ihrem Behälter vorfanden, gingen aber nichts desto weniger in ihrer Geburtsstätte aus und ein. Einige von ihnen fielen über die Leiche einer Libellenlarve her und zausten daran, wie Hunde an einem Stück Fleisch. Den fünften Tag wechselten sie ihre Haut und die Välge schwammen in Menge auf der Oberfläche des Wassers umher.
Aber auch zum Winteraufenthalt dienen die Glocken. Degeer fing im Semptember eine männliche Spinne ein und erhielt sie vier Monate lang in einem mit Wasser gefülltem Gefäße. Sie baute sich eine sehr dünne Glocke von der Größe eines halben Taubeneies, welche sie durch unregelmäßige Fäden an die Wand des Gefäßes befestigte. Mitten in dieser lufterfüllten Taucher- glocke saß die Spinne, den Kopf nach oben gerichtet und die Beine an den Körper angezogen. Den 15. December fand sich die untere Oeffnung verschlossen und die Spinne unbeweglich in ihrer Luftblase. Durch Drücken zerriß dieselbe und die Luft perlte daraus hervor. Hierauf verließ die Spinne ihre zerstörte Wohnung. Degeer reichte ihre eine Wasserassel, die sie sogleich ergriff und aussog. Nachdem sie drei Monate gefastet hatte, zeigte sie sich noch lebenslustig und vorzugsweise zum Schmausen bereit. Jm Freien überwintert die Wasserspinne sehr gern in einem leeren Schneckenhause, dessen Mündung sie durch ein künstliches Gewebe verschließt. Unsere Art scheint mehr dem mittleren und nördlichen Europa anzugehören und ist schon im nördlichen Frankreich selten; im Süden kommt sie nicht vor.
Die übrigen zahlreichen, auf mehrere Gattungen vertheilten Sackspinnen leben meist versteckt unter Steinen, Moos, in Mauerritzen, Felsspalten und hinter Rindenstücken altersschwacher Bäume. Hier besonders fallen den Hemdenknöpfchen ähnliche, in der Mitte etwas gewölbte, ringsum flach gerandete, weißseidene Körperchen auf. Es sind die platt an die Jnnenseite der Rinde oder den entrindeten Stamm, aber auch an zusammengerollte Blätter angeklebten Eier- nesterchen mehrerer Arten dieser Spinne. Als eine der gemeinsten findet sich an den genannten Verstecken in unsern Gärten, nicht selten auch in Häusern die Atlasspinne (Clubiona holo- serica). Sie fertigt einen Sack, gleich ausgezeichnet durch Feinheit, Silberglanz und Durchsichtig- keit, schlüpft aus dessen Oeffnung scheu und erschreckt, wenn eine unerwartete Störung kommt, beispielsweise ein Unbefugter das Rindenstück losreißt, hinter welchem sie sich sicher fühlte, und bringt in dem Bereich jenes ihre knopfförmigen Einestchen an. Zur Paarungszeit halten sich beide Geschlechter in einem Sacke auf, der durch eine gesponnene Scheidewand in zwei Wohnungen, eine obere und untere Etage, getheilt worden ist. Gegen Ende Juni legt das Weibchen funfzig bis sechzig Eier, und so lebhaft es vorher war, so bereit, davon zu laufen und sich zur Erde zu stürzen, wenn es gestört wurde, so wenig läßt es sich jetzt dazu bestimmen, die Keime seiner Nachkommenschaft zu verlassen, sondern es zieht sich bei herannahender Gefahr höchstens in den Hintergrund seiner Wohnung zurück, verläßt sie aber nicht. Zu andern Zeiten schweifen die Atlasspinnen gern umher und suchen mit Vorliebe die Nester anderer Spinnen auf, um die Eier zu fressen. Ein gelblichweißes, die hornbraune Grundfarbe des lang ovalen Kopfbruststücks, die rothbraune des ebenso gestalteten Hinterleibes bedeckendes Schuppenkleid, grünlichweiße und durch- scheinende, an der Spitze schwärzliche Beine und schwarze Mundtheile machen unsere im weiblichen Geschlecht 3 bis 5, im männlichen höchstens 4 Linien messende Art kenntlich. Die Gattung aber charakterisiren acht weit von einander stehende Augen, deren vordere Reihe fast eine gerade, die hintere eine schwach nach hinten gebogene Linie bildet, mit bedeutend weiter von einander gerückten Augen; die Seitenaugen stehen um Augenbreite von einander ab. Die Spinnwarzen haben gleiche Länge, die Füße keine Vorklaue, die Unterlippe eine fast linienförmige Gestalt und die Kiefer- fühler in der Mitte eine starke Einschnürung.
Gemeine Waſſerſpinne. Atlasſpinne.
ihrem Behälter vorfanden, gingen aber nichts deſto weniger in ihrer Geburtsſtätte aus und ein. Einige von ihnen fielen über die Leiche einer Libellenlarve her und zauſten daran, wie Hunde an einem Stück Fleiſch. Den fünften Tag wechſelten ſie ihre Haut und die Välge ſchwammen in Menge auf der Oberfläche des Waſſers umher.
