Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869.Gemeiner Holzbock. fällt, während die Geschlechtsöffnung als Querspalte mitten auf der Brust zu suchen ist. Diejungen Zecken haben nur sechs Beine und schweifen, wie auch die weiter entwickelten achtbeinigen an Gräsern und Gesträuch umher, bis sie ein Wohnthier aufgefunden haben, an welchem wenigstens die Weibchen Blut fangen; hier weiß auch das immer kleinere Männchen ein Weibchen zu finden, um sich mit demselben zu paaren. Dieser Hergang bietet ein hohes Jnteresse und wurde bis auf die neuesten Zeiten nicht richtig aufgefaßt. Das Männchen besteigt den Bauch des Weibchens, kehrt sich mit seinem Kopfende nach dem Hinterende von diesem, breitet seine Beine platt aus, hält sich mit den Krallen und Haftlappen an den weiblichen Hüften fest und schiebt seinen Rüssel in die weibliche Scheide. Hier hält es sich genau in derselben Weise fest, wie ein blutsaugendes Weibchen im Fleische des Wohnthieres oder Menschen und man nahm an, daß bei dieser Art der Verbindung, welche schon Degeer kannte, die männlichen Geschlechtstheile ihren Ausgang in den Rüssel nehmen müßten. Dem ist aber nicht so. Pagenstecher hat vielmehr anatomisch nach- gewiesen, daß die innern Geschlechtstheile bei Männchen und Weibchen demselben Bildungsgesetze folgen und daß auch bei jenem der allerdings engere und undentlichere Ausgang an der Brust liegt. Es ist also nicht anders denkbar, als daß durch die Anheftung des Männchens seine Geschlechtsöffnung der weiblichen Scheide nahe genug gebracht wird, um die Samenflüssigkeit in diese eintreten lassen zu können. Der verstorbene Prediger Müller in Odenbach, welchem wir zahlreiche, ebenso interessante, wie zuverlässige entomologische Beobachtungen verdanken, hatte seiner Zeit auch diesem Gegenstande seine Aufmerksamkeit zugewendet und berichtet u. a. eine Erfahrung höchst eigenthümlicher Art. Er beabsichtigte ein gepaartes Männchen von dem Weibchen zu trennen, um es mit einem zweiten zusammenzubringen, da ihm aber die Trennung nicht gelang, versuchte er das Weibchen zu tödten, in der Meinung, das Männchen würde dann freiwillig loslassen. Er stach zu diesem Zwecke das Weibchen mit einem spitzen Federmesser in den vermeintlichen Kopf, ohne dabei dem Männchen irgend wie zu nahe zu kommen. Sofort fing dieses an zu zittern, die Beine zu krümmen und starb, mit dem Weibchen fest vereinigt, nach wenigen Minuten unter krampfhaften Zuckungen, während das verwundete Weibchen erst nach einigen Tagen zu leben auf- hörte. Später sah er ein Männchen sich mit drei Weibchen nach einander vereinigen und auf dem letzten fünf Tage und Nächte verweilen. Aus der angeschwollenen Scheide des befruchteten Weibchens dringen die Eier in Menge hervor, kleben zusammen und hüllen es theilweise ein. Der gemeine Holzbock, die gemeine Hundszecke (Ixodes rieinus), auf welche sich die [Abbildung]
Der gemeine Holzbock (Ixodes ricinus nannte. Ixodes bedeutet aber so viel wie: "klebrig", "anhaftend". Die Hundszecke läßtricinus). a Jugendzustand mit 6 Beinen. b Ju- gendzustand mit 8 Beinen und mäßig mit Blut erfüllt. c Erwachsenes Männchen. d Erwachsenes, nüchternes Weibchen. e Von der Bauchseite vollgesogen. f Das- selbe von der Rückenseite. (Alle Figuren in 2maliger Vergrößerung.) sich nicht mit wenigen Worten kenntlich beschreiben; denn Pagenstecher nimmt in seiner treff- lichen Arbeit darüber (Beiträge zur Anatomie der Milben II.) drei