Nestchen gelegt, in flockiges Gewebe eingehüllt, an einen Stengel gehängt und kriechen noch im laufenden Jahre aus. Die Jungen fliegen mitunter an Herbstfäden durch die Luft und verkriechen sich mit Anbruch des Winters gern in die Röhren der Schilfstoppeln.
Jn den heißen Ländern beider Erdhälften, aber nur hier, leben zahlreiche Arten höchst eigen- thümlicher Radspinnen, von welchen die der Gattung Gasteracantha (Dornenleiber) die verbreitetsten sein möchten. Jhr Hinterleib, mehr breit als lang, erscheint nämlich von oben als gedrückte, mit gereiheten Narbeneindrücken versehene Hornplatte, welche nicht selten durch kürzere oder längere Stacheln am Rande einen bedrohlichen Anstrich bekommt. Die Beine sind verhältnißmäßig kurz und die Augen im Wesentlichen so gestellt, wie bei unserer Kreuzspinne, nur mit dem Unter- schiede, daß nicht die Stirn-, sondern die Scheitelaugen etwas weiter auseinander treten. Je nach den Umrissen und der Bewehrung des Hinterleibes kommen die verschiedensten Gestalten zum Vor- schein, von denen die hier abgebildete zangenartige Dornspinne (Gasteracantha arcuata) noch nicht zu den sonderbarsten gehört. Jhre Gestalt bedarf keiner weiteren Erörterung, bemerkt sei nur, daß das Spinnfeld in Form eines stumpfen Zapfens mitten an der Unterseite des quer-
[Abbildung]
Die zangenartige Dornspinne (Gasteracantha arcuata).
wulstigen Bauches hervortritt, und daß die langen, zangenartig gekrümmten Mitteldornen bei den verschiedenen Jndividuen nicht denselben Grad der Krümmung erreichen, wie bei dem hier abgebildeten. Das hübsche Thier ist hell blutroth gefärbt, am vorderen, behaarten Körpertheile und am Spinnzapfen glänzend schwarz, während die Narbenflecken auf dem Hinterleibsrücken und die sechs Dornen, deren erstes und letztes Paar als kurze Stachelspitzchen auftreten, mit ihrer gleichfalls schwarzen Färbung einen eigenthümlichen Schimmer in Roth verbinden. Die Art lebt auf Java und scheint daselbst sehr gemein zu sein, wenigstens befanden sich unter einer Sendung, welche vor Jahren das Halle'sche zoologische Museum von dort erhielt, zahlreiche Exemplare.
Die Weberspinnen (Iniquiteles) fertigen im Gebüsch oder zwischen Gras entweder ein wag- rechtes, deckenartiges Gewebe, dessen Fäden ohne bestimmte Ordnung nach allen Seiten hin laufen, ein Nest, unter welchem zur Paarungszeit Männchen und Weibchen gesellig, außerhalb dieser aber
Neſtchen gelegt, in flockiges Gewebe eingehüllt, an einen Stengel gehängt und kriechen noch im laufenden Jahre aus. Die Jungen fliegen mitunter an Herbſtfäden durch die Luft und verkriechen ſich mit Anbruch des Winters gern in die Röhren der Schilfſtoppeln.
Jn den heißen Ländern beider Erdhälften, aber nur hier, leben zahlreiche Arten höchſt eigen- thümlicher Radſpinnen, von welchen die der Gattung Gasteracantha (Dornenleiber) die verbreitetſten ſein möchten. Jhr Hinterleib, mehr breit als lang, erſcheint nämlich von oben als gedrückte, mit gereiheten Narbeneindrücken verſehene Hornplatte, welche nicht ſelten durch kürzere oder längere Stacheln am Rande einen bedrohlichen Anſtrich bekommt. Die Beine ſind verhältnißmäßig kurz und die Augen im Weſentlichen ſo geſtellt, wie bei unſerer Kreuzſpinne, nur mit dem Unter- ſchiede, daß nicht die Stirn-, ſondern die Scheitelaugen etwas weiter auseinander treten. Je nach den Umriſſen und der Bewehrung des Hinterleibes kommen die verſchiedenſten Geſtalten zum Vor- ſchein, von denen die hier abgebildete zangenartige Dornſpinne (Gasteracantha arcuata) noch nicht zu den ſonderbarſten gehört. Jhre Geſtalt bedarf keiner weiteren Erörterung, bemerkt ſei nur, daß das Spinnfeld in Form eines ſtumpfen Zapfens mitten an der Unterſeite des quer-
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Die zangenartige Dornſpinne (Gasteracantha arcuata).
