Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869.Harlekins-Hüpfspinne. Carminrothe Springspinne. Angriffsplan, um sich einer Mücke zu bemächtigen, kaum verkennen. So kann beispielsweise diehölzerne Handhabe einer Freitreppe, eines Geländers den Schauplatz für das Treiben der Spinne abgeben. An der Sonnenseite setzen sich Fliegen und andere Jnsekten gern an, auf der entgegengesetzten Seite lauert aber schon eine Springspinne, als wenn sie es wüßte, daß für sie hier ein guter Fangplatz sei. Von ihrem Standpunkte aus kriecht sie über die Handhabe hinweg, um gerade oben über der Fliege, die sie jenseits weiß, zu erscheinen und vom höhern Standpunkte aus auf sie den Sprung zu unternehmen. Sie hat aber die Richtung verfehlt, kommt vor oder hinter dem Schlachtopfer auf der Höhe an; unvermerkt stiehlt sie sich wieder hinab, sucht den Fehler gut zu machen und erscheint jetzt auch genau der Fliege gegenüber abermals auf der Oberseite der Handhabe. Die Fliege wandelt aber sorglos ihren Pfad und beginnt so eben von Neuem damit. Jn gleichem Abstande marschirt die Spinne neben ihr, dreht sich wie jene und man sollte meinen, beide würden von einem Willen beseelt. Auch fliegt jene einmal auf und läßt sich hinter der Spinne wieder nieder. Mit Blitzesschnelle kehrt sich diese gleichfalls um, damit sie ihr Opfer nicht aus den Augen verliere. Bei solchem Gebaren, solcher Ausdauer kommt endlich auch meist der richtige Augenblick, in welchem der beabsichtigte Sprung mit unsehlbarem Erfolge ausgeführt werden kann. Jm Mai und Juni haben die nur 21/2 Linien langen Männchen reife Taster, welche sammt den Klauenfühlern auffällig weit vorragen. Das hübsche Thierchen ändert in den Zeichnungen etwas ab, für gewöhnlich ist der ovale, nach hinten verschmälerte Vorderleib auf schwarzem Grunde durch Härchen in einem breiten Seitenstreifen, in dem Gesichte bis hinter die Vorderaugen und dahinter in einem Gabelflecke, welcher sich auch kreuzförmig erweitern kann, rein weiß gezeichnet. Der lang eiförmige, auf dem Rücken sammetbraun oder schwarz erglänzende Hinterleib führt vier weiße Bogenzeichnungen, deren beide mittlere unter- brochen sind und eher Schrägstreifen gleichen, nicht selten außerdem kleine gelbliche Winkelzeichnungen dazwischen. Am Bauche herrscht die grauweiße, an der weißhaarigen Brust die schwarze, an den mitten auf den Schenkeln weiß beschuppten Beinen eine bräunliche Farbe vor. Das Weibchen übertrifft das Männchen um eine Linie in der Körperlänge. Man hat neuerdings die frühere Gattung Salticus nach feinen Unterschieden, welche vorherrschend die Augenstellung betreffen, in mehrere getheilt und nur den wenigen Arten den Namen belassen, bei denen das von den Augen begrenzte Rückenfeld länger als breit ist, während es bei den meisten andern unserer heimatlichen Tigerspinnen, wie auch aus der beigegebenen Abbildung ersichtlich, ein quergestelltes Rechteck bildet. Wenn bei unserer Art und einigen nächst verwandten die vorderen Mittelaugen kaum um ein Viertel ihres Durchmessers über dem Rande der niedrigen Stirn stehen, so beträgt die Entfernung kaum die Hälfte des Durchmessers bei Attus, genau die Hälfte bei Dendryphantes und drei Viertel oder darüber bei der Gattung Euophrys. Durch besondere Schönheit ihrer Arten zeichnet sich die im südlichen und seltener schon im mittleren Europa vertretene Gattung Eresus aus, welche man an dem gedrungenen Körperbau, dem fast viereckigen Hinterleibe, an den kurzen dicken Beinen und der von der bisherigen