können meinen sollte, sind die Gelehrten noch nicht einig: ob die Gordien eine Mundöffnung besitzen. Die ihr entgegengesetzte fehlt sicher. Unter so bewandten Umständen ist es wahr- scheinlich, daß das ausgewachsene Thier gar keine Nahrung zu sich nimmt. Denn an eine
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Körperende von Gordius sotiger. Männchen. Bergrößert.
Ernährung frei lebender Thiere durch bloße Hautaufsaugung ist nicht zu denken. Ein allgemeines Kennzeichen der Gat- tung Gordius ist das gabelförmig gespaltene Schwanzende des Männchens.
Die Wasserkälber halten sich im geschlechtsreifen Zustande in seichten stehenden und fließenden Gewässern auf. Ueber ihr Vorkommen erzählt v. Siebold: "Bei einer zoologischen Excursion in das liebliche Wiesenthal der fränkischen Schweiz untersuchte ich zwischen Streitberg und Muggendorf in einem kleinen engen Seitenthal die von einem ausgetrockneten Bache hinterlassenen Lachen und erblickte in diesen ein Paar lebende Gordien, welche mich anspornten, auf diese Thiere meine besondere Aufmerksamkeit zu richten. Meine Mühe blieb nicht unbelohnt; denn nach mehrmaligem Durchsuchen der oben erwähn- ten Lokalitäten erhielt ich funfzig bis sechzig Stück dieser Faden- würmer. Sie bestanden aus den beiden Arten Gordius aquaticus und Gordius subbifurcus, unter denen sich aber die erstere nur sehr sparsam vorfand. Bei beiden Arten waren die männlichen Jndividuen das vorherrschende Geschlecht. Es erforderte übrigens das Auffinden dieser Würmer eine gewisse Aufmerksamkeit, indem man sie einzeln im ausgestreckten Zustande bei ihren trägen, schlangenförmigen Bewegungen oder zu mehreren in einen Knäuel aufgewickelt, bei ihrer dunklen Farbe zwischen den verschiedenen, auf dem Grunde des Wassers liegenden macerirten Pflanzen- fasern leicht übersehen konnte. Manche ragten zwischen Steinen und Wurzeln nur mit ihrem Vorderleibsende hervor oder steckten an den Ufern des Wassers theilweise im Schlamme und waren dann noch schwerer zu bemerken."
"Da ich wußte, daß ich es hier mit ausgewanderten Parasiten zu thun hatte, so sah ich mich in der Umgebung des Fundortes dieser Würmer nach ihren ehemaligen Wohnthieren um und konnte auch verschiedene Laufkäfer in jenem Thale bemerken, von denen mehrere im Wasser ertrunken lagen; ich brach allen diesen Käfern den Hinterleib auf und erhielt wirklich aus einer Feronia melanaria (vgl. Jllustr. Thierleben Bd. VI, S. 38) einen männlichen Gordius aquaticus."
"Wie häufig übrigens die Gordiaceen in der Umgebung von Streitberg vorkommen, konnte ich noch aus einem andern Grunde entnehmen. Der Posthalter und Gastwirth im Dorfe Streit- berg kannte nämlich die Fadenwürmer, denen ich mit so vielem Jnteresse nachspürte, recht gut, da sie, wie er mir mittheilte, nicht selten in dem Brunnentroge hinter seinem Hause gefunden würden, auch wußte derselbe, daß diese Würmer mit dem laufenden Wasser seines Röhrenbrunnens dort hinein gelangten, weshalb er seiner Dienerschaft zur besonderen Pflicht gemacht, bei dem Herbeiholen von Trinkwasser stets nachzusehen, ob nicht ein solcher Fadenwurm in das dem Brunnenrohr untergehaltene Gefäß mit dem Wasser hineingespült worden sei. Jch nahm hiernach Veranlassung, einige Brunnentröge des Dorfes zu untersuchen, und erhielt auf diese Weise wirklich noch einige Gordien." v. Siebold wurde dadurch in seiner Vermuthung bestärkt, daß eine Sennerin, die ein mehrere Zoll langes Wasserkalb ausgebrochen hatte, dasselbe mit dem Trinkwasser ver- schluckt haben mochte.
Wie schon oben gesagt, sind die Gordien im geschlechtsreifen Zustande nicht Parasiten. Wohl aber bringen sie den größten Theil ihres Lebens bis zur letzten Periode in anderen Thieren zu. Wir kennen zwar nicht die ganze Verwandlung, welche sie dabei durchmachen, sind aber durch die schönen Beobachtungen von Meissner über das Einwandern der Larven in Jnsekten unterrichtet worden.
Fadenwürmer. Saitenwürmer.
können meinen ſollte, ſind die Gelehrten noch nicht einig: ob die Gordien eine Mundöffnung beſitzen. Die ihr entgegengeſetzte fehlt ſicher. Unter ſo bewandten Umſtänden iſt es wahr- ſcheinlich, daß das ausgewachſene Thier gar keine Nahrung zu ſich nimmt. Denn an eine
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Körperende von Gordius sotiger. Männchen. Bergrößert.
