Kieles. Die Augen stehen in drei Reihen, vier kleine vorn gedrängt in einer, meist geraden Linie, zwei bedeutend größere dahinter und einander genähert, die beiden letzten, gleichfalls großen noch weiter nach hinten und weit aus einander gerückt. Von den schlanken Beinen übertrifft das letzte Paar alle andern an Länge, aber alle laufen in die gewöhnlich gebildeten zwei Hauptkrallen und eine meist un gezähnte Vorkralle aus, nur einer Gattung (Zora) fehlt diese gänzlich. Eine mehrzähnige Klaue bewehrt die weiblichen Taster.
Manche Wolfsspinnen halten sich mit Vorliebe an feuchten und sumpfigen Stellen auf und laufen bei Verfolgung ihrer Beute bisweilen auch eine Strecke auf dem Wasser entlang, ohne jedoch zu tauchen; dahin gehört u. a. die gerandete Jagdspinne (Dolomedes fimbriata). Sie ist auf der Oberseite des Körpers olivenbraun, an beiden Hälsten desselben breit gelb oder weiß umsäumt. Nicht selten unterscheidet man auf der Mitte des Hinterleibes vier Längsreihen silber- weißer Punkte, deren beide äußere aus sieben Punkten bestehend, über die ganze Länge gehen, während die inneren sich auf drei bis vier undeutliche Punkte der hintern Hälfte beschränken. Die Brust ist gelb, braun gerandet, der Bauch grau und schwarz gestreift. Die gelblichen Beine tragen schwarze Punkte und Stachelhaare. Schon im Juni treiben sich die Jungen oft in großen Mengen an den verschiedenen Pflanzen sumpfiger Gegenden umher. Das befruchtete Weibchen, welches bisweilen die bedeutende Länge von einem Zoll erreicht, während das Männchen nur fünf Linien mißt, hängt das kugelrunde, von lockerem und weißem Gespinnst gebildete Eiersäckchen an einen Halm und hält Wache dabei. Der Gattung Dolomedes kommen zwei lange und krumme Zähne an der Afterklaue zu; die vier kleinen vordern Augen stehen etwas hoch an der schräg abgedachten Kopffläche und die vier hinteren, sehr großen bilden ein kurzes Trapez, dessen Hinterecken doppelt so weit auseinanderstehen wie die vordern. Ein heller Seitenrand des dunkleren, sammetartigen Grundes gehört zu der charakteristischen Zeichnung des Vorder- und Hinterleibes sämmtlicher Gattungsgenossen.
Die Arten, welche eine ungezähnte Afterklane, einen sehr schmalen und vorn hoch abgedachten Kopf haben, die Augen in der Art geordnet und eine Körperzeichnung tragen, wie die folgende Abbildung beide vorführt, hat man neuerdings unter dem Gattungsnamen Pardosa zusammen- gefaßt. Die verbreitetste von allen ist die Gartenluchsspinne, die Sackspinne (P. [Lycosa] saccata), welche im Jugendalter zu den kühnen Luftschiffern und mit Beginn des nächsten Jahres zu den ersten Kerfen gehört, welche, aus der
[Abbildung]
Die Gartenluchsspinne (Pardosa saccata).
Wintererstarrung erwacht, an sonnigen Stel- len zum Vorschein kommen. Die Paarung muß zeitig erfolgen; denn schon in der zweiten Hälfte des Mai, wenn der Winter nicht unge- wöhnlich lange anhielt, sieht man die Weibchen mit ihrem etwas plattgedrückten Eiersacke am Bauche zwischen dürrem Laube umherlaufen. Die ausgeschlüpften Jungen halten sich längere Zeit darin auf, kriechen auch auf dem Leibe der Mutter umher. Als ich einst mehrere dieser Spinnen einfing und in Weingeist warf, war ich nicht wenig erstannt, eine große An- zahl Junger in der Flasche zu finden, welche sich im Todeskampfe aus dem Eiersacke heraus- gearbeitet haben mochten. Die in Rede stehende Art ist höchstens drei Linien lang, braungrau von Farbe und hat einen gelblichen Längsfleck auf dem Rücken des Vorderleibes, einen schwarzen Gabelfleck am Grunde, zwei Reihen schwarzer Flecken auf dem Rücken des Hinterleibes und bräunlichgelbe, schwarzgeringelte Beine. Es giebt mehrere, sehr ähnliche und ebenso lebende Arten (P. montana, arenaria u. a.), welche ohne umständliche Beschreibung nicht leicht unterschieden
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Gerandete Jagdſpinne. Gartenluchsſpinne.
