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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869.

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Gemeine Sepia.
verschiedenen Armpaaren. Die Flossen, welche als unmittelbare Fortsetzungen der Rückenhaut
erscheinen, sind durchsichtig violet gefärbt und bedeckt mit kleinen undurchsichtigen weißen Flecken. Die
Männchen sind an einer weißen Linie am äußeren Rand der hintern zwei Drittel der Flossen kenntlich.
Neben dieser gewöhnlichen Färbung kommen andere ähnliche Combinationen vor. Mitunter bedeckt
sich auch die ganze Rückenfläche mit sehr ausgeprägten kegelförmigen Höckern, die sich regelmäßig
in Längsreihen und parallel den Seitenwänden stellen. Wenn aber das Thier erregt ist, so starrt
der Rücken von unregelmäßigen Höckern von schöner, dunkelkastanienbrauner Farbe und kupfer-
röthlichem Metallglanz. Vom Kopfe aber und längs der Arme, deren sonst weiße Flecken ebenfalls
kupferröthlich sich färben, geht dann ein grünlicher Glanz aus, während die Augenkugeln in rosen-
rothen, blauen und grünen Silberrefleren erglänzen. Die Flosse verändert sich wenig, während
die Bauchseite stark irisirt und mehr oder weniger lebhafte wolkige Flecken über sie fliegen. Beginnt
die Erregung nachzulassen, so verschwinden die Höcker auf dem Rumpfe, indeß die um die Augen
noch bleiben. Auch der Kopf behält seine Flecken, aber eine große Anzahl Farbzellen ziehen sich
auf dem Körper zusammen, kleine weiße Flecke erscheinen in der Mittellinie, und die Mantelränder
bedecken sich mit unregelmäßigen, etwas höckerigen weißlichen Streifen.

Nimmt man die Sepia aus dem Wasser, so erscheint der Rücken gewöhnlich braun gestreift.
Nach und nach ziehen sich die Farbzellen zusammen. Die Haut nimmt einen gelblichen Ton an
und entfärbt sich unmerklich. Auch die Unterseite verliert den irisirenden und metallischen Glanz,
welcher sie schmückt, und wenn das Spiel der Farbzellen aufgehört hat, wird sie fahlweiß.

Die bei allen Cephalopoden sehr veränderlichen Augen werden ganz besonders bei den Sepien
von den verschiedenen Erregungszuständen afficirt. Das Sepienauge sieht höchst sonderbar aus.
Die Pupille ist sehr schmal und wie ein griechisches o geschwungen. Der Augengrund ist dunkel-
schwarz. Von oben her ist der Angapfel von einem mit Farbzellen versehenen und bis auf den
Mitteltheil der Pupille herabhängenden Hautlappen bedeckt, den man ein oberes Augenlid nennen
kann. Das untere Lid ist schmäler und weißlich. Wenn das Thier aufgeregt ist und während der
Begattungszeit erweitert sich die Pupille außerordentlich und wird rund, die Lider aber ziehen sich
stark zusammen.

Unsere Sepia, in mittlerer Größe 1/2 Fuß lang, hält sich immer in der Nähe des Gestades
auf, am liebsten auf schlammigem und sandigem Grunde, wo man sie jahraus, jahrein findet und
in großen Schleppnetzen fängt. Ein sehr beliebter und amüsanter Fang im Frühjahr ist der
durch ein Lockthier, ein Weibchen, das man an eine Schnur gebunden hat oder durch eine Holz-
figur von Gestalt einer Sepia, woran einige Stückchen Spiegelglas befestigt sind. Das Weibchen,
das man an dem breiteren Körper und dem Mangel der weißen Linie auf dem Rand der Flossen
erkennt, wird am Hinterende mit einem Angelhaken durchbohrt; man läßt dann die Schnur so
weit aus, daß das Thier sich frei bewegen und schwimmen kann, behält es jedoch immer im Auge.
Die Angel scheint ihm keine Schmerzen zu verursachen und wird mehrere Wochen hinter einander
ertragen. Die Sepia schwimmt nun und bewegt sich mit Hilfe ihrer unteren Arme vorwärts,
die sie, bei horizontaler Körperstellung, vom Kopf herabhängen läßt und wie zwei mächtige Ruder
benutzt. Durch die in fortwährender undulirender Bewegung begriffenen Flossen erhält sie sich im
Gleichgewicht, und zu demselben Zwecke dienen auch die sechs oberen Arme, die fest an einander
gedrückt und horizontal ausgestreckt werden. Während der Vorwärtsbewegung ist der Kopf zum
Theil in die Körperhöhle zurückgezogen. Der mittlere Theil des freien Mantelrandes wird fest
an den Trichtergrund angelegt und das Wasser nur seitlich zu den Kiemen eingelassen. Die Greif-
arme sind in ihren Scheiden versteckt. Will sie rückwärts schwimmen, so geschieht es mit Hilfe
des Trichters, wie bei den anderen Kopffüßern, und sind dabei die Arme in ein Bündel zusammen-
gelegt. Wenn das an der Angelschnur befindliche Sepienweibchen an einem in seiner Höhlung
kauernden oder freischwimmenden Männchen vorbeikommt, stürzt sich dieses wie ein Pfeil auf jenes
los und umklammert es mit den Armen. Der Fischer zieht nun das Paar vorsichtig zu sich heran,

