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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869.

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Molukkenkrebse.

Wie unser Landsmann in Brasilien die verschiedene Ausbildung der "Packer" und der
"Riecher" zu erklären und zu Gunsten der Darwin'schen Theorie zu verwenden sucht, müssen wir
leider an dieser Stelle weiter mitzutheilen uns versagen.



Vierte Ordnung.
Molukkenkrebse (Poecilopoda).

Jn den größeren Aquarien sieht man jetzt häufig diese einen bis zwei Fuß langen flachen
Krebse von Gestalt eines mit langem Stiel versehenen Casserols.

Betrachten wir zuerst ein Exemplar von oben. Der Körper ist bedeckt von zwei Schildern.
Das erste größere ist halbmondförmig. Seine Ecken endigen mit einem Stachel. Die Seiten-
theile breiten sich von zwei bestachelten Längskanten aus, an welchen auch die beiden fast nieren-
förmigen facettirten Augen liegen. Zwei einfache
Augen befinden sich mehr einander genähert weiter
nach dem Vorderrande zu. Mit diesem, das Kopfbrust-
stück bedeckenden Panzertheil ist durch ein fast gerad-
liniges Gelenk das hintere fast sechsseitige Schild
verbunden, geziert durch Zähne und starke seitliche
Stacheln. Diesem wieder ist ebenfalls gelenkig der
lange scharfe Schwanzstachel eingefügt. Da die Thiere
oft langsam an den Wänden der großen Glasgefäße,
in welchen sie in unseren Aquarien gehalten werden,
hinaufzuschwimmen pflegen, hat man alsdann hin-
reichende Muße, die höchst sonderbar gestellten Glieder
der Bauchseite und ihren Gebrauch zu beobachten.
Obgleich wir schon gewohnt sind, die Mundöffnung
der Krebse nicht am Vorderende zu finden, so ist sie
zu unserem Erstaunen hier noch weiter als gewöhnlich
davon entfernt, umgeben von sechs Paar mit Scheeren
endigenden Gliedmaßen. Das vorderste Paar, das
kleinste, steht ganz vor dem Munde und dürfte den
Fühlhörnern entsprechen. Die darauf folgenden drei
Paare, durchaus den Scheerenbeinen der Zehnfüßer
gleichend, zeichnen sich durch ein abgerundetes, mit
vielen kleinen Dornen besetztes Hüftglied aus, mit
welchem der Krebs kaut. Abweichend ist dieses Grund-
glied der beiden folgenden Gliedmaßen gebaut, während
die übrigen jenen vorderen gleichen.

[Abbildung] Molukkenkrebs (Limulus).

Ebenfalls noch auf der Unterseite des großen halbmondförmigen Schildes ist der große Deckel
befestigt, welcher sich über die fünf Paar platten, als Ruder und Kiemen ihre Dienste leistenden
Gliedmaßen des Hinterleibes legt. Der Schwanzstachel, an dessen Grund sich die Oeffnung des
Darmcanals findet, ist bei den das Ei verlassenden Jungen noch nicht vorhanden, eben so nicht

Molukkenkrebſe.

Wie unſer Landsmann in Braſilien die verſchiedene Ausbildung der „Packer“ und der
„Riecher“ zu erklären und zu Gunſten der Darwin’ſchen Theorie zu verwenden ſucht, müſſen wir
leider an dieſer Stelle weiter mitzutheilen uns verſagen.



Vierte Ordnung.
Molukkenkrebſe (Poecilopoda).

Jn den größeren Aquarien ſieht man jetzt häufig dieſe einen bis zwei Fuß langen flachen
Krebſe von Geſtalt eines mit langem Stiel verſehenen Caſſerols.

Betrachten wir zuerſt ein Exemplar von oben. Der Körper iſt bedeckt von zwei Schildern.
Das erſte größere iſt halbmondförmig. Seine Ecken endigen mit einem Stachel. Die Seiten-
theile breiten ſich von zwei beſtachelten Längskanten aus, an welchen auch die beiden faſt nieren-
förmigen facettirten Augen liegen. Zwei einfache
Augen befinden ſich mehr einander genähert weiter
nach dem Vorderrande zu. Mit dieſem, das Kopfbruſt-
ſtück bedeckenden Panzertheil iſt durch ein faſt gerad-
liniges Gelenk das hintere faſt ſechsſeitige Schild
verbunden, geziert durch Zähne und ſtarke ſeitliche
Stacheln. Dieſem wieder iſt ebenfalls gelenkig der
lange ſcharfe Schwanzſtachel eingefügt. Da die Thiere
oft langſam an den Wänden der großen Glasgefäße,
in welchen ſie in unſeren Aquarien gehalten werden,
hinaufzuſchwimmen pflegen, hat man alsdann hin-
reichende Muße, die höchſt ſonderbar geſtellten Glieder
der Bauchſeite und ihren Gebrauch zu beobachten.
Obgleich wir ſchon gewohnt ſind, die Mundöffnung
der Krebſe nicht am Vorderende zu finden, ſo iſt ſie
zu unſerem Erſtaunen hier noch weiter als gewöhnlich
davon entfernt, umgeben von ſechs Paar mit Scheeren
endigenden Gliedmaßen. Das vorderſte Paar, das
kleinſte, ſteht ganz vor dem Munde und dürfte den
Fühlhörnern entſprechen. Die darauf folgenden drei
Paare, durchaus den Scheerenbeinen der Zehnfüßer
gleichend, zeichnen ſich durch ein abgerundetes, mit
vielen kleinen Dornen beſetztes Hüftglied aus, mit
welchem der Krebs kaut. Abweichend iſt dieſes Grund-
glied der beiden folgenden Gliedmaßen gebaut, während
die übrigen jenen vorderen gleichen.