wesentlich abweichenden Augenstellung erkennt, indem nämlich die äußern Augen der vordersten Reihe weit von der mittlern wegrücken und nebst den beiden sehr nahe zusammengetretenen der folgenden Reihe die bedentendste Größe erlangen. Die 41/2 Linien messende carminrothe Spring- spinne (Eresus cinaberinus oder quadriguttatus) gehört zu den schönsten Spinnen Europas. Sie ist sammetschwarz, auf dem Rücken des Hinterleibes brennend carminroth und mit vier schwarzen, in ein Quadrat gestellten Punkten gezeichnet, die vorderen Beine sind weiß geringelt, die hinteren bis zur Mitte scharlachroth. Obgleich Jtalien nebst den übrigen südlichen Ländern als das Vaterland dieses schönen Thierchens angegeben wird, habe ich dasselbe in einem Eremplar auch schon bei Halle gefangen. -- Bedeutend größere Hüpfspinnen von der Körpertracht unserer heimischen Arten, aber auch beinahe wie Ameisen gestaltete, kommen zahlreich in den heißen Ländern beider Erdhälften vor. Harlekins-Hüpfſpinne. Carminrothe Springſpinne. Angriffsplan, um ſich einer Mücke zu bemächtigen, kaum verkennen. So kann beiſpielsweiſe diehölzerne Handhabe einer Freitreppe, eines Geländers den Schauplatz für das Treiben der Spinne abgeben. An der Sonnenſeite ſetzen ſich Fliegen und andere Jnſekten gern an, auf der entgegengeſetzten Seite lauert aber ſchon eine Springſpinne, als wenn ſie es wüßte, daß für ſie hier ein guter Fangplatz ſei. Von ihrem Standpunkte aus kriecht ſie über die Handhabe hinweg, um gerade oben über der Fliege, die ſie jenſeits weiß, zu erſcheinen und vom höhern Standpunkte aus auf ſie den Sprung zu unternehmen. Sie hat aber die Richtung verfehlt, kommt vor oder hinter dem Schlachtopfer auf der Höhe an; unvermerkt ſtiehlt ſie ſich wieder hinab, ſucht den Fehler gut zu machen und erſcheint jetzt auch genau der Fliege gegenüber abermals auf der Oberſeite der Handhabe. Die Fliege wandelt aber ſorglos ihren Pfad und beginnt ſo eben von Neuem damit. Jn gleichem Abſtande marſchirt die Spinne neben ihr, dreht ſich wie jene und man ſollte meinen, beide würden von einem Willen beſeelt. Auch fliegt jene einmal auf und läßt ſich hinter der Spinne wieder nieder. Mit Blitzesſchnelle kehrt ſich dieſe gleichfalls um, damit ſie ihr Opfer nicht aus den Augen verliere. Bei ſolchem Gebaren, ſolcher Ausdauer kommt endlich auch meiſt der richtige Augenblick, in welchem der beabſichtigte Sprung mit unſehlbarem Erfolge ausgeführt werden kann. Jm Mai und Juni haben die nur 2½ Linien langen Männchen reife Taſter, welche ſammt den Klauenfühlern auffällig weit vorragen. Das hübſche Thierchen ändert in den Zeichnungen etwas ab, für gewöhnlich iſt der ovale, nach hinten verſchmälerte Vorderleib auf ſchwarzem Grunde durch Härchen in einem breiten Seitenſtreifen, in dem Geſichte bis hinter die Vorderaugen und dahinter in einem Gabelflecke, welcher ſich auch kreuzförmig erweitern kann, rein weiß gezeichnet. Der lang eiförmige, auf dem Rücken ſammetbraun oder ſchwarz erglänzende Hinterleib führt vier weiße Bogenzeichnungen, deren beide mittlere unter- brochen ſind und eher Schrägſtreifen gleichen, nicht ſelten außerdem kleine gelbliche Winkelzeichnungen dazwiſchen. Am Bauche herrſcht die grauweiße, an der weißhaarigen Bruſt die ſchwarze, an den mitten auf den Schenkeln weiß beſchuppten Beinen eine bräunliche Farbe vor. Das Weibchen übertrifft das Männchen um eine Linie in der Körperlänge. Man hat neuerdings die frühere Gattung Salticus nach feinen Unterſchieden, welche vorherrſchend die Augenſtellung betreffen, in mehrere getheilt und nur den wenigen Arten den Namen belaſſen, bei denen das von den Augen begrenzte Rückenfeld länger als breit iſt, während es bei den meiſten andern unſerer heimatlichen Tigerſpinnen, wie auch aus der beigegebenen Abbildung erſichtlich, ein quergeſtelltes Rechteck bildet. Wenn bei unſerer Art und einigen nächſt verwandten die vorderen Mittelaugen kaum um ein Viertel ihres Durchmeſſers über dem Rande der niedrigen Stirn ſtehen, ſo beträgt die Entfernung kaum die Hälfte des Durchmeſſers bei Attus, genau die Hälfte bei Dendryphantes und drei Viertel oder darüber bei der Gattung Euophrys. Durch beſondere Schönheit ihrer Arten zeichnet ſich die im ſüdlichen und ſeltener ſchon im mittleren Europa vertretene Gattung Eresus aus, welche man an dem gedrungenen Körperbau, dem faſt viereckigen Hinterleibe, an den kurzen dicken Beinen und der von der bisherigen weſentlich abweichenden Augenſtellung erkennt, indem nämlich die äußern Augen der vorderſten Reihe weit von der mittlern wegrücken und nebſt den beiden ſehr nahe zuſammengetretenen der folgenden Reihe die bedentendſte Größe erlangen. Die 4½ Linien meſſende carminrothe Spring- ſpinne (Eresus cinaberinus oder quadriguttatus) gehört zu den ſchönſten Spinnen Europas. Sie iſt ſammetſchwarz, auf dem Rücken des Hinterleibes brennend carminroth und mit vier ſchwarzen, in ein Quadrat geſtellten Punkten gezeichnet, die vorderen Beine ſind weiß geringelt, die hinteren bis zur Mitte ſcharlachroth. Obgleich Jtalien nebſt den übrigen ſüdlichen Ländern als das Vaterland dieſes ſchönen Thierchens angegeben wird, habe ich daſſelbe in einem Eremplar auch ſchon bei Halle gefangen. — Bedeutend größere Hüpfſpinnen von der Körpertracht unſerer heimiſchen Arten, aber auch beinahe wie Ameiſen geſtaltete, kommen zahlreich in den heißen Ländern beider Erdhälften vor. <TEI> <text> <body> <floatingText> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0637" n="599"/><fw place="top" type="header">Harlekins-Hüpfſpinne. Carminrothe Springſpinne.</fw><lb/> Angriffsplan, um ſich einer Mücke zu bemächtigen, kaum verkennen. So kann beiſpielsweiſe die<lb/> hölzerne Handhabe einer Freitreppe, eines Geländers den Schauplatz für das Treiben der<lb/> Spinne abgeben. An der Sonnenſeite ſetzen ſich Fliegen und andere Jnſekten gern an, auf der<lb/> entgegengeſetzten Seite lauert aber ſchon eine Springſpinne, als wenn ſie es wüßte, daß für<lb/> ſie hier ein guter Fangplatz ſei. Von ihrem Standpunkte aus kriecht ſie über die Handhabe<lb/> hinweg, um gerade oben über der Fliege, die ſie jenſeits weiß, zu erſcheinen und vom höhern<lb/> Standpunkte aus auf ſie den Sprung zu unternehmen. Sie hat aber die Richtung verfehlt, kommt<lb/> vor oder hinter dem Schlachtopfer auf der Höhe an; unvermerkt ſtiehlt ſie ſich wieder hinab, ſucht<lb/> den Fehler gut zu machen und erſcheint jetzt auch genau der Fliege gegenüber abermals auf der<lb/> Oberſeite der Handhabe. Die Fliege wandelt aber ſorglos ihren Pfad und beginnt ſo eben von<lb/> Neuem damit. Jn gleichem Abſtande marſchirt die Spinne neben ihr, dreht ſich wie jene und<lb/> man ſollte meinen, beide würden von einem Willen beſeelt. Auch fliegt jene einmal auf und<lb/> läßt ſich hinter der Spinne wieder nieder. Mit Blitzesſchnelle kehrt ſich dieſe gleichfalls um, damit<lb/> ſie ihr Opfer nicht aus den Augen verliere. Bei ſolchem Gebaren, ſolcher Ausdauer kommt<lb/> endlich auch meiſt der richtige Augenblick, in welchem der beabſichtigte