Entwickelungsstufen mit sieben verschiedenen Formen an und hält es für mehr als wahrscheinlich, daß darunter solche begriffen Gemeiner Holzbock. fällt, während die Geſchlechtsöffnung als Querſpalte mitten auf der Bruſt zu ſuchen iſt. Diejungen Zecken haben nur ſechs Beine und ſchweifen, wie auch die weiter entwickelten achtbeinigen an Gräſern und Geſträuch umher, bis ſie ein Wohnthier aufgefunden haben, an welchem wenigſtens die Weibchen Blut fangen; hier weiß auch das immer kleinere Männchen ein Weibchen zu finden, um ſich mit demſelben zu paaren. Dieſer Hergang bietet ein hohes Jntereſſe und wurde bis auf die neueſten Zeiten nicht richtig aufgefaßt. Das Männchen beſteigt den Bauch des Weibchens, kehrt ſich mit ſeinem Kopfende nach dem Hinterende von dieſem, breitet ſeine Beine platt aus, hält ſich mit den Krallen und Haftlappen an den weiblichen Hüften feſt und ſchiebt ſeinen Rüſſel in die weibliche Scheide. Hier hält es ſich genau in derſelben Weiſe feſt, wie ein blutſaugendes Weibchen im Fleiſche des Wohnthieres oder Menſchen und man nahm an, daß bei dieſer Art der Verbindung, welche ſchon Degeer kannte, die männlichen Geſchlechtstheile ihren Ausgang in den Rüſſel nehmen müßten. Dem iſt aber nicht ſo. Pagenſtecher hat vielmehr anatomiſch nach- gewieſen, daß die innern Geſchlechtstheile bei Männchen und Weibchen demſelben Bildungsgeſetze folgen und daß auch bei jenem der allerdings engere und undentlichere Ausgang an der Bruſt liegt. Es iſt alſo nicht anders denkbar, als daß durch die Anheftung des Männchens ſeine Geſchlechtsöffnung der weiblichen Scheide nahe genug gebracht wird, um die Samenflüſſigkeit in dieſe eintreten laſſen zu können. Der verſtorbene Prediger Müller in Odenbach, welchem wir zahlreiche, ebenſo intereſſante, wie zuverläſſige entomologiſche Beobachtungen verdanken, hatte ſeiner Zeit auch dieſem Gegenſtande ſeine Aufmerkſamkeit zugewendet und berichtet u. a. eine Erfahrung höchſt eigenthümlicher Art. Er beabſichtigte ein gepaartes Männchen von dem Weibchen zu trennen, um es mit einem zweiten zuſammenzubringen, da ihm aber die Trennung nicht gelang, verſuchte er das Weibchen zu tödten, in der Meinung, das Männchen würde dann freiwillig loslaſſen. Er ſtach zu dieſem Zwecke das Weibchen mit einem ſpitzen Federmeſſer in den vermeintlichen Kopf, ohne dabei dem Männchen irgend wie zu nahe zu kommen. Sofort fing dieſes an zu zittern, die Beine zu krümmen und ſtarb, mit dem Weibchen feſt vereinigt, nach wenigen Minuten unter krampfhaften Zuckungen, während das verwundete Weibchen erſt nach einigen Tagen zu leben auf- hörte. Später ſah er ein Männchen ſich mit drei Weibchen nach einander vereinigen und auf dem letzten fünf Tage und Nächte verweilen. Aus der angeſchwollenen Scheide des befruchteten Weibchens dringen die Eier in Menge hervor, kleben zuſammen und hüllen es theilweiſe ein. Der gemeine Holzbock, die gemeine Hundszecke (Ixodes rieinus), auf welche ſich die [Abbildung]