Ernährung frei lebender Thiere durch bloße Hautaufſaugung iſt nicht zu denken. Ein allgemeines Kennzeichen der Gat- tung Gordius iſt das gabelförmig geſpaltene Schwanzende des Männchens.
Die Waſſerkälber halten ſich im geſchlechtsreifen Zuſtande in ſeichten ſtehenden und fließenden Gewäſſern auf. Ueber ihr Vorkommen erzählt v. Siebold: „Bei einer zoologiſchen Excurſion in das liebliche Wieſenthal der fränkiſchen Schweiz unterſuchte ich zwiſchen Streitberg und Muggendorf in einem kleinen engen Seitenthal die von einem ausgetrockneten Bache hinterlaſſenen Lachen und erblickte in dieſen ein Paar lebende Gordien, welche mich anſpornten, auf dieſe Thiere meine beſondere Aufmerkſamkeit zu richten. Meine Mühe blieb nicht unbelohnt; denn nach mehrmaligem Durchſuchen der oben erwähn- ten Lokalitäten erhielt ich funfzig bis ſechzig Stück dieſer Faden- würmer. Sie beſtanden aus den beiden Arten Gordius aquaticus und Gordius subbifurcus, unter denen ſich aber die erſtere nur ſehr ſparſam vorfand. Bei beiden Arten waren die männlichen Jndividuen das vorherrſchende Geſchlecht. Es erforderte übrigens das Auffinden dieſer Würmer eine gewiſſe Aufmerkſamkeit, indem man ſie einzeln im ausgeſtreckten Zuſtande bei ihren trägen, ſchlangenförmigen Bewegungen oder zu mehreren in einen Knäuel aufgewickelt, bei ihrer dunklen Farbe zwiſchen den verſchiedenen, auf dem Grunde des Waſſers liegenden macerirten Pflanzen- faſern leicht überſehen konnte. Manche ragten zwiſchen Steinen und Wurzeln nur mit ihrem Vorderleibsende hervor oder ſteckten an den Ufern des Waſſers theilweiſe im Schlamme und waren dann noch ſchwerer zu bemerken.“
„Da ich wußte, daß ich es hier mit ausgewanderten Paraſiten zu thun hatte, ſo ſah ich mich in der Umgebung des Fundortes dieſer Würmer nach ihren ehemaligen Wohnthieren um und konnte auch verſchiedene Laufkäfer in jenem Thale bemerken, von denen mehrere im Waſſer ertrunken lagen; ich brach allen dieſen Käfern den Hinterleib auf und erhielt wirklich aus einer Feronia melanaria (vgl. Jlluſtr. Thierleben Bd. VI, S. 38) einen männlichen Gordius aquaticus.“
„Wie häufig übrigens die Gordiaceen in der Umgebung von Streitberg vorkommen, konnte ich noch aus einem andern Grunde entnehmen. Der Poſthalter und Gaſtwirth im Dorfe Streit- berg kannte nämlich die Fadenwürmer, denen ich mit ſo vielem Jntereſſe nachſpürte, recht gut, da ſie, wie er mir mittheilte, nicht ſelten in dem Brunnentroge hinter ſeinem Hauſe gefunden würden, auch wußte derſelbe, daß dieſe Würmer mit dem laufenden Waſſer ſeines Röhrenbrunnens dort hinein gelangten, weshalb er ſeiner Dienerſchaft zur beſonderen Pflicht gemacht, bei dem Herbeiholen von Trinkwaſſer ſtets nachzuſehen, ob nicht ein ſolcher Fadenwurm in das dem Brunnenrohr untergehaltene Gefäß mit dem Waſſer hineingeſpült worden ſei. Jch nahm hiernach Veranlaſſung, einige Brunnentröge des Dorfes zu unterſuchen, und erhielt auf dieſe Weiſe wirklich noch einige Gordien.“ v. Siebold wurde dadurch in ſeiner Vermuthung beſtärkt, daß eine Sennerin, die ein mehrere Zoll langes Waſſerkalb ausgebrochen hatte, daſſelbe mit dem Trinkwaſſer ver- ſchluckt haben mochte.
Wie ſchon oben geſagt, ſind die Gordien im geſchlechtsreifen Zuſtande nicht Paraſiten. Wohl aber bringen ſie den größten Theil ihres Lebens bis zur letzten Periode in anderen Thieren zu. Wir kennen zwar nicht die ganze Verwandlung, welche ſie dabei durchmachen, ſind aber durch die ſchönen Beobachtungen von Meiſſner über das Einwandern der Larven in Jnſekten unterrichtet worden.
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Fadenwürmer. Saitenwürmer.
können meinen ſollte, ſind die Gelehrten noch nicht einig: ob die Gordien eine Mundöffnung
beſitzen. Die ihr entgegengeſetzte fehlt ſicher. Unter ſo bewandten Umſtänden iſt es wahr-
ſcheinlich, daß das ausgewachſene Thier gar keine Nahrung zu ſich nimmt. Denn an eine
[Abbildung Körperende von Gordius sotiger. Männchen.