Gemeine Sepia.
verſchiedenen Armpaaren. Die Floſſen, welche als unmittelbare Fortſetzungen der Rückenhaut
erſcheinen, ſind durchſichtig violet gefärbt und bedeckt mit kleinen undurchſichtigen weißen Flecken. Die
Männchen ſind an einer weißen Linie am äußeren Rand der hintern zwei Drittel der Floſſen kenntlich.
Neben dieſer gewöhnlichen Färbung kommen andere ähnliche Combinationen vor. Mitunter bedeckt
ſich auch die ganze Rückenfläche mit ſehr ausgeprägten kegelförmigen Höckern, die ſich regelmäßig
in Längsreihen und parallel den Seitenwänden ſtellen. Wenn aber das Thier erregt iſt, ſo ſtarrt
der Rücken von unregelmäßigen Höckern von ſchöner, dunkelkaſtanienbrauner Farbe und kupfer-
röthlichem Metallglanz. Vom Kopfe aber und längs der Arme, deren ſonſt weiße Flecken ebenfalls
kupferröthlich ſich färben, geht dann ein grünlicher Glanz aus, während die Augenkugeln in roſen-
rothen, blauen und grünen Silberrefleren erglänzen. Die Floſſe verändert ſich wenig, während
die Bauchſeite ſtark iriſirt und mehr oder weniger lebhafte wolkige Flecken über ſie fliegen. Beginnt
die Erregung nachzulaſſen, ſo verſchwinden die Höcker auf dem Rumpfe, indeß die um die Augen
noch bleiben. Auch der Kopf behält ſeine Flecken, aber eine große Anzahl Farbzellen ziehen ſich
auf dem Körper zuſammen, kleine weiße Flecke erſcheinen in der Mittellinie, und die Mantelränder
bedecken ſich mit unregelmäßigen, etwas höckerigen weißlichen Streifen.

Nimmt man die Sepia aus dem Waſſer, ſo erſcheint der Rücken gewöhnlich braun geſtreift.
Nach und nach ziehen ſich die Farbzellen zuſammen. Die Haut nimmt einen gelblichen Ton an
und entfärbt ſich unmerklich. Auch die Unterſeite verliert den iriſirenden und metalliſchen Glanz,
welcher ſie ſchmückt, und wenn das Spiel der Farbzellen aufgehört hat, wird ſie fahlweiß.

Die bei allen Cephalopoden ſehr veränderlichen Augen werden ganz beſonders bei den Sepien
von den verſchiedenen Erregungszuſtänden afficirt. Das Sepienauge ſieht höchſt ſonderbar aus.
Die Pupille iſt ſehr ſchmal und wie ein griechiſches ω geſchwungen. Der Augengrund iſt dunkel-
ſchwarz. Von oben her iſt der Angapfel von einem mit Farbzellen verſehenen und bis auf den
Mitteltheil der Pupille herabhängenden Hautlappen bedeckt, den man ein oberes Augenlid nennen
kann. Das untere Lid iſt ſchmäler und weißlich. Wenn das Thier aufgeregt iſt und während der
Begattungszeit erweitert ſich die Pupille außerordentlich und wird rund, die Lider aber ziehen ſich
ſtark zuſammen.

