und einigermaßen gegliederte Fuß, ihre mitunter panzerartig sich verdickende, chitinöse Haut, an im Wasser lebende Gliederthiere erinnerten, während doch die Wimpern, welche den ächten Glieder- thieren absolut fehlen, ihnen einen ganz besonderen Charakter geben. Andere Naturforscher legen eben auf diesen Charakter, auf die Wimperorgane, die inneren und äußeren, welche im Leben der Würmer eine große Rolle spielen, ferner auf die geschlängelten, ebenfalls bei den Würmern wiederkehrenden Wasserkanäle mehr Gewicht und halten sie für nähere Verwandte der Würmer. Sie geben uns ein lehrreiches Beispiel einer in sich abgeschlossenen Thierklasse, an deren Grenzen wir die Uebergangsformen zu den benachbarten großen Abtheilungen vermissen. Sie weisen uns auf die Urwelt zurück, wo verwandtschaftliche Beziehungen jedenfalls ihren Ausdruck in den nun- mehr untergegangenen Misch- und Zwischenformen fanden. Leider dürfen wir in diesem Falle, bei der Zartheit der Thierchen, nicht auf Aufschlüsse durch künftige fossile Funde hoffen. Zur Vergleichung desselben weise ich aber auf die Vögel hin, deren jetziger Bestand ebenfalls ein in sich abgeschlossener ist, über deren innigste Verwandtschaft mit den Reptilien man aber erst kürzlich die unzweideutigsten Beweise aus den Resten der Urzeit erhalten hat.
Blumenthierchen. Kugelthier.
und einigermaßen gegliederte Fuß, ihre mitunter panzerartig ſich verdickende, chitinöſe Haut, an im Waſſer lebende Gliederthiere erinnerten, während doch die Wimpern, welche den ächten Glieder- thieren abſolut fehlen, ihnen einen ganz beſonderen Charakter geben. Andere Naturforſcher legen eben auf dieſen Charakter, auf die Wimperorgane, die inneren und äußeren, welche im Leben der Würmer eine große Rolle ſpielen, ferner auf die geſchlängelten, ebenfalls bei den Würmern wiederkehrenden Waſſerkanäle mehr Gewicht und halten ſie für nähere Verwandte der Würmer. Sie geben uns ein lehrreiches Beiſpiel einer in ſich abgeſchloſſenen Thierklaſſe, an deren Grenzen wir die Uebergangsformen zu den benachbarten großen Abtheilungen vermiſſen. Sie weiſen uns auf die Urwelt zurück, wo verwandtſchaftliche Beziehungen jedenfalls ihren Ausdruck in den nun- mehr untergegangenen Miſch- und Zwiſchenformen fanden. Leider dürfen wir in dieſem Falle, bei der Zartheit der Thierchen, nicht auf Aufſchlüſſe durch künftige foſſile Funde hoffen. Zur Vergleichung deſſelben weiſe ich aber auf die Vögel hin, deren jetziger Beſtand ebenfalls ein in ſich abgeſchloſſener iſt, über deren innigſte Verwandtſchaft mit den Reptilien man aber erſt kürzlich die unzweideutigſten Beweiſe aus den Reſten der Urzeit erhalten hat.
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Blumenthierchen. Kugelthier.
und einigermaßen gegliederte Fuß, ihre mitunter panzerartig ſich verdickende, chitinöſe Haut,
an im Waſſer lebende Gliederthiere erinnerten, während doch die Wimpern, welche den ächten Glieder-
thieren abſolut fehlen, ihnen einen ganz beſonderen Charakter geben. Andere Naturforſcher legen
eben auf dieſen Charakter, auf die Wimperorgane, die inneren und äußeren, welche im Leben
der Würmer eine große Rolle ſpielen, ferner auf die geſchlängelten, ebenfalls bei den Würmern
wiederkehrenden Waſſerkanäle mehr Gewicht und halten ſie für nähere Verwandte der Würmer.
Sie geben uns ein lehrreiches Beiſpiel einer in ſich abgeſchloſſenen Thierklaſſe, an deren Grenzen
wir die Uebergangsformen zu den benachbarten großen Abtheilungen vermiſſen. Sie weiſen uns
auf die Urwelt zurück, wo verwandtſchaftliche Beziehungen jedenfalls ihren Ausdruck in den nun-
mehr untergegangenen Miſch- und Zwiſchenformen fanden. Leider dürfen wir in dieſem Falle,
bei der Zartheit der Thierchen, nicht auf Aufſchlüſſe durch künftige foſſile Funde hoffen. Zur
Vergleichung deſſelben weiſe ich aber auf die Vögel hin, deren jetziger Beſtand ebenfalls ein in
ſich abgeſchloſſener iſt, über deren innigſte Verwandtſchaft mit den Reptilien man aber erſt kürzlich
die unzweideutigſten Beweiſe aus den Reſten der Urzeit erhalten hat.
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 677. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/721>, abgerufen am 24.11.2024.
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