Kieles. Die Augen ſtehen in drei Reihen, vier kleine vorn gedrängt in einer, meiſt geraden Linie, zwei bedeutend größere dahinter und einander genähert, die beiden letzten, gleichfalls großen noch weiter nach hinten und weit aus einander gerückt. Von den ſchlanken Beinen übertrifft das letzte Paar alle andern an Länge, aber alle laufen in die gewöhnlich gebildeten zwei Hauptkrallen und eine meiſt un gezähnte Vorkralle aus, nur einer Gattung (Zora) fehlt dieſe gänzlich. Eine mehrzähnige Klaue bewehrt die weiblichen Taſter.
Manche Wolfsſpinnen halten ſich mit Vorliebe an feuchten und ſumpfigen Stellen auf und laufen bei Verfolgung ihrer Beute bisweilen auch eine Strecke auf dem Waſſer entlang, ohne jedoch zu tauchen; dahin gehört u. a. die gerandete Jagdſpinne (Dolomedes fimbriata). Sie iſt auf der Oberſeite des Körpers olivenbraun, an beiden Hälſten deſſelben breit gelb oder weiß umſäumt. Nicht ſelten unterſcheidet man auf der Mitte des Hinterleibes vier Längsreihen ſilber- weißer Punkte, deren beide äußere aus ſieben Punkten beſtehend, über die ganze Länge gehen, während die inneren ſich auf drei bis vier undeutliche Punkte der hintern Hälfte beſchränken. Die Bruſt iſt gelb, braun gerandet, der Bauch grau und ſchwarz geſtreift. Die gelblichen Beine tragen ſchwarze Punkte und Stachelhaare. Schon im Juni treiben ſich die Jungen oft in großen Mengen an den verſchiedenen Pflanzen ſumpfiger Gegenden umher. Das befruchtete Weibchen, welches bisweilen die bedeutende Länge von einem Zoll erreicht, während das Männchen nur fünf Linien mißt, hängt das kugelrunde, von lockerem und weißem Geſpinnſt gebildete Eierſäckchen an einen Halm und hält Wache dabei. Der Gattung Dolomedes kommen zwei lange und krumme Zähne an der Afterklaue zu; die vier kleinen vordern Augen ſtehen etwas hoch an der ſchräg abgedachten Kopffläche und die vier hinteren, ſehr großen bilden ein kurzes Trapez, deſſen Hinterecken doppelt ſo weit auseinanderſtehen wie die vordern. Ein heller Seitenrand des dunkleren, ſammetartigen Grundes gehört zu der charakteriſtiſchen Zeichnung des Vorder- und Hinterleibes ſämmtlicher Gattungsgenoſſen.
Die Arten, welche eine ungezähnte Afterklane, einen ſehr ſchmalen und vorn hoch abgedachten Kopf haben, die Augen in der Art geordnet und eine Körperzeichnung tragen, wie die folgende Abbildung beide vorführt, hat man neuerdings unter dem Gattungsnamen Pardosa zuſammen- gefaßt. Die verbreitetſte von allen iſt die Gartenluchsſpinne, die Sackſpinne (P. [Lycosa] saccata), welche im Jugendalter zu den kühnen Luftſchiffern und mit Beginn des nächſten Jahres zu den erſten Kerfen gehört, welche, aus der
[Abbildung]
Die Gartenluchsſpinne (Pardosa saccata).
Wintererſtarrung erwacht, an ſonnigen Stel- len zum Vorſchein kommen. Die Paarung muß zeitig erfolgen; denn ſchon in der zweiten Hälfte des Mai, wenn der Winter nicht unge- wöhnlich lange anhielt, ſieht man die Weibchen mit ihrem etwas plattgedrückten Eierſacke am Bauche zwiſchen dürrem Laube umherlaufen. Die ausgeſchlüpften Jungen halten ſich längere Zeit darin auf, kriechen auch auf dem Leibe der Mutter umher. Als ich einſt mehrere dieſer Spinnen einfing und in Weingeiſt warf, war ich nicht wenig erſtannt, eine große An- zahl Junger in der Flaſche zu finden, welche ſich im Todeskampfe aus dem Eierſacke heraus- gearbeitet haben mochten. Die in Rede ſtehende Art iſt höchſtens drei Linien lang, braungrau von Farbe und hat einen gelblichen Längsfleck auf dem Rücken des Vorderleibes, einen ſchwarzen Gabelfleck am Grunde, zwei Reihen ſchwarzer Flecken auf dem Rücken des Hinterleibes und bräunlichgelbe, ſchwarzgeringelte Beine. Es giebt mehrere, ſehr ähnliche und ebenſo lebende Arten (P. montana, arenaria u. a.), welche ohne umſtändliche Beſchreibung nicht leicht unterſchieden
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Gerandete Jagdſpinne. Gartenluchsſpinne.