[Abbildung] Molukkenkrebs (Limulus).

Ebenfalls noch auf der Unterſeite des großen halbmondförmigen Schildes iſt der große Deckel
befeſtigt, welcher ſich über die fünf Paar platten, als Ruder und Kiemen ihre Dienſte leiſtenden
Gliedmaßen des Hinterleibes legt. Der Schwanzſtachel, an deſſen Grund ſich die Oeffnung des
Darmcanals findet, iſt bei den das Ei verlaſſenden Jungen noch nicht vorhanden, eben ſo nicht

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[655/0699] Molukkenkrebſe. Wie unſer Landsmann in Braſilien die verſchiedene Ausbildung der „Packer“ und der „Riecher“ zu erklären und zu Gunſten der Darwin’ſchen Theorie zu verwenden ſucht, müſſen wir leider an dieſer Stelle weiter mitzutheilen uns verſagen. Vierte Ordnung. Molukkenkrebſe (Poecilopoda). Jn den größeren Aquarien ſieht man jetzt häufig dieſe einen bis zwei Fuß langen flachen Krebſe von Geſtalt eines mit langem Stiel verſehenen Caſſerols. Betrachten wir zuerſt ein Exemplar von oben. Der Körper iſt bedeckt von zwei Schildern. Das erſte größere iſt halbmondförmig. Seine Ecken endigen mit einem Stachel. Die Seiten- theile breiten ſich von zwei beſtachelten Längskanten aus, an welchen auch die beiden faſt nieren- förmigen facettirten Augen liegen. Zwei einfache Augen befinden ſich mehr einander genähert weiter nach dem Vorderrande zu. Mit dieſem, das Kopfbruſt- ſtück bedeckenden Panzertheil iſt durch ein faſt gerad- liniges Gelenk das hintere faſt ſechsſeitige Schild verbunden, geziert durch Zähne und ſtarke ſeitliche Stacheln. Dieſem wieder iſt ebenfalls gelenkig der lange ſcharfe Schwanzſtachel eingefügt. Da die Thiere oft langſam an den Wänden der großen Glasgefäße, in welchen ſie in unſeren Aquarien gehalten werden, hinaufzuſchwimmen pflegen, hat man alsdann hin- reichende Muße, die höchſt ſonderbar geſtellten Glieder der Bauchſeite und ihren Gebrauch zu beobachten. Obgleich wir ſchon gewohnt ſind, die Mundöffnung der Krebſe nicht am Vorderende zu finden, ſo iſt ſie zu unſerem Erſtaunen hier noch weiter als gewöhnlich davon entfernt, umgeben von ſechs Paar mit Scheeren endigenden Gliedmaßen. Das vorderſte Paar, das kleinſte, ſteht ganz vor dem Munde und dürfte den Fühlhörnern entſprechen. Die darauf folgenden drei Paare, durchaus den Scheerenbeinen der Zehnfüßer gleichend, zeichnen ſich durch ein abgerundetes, mit vielen kleinen Dornen beſetztes Hüftglied aus, mit welchem der Krebs kaut. Abweichend iſt dieſes Grund- glied der beiden folgenden Gliedmaßen gebaut, während die übrigen jenen vorderen gleichen. [Abbildung Molukkenkrebs (Limulus).] Ebenfalls noch auf der Unterſeite des großen halbmondförmigen Schildes iſt der große Deckel befeſtigt, welcher ſich über die fünf Paar platten, als Ruder und Kiemen ihre Dienſte leiſtenden Gliedmaßen des Hinterleibes legt. Der Schwanzſtachel, an deſſen Grund ſich die Oeffnung des Darmcanals findet, iſt bei den das Ei verlaſſenden Jungen noch nicht vorhanden, eben ſo nicht

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 655. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/699>, abgerufen am 23.11.2024.