gewebe, ſteht an der Oberſeite wie durch eine Angel mit der Röhre in Verbindung und fällt
durch ſeine eigene Schwere zu, wenn er geöffnet worden iſt. Was ſoll dieſe Thür, welche ſich
äußerlich von der Umgebung nicht unterſcheidet und bei ihrem Verſchluß die Gegenwart eines
ſolchen Baues gar nicht ahnen läßt? Sauvages lernte ihre Bedeutung kennen. Er hatte eine
ſolche Thür entdeckt und wollte ſie mittelſt einer Nadel öffnen, fand aber zu ſeiner nicht geringen
Verwunderung merklichen Widerſtand. Eine Spalte ließ ihn im Jnnern eine Spinne erkennen,
welche, auf dem Rücken liegend, ſich mit allen Kräften gegen die Wände der Röhre ſtemmte und
mit einigen Beinen den Deckel feſthielt. Die ſchwarzen Pünktchen am Rande der Thür, welche
unſere Abbildung in b zeigt, geben die feinen Löcher im Gewebe an, welche zu dieſem Zwecke
darin angebracht ſind. Als nach abwechſelndem Auf- und Zugehen der Thür ſich die Spinne
endlich für beſiegt erklären mußte, flüchtete ſie in den Hintergrund ihrer Wohnung. So oft aber
wieder Bewegungen mit der Thür vorgenommen wurden, ſprang ſie hervor, um ſie von Neuem
feſtzuhalten. Endlich grub Sauvages den vordern Theil der Röhre mit einem Meſſer aus,
während deſſen die Spinne nicht von dem Deckel zurückwich. Abgeſehen von den nächtlichen Raub-
zügen auf Beute verläßt ſie ihre Wohnung nicht, welche ihr durch den Verſchluß Sicherheit gegen
feindliche Angriffe gewährt. Jm Grunde deſſelben finden ſich auch die Eier und ſpäter die Jungen
in ihrer erſten Lebenszeit, beide ſorgſam von der Mutter bewacht. An das Tageslicht gebracht,
beſonders den Strahlen der Sonne ausgeſetzt, erſchlafft die Minirſpinne bald und erſcheint wie
gelähmt. — Jm ſüdlichen Europa kommen noch einige andere Gattungsgenoſſen vor.
Alle jetzt folgenden Spinnen, welche durch nur zwei Lungenſäcke und zum Theil dabei noch
durch Luftröhren athmen (Dipleumones), überdies die Klauenfühler nach innen umſchlagen, laſſen
ſich nach ihrer Lebensweiſe zunächſt als anſäßige und umherſchweifende unterſcheiden. Die
erſteren bauen Neſter oder ziehen wenigſtens Fäden, in oder neben denen ſie auf Beute lauern,
die letzteren fertigen kein Gewebe und erhaſchen ihre Nahrung laufend oder ſpringend. Jene
theilt man nach der Verſchiedenheit ihrer Netze wieder in mehrere Familien.
Die Radſpinnen (Orbitelae) ſpinnen ſenkrechte Neſter, welche gleich einem Rade von
Strahlen geſtützt und dazwiſchen von Fäden in concentriſchen Kreiſen oder Schneckenlinien aus-
gefüllt werden. Neben dieſem Fangnetze oder in ſeiner Mitte warten ſie in Geduld, bis ein
heranfliegendes Jnſekt darin hängen bleibt. Jm Spätſommer oder Herbſt haben die meiſten mit
der letzten Häntung ihre Reiſe erlangt, die Weibchen bringen ihre Eierſäckchen, welche gewöhnlich
in gelbe, etwas wollige Flocken äußerlich eingewickelt ſind, an einen geſchützten Ort und gehen
vor Eintritt des Winters zu Grunde. Die Nadſpinnen ſehen alle mit acht Augen, von denen
die vier mittelſten und zugleich größten entweder in einem Quadrate, oder die Stirnangen etwas
weiter auseinander ſtehen, als die Scheitelaugen; die vier übrigen ſondern ſich als je ein Paar
oft faſt zur Berührung gelangende, ſchräggeſtellte Seitenaugen in weiterer Entfernung ab. Das
erſte Paar der ziemlich dicken Beine übertrifft alle übrigen an Länge, dann folgt in dieſer Beziehung
das zweite. Das Weibchen zeichnet ſich mit Ausnahme einer Gattung (Tetragnatha) durch einen
dicken, faſt kugeligen Hinterleib und eine mehrzähnige Taſterklane aus. Alle dieſe Verhältniſſe
kann, weil hinreichend gekannt und zugänglich, am beſten veranſchaulichen:
die gemeine Kreuzſpinne (Epeira diadema). Die lichten, ein Kreuz darſtellenden Fleckchen
auf dem heller oder dunkler braunen, mit mehr oder weniger Grau gemiſchtem Untergrunde des
feiſten und glänzenden Hinterleibsrückens haben ihren Namen veranlaßt. Außerdem finden ſich
noch andere Flecke und Punkte von meiſt reinweißer Färbung, welche ein dreieckiges Feld umgrenzen.
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 576. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/614>, abgerufen am 23.11.2024.
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