Unſere Sepia, in mittlerer Größe ½ Fuß lang, hält ſich immer in der Nähe des Geſtades
auf, am liebſten auf ſchlammigem und ſandigem Grunde, wo man ſie jahraus, jahrein findet und
in großen Schleppnetzen fängt. Ein ſehr beliebter und amüſanter Fang im Frühjahr iſt der
durch ein Lockthier, ein Weibchen, das man an eine Schnur gebunden hat oder durch eine Holz-
figur von Geſtalt einer Sepia, woran einige Stückchen Spiegelglas befeſtigt ſind. Das Weibchen,
das man an dem breiteren Körper und dem Mangel der weißen Linie auf dem Rand der Floſſen
erkennt, wird am Hinterende mit einem Angelhaken durchbohrt; man läßt dann die Schnur ſo
weit aus, daß das Thier ſich frei bewegen und ſchwimmen kann, behält es jedoch immer im Auge.
Die Angel ſcheint ihm keine Schmerzen zu verurſachen und wird mehrere Wochen hinter einander
ertragen. Die Sepia ſchwimmt nun und bewegt ſich mit Hilfe ihrer unteren Arme vorwärts,
die ſie, bei horizontaler Körperſtellung, vom Kopf herabhängen läßt und wie zwei mächtige Ruder
benutzt. Durch die in fortwährender undulirender Bewegung begriffenen Floſſen erhält ſie ſich im
Gleichgewicht, und zu demſelben Zwecke dienen auch die ſechs oberen Arme, die feſt an einander
gedrückt und horizontal ausgeſtreckt werden. Während der Vorwärtsbewegung iſt der Kopf zum
Theil in die Körperhöhle zurückgezogen. Der mittlere Theil des freien Mantelrandes wird feſt
an den Trichtergrund angelegt und das Waſſer nur ſeitlich zu den Kiemen eingelaſſen. Die Greif-
arme ſind in ihren Scheiden verſteckt. Will ſie rückwärts ſchwimmen, ſo geſchieht es mit Hilfe
des Trichters, wie bei den anderen Kopffüßern, und ſind dabei die Arme in ein Bündel zuſammen-
gelegt. Wenn das an der Angelſchnur befindliche Sepienweibchen an einem in ſeiner Höhlung
kauernden oder freiſchwimmenden Männchen vorbeikommt, ſtürzt ſich dieſes wie ein Pfeil auf jenes
los und umklammert es mit den Armen. Der Fiſcher zieht nun das Paar vorſichtig zu ſich heran,

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[773/0819] Gemeine Sepia. verſchiedenen Armpaaren. Die Floſſen, welche als unmittelbare Fortſetzungen der Rückenhaut erſcheinen, ſind durchſichtig violet gefärbt und bedeckt mit kleinen undurchſichtigen weißen Flecken. Die Männchen ſind an einer weißen Linie am äußeren Rand der hintern zwei Drittel der Floſſen kenntlich. Neben dieſer gewöhnlichen Färbung kommen andere ähnliche Combinationen vor. Mitunter bedeckt ſich auch die ganze Rückenfläche mit ſehr ausgeprägten kegelförmigen Höckern, die ſich regelmäßig in Längsreihen und parallel den Seitenwänden ſtellen. Wenn aber das Thier erregt iſt, ſo ſtarrt der Rücken von unregelmäßigen Höckern von ſchöner, dunkelkaſtanienbrauner Farbe und kupfer- röthlichem Metallglanz. Vom Kopfe aber und längs der Arme, deren ſonſt weiße Flecken ebenfalls kupferröthlich ſich färben, geht dann ein grünlicher Glanz aus, während die Augenkugeln in roſen- rothen, blauen und grünen Silberrefleren erglänzen. Die Floſſe verändert ſich wenig, während die Bauchſeite ſtark iriſirt und mehr oder weniger lebhafte wolkige Flecken über ſie fliegen. Beginnt die Erregung nachzulaſſen, ſo verſchwinden die Höcker auf dem Rumpfe, indeß die um die Augen noch bleiben. Auch der Kopf behält ſeine Flecken, aber eine große Anzahl Farbzellen ziehen ſich auf dem Körper zuſammen, kleine weiße Flecke erſcheinen in der Mittellinie, und die Mantelränder bedecken ſich mit unregelmäßigen, etwas höckerigen weißlichen Streifen. Nimmt man die Sepia aus dem Waſſer, ſo erſcheint der Rücken gewöhnlich braun geſtreift. Nach und nach ziehen ſich die Farbzellen zuſammen. Die Haut nimmt einen gelblichen Ton an und entfärbt ſich unmerklich. Auch die Unterſeite verliert den iriſirenden und metalliſchen Glanz, welcher ſie ſchmückt, und wenn das Spiel der Farbzellen aufgehört hat, wird ſie fahlweiß. Die bei allen Cephalopoden ſehr veränderlichen Augen werden ganz beſonders bei den Sepien von den verſchiedenen Erregungszuſtänden afficirt. Das Sepienauge ſieht höchſt ſonderbar aus. Die Pupille iſt ſehr ſchmal und wie ein griechiſches ω geſchwungen. Der Augengrund iſt dunkel- ſchwarz. Von oben her iſt der Angapfel von einem mit Farbzellen verſehenen und bis auf den Mitteltheil der Pupille herabhängenden Hautlappen bedeckt, den man ein oberes Augenlid nennen kann. Das untere Lid iſt ſchmäler und weißlich. Wenn das Thier aufgeregt iſt und während der Begattungszeit erweitert ſich die Pupille außerordentlich und wird rund, die Lider aber ziehen ſich ſtark zuſammen. Unſere Sepia, in mittlerer Größe ½ Fuß lang, hält ſich immer in der Nähe des Geſtades auf, am liebſten auf ſchlammigem und ſandigem Grunde, wo man ſie jahraus, jahrein findet und in großen Schleppnetzen fängt. Ein ſehr beliebter und amüſanter Fang im Frühjahr iſt der durch ein Lockthier, ein Weibchen, das man an eine Schnur gebunden hat oder durch eine Holz- figur von Geſtalt einer Sepia, woran einige Stückchen Spiegelglas befeſtigt ſind. Das Weibchen, das man an dem breiteren Körper und dem Mangel der weißen Linie auf dem Rand der Floſſen erkennt, wird am Hinterende mit einem Angelhaken durchbohrt; man läßt dann die Schnur ſo weit aus, daß das Thier ſich frei bewegen und ſchwimmen kann, behält es jedoch immer im Auge. Die Angel ſcheint ihm keine Schmerzen zu verurſachen und wird mehrere Wochen hinter einander ertragen. Die Sepia ſchwimmt nun und bewegt ſich mit Hilfe ihrer unteren Arme vorwärts, die ſie, bei horizontaler Körperſtellung, vom Kopf herabhängen läßt und wie zwei mächtige Ruder benutzt. Durch die in fortwährender undulirender Bewegung begriffenen Floſſen erhält ſie ſich im Gleichgewicht, und zu demſelben Zwecke dienen auch die ſechs oberen Arme, die feſt an einander gedrückt und horizontal ausgeſtreckt werden. Während der Vorwärtsbewegung iſt der Kopf zum Theil in die Körperhöhle zurückgezogen. Der mittlere Theil des freien Mantelrandes wird feſt an den Trichtergrund angelegt und das Waſſer nur ſeitlich zu den Kiemen eingelaſſen. Die Greif- arme ſind in ihren Scheiden verſteckt. Will ſie rückwärts ſchwimmen, ſo geſchieht es mit Hilfe des Trichters, wie bei den anderen Kopffüßern, und ſind dabei die Arme in ein Bündel zuſammen- gelegt. Wenn das an der Angelſchnur befindliche Sepienweibchen an einem in ſeiner Höhlung kauernden oder freiſchwimmenden Männchen vorbeikommt, ſtürzt ſich dieſes wie ein Pfeil auf jenes los und umklammert es mit den Armen. Der Fiſcher zieht nun das Paar vorſichtig zu ſich heran,

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 773. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/819>, abgerufen am 23.11.2024.