wulſtigen Bauches hervortritt, und daß die langen, zangenartig gekrümmten Mitteldornen bei den verſchiedenen Jndividuen nicht denſelben Grad der Krümmung erreichen, wie bei dem hier abgebildeten. Das hübſche Thier iſt hell blutroth gefärbt, am vorderen, behaarten Körpertheile und am Spinnzapfen glänzend ſchwarz, während die Narbenflecken auf dem Hinterleibsrücken und die ſechs Dornen, deren erſtes und letztes Paar als kurze Stachelſpitzchen auftreten, mit ihrer gleichfalls ſchwarzen Färbung einen eigenthümlichen Schimmer in Roth verbinden. Die Art lebt auf Java und ſcheint daſelbſt ſehr gemein zu ſein, wenigſtens befanden ſich unter einer Sendung, welche vor Jahren das Halle’ſche zoologiſche Muſeum von dort erhielt, zahlreiche Exemplare.
Die Weberſpinnen (Iniquiteles) fertigen im Gebüſch oder zwiſchen Gras entweder ein wag- rechtes, deckenartiges Gewebe, deſſen Fäden ohne beſtimmte Ordnung nach allen Seiten hin laufen, ein Neſt, unter welchem zur Paarungszeit Männchen und Weibchen geſellig, außerhalb dieſer aber
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Geſtreckte Strickerſpinne. Zaugenartige Doruſpinne.
Neſtchen gelegt, in flockiges Gewebe eingehüllt, an einen Stengel gehängt und kriechen noch im
laufenden Jahre aus. Die Jungen fliegen mitunter an Herbſtfäden durch die Luft und verkriechen
ſich mit Anbruch des Winters gern in die Röhren der Schilfſtoppeln.
Jn den heißen Ländern beider Erdhälften, aber nur hier, leben zahlreiche Arten höchſt eigen-
thümlicher Radſpinnen, von welchen die der Gattung Gasteracantha (Dornenleiber) die verbreitetſten
ſein möchten. Jhr Hinterleib, mehr breit als lang, erſcheint nämlich von oben als gedrückte, mit
gereiheten Narbeneindrücken verſehene Hornplatte, welche nicht ſelten durch kürzere oder längere
Stacheln am Rande einen bedrohlichen Anſtrich bekommt. Die Beine ſind verhältnißmäßig kurz
und die Augen im Weſentlichen ſo geſtellt, wie bei unſerer Kreuzſpinne, nur mit dem Unter-
ſchiede, daß nicht die Stirn-, ſondern die Scheitelaugen etwas weiter auseinander treten. Je nach
den Umriſſen und der Bewehrung des Hinterleibes kommen die verſchiedenſten Geſtalten zum Vor-
ſchein, von denen die hier abgebildete zangenartige Dornſpinne (Gasteracantha arcuata) noch
nicht zu den ſonderbarſten gehört. Jhre Geſtalt bedarf keiner weiteren Erörterung, bemerkt ſei
nur, daß das Spinnfeld in Form eines ſtumpfen Zapfens mitten an der Unterſeite des quer-
[Abbildung Die zangenartige Dornſpinne (Gasteracantha arcuata).]
wulſtigen Bauches hervortritt, und daß die langen, zangenartig gekrümmten Mitteldornen bei den
verſchiedenen Jndividuen nicht denſelben Grad der Krümmung erreichen, wie bei dem hier
abgebildeten. Das hübſche Thier iſt hell blutroth gefärbt, am vorderen, behaarten Körpertheile
und am Spinnzapfen glänzend ſchwarz, während die Narbenflecken auf dem Hinterleibsrücken und
die ſechs Dornen, deren erſtes und letztes Paar als kurze Stachelſpitzchen auftreten, mit ihrer
gleichfalls ſchwarzen Färbung einen eigenthümlichen Schimmer in Roth verbinden. Die Art lebt
auf Java und ſcheint daſelbſt ſehr gemein zu ſein, wenigſtens befanden ſich unter einer Sendung,
welche vor Jahren das Halle’ſche zoologiſche Muſeum von dort erhielt, zahlreiche Exemplare.
Die Weberſpinnen (Iniquiteles) fertigen im Gebüſch oder zwiſchen Gras entweder ein wag-
rechtes, deckenartiges Gewebe, deſſen Fäden ohne beſtimmte Ordnung nach allen Seiten hin laufen,
ein Neſt, unter welchem zur Paarungszeit Männchen und Weibchen geſellig, außerhalb dieſer aber
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 581. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/619>, abgerufen am 23.11.2024.
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