Aber auch zum Winteraufenthalt dienen die Glocken. Degeer fing im Semptember eine männliche Spinne ein und erhielt ſie vier Monate lang in einem mit Waſſer gefülltem Gefäße. Sie baute ſich eine ſehr dünne Glocke von der Größe eines halben Taubeneies, welche ſie durch unregelmäßige Fäden an die Wand des Gefäßes befeſtigte. Mitten in dieſer lufterfüllten Taucher- glocke ſaß die Spinne, den Kopf nach oben gerichtet und die Beine an den Körper angezogen. Den 15. December fand ſich die untere Oeffnung verſchloſſen und die Spinne unbeweglich in ihrer Luftblaſe. Durch Drücken zerriß dieſelbe und die Luft perlte daraus hervor. Hierauf verließ die Spinne ihre zerſtörte Wohnung. Degeer reichte ihre eine Waſſeraſſel, die ſie ſogleich ergriff und ausſog. Nachdem ſie drei Monate gefaſtet hatte, zeigte ſie ſich noch lebensluſtig und vorzugsweiſe zum Schmauſen bereit. Jm Freien überwintert die Waſſerſpinne ſehr gern in einem leeren Schneckenhauſe, deſſen Mündung ſie durch ein künſtliches Gewebe verſchließt. Unſere Art ſcheint mehr dem mittleren und nördlichen Europa anzugehören und iſt ſchon im nördlichen Frankreich ſelten; im Süden kommt ſie nicht vor.
Die übrigen zahlreichen, auf mehrere Gattungen vertheilten Sackſpinnen leben meiſt verſteckt unter Steinen, Moos, in Mauerritzen, Felsſpalten und hinter Rindenſtücken altersſchwacher Bäume. Hier beſonders fallen den Hemdenknöpfchen ähnliche, in der Mitte etwas gewölbte, ringsum flach gerandete, weißſeidene Körperchen auf. Es ſind die platt an die Jnnenſeite der Rinde oder den entrindeten Stamm, aber auch an zuſammengerollte Blätter angeklebten Eier- neſterchen mehrerer Arten dieſer Spinne. Als eine der gemeinſten findet ſich an den genannten Verſtecken in unſern Gärten, nicht ſelten auch in Häuſern die Atlasſpinne (Clubiona holo- serica). Sie fertigt einen Sack, gleich ausgezeichnet durch Feinheit, Silberglanz und Durchſichtig- keit, ſchlüpft aus deſſen Oeffnung ſcheu und erſchreckt, wenn eine unerwartete Störung kommt, beiſpielsweiſe ein Unbefugter das Rindenſtück losreißt, hinter welchem ſie ſich ſicher fühlte, und bringt in dem Bereich jenes ihre knopfförmigen Eineſtchen an. Zur Paarungszeit halten ſich beide Geſchlechter in einem Sacke auf, der durch eine geſponnene Scheidewand in zwei Wohnungen, eine obere und untere Etage, getheilt worden iſt. Gegen Ende Juni legt das Weibchen funfzig bis ſechzig Eier, und ſo lebhaft es vorher war, ſo bereit, davon zu laufen und ſich zur Erde zu ſtürzen, wenn es geſtört wurde, ſo wenig läßt es ſich jetzt dazu beſtimmen, die Keime ſeiner Nachkommenſchaft zu verlaſſen, ſondern es zieht ſich bei herannahender Gefahr höchſtens in den Hintergrund ſeiner Wohnung zurück, verläßt ſie aber nicht. Zu andern Zeiten ſchweifen die Atlasſpinnen gern umher und ſuchen mit Vorliebe die Neſter anderer Spinnen auf, um die Eier zu freſſen. Ein gelblichweißes, die hornbraune Grundfarbe des lang ovalen Kopfbruſtſtücks, die rothbraune des ebenſo geſtalteten Hinterleibes bedeckendes Schuppenkleid, grünlichweiße und durch- ſcheinende, an der Spitze ſchwärzliche Beine und ſchwarze Mundtheile machen unſere im weiblichen Geſchlecht 3 bis 5, im männlichen höchſtens 4 Linien meſſende Art kenntlich. Die Gattung aber charakteriſiren acht weit von einander ſtehende Augen, deren vordere Reihe faſt eine gerade, die hintere eine ſchwach nach hinten gebogene Linie bildet, mit bedeutend weiter von einander gerückten Augen; die Seitenaugen ſtehen um Augenbreite von einander ab. Die Spinnwarzen haben gleiche Länge, die Füße keine Vorklaue, die Unterlippe eine faſt linienförmige Geſtalt und die Kiefer- fühler in der Mitte eine ſtarke Einſchnürung.
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Gemeine Waſſerſpinne. Atlasſpinne.