Kieles. Die Augen ſtehen in drei Reihen, vier kleine vorn gedrängt in einer, meiſt geraden
Linie, zwei bedeutend größere dahinter und einander genähert, die beiden letzten, gleichfalls großen
noch weiter nach hinten und weit aus einander gerückt. Von den ſchlanken Beinen übertrifft das
letzte Paar alle andern an Länge, aber alle laufen in die gewöhnlich gebildeten zwei Hauptkrallen
und eine meiſt un gezähnte Vorkralle aus, nur einer Gattung (Zora) fehlt dieſe gänzlich. Eine
mehrzähnige Klaue bewehrt die weiblichen Taſter.
Manche Wolfsſpinnen halten ſich mit Vorliebe an feuchten und ſumpfigen Stellen auf und
laufen bei Verfolgung ihrer Beute bisweilen auch eine Strecke auf dem Waſſer entlang, ohne
jedoch zu tauchen; dahin gehört u. a. die gerandete Jagdſpinne (Dolomedes fimbriata). Sie
iſt auf der Oberſeite des Körpers olivenbraun, an beiden Hälſten deſſelben breit gelb oder weiß
umſäumt. Nicht ſelten unterſcheidet man auf der Mitte des Hinterleibes vier Längsreihen ſilber-
weißer Punkte, deren beide äußere aus ſieben Punkten beſtehend, über die ganze Länge gehen,
während die inneren ſich auf drei bis vier undeutliche Punkte der hintern Hälfte beſchränken. Die
Bruſt iſt gelb, braun gerandet, der Bauch grau und ſchwarz geſtreift. Die gelblichen Beine
tragen ſchwarze Punkte und Stachelhaare. Schon im Juni treiben ſich die Jungen oft in großen
Mengen an den verſchiedenen Pflanzen ſumpfiger Gegenden umher. Das befruchtete Weibchen,
welches bisweilen die bedeutende Länge von einem Zoll erreicht, während das Männchen nur
fünf Linien mißt, hängt das kugelrunde, von lockerem und weißem Geſpinnſt gebildete Eierſäckchen
an einen Halm und hält Wache dabei. Der Gattung Dolomedes kommen zwei lange und
krumme Zähne an der Afterklaue zu; die vier kleinen vordern Augen ſtehen etwas hoch an der
ſchräg abgedachten Kopffläche und die vier hinteren, ſehr großen bilden ein kurzes Trapez, deſſen
Hinterecken doppelt ſo weit auseinanderſtehen wie die vordern. Ein heller Seitenrand des
dunkleren, ſammetartigen Grundes gehört zu der charakteriſtiſchen Zeichnung des Vorder- und
Hinterleibes ſämmtlicher Gattungsgenoſſen.
Die Arten, welche eine ungezähnte Afterklane, einen ſehr ſchmalen und vorn hoch abgedachten
Kopf haben, die Augen in der Art geordnet und eine Körperzeichnung tragen, wie die folgende
Abbildung beide vorführt, hat man neuerdings unter dem Gattungsnamen Pardosa zuſammen-
gefaßt. Die verbreitetſte von allen iſt die Gartenluchsſpinne, die Sackſpinne (P. [Lycosa]
saccata), welche im Jugendalter zu den kühnen Luftſchiffern und mit Beginn des nächſten Jahres
zu den erſten Kerfen gehört, welche, aus der
[Abbildung Die Gartenluchsſpinne (Pardosa saccata).]
Wintererſtarrung erwacht, an ſonnigen Stel-
len zum Vorſchein kommen. Die Paarung
muß zeitig erfolgen; denn ſchon in der zweiten
Hälfte des Mai, wenn der Winter nicht unge-
wöhnlich lange anhielt, ſieht man die Weibchen
mit ihrem etwas plattgedrückten Eierſacke am
Bauche zwiſchen dürrem Laube umherlaufen.
Die ausgeſchlüpften Jungen halten ſich längere
Zeit darin auf, kriechen auch auf dem Leibe
der Mutter umher. Als ich einſt mehrere
dieſer Spinnen einfing und in Weingeiſt warf,
war ich nicht wenig erſtannt, eine große An-
zahl Junger in der Flaſche zu finden, welche ſich im Todeskampfe aus dem Eierſacke heraus-
gearbeitet haben mochten. Die in Rede ſtehende Art iſt höchſtens drei Linien lang, braungrau
von Farbe und hat einen gelblichen Längsfleck auf dem Rücken des Vorderleibes, einen ſchwarzen
Gabelfleck am Grunde, zwei Reihen ſchwarzer Flecken auf dem Rücken des Hinterleibes und
bräunlichgelbe, ſchwarzgeringelte Beine. Es giebt mehrere, ſehr ähnliche und ebenſo lebende
Arten (P. montana, arenaria u. a.), welche ohne umſtändliche Beſchreibung nicht leicht unterſchieden
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 595. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/633>, abgerufen am 23.11.2024.
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