Sprung mit unſehlbarem<lb/> Erfolge ausgeführt werden kann. Jm Mai und Juni haben die nur 2½ Linien langen Männchen<lb/> reife Taſter, welche ſammt den Klauenfühlern auffällig weit vorragen. Das hübſche Thierchen<lb/> ändert in den Zeichnungen etwas ab, für gewöhnlich iſt der ovale, nach hinten verſchmälerte<lb/> Vorderleib auf ſchwarzem Grunde durch Härchen in einem breiten Seitenſtreifen, in dem Geſichte<lb/> bis hinter die Vorderaugen und dahinter in einem Gabelflecke, welcher ſich auch kreuzförmig<lb/> erweitern kann, rein weiß gezeichnet. Der lang eiförmige, auf dem Rücken ſammetbraun oder<lb/> ſchwarz erglänzende Hinterleib führt vier weiße Bogenzeichnungen, deren beide mittlere unter-<lb/> brochen ſind und eher Schrägſtreifen gleichen, nicht ſelten außerdem kleine gelbliche Winkelzeichnungen<lb/> dazwiſchen. Am Bauche herrſcht die grauweiße, an der weißhaarigen Bruſt die ſchwarze, an den<lb/> mitten auf den Schenkeln weiß beſchuppten Beinen eine bräunliche Farbe vor. Das Weibchen<lb/> übertrifft das Männchen um eine Linie in der Körperlänge. Man hat neuerdings die frühere<lb/> Gattung <hi rendition="#aq">Salticus</hi> nach feinen Unterſchieden, welche vorherrſchend die Augenſtellung betreffen, in<lb/> mehrere getheilt und nur den wenigen Arten den Namen belaſſen, bei denen das von den Augen<lb/> begrenzte Rückenfeld länger als breit iſt, während es bei den meiſten andern unſerer heimatlichen<lb/> Tigerſpinnen, wie auch aus der beigegebenen Abbildung erſichtlich, ein quergeſtelltes Rechteck bildet.<lb/> Wenn bei unſerer Art und einigen nächſt verwandten die vorderen Mittelaugen kaum um ein Viertel<lb/> ihres Durchmeſſers über dem Rande der niedrigen Stirn ſtehen, ſo beträgt die Entfernung kaum die<lb/> Hälfte des Durchmeſſers bei <hi rendition="#aq">Attus,</hi> genau die Hälfte bei <hi rendition="#aq">Dendryphantes</hi> und drei Viertel oder darüber<lb/> bei der Gattung <hi rendition="#aq">Euophrys.</hi> Durch beſondere Schönheit ihrer Arten zeichnet ſich die im ſüdlichen und<lb/> ſeltener ſchon im mittleren Europa vertretene Gattung <hi rendition="#aq">Eresus</hi> aus, welche man an dem gedrungenen<lb/> Körperbau, dem faſt viereckigen Hinterleibe, an den kurzen dicken Beinen und der von der bisherigen<lb/> weſentlich abweichenden Augenſtellung erkennt, indem nämlich die äußern Augen der vorderſten<lb/> Reihe weit von der mittlern wegrücken und nebſt den beiden ſehr nahe zuſammengetretenen der<lb/> folgenden Reihe die bedentendſte Größe erlangen. Die 4½ Linien meſſende <hi rendition="#g">carminrothe Spring-<lb/> ſpinne</hi> (<hi rendition="#aq">Eresus cinaberinus</hi> oder <hi rendition="#aq">quadriguttatus</hi>) gehört zu den ſchönſten Spinnen Europas. Sie<lb/> iſt ſammetſchwarz, auf dem Rücken des Hinterleibes brennend carminroth und mit vier ſchwarzen,<lb/> in ein Quadrat geſtellten Punkten gezeichnet, die vorderen Beine ſind weiß geringelt, die hinteren<lb/> bis zur Mitte ſcharlachroth. Obgleich Jtalien nebſt den übrigen ſüdlichen Ländern als<lb/> das Vaterland dieſes ſchönen Thierchens angegeben wird, habe ich daſſelbe in einem Eremplar auch<lb/> ſchon bei Halle gefangen. — Bedeutend größere Hüpfſpinnen von der Körpertracht unſerer heimiſchen<lb/> Arten, aber auch beinahe wie Ameiſen geſtaltete, kommen zahlreich in den heißen Ländern beider<lb/> Erdhälften vor.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </body> </floatingText> </body> </text> </TEI> [599/0637]
Harlekins-Hüpfſpinne. Carminrothe Springſpinne.
Angriffsplan, um ſich einer Mücke zu bemächtigen, kaum verkennen. So kann beiſpielsweiſe die
hölzerne Handhabe einer Freitreppe, eines Geländers den Schauplatz für das Treiben der
Spinne abgeben. An der Sonnenſeite ſetzen ſich Fliegen und andere Jnſekten gern an, auf der
entgegengeſetzten Seite lauert aber ſchon eine Springſpinne, als wenn ſie es wüßte, daß für
ſie hier ein guter Fangplatz ſei. Von ihrem Standpunkte aus kriecht ſie über die Handhabe
hinweg, um gerade oben über der Fliege, die ſie jenſeits weiß, zu erſcheinen und vom höhern
Standpunkte aus auf ſie den Sprung zu unternehmen. Sie hat aber die Richtung verfehlt, kommt
vor oder hinter dem Schlachtopfer auf der Höhe an; unvermerkt ſtiehlt ſie ſich wieder hinab, ſucht
den Fehler gut zu machen und erſcheint jetzt auch genau der Fliege gegenüber abermals auf der
Oberſeite der Handhabe. Die Fliege wandelt aber ſorglos ihren Pfad und beginnt ſo eben von
Neuem damit. Jn gleichem Abſtande marſchirt die Spinne neben ihr, dreht ſich wie jene und
man ſollte meinen, beide würden von einem Willen beſeelt. Auch fliegt jene einmal auf und
läßt ſich hinter der Spinne wieder nieder. Mit Blitzesſchnelle kehrt ſich dieſe gleichfalls um, damit
ſie ihr Opfer nicht aus den Augen verliere. Bei ſolchem Gebaren, ſolcher Ausdauer kommt
endlich auch meiſt der richtige Augenblick, in welchem der beabſichtigte Sprung mit unſehlbarem
Erfolge ausgeführt werden kann. Jm Mai und Juni haben die nur 2½ Linien langen Männchen
reife Taſter, welche ſammt den Klauenfühlern auffällig weit vorragen. Das hübſche Thierchen
ändert in den Zeichnungen etwas ab, für gewöhnlich iſt der ovale, nach hinten verſchmälerte
Vorderleib auf ſchwarzem Grunde durch Härchen in einem breiten Seitenſtreifen, in dem Geſichte
bis hinter die Vorderaugen und dahinter in einem Gabelflecke, welcher ſich auch kreuzförmig
erweitern kann, rein weiß gezeichnet. Der lang eiförmige, auf dem Rücken ſammetbraun oder
ſchwarz erglänzende Hinterleib führt vier weiße Bogenzeichnungen, deren beide mittlere unter-
brochen ſind und eher Schrägſtreifen gleichen, nicht ſelten außerdem kleine gelbliche Winkelzeichnungen
dazwiſchen. Am Bauche herrſcht die grauweiße, an der weißhaarigen Bruſt die ſchwarze, an den
mitten auf den Schenkeln weiß beſchuppten Beinen eine bräunliche Farbe vor. Das Weibchen
übertrifft das Männchen um eine Linie in der Körperlänge. Man hat neuerdings die frühere
Gattung Salticus nach feinen Unterſchieden, welche vorherrſchend die Augenſtellung betreffen, in
mehrere getheilt und nur den wenigen Arten den Namen belaſſen, bei denen das von den Augen
begrenzte Rückenfeld länger als breit iſt, während es bei den meiſten andern unſerer heimatlichen
Tigerſpinnen, wie auch aus der beigegebenen Abbildung erſichtlich, ein quergeſtelltes Rechteck bildet.
Wenn bei unſerer Art und einigen nächſt verwandten die vorderen Mittelaugen kaum um ein Viertel
ihres Durchmeſſers über dem Rande der niedrigen Stirn ſtehen, ſo beträgt die Entfernung kaum die
Hälfte des Durchmeſſers bei Attus, genau die Hälfte bei Dendryphantes und drei Viertel oder darüber
bei der Gattung Euophrys. Durch beſondere Schönheit ihrer Arten zeichnet ſich die im ſüdlichen und
ſeltener ſchon im mittleren Europa vertretene Gattung Eresus aus, welche man an dem gedrungenen
Körperbau, dem faſt viereckigen Hinterleibe, an den kurzen dicken Beinen und der von der bisherigen
weſentlich abweichenden Augenſtellung erkennt, indem nämlich die äußern Augen der vorderſten
Reihe weit von der mittlern wegrücken und nebſt den beiden ſehr nahe zuſammengetretenen der
folgenden Reihe die bedentendſte Größe erlangen. Die 4½ Linien meſſende carminrothe Spring-
ſpinne (Eresus cinaberinus oder quadriguttatus) gehört zu den ſchönſten Spinnen Europas. Sie
iſt ſammetſchwarz, auf dem Rücken des Hinterleibes brennend carminroth und mit vier ſchwarzen,
in ein Quadrat geſtellten Punkten gezeichnet, die vorderen Beine ſind weiß geringelt, die hinteren
bis zur Mitte ſcharlachroth. Obgleich Jtalien nebſt den übrigen ſüdlichen Ländern als
das Vaterland dieſes ſchönen Thierchens angegeben wird, habe ich daſſelbe in einem Eremplar auch
ſchon bei Halle gefangen. — Bedeutend größere Hüpfſpinnen von der Körpertracht unſerer heimiſchen
Arten, aber auch beinahe wie Ameiſen geſtaltete, kommen zahlreich in den heißen Ländern beider
Erdhälften vor.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |