linen gerade stark sind, denn die fünf Ringe, welche ihn zusammensetzen, sind fest mit einander ver- wachsen. Dafür entschädigen sie sich durch die stetige Bewegung ihrer in der Regel keulenförmigen, perlschnurartigen Fühler und der ein- bis viergliederigen Kiefertaster, welche den meisten lang aus dem Munde heraushängen. Jm Gegensatz dazu bleiben die ein- bis zweigliederigen Lippentaster sehr kurz. Von den beiden häutigen Lappen des Unterkiefers wird der äußere bedeutend größer als der innere. An den Tarsen zählt man höchstens drei Glieder und diese manchmal kaum, eine oder zwei Klauen am letzten. Des Abends sliegen die Arten umher, welche ihre Existenz nicht an die Ameisen geknüpft haben. Die Larven kennt man noch nicht, Käfer dagegen aus allen Erdtheilen, nur nicht aus Asien, wo sie jedenfalls auch nicht fehlen, von den Sammlern bisher aber übersehen wurden, da man in den außereuropäischen Ländern immer zuerst nach den größeren, augenfälligeren Formen greift, als nach so unscheinbaren versteckten, nur durchschnittlich eine Linie messenden Thierchen.
Der Pselaphus Heisei gehört zu jenen kleinen, in Deutschland nicht seltenen Wesen. Seine langen elfgliederigen Fühler sitzen auf einem, durch eine Mittelfurche getheilten Stirnhöcker und bekommen nach der Spitze zu immer längere und dickere Glieder. Jhnen kommen fast an Länge gleich die aus vier Gliedern zusammengesetzten, keulenförmig endenden Kiefertaster. Das Kinn verengt sich am Grunde und buchtet sich an der Spitze zweimal leicht aus. Das walzige, in der Mitte sanft erweiterte Halsschild ist länger als breit, und nicht breiter als der Kopf, ohne Querein- druck an seiner Wurzel. Die hinten gestutzten Flügeldecken erweitern sich allmälig von vorn nach hinten, sind neben der Naht jederseits mit einer tiefen Furche versehen und mit feinen Streifchen auf dem Rücken. Der ebenso breite, hinten gerundete und oben polsterartig gewölbte, beim Männchen flachere Hinterleib ragt fast um ihre Länge über sie hinaus; beim eben genannten Geschlecht fällt die Verdickung der überhaupt dicken Schenkel an den Vorderbeinen noch mehr in die Augen. Die Tarsen aller Füße enden in eine Klaue und erreichen im zweiten Gliede ihre größte Länge. Das Thierchen glänzt über und über rostroth und wird von äußerst zarten, grauen Härchen bedeckt.
Bei Bryaxis ist die Keule der entfernt stehenden und unter der Stirnleiste eingefügten Fühler gestreckt, das kurze, dritte Kiefertasterglied kugelig, das vierte oval oder spindelförmig. Auch hier haben die dünnen, dickschenkeligen Beine nur eine Klaue. Die gemeine Bryaxis sanguinea, glänzend schwarz, mit rothen Flügeldecken, hat ein kugeliges Halsschild mit drei, durch eine Furche verbundenen Grübchen. Noch eine Anzahl von Gattungen schließt sich der langfühlerigen Gruppe mit zehn bis elf Gliedern an, dagegen hat eine zweite höchstens ihrer sechs und rudimentäre Kiefertaster. Dahin gehört der hier abgebildete gelbe Keulenkäfer (Claviger testaceus). Unsere schematische Vergrößerung läßt die Umrisse erkennen, wie sie allen Familien-
gliedern eigen; zu seinen charakteristischen Merkmalen gehören: der Mangel der Augen, faltenartige Hinterecken der zusammengewachsenen Flügeldecken, an denen ein Haarbüschel steht, und eine tiefe Grube auf dem Rücken der Hinterleibswurzel. An den einklauigen Tarsen sind die beiden ersten Glieder so kurz, daß man sie lange übersehen hat. Der am meisten glänzende Hinter- leib, da ihm nur an der Spitze die Behaarung des übrigen Körpers zukommt, erscheint fast kugelig, hat an den Seiten einen feinen Rand und läßt nur am Bauche die fünf ihn zusammensetzenden Ringe erkennen. Das Männchen unterscheidet man vom Weibchen durch einen kleineren Zahn an der Jnnenseite von Schenkel und Schienen der Mittelbeine. Der Keulenkäfer lebt unter Steinen in den Nestern der gelben Ameisen, die ihn wie ihre eigenen Puppen erfassen und in das Jnnere des Baues tragen, wenn er durch Aufheben des Steines in seiner Oberfläche erschlossen und die Hausordnung der Thiere gestört wird. Es deutet dieser Zug auf ein intimes Verhältniß zwischen beiden hin, und sorgfältige Beobachtungen haben dieses auch in anderen Beziehungen bestätigt. Oester, wenn eine
linen gerade ſtark ſind, denn die fünf Ringe, welche ihn zuſammenſetzen, ſind feſt mit einander ver- wachſen. Dafür entſchädigen ſie ſich durch die ſtetige Bewegung ihrer in der Regel keulenförmigen, perlſchnurartigen Fühler und der ein- bis viergliederigen Kiefertaſter, welche den meiſten lang aus dem Munde heraushängen. Jm Gegenſatz dazu bleiben die ein- bis zweigliederigen Lippentaſter ſehr kurz. Von den beiden häutigen Lappen des Unterkiefers wird der äußere bedeutend größer als der innere. An den Tarſen zählt man höchſtens drei Glieder und dieſe manchmal kaum, eine oder zwei Klauen am letzten. Des Abends ſliegen die Arten umher, welche ihre Exiſtenz nicht an die Ameiſen geknüpft haben. Die Larven kennt man noch nicht, Käfer dagegen aus allen Erdtheilen, nur nicht aus Aſien, wo ſie jedenfalls auch nicht fehlen, von den Sammlern bisher aber überſehen wurden, da man in den außereuropäiſchen Ländern immer zuerſt nach den größeren, augenfälligeren Formen greift, als nach ſo unſcheinbaren verſteckten, nur durchſchnittlich eine Linie meſſenden Thierchen.
Der Pselaphus Heisei gehört zu jenen kleinen, in Deutſchland nicht ſeltenen Weſen. Seine langen elfgliederigen Fühler ſitzen auf einem, durch eine Mittelfurche getheilten Stirnhöcker und bekommen nach der Spitze zu immer längere und dickere Glieder. Jhnen kommen faſt an Länge gleich die aus vier Gliedern zuſammengeſetzten, keulenförmig endenden Kiefertaſter. Das Kinn verengt ſich am Grunde und buchtet ſich an der Spitze zweimal leicht aus. Das walzige, in der Mitte ſanft erweiterte Halsſchild iſt länger als breit, und nicht breiter als der Kopf, ohne Querein- druck an ſeiner Wurzel. Die hinten geſtutzten Flügeldecken erweitern ſich allmälig von vorn nach hinten, ſind neben der Naht jederſeits mit einer tiefen Furche verſehen und mit feinen Streifchen auf dem Rücken. Der ebenſo breite, hinten gerundete und oben polſterartig gewölbte, beim Männchen flachere Hinterleib ragt faſt um ihre Länge über ſie hinaus; beim eben genannten Geſchlecht fällt die Verdickung der überhaupt dicken Schenkel an den Vorderbeinen noch mehr in die Augen. Die Tarſen aller Füße enden in eine Klaue und erreichen im zweiten Gliede ihre größte Länge. Das Thierchen glänzt über und über roſtroth und wird von äußerſt zarten, grauen Härchen bedeckt.
Bei Bryaxis iſt die Keule der entfernt ſtehenden und unter der Stirnleiſte eingefügten Fühler geſtreckt, das kurze, dritte Kiefertaſterglied kugelig, das vierte oval oder ſpindelförmig. Auch hier haben die dünnen, dickſchenkeligen Beine nur eine Klaue. Die gemeine Bryaxis sanguinea, glänzend ſchwarz, mit rothen Flügeldecken, hat ein kugeliges Halsſchild mit drei, durch eine Furche verbundenen Grübchen. Noch eine Anzahl von Gattungen ſchließt ſich der langfühlerigen Gruppe mit zehn bis elf Gliedern an, dagegen hat eine zweite höchſtens ihrer ſechs und rudimentäre Kiefertaſter. Dahin gehört der hier abgebildete gelbe Keulenkäfer (Claviger testaceus). Unſere ſchematiſche Vergrößerung läßt die Umriſſe erkennen, wie ſie allen Familien-
gliedern eigen; zu ſeinen charakteriſtiſchen Merkmalen gehören: der Mangel der Augen, faltenartige Hinterecken der zuſammengewachſenen Flügeldecken, an denen ein Haarbüſchel ſteht, und eine tiefe Grube auf dem Rücken der Hinterleibswurzel. An den einklauigen Tarſen ſind die beiden erſten Glieder ſo kurz, daß man ſie lange überſehen hat. Der am meiſten glänzende Hinter- leib, da ihm nur an der Spitze die Behaarung des übrigen Körpers zukommt, erſcheint faſt kugelig, hat an den Seiten einen feinen Rand und läßt nur am Bauche die fünf ihn zuſammenſetzenden Ringe erkennen. Das Männchen unterſcheidet man vom Weibchen durch einen kleineren Zahn an der Jnnenſeite von Schenkel und Schienen der Mittelbeine. Der Keulenkäfer lebt unter Steinen in den Neſtern der gelben Ameiſen, die ihn wie ihre eigenen Puppen erfaſſen und in das Jnnere des Baues tragen, wenn er durch Aufheben des Steines in ſeiner Oberfläche erſchloſſen und die Hausordnung der Thiere geſtört wird. Es deutet dieſer Zug auf ein intimes Verhältniß zwiſchen beiden hin, und ſorgfältige Beobachtungen haben dieſes auch in anderen Beziehungen beſtätigt. Oeſter, wenn eine
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[55/0069]
Pselaphus Heisei. Bryaxis sanguinen. Gelber Keulenkäfer.
linen gerade ſtark ſind, denn die fünf Ringe, welche ihn zuſammenſetzen, ſind feſt mit einander ver-
wachſen. Dafür entſchädigen ſie ſich durch die ſtetige Bewegung ihrer in der Regel keulenförmigen,
perlſchnurartigen Fühler und der ein- bis viergliederigen Kiefertaſter, welche den meiſten lang aus
dem Munde heraushängen. Jm Gegenſatz dazu bleiben die ein- bis zweigliederigen Lippentaſter
ſehr kurz. Von den beiden häutigen Lappen des Unterkiefers wird der äußere bedeutend größer
als der innere. An den Tarſen zählt man höchſtens drei Glieder und dieſe manchmal kaum,
eine oder zwei Klauen am letzten. Des Abends ſliegen die Arten umher, welche ihre Exiſtenz
nicht an die Ameiſen geknüpft haben. Die Larven kennt man noch nicht, Käfer dagegen aus allen
Erdtheilen, nur nicht aus Aſien, wo ſie jedenfalls auch nicht fehlen, von den Sammlern bisher
aber überſehen wurden, da man in den außereuropäiſchen Ländern immer zuerſt nach den größeren,
augenfälligeren Formen greift, als nach ſo unſcheinbaren verſteckten, nur durchſchnittlich eine Linie
meſſenden Thierchen.
Der Pselaphus Heisei gehört zu jenen kleinen, in Deutſchland nicht ſeltenen Weſen. Seine
langen elfgliederigen Fühler ſitzen auf einem, durch eine Mittelfurche getheilten Stirnhöcker und
bekommen nach der Spitze zu immer längere und dickere Glieder. Jhnen kommen faſt an Länge
gleich die aus vier Gliedern zuſammengeſetzten, keulenförmig endenden Kiefertaſter. Das Kinn
verengt ſich am Grunde und buchtet ſich an der Spitze zweimal leicht aus. Das walzige, in der
Mitte ſanft erweiterte Halsſchild iſt länger als breit, und nicht breiter als der Kopf, ohne Querein-
druck an ſeiner Wurzel. Die hinten geſtutzten Flügeldecken erweitern ſich allmälig von vorn nach
hinten, ſind neben der Naht jederſeits mit einer tiefen Furche verſehen und mit feinen Streifchen
auf dem Rücken. Der ebenſo breite, hinten gerundete und oben polſterartig gewölbte, beim
Männchen flachere Hinterleib ragt faſt um ihre Länge über ſie hinaus; beim eben genannten
Geſchlecht fällt die Verdickung der überhaupt dicken Schenkel an den Vorderbeinen noch mehr in
die Augen. Die Tarſen aller Füße enden in eine Klaue und erreichen im zweiten Gliede ihre
größte Länge. Das Thierchen glänzt über und über roſtroth und wird von äußerſt zarten, grauen
Härchen bedeckt.
Bei Bryaxis iſt die Keule der entfernt ſtehenden und unter der Stirnleiſte eingefügten Fühler
geſtreckt, das kurze, dritte Kiefertaſterglied kugelig, das vierte oval oder ſpindelförmig. Auch hier
haben die dünnen, dickſchenkeligen Beine nur eine Klaue. Die gemeine Bryaxis sanguinea, glänzend
ſchwarz, mit rothen Flügeldecken, hat ein kugeliges Halsſchild mit drei, durch eine Furche
verbundenen Grübchen. Noch eine Anzahl von Gattungen ſchließt ſich der langfühlerigen Gruppe
mit zehn bis elf Gliedern an, dagegen hat eine zweite höchſtens ihrer ſechs und rudimentäre
Kiefertaſter. Dahin gehört der hier abgebildete gelbe Keulenkäfer (Claviger testaceus). Unſere
ſchematiſche Vergrößerung läßt die Umriſſe erkennen, wie ſie allen Familien-
[Abbildung Gelber Keulenkäfer
(Claviger testaceus).]
gliedern eigen; zu ſeinen charakteriſtiſchen Merkmalen gehören: der Mangel
der Augen, faltenartige Hinterecken der zuſammengewachſenen Flügeldecken,
an denen ein Haarbüſchel ſteht, und eine tiefe Grube auf dem Rücken der
Hinterleibswurzel. An den einklauigen Tarſen ſind die beiden erſten Glieder
ſo kurz, daß man ſie lange überſehen hat. Der am meiſten glänzende Hinter-
leib, da ihm nur an der Spitze die Behaarung des übrigen Körpers
zukommt, erſcheint faſt kugelig, hat an den Seiten einen feinen Rand und
läßt nur am Bauche die fünf ihn zuſammenſetzenden Ringe erkennen. Das
Männchen unterſcheidet man vom Weibchen durch einen kleineren Zahn an der
Jnnenſeite von Schenkel und Schienen der Mittelbeine. Der Keulenkäfer lebt unter Steinen in den
Neſtern der gelben Ameiſen, die ihn wie ihre eigenen Puppen erfaſſen und in das Jnnere des Baues
tragen, wenn er durch Aufheben des Steines in ſeiner Oberfläche erſchloſſen und die Hausordnung
der Thiere geſtört wird. Es deutet dieſer Zug auf ein intimes Verhältniß zwiſchen beiden hin, und
ſorgfältige Beobachtungen haben dieſes auch in anderen Beziehungen beſtätigt. Oeſter, wenn eine
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/69>, abgerufen am 23.07.2024.
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