Bergrößert.]
Ernährung frei lebender Thiere durch bloße Hautaufſaugung
iſt nicht zu denken. Ein allgemeines Kennzeichen der Gat-
tung Gordius iſt das gabelförmig geſpaltene Schwanzende des
Männchens.
Die Waſſerkälber halten ſich im geſchlechtsreifen Zuſtande
in ſeichten ſtehenden und fließenden Gewäſſern auf. Ueber
ihr Vorkommen erzählt v. Siebold: „Bei einer zoologiſchen
Excurſion in das liebliche Wieſenthal der fränkiſchen Schweiz
unterſuchte ich zwiſchen Streitberg und Muggendorf in einem
kleinen engen Seitenthal die von einem ausgetrockneten Bache
hinterlaſſenen Lachen und erblickte in dieſen ein Paar lebende
Gordien, welche mich anſpornten, auf dieſe Thiere meine
beſondere Aufmerkſamkeit zu richten. Meine Mühe blieb nicht
unbelohnt; denn nach mehrmaligem Durchſuchen der oben erwähn-
ten Lokalitäten erhielt ich funfzig bis ſechzig Stück dieſer Faden-
würmer. Sie beſtanden aus den beiden Arten Gordius aquaticus und Gordius subbifurcus, unter
denen ſich aber die erſtere nur ſehr ſparſam vorfand. Bei beiden Arten waren die männlichen
Jndividuen das vorherrſchende Geſchlecht. Es erforderte übrigens das Auffinden dieſer Würmer
eine gewiſſe Aufmerkſamkeit, indem man ſie einzeln im ausgeſtreckten Zuſtande bei ihren trägen,
ſchlangenförmigen Bewegungen oder zu mehreren in einen Knäuel aufgewickelt, bei ihrer dunklen
Farbe zwiſchen den verſchiedenen, auf dem Grunde des Waſſers liegenden macerirten Pflanzen-
faſern leicht überſehen konnte. Manche ragten zwiſchen Steinen und Wurzeln nur mit ihrem
Vorderleibsende hervor oder ſteckten an den Ufern des Waſſers theilweiſe im Schlamme und waren
dann noch ſchwerer zu bemerken.“
„Da ich wußte, daß ich es hier mit ausgewanderten Paraſiten zu thun hatte, ſo ſah ich mich
in der Umgebung des Fundortes dieſer Würmer nach ihren ehemaligen Wohnthieren um und
konnte auch verſchiedene Laufkäfer in jenem Thale bemerken, von denen mehrere im Waſſer ertrunken
lagen; ich brach allen dieſen Käfern den Hinterleib auf und erhielt wirklich aus einer Feronia
melanaria (vgl. Jlluſtr. Thierleben Bd. VI, S. 38) einen männlichen Gordius aquaticus.“
„Wie häufig übrigens die Gordiaceen in der Umgebung von Streitberg vorkommen, konnte
ich noch aus einem andern Grunde entnehmen. Der Poſthalter und Gaſtwirth im Dorfe Streit-
berg kannte nämlich die Fadenwürmer, denen ich mit ſo vielem Jntereſſe nachſpürte, recht gut,
da ſie, wie er mir mittheilte, nicht ſelten in dem Brunnentroge hinter ſeinem Hauſe gefunden
würden, auch wußte derſelbe, daß dieſe Würmer mit dem laufenden Waſſer ſeines Röhrenbrunnens
dort hinein gelangten, weshalb er ſeiner Dienerſchaft zur beſonderen Pflicht gemacht, bei dem
Herbeiholen von Trinkwaſſer ſtets nachzuſehen, ob nicht ein ſolcher Fadenwurm in das dem
Brunnenrohr untergehaltene Gefäß mit dem Waſſer hineingeſpült worden ſei. Jch nahm hiernach
Veranlaſſung, einige Brunnentröge des Dorfes zu unterſuchen, und erhielt auf dieſe Weiſe wirklich
noch einige Gordien.“ v. Siebold wurde dadurch in ſeiner Vermuthung beſtärkt, daß eine Sennerin,
die ein mehrere Zoll langes Waſſerkalb ausgebrochen hatte, daſſelbe mit dem Trinkwaſſer ver-
ſchluckt haben mochte.
Wie ſchon oben geſagt, ſind die Gordien im geſchlechtsreifen Zuſtande nicht Paraſiten. Wohl
aber bringen ſie den größten Theil ihres Lebens bis zur letzten Periode in anderen Thieren zu. Wir
kennen zwar nicht die ganze Verwandlung, welche ſie dabei durchmachen, ſind aber durch die ſchönen
Beobachtungen von Meiſſner über das Einwandern der Larven in Jnſekten unterrichtet worden.
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 724. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/768>, abgerufen am 23.11.2024.
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