Der gemeine Holzbock (Ixodes ricinus nannte. Ixodes bedeutet aber ſo viel wie: „klebrig“, „anhaftend“. Die Hundszecke läßtricinus). a Jugendzuſtand mit 6 Beinen. b Ju- gendzuſtand mit 8 Beinen und mäßig mit Blut erfüllt. c Erwachſenes Männchen. d Erwachſenes, nüchternes Weibchen. e Von der Bauchſeite vollgeſogen. f Daſ- ſelbe von der Rückenſeite. (Alle Figuren in 2maliger Vergrößerung.) ſich nicht mit wenigen Worten kenntlich beſchreiben; denn Pagenſtecher nimmt in ſeiner treff- lichen Arbeit darüber (Beiträge zur Anatomie der Milben II.) drei Entwickelungsſtufen mit ſieben verſchiedenen Formen an und hält es für mehr als wahrſcheinlich, daß darunter ſolche begriffen <TEI> <text> <body> <floatingText> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0645" n="607"/><fw place="top" type="header">Gemeiner Holzbock.</fw><lb/> fällt, während die Geſchlechtsöffnung als Querſpalte mitten auf der Bruſt zu ſuchen iſt. Die<lb/> jungen Zecken haben nur <hi rendition="#g">ſechs</hi> Beine und ſchweifen, wie auch die weiter entwickelten achtbeinigen<lb/> an Gräſern und Geſträuch umher, bis ſie ein Wohnthier aufgefunden haben, an welchem wenigſtens<lb/> die Weibchen Blut fangen; hier weiß auch das immer kleinere Männchen ein Weibchen zu finden,<lb/> um ſich mit demſelben zu paaren. Dieſer Hergang bietet ein hohes Jntereſſe und wurde bis auf<lb/> die neueſten Zeiten nicht richtig aufgefaßt. Das Männchen beſteigt den Bauch des Weibchens,<lb/> kehrt ſich mit ſeinem Kopfende nach dem Hinterende von dieſem, breitet ſeine Beine platt aus,<lb/> hält ſich mit den Krallen und Haftlappen an den weiblichen Hüften feſt und ſchiebt ſeinen Rüſſel<lb/> in die weibliche Scheide. Hier hält es ſich genau in derſelben Weiſe feſt, wie ein blutſaugendes<lb/> Weibchen im Fleiſche des Wohnthieres oder Menſchen und man nahm an, daß bei dieſer Art der<lb/> Verbindung, welche ſchon <hi rendition="#g">Degeer</hi> kannte, die männlichen Geſchlechtstheile ihren Ausgang in den<lb/> Rüſſel nehmen müßten. Dem iſt aber nicht ſo. <hi rendition="#g">Pagenſtecher</hi> hat vielmehr anatomiſch nach-<lb/> gewieſen, daß die innern Geſchlechtstheile bei Männchen und Weibchen demſelben Bildungsgeſetze<lb/> folgen und daß auch bei jenem der allerdings engere und undentlichere Ausgang an der Bruſt<lb/> liegt. Es iſt alſo nicht anders denkbar, als daß durch die Anheftung des Männchens ſeine<lb/> Geſchlechtsöffnung der weiblichen Scheide nahe genug gebracht wird, um die Samenflüſſigkeit in<lb/> dieſe eintreten laſſen zu können. Der verſtorbene Prediger <hi rendition="#g">Müller</hi> in Odenbach, welchem wir<lb/> zahlreiche, ebenſo intereſſante, wie zuverläſſige entomologiſche Beobachtungen verdanken, hatte ſeiner<lb/> Zeit auch dieſem Gegenſtande ſeine Aufmerkſamkeit zugewendet und berichtet u. a. eine Erfahrung<lb/> höchſt eigenthümlicher Art. Er beabſichtigte ein gepaartes Männchen von dem Weibchen zu trennen,<lb/> um es mit einem zweiten zuſammenzubringen, da ihm aber die Trennung nicht gelang, verſuchte<lb/> er das Weibchen zu tödten, in der Meinung, das Männchen würde dann freiwillig loslaſſen. Er<lb/> ſtach zu dieſem Zwecke das Weibchen mit einem ſpitzen Federmeſſer in den vermeintlichen Kopf,<lb/> ohne dabei dem Männchen irgend wie zu nahe zu kommen. Sofort fing dieſes an zu zittern, die<lb/> Beine zu krümmen und ſtarb, mit dem Weibchen feſt vereinigt, nach wenigen Minuten unter<lb/> krampfhaften Zuckungen, während das verwundete Weibchen erſt nach einigen Tagen zu leben auf-<lb/> hörte. Später ſah er ein Männchen ſich mit drei Weibchen nach einander vereinigen und auf<lb/> dem letzten fünf Tage und Nächte verweilen. Aus der angeſchwollenen Scheide des befruchteten<lb/> Weibchens dringen die Eier in Menge hervor, kleben zuſammen und hüllen es theilweiſe ein.