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Einige von ihnen fielen über die Leiche einer Libellenlarve her und zauſten daran, wie Hunde an
einem Stück Fleiſch. Den fünften Tag wechſelten ſie ihre Haut und die Välge ſchwammen in
Menge auf der Oberfläche des Waſſers umher.
Aber auch zum Winteraufenthalt dienen die Glocken. Degeer fing im Semptember eine
männliche Spinne ein und erhielt ſie vier Monate lang in einem mit Waſſer gefülltem Gefäße.
Sie baute ſich eine ſehr dünne Glocke von der Größe eines halben Taubeneies, welche ſie durch
unregelmäßige Fäden an die Wand des Gefäßes befeſtigte. Mitten in dieſer lufterfüllten Taucher-
glocke ſaß die Spinne, den Kopf nach oben gerichtet und die Beine an den Körper angezogen.
Den 15. December fand ſich die untere Oeffnung verſchloſſen und die Spinne unbeweglich in ihrer
Luftblaſe. Durch Drücken zerriß dieſelbe und die Luft perlte daraus hervor. Hierauf verließ die
Spinne ihre zerſtörte Wohnung. Degeer reichte ihre eine Waſſeraſſel, die ſie ſogleich ergriff und
ausſog. Nachdem ſie drei Monate gefaſtet hatte, zeigte ſie ſich noch lebensluſtig und vorzugsweiſe
zum Schmauſen bereit. Jm Freien überwintert die Waſſerſpinne ſehr gern in einem leeren
Schneckenhauſe, deſſen Mündung ſie durch ein künſtliches Gewebe verſchließt. Unſere Art ſcheint
mehr dem mittleren und nördlichen Europa anzugehören und iſt ſchon im nördlichen Frankreich
ſelten; im Süden kommt ſie nicht vor.
Die übrigen zahlreichen, auf mehrere Gattungen vertheilten Sackſpinnen leben meiſt verſteckt
unter Steinen, Moos, in Mauerritzen, Felsſpalten und hinter Rindenſtücken altersſchwacher
Bäume. Hier beſonders fallen den Hemdenknöpfchen ähnliche, in der Mitte etwas gewölbte,
ringsum flach gerandete, weißſeidene Körperchen auf. Es ſind die platt an die Jnnenſeite der
Rinde oder den entrindeten Stamm, aber auch an zuſammengerollte Blätter angeklebten Eier-
neſterchen mehrerer Arten dieſer Spinne. Als eine der gemeinſten findet ſich an den genannten
Verſtecken in unſern Gärten, nicht ſelten auch in Häuſern die Atlasſpinne (Clubiona holo-
serica). Sie fertigt einen Sack, gleich ausgezeichnet durch Feinheit, Silberglanz und Durchſichtig-
keit, ſchlüpft aus deſſen Oeffnung ſcheu und erſchreckt, wenn eine unerwartete Störung kommt,
beiſpielsweiſe ein Unbefugter das Rindenſtück losreißt, hinter welchem ſie ſich ſicher fühlte, und
bringt in dem Bereich jenes ihre knopfförmigen Eineſtchen an. Zur Paarungszeit halten ſich
beide Geſchlechter in einem Sacke auf, der durch eine geſponnene Scheidewand in zwei Wohnungen,
eine obere und untere Etage, getheilt worden iſt. Gegen Ende Juni legt das Weibchen funfzig
bis ſechzig Eier, und ſo lebhaft es vorher war, ſo bereit, davon zu laufen und ſich zur Erde zu
ſtürzen, wenn es geſtört wurde, ſo wenig läßt es ſich jetzt dazu beſtimmen, die Keime ſeiner
Nachkommenſchaft zu verlaſſen, ſondern es zieht ſich bei herannahender Gefahr höchſtens in den
Hintergrund ſeiner Wohnung zurück, verläßt ſie aber nicht. Zu andern Zeiten ſchweifen die
Atlasſpinnen gern umher und ſuchen mit Vorliebe die Neſter anderer Spinnen auf, um die Eier
zu freſſen. Ein gelblichweißes, die hornbraune Grundfarbe des lang ovalen Kopfbruſtſtücks, die
rothbraune des ebenſo geſtalteten Hinterleibes bedeckendes Schuppenkleid, grünlichweiße und durch-
ſcheinende, an der Spitze ſchwärzliche Beine und ſchwarze Mundtheile machen unſere im weiblichen
Geſchlecht 3 bis 5, im männlichen höchſtens 4 Linien meſſende Art kenntlich. Die Gattung aber
charakteriſiren acht weit von einander ſtehende Augen, deren vordere Reihe faſt eine gerade, die
hintere eine ſchwach nach hinten gebogene Linie bildet, mit bedeutend weiter von einander gerückten
Augen; die Seitenaugen ſtehen um Augenbreite von einander ab. Die Spinnwarzen haben gleiche
Länge, die Füße keine Vorklaue, die Unterlippe eine faſt linienförmige Geſtalt und die Kiefer-
fühler in der Mitte eine ſtarke Einſchnürung.
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 589. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/627>, abgerufen am 23.11.2024.
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