</p><lb/> <p>Der <hi rendition="#g">gemeine Holzbock,</hi> die <hi rendition="#g">gemeine Hundszecke</hi> (<hi rendition="#aq">Ixodes rieinus</hi>), auf welche ſich die<lb/> vorangegangenen Beobachtungen beziehen, war dem <hi rendition="#g">Ariſtoteles</hi> unter dem Namen „Kroton“,<lb/> dem <hi rendition="#g">Plinius</hi> als „Ricinus“ bekannt; letzterer führt gleichzeitig<lb/> an, wie dieſe Bezeichnung, zunächſt für den ölreichen Samen<lb/> des Wunderbaumes aus Egypten geltend, auf dieſes verhaßte<lb/> Thier übertragen worden ſei. Wenn <hi rendition="#g">Plutarch</hi> in ſeiner Weiſe<lb/> mit dem Ricinus die Schmeichler vergleichen konnte, die ſich mit<lb/> Lob in das Ohr drängen und nicht wieder auszutreiben ſind, wenn<lb/> ſie ſich einmal dort feſtgeſetzt haben: ſo läßt ſich wohl annehmen,<lb/> daß ſeinen Zeitgenoſſen jenes Thier ſammt ſeinen Gewohnheiten<lb/> nicht fremd geweſen ſein kann. Nachdem <hi rendition="#g">Degeer</hi> den Namen<lb/><hi rendition="#aq">Ricinus</hi> an eine Lausgattung vergeben hatte und <hi rendition="#aq">Acarus</hi> die<lb/> Milben überhaupt bezeichnete, nannte man die in Rede ſtehende<lb/> Art <hi rendition="#aq">Acarus ricinus,</hi> bis <hi rendition="#g">Latreille,</hi> in die Nothwendigkeit<lb/> verſetzt, mehrere Milbengattungen zu unterſcheiden, ſie <hi rendition="#aq">Ixodes</hi><lb/><figure><head><hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Der gemeine Holzbock</hi> (<hi rendition="#aq">Ixodes<lb/> ricinus</hi>).<lb/><hi rendition="#aq">a</hi> Jugendzuſtand mit 6 Beinen. <hi rendition="#aq">b</hi> Ju-<lb/> gendzuſtand mit 8 Beinen und mäßig mit<lb/> Blut erfüllt. <hi rendition="#aq">c</hi> Erwachſenes Männchen.<lb/><hi rendition="#aq">d</hi> Erwachſenes, nüchternes Weibchen.<lb/><hi rendition="#aq">e</hi> Von der Bauchſeite vollgeſogen. <hi rendition="#aq">f</hi> Daſ-<lb/> ſelbe von der Rückenſeite. (Alle Figuren<lb/> in 2maliger Vergrößerung.)</hi></head></figure><lb/><hi rendition="#aq">ricinus</hi> nannte. <hi rendition="#aq">Ixodes</hi> bedeutet aber ſo viel wie: „klebrig“, „anhaftend“. Die Hundszecke läßt<lb/> ſich nicht mit wenigen Worten kenntlich beſchreiben; denn <hi rendition="#g">Pagenſtecher</hi> nimmt in ſeiner treff-<lb/> lichen Arbeit darüber (Beiträge zur Anatomie der Milben <hi rendition="#aq">II.</hi>) drei Entwickelungsſtufen mit ſieben<lb/> verſchiedenen Formen an und hält es für mehr als wahrſcheinlich, daß darunter ſolche begriffen<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </floatingText> </body> </text> </TEI> [607/0645]
Gemeiner Holzbock.
fällt, während die Geſchlechtsöffnung als Querſpalte mitten auf der Bruſt zu ſuchen iſt. Die
jungen Zecken haben nur ſechs Beine und ſchweifen, wie auch die weiter entwickelten achtbeinigen
an Gräſern und Geſträuch umher, bis ſie ein Wohnthier aufgefunden haben, an welchem wenigſtens
die Weibchen Blut fangen; hier weiß auch das immer kleinere Männchen ein Weibchen zu finden,
um ſich mit demſelben zu paaren. Dieſer Hergang bietet ein hohes Jntereſſe und wurde bis auf
die neueſten Zeiten nicht richtig aufgefaßt. Das Männchen beſteigt den Bauch des Weibchens,
kehrt ſich mit ſeinem Kopfende nach dem Hinterende von dieſem, breitet ſeine Beine platt aus,
hält ſich mit den Krallen und Haftlappen an den weiblichen Hüften feſt und ſchiebt ſeinen Rüſſel
in die weibliche Scheide. Hier hält es ſich genau in derſelben Weiſe feſt, wie ein blutſaugendes
Weibchen im Fleiſche des Wohnthieres oder Menſchen und man nahm an, daß bei dieſer Art der
Verbindung, welche ſchon Degeer kannte, die männlichen Geſchlechtstheile ihren Ausgang in den
Rüſſel nehmen müßten. Dem iſt aber nicht ſo. Pagenſtecher hat vielmehr anatomiſch nach-
gewieſen, daß die innern Geſchlechtstheile bei Männchen und Weibchen demſelben Bildungsgeſetze
folgen und daß auch bei jenem der allerdings engere und undentlichere Ausgang an der Bruſt
liegt. Es iſt alſo nicht anders denkbar, als daß durch die Anheftung des Männchens ſeine
Geſchlechtsöffnung der weiblichen Scheide nahe genug gebracht wird, um die Samenflüſſigkeit in
dieſe eintreten laſſen zu können. Der verſtorbene Prediger Müller in Odenbach, welchem wir
zahlreiche, ebenſo intereſſante, wie zuverläſſige entomologiſche Beobachtungen verdanken, hatte ſeiner
Zeit auch dieſem Gegenſtande ſeine Aufmerkſamkeit zugewendet und berichtet u. a. eine Erfahrung
höchſt eigenthümlicher Art. Er beabſichtigte ein gepaartes Männchen von dem Weibchen zu trennen,
um es mit einem zweiten zuſammenzubringen, da ihm aber die Trennung nicht gelang, verſuchte
er das Weibchen zu tödten, in der Meinung, das Männchen würde dann freiwillig loslaſſen. Er
ſtach zu dieſem Zwecke das Weibchen mit einem ſpitzen Federmeſſer in den vermeintlichen Kopf,
ohne dabei dem Männchen irgend wie zu nahe zu kommen. Sofort fing dieſes an zu zittern, die
Beine zu krümmen und ſtarb, mit dem Weibchen feſt vereinigt, nach wenigen Minuten unter
krampfhaften Zuckungen, während das verwundete Weibchen erſt nach einigen Tagen zu leben auf-
hörte. Später ſah er ein Männchen ſich mit drei Weibchen nach einander vereinigen und auf
dem letzten fünf Tage und Nächte verweilen. Aus der angeſchwollenen Scheide des befruchteten
Weibchens dringen die Eier in Menge hervor, kleben zuſammen und hüllen es theilweiſe ein.
Der gemeine Holzbock, die gemeine Hundszecke (Ixodes rieinus), auf welche ſich die
vorangegangenen Beobachtungen beziehen, war dem Ariſtoteles unter dem Namen „Kroton“,
dem Plinius als „Ricinus“ bekannt; letzterer führt gleichzeitig
an, wie dieſe Bezeichnung, zunächſt für den ölreichen Samen
des Wunderbaumes aus Egypten geltend, auf dieſes verhaßte
Thier übertragen worden ſei. Wenn Plutarch in ſeiner Weiſe
mit dem Ricinus die Schmeichler vergleichen konnte, die ſich mit
Lob in das Ohr drängen und nicht wieder auszutreiben ſind, wenn
ſie ſich einmal dort feſtgeſetzt haben: ſo läßt ſich wohl annehmen,
daß ſeinen Zeitgenoſſen jenes Thier ſammt ſeinen Gewohnheiten
nicht fremd geweſen ſein kann. Nachdem Degeer den Namen
Ricinus an eine Lausgattung vergeben hatte und Acarus die
Milben überhaupt bezeichnete, nannte man die in Rede ſtehende
Art Acarus ricinus, bis Latreille, in die Nothwendigkeit
verſetzt, mehrere Milbengattungen zu unterſcheiden, ſie Ixodes
[Abbildung Der gemeine Holzbock (Ixodes
ricinus).
a Jugendzuſtand mit 6 Beinen. b Ju-
gendzuſtand mit 8 Beinen und mäßig mit
Blut erfüllt. c Erwachſenes Männchen.
d Erwachſenes, nüchternes Weibchen.
e Von der Bauchſeite vollgeſogen. f Daſ-
ſelbe von der Rückenſeite. (Alle Figuren
in 2maliger Vergrößerung.)]
ricinus nannte. Ixodes bedeutet aber ſo viel wie: „klebrig“, „anhaftend“. Die Hundszecke läßt
ſich nicht mit wenigen Worten kenntlich beſchreiben; denn Pagenſtecher nimmt in ſeiner treff-
lichen Arbeit darüber (Beiträge zur Anatomie der Milben II.) drei Entwickelungsſtufen mit ſieben
verſchiedenen Formen an und hält es für mehr als wahrſcheinlich, daß darunter ſolche begriffen
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |