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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869.

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Kopffüßer. Zweikiemer. Zehnfüßer.
bemächtigt sich ihrer unter Wasser mit Hilfe eines Käschers und setzt das Weibchen erneuten
stürmischen Anträgen aus. Am ergiebigsten ist diese Jagd bei Mondschein. Ganz ähnlich ist der
Fang mit der Holzfigur und den Spiegelstücken; man zieht die Puppe hinter dem Boote her und
die Sepien stürzen sich darauf los und hängen sich daran.

Außer Wasser stirbt die Sepie sehr schnell. Wenn man sie anfaßt, läßt sie ein sehr vernehm-
liches Zähneknirschen hören, auch bläst sie außer Wasser sehr heftig Luft durch den Trichter. Die
Saugnäpfe wirken sehr kräftig und haften noch nach dem Tode, auch wenn das Spiel der Farbzellen
schon aufgehört hat. Jn einem engeren Gefäße halten sie nicht lange aus; wenn die im Wasser
enthaltene Luft nicht mehr das Athembedürfniß befriedigt, sondern sie massenhaft ihre Tinte ab,
offenbar infolge von Lähmungen, und sterben schnell, wenn man nicht das Wasser wechselt.

Derselbe Beobachter, welcher das oben von den Octopus in den Bassins von Arcachon bei
Bordeaux Mitgetheilte erzählt hat, gibt auch einige interessante Mittheilungen über die dort gefangen
gehaltenen Sepien. Wir lassen sie, obwohl einige Wiederholungen vorkommen, doch ziemlich vollständig
folgen, da Verany's Mittheilungen dadurch wesentlich ergänzt werden. Die ersten für das
Aquarium gefischten Sepien setzte man in die großen Bassins. Sie zeigten sich sehr furchtsam,
hüllten sich in Tintenwolken und verbargen sich unter schwimmende Gegenstände, wo sie in horizon-
taler Stellung und mit dem Bauche fast den Boden berührend unbeweglich verharrten. Nach einigen
Tagen der Ruhe wurden sie in einen Kasten des Aquariums versetzt, wo sie sich einzugewöhnen schienen.

Die gewöhnliche Haltung der Sepia ist die wagrechte, wobei der Körper in vollständigem
Gleichgewicht ist. Die wellenförmigen Bewegungen der Flossen halten das Thier frei im Wasser.
Die aneinander gelegten Arme bilden eine Art dreikantiger Pyramide, deren obere Kante von den
beiden ersten Armpaaren gebildet wird. Die vierten Arme, welche am längsten und breitesten
sind, bilden mit ihrem äußeren Rande die beiden anderen Kanten. Die Jnnenwände der vierten
Arme berühren sich; ihre freien Enden ragen über die übrigen Arme hinaus und rollen sich lose
zusammen. Diese Vereinigung der Arme zu einer Art von hinten nach vorn gesenkter Pyramide
verleiht den Sepien ein eigenthümliches Aussehen. Wer sie sieht, erstaunt über die Aehnlichkeit
ihres Kopfes mit dem eines Elephanten. Die drei oberen Armpaare stellen den Rüssel vor und
das untere Ende der vierten Arme ähnelt vollständig dem Unterkiefer.

Bei dieser Stellung treten die Greifarme gar nicht hervor. Sie befinden sich in der von den
Armen gebildeten Höhlung zwischen der Basis des dritten und vierten Paares rundlich eingezogen
und eingerollt. Man sieht sie vom Bauche her auf Augenblicke, wenn die Sepia die vierten Arme
herabhängen läßt; alsdann erscheinen sie als zwei weißliche Höcker. Jn der Ruhelage, von der
man durch die vorhergehenden Zeilen eine Vorstellung erhalten, werden mitunter die obersten
Arme auseinander gespreizt und wie zwei Fühler senkrecht erhoben; mitunter auch läßt das Thier
die vierten Arme nach dem Boden herabhängen, um sie wenige Augenblicke darauf in die frühere
Lage zu bringen.

Was Fischer über die Bewegungen der Sepia mittheilt, stimmt mit der Beschreibung
Verany's nicht vollständig überein. Er unterscheidet eine langsamere und eine beschleunigte
Bewegung. Die erstere geht ebenso leicht vorwärts, als rückwärts von Statten. Geht das
Thier vorwärts, so bleibt der Körper wagrecht und die zusammengelegten Arme in der geneigten
Stellung. Nur werden ihre Enden durch den Widerstand des Wassers etwas gebogen. Bei der
Rückwärtsbewegung hebt sich die Armpyramide mehr in die Axe des Körpers. Die Schwingungen
der Flossen, welche bei dieser gemäßigten Bewegung allein thätig sind, beginnen vorn, wenn das
Thier rückwärts schwimmen will, und umgekehrt. Die Bewegung beschleunigt sich nun auffallend,
sobald das Thier in Furcht oder Aufregung geräth; dann geht es stoßweise rückwärts. Bevor
es so fortschießt, breitet es die Arme aus und legt sie plötzlich wieder an einander. Die Flossen
aber verhalten sich ruhig und werden nach dem Bauche eingeschlagen. Das sich fortschnellende
Thier durchmißt mit einem Sprunge einen beträchtlichen Raum; während des Sprunges breiten

Kopffüßer. Zweikiemer. Zehnfüßer.
bemächtigt ſich ihrer unter Waſſer mit Hilfe eines Käſchers und ſetzt das Weibchen erneuten
ſtürmiſchen Anträgen aus. Am ergiebigſten iſt dieſe Jagd bei Mondſchein. Ganz ähnlich iſt der
Fang mit der Holzfigur und den Spiegelſtücken; man zieht die Puppe hinter dem Boote her und
die Sepien ſtürzen ſich darauf los und hängen ſich daran.

Außer Waſſer ſtirbt die Sepie ſehr ſchnell. Wenn man ſie anfaßt, läßt ſie ein ſehr vernehm-
liches Zähneknirſchen hören, auch bläſt ſie außer Waſſer ſehr heftig Luft durch den Trichter. Die
Saugnäpfe wirken ſehr kräftig und haften noch nach dem Tode, auch wenn das Spiel der Farbzellen
ſchon aufgehört hat. Jn einem engeren Gefäße halten ſie nicht lange aus; wenn die im Waſſer
enthaltene Luft nicht mehr das Athembedürfniß befriedigt, ſondern ſie maſſenhaft ihre Tinte ab,
offenbar infolge von Lähmungen, und ſterben ſchnell, wenn man nicht das Waſſer wechſelt.

Derſelbe Beobachter, welcher das oben von den Octopus in den Baſſins von Arcachon bei
Bordeaux Mitgetheilte erzählt hat, gibt auch einige intereſſante Mittheilungen über die dort gefangen
gehaltenen Sepien. Wir laſſen ſie, obwohl einige Wiederholungen vorkommen, doch ziemlich vollſtändig
folgen, da Verany’s Mittheilungen dadurch weſentlich ergänzt werden. Die erſten für das
Aquarium gefiſchten Sepien ſetzte man in die großen Baſſins. Sie zeigten ſich ſehr furchtſam,
hüllten ſich in Tintenwolken und verbargen ſich unter ſchwimmende Gegenſtände, wo ſie in horizon-
taler Stellung und mit dem Bauche faſt den Boden berührend unbeweglich verharrten. Nach einigen
Tagen der Ruhe wurden ſie in einen Kaſten des Aquariums verſetzt, wo ſie ſich einzugewöhnen ſchienen.

Die gewöhnliche Haltung der Sepia iſt die wagrechte, wobei der Körper in vollſtändigem
Gleichgewicht iſt. Die wellenförmigen Bewegungen der Floſſen halten das Thier frei im Waſſer.
Die aneinander gelegten Arme bilden eine Art dreikantiger Pyramide, deren obere Kante von den
beiden erſten Armpaaren gebildet wird. Die vierten Arme, welche am längſten und breiteſten
ſind, bilden mit ihrem äußeren Rande die beiden anderen Kanten. Die Jnnenwände der vierten
Arme berühren ſich; ihre freien Enden ragen über die übrigen Arme hinaus und rollen ſich loſe
zuſammen. Dieſe Vereinigung der Arme zu einer Art von hinten nach vorn geſenkter Pyramide
verleiht den Sepien ein eigenthümliches Ausſehen. Wer ſie ſieht, erſtaunt über die Aehnlichkeit
ihres Kopfes mit dem eines Elephanten. Die drei oberen Armpaare ſtellen den Rüſſel vor und
das untere Ende der vierten Arme ähnelt vollſtändig dem Unterkiefer.

Bei dieſer Stellung treten die Greifarme gar nicht hervor. Sie befinden ſich in der von den
Armen gebildeten Höhlung zwiſchen der Baſis des dritten und vierten Paares rundlich eingezogen
und eingerollt. Man ſieht ſie vom Bauche her auf Augenblicke, wenn die Sepia die vierten Arme
herabhängen läßt; alsdann erſcheinen ſie als zwei weißliche Höcker. Jn der Ruhelage, von der
man durch die vorhergehenden Zeilen eine Vorſtellung erhalten, werden mitunter die oberſten
Arme auseinander geſpreizt und wie zwei Fühler ſenkrecht erhoben; mitunter auch läßt das Thier
die vierten Arme nach dem Boden herabhängen, um ſie wenige Augenblicke darauf in die frühere
Lage zu bringen.

Was Fiſcher über die Bewegungen der Sepia mittheilt, ſtimmt mit der Beſchreibung
Verany’s nicht vollſtändig überein. Er unterſcheidet eine langſamere und eine beſchleunigte
Bewegung. Die erſtere geht ebenſo leicht vorwärts, als rückwärts von Statten. Geht das
Thier vorwärts, ſo bleibt der Körper wagrecht und die zuſammengelegten Arme in der geneigten
Stellung. Nur werden ihre Enden durch den Widerſtand des Waſſers etwas gebogen. Bei der
Rückwärtsbewegung hebt ſich die Armpyramide mehr in die Axe des Körpers. Die Schwingungen
der Floſſen, welche bei dieſer gemäßigten Bewegung allein thätig ſind, beginnen vorn, wenn das
Thier rückwärts ſchwimmen will, und umgekehrt. Die Bewegung beſchleunigt ſich nun auffallend,
ſobald das Thier in Furcht oder Aufregung geräth; dann geht es ſtoßweiſe rückwärts. Bevor
es ſo fortſchießt, breitet es die Arme aus und legt ſie plötzlich wieder an einander. Die Floſſen
aber verhalten ſich ruhig und werden nach dem Bauche eingeſchlagen. Das ſich fortſchnellende
Thier durchmißt mit einem Sprunge einen beträchtlichen Raum; während des Sprunges breiten

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[774/0820] Kopffüßer. Zweikiemer. Zehnfüßer. bemächtigt ſich ihrer unter Waſſer mit Hilfe eines Käſchers und ſetzt das Weibchen erneuten ſtürmiſchen Anträgen aus. Am ergiebigſten iſt dieſe Jagd bei Mondſchein. Ganz ähnlich iſt der Fang mit der Holzfigur und den Spiegelſtücken; man zieht die Puppe hinter dem Boote her und die Sepien ſtürzen ſich darauf los und hängen ſich daran. Außer Waſſer ſtirbt die Sepie ſehr ſchnell. Wenn man ſie anfaßt, läßt ſie ein ſehr vernehm- liches Zähneknirſchen hören, auch bläſt ſie außer Waſſer ſehr heftig Luft durch den Trichter. Die Saugnäpfe wirken ſehr kräftig und haften noch nach dem Tode, auch wenn das Spiel der Farbzellen ſchon aufgehört hat. Jn einem engeren Gefäße halten ſie nicht lange aus; wenn die im Waſſer enthaltene Luft nicht mehr das Athembedürfniß befriedigt, ſondern ſie maſſenhaft ihre Tinte ab, offenbar infolge von Lähmungen, und ſterben ſchnell, wenn man nicht das Waſſer wechſelt. Derſelbe Beobachter, welcher das oben von den Octopus in den Baſſins von Arcachon bei Bordeaux Mitgetheilte erzählt hat, gibt auch einige intereſſante Mittheilungen über die dort gefangen gehaltenen Sepien. Wir laſſen ſie, obwohl einige Wiederholungen vorkommen, doch ziemlich vollſtändig folgen, da Verany’s Mittheilungen dadurch weſentlich ergänzt werden. Die erſten für das Aquarium gefiſchten Sepien ſetzte man in die großen Baſſins. Sie zeigten ſich ſehr furchtſam, hüllten ſich in Tintenwolken und verbargen ſich unter ſchwimmende Gegenſtände, wo ſie in horizon- taler Stellung und mit dem Bauche faſt den Boden berührend unbeweglich verharrten. Nach einigen Tagen der Ruhe wurden ſie in einen Kaſten des Aquariums verſetzt, wo ſie ſich einzugewöhnen ſchienen. Die gewöhnliche Haltung der Sepia iſt die wagrechte, wobei der Körper in vollſtändigem Gleichgewicht iſt. Die wellenförmigen Bewegungen der Floſſen halten das Thier frei im Waſſer. Die aneinander gelegten Arme bilden eine Art dreikantiger Pyramide, deren obere Kante von den beiden erſten Armpaaren gebildet wird. Die vierten Arme, welche am längſten und breiteſten ſind, bilden mit ihrem äußeren Rande die beiden anderen Kanten. Die Jnnenwände der vierten Arme berühren ſich; ihre freien Enden ragen über die übrigen Arme hinaus und rollen ſich loſe zuſammen. Dieſe Vereinigung der Arme zu einer Art von hinten nach vorn geſenkter Pyramide verleiht den Sepien ein eigenthümliches Ausſehen. Wer ſie ſieht, erſtaunt über die Aehnlichkeit ihres Kopfes mit dem eines Elephanten. Die drei oberen Armpaare ſtellen den Rüſſel vor und das untere Ende der vierten Arme ähnelt vollſtändig dem Unterkiefer. Bei dieſer Stellung treten die Greifarme gar nicht hervor. Sie befinden ſich in der von den Armen gebildeten Höhlung zwiſchen der Baſis des dritten und vierten Paares rundlich eingezogen und eingerollt. Man ſieht ſie vom Bauche her auf Augenblicke, wenn die Sepia die vierten Arme herabhängen läßt; alsdann erſcheinen ſie als zwei weißliche Höcker. Jn der Ruhelage, von der man durch die vorhergehenden Zeilen eine Vorſtellung erhalten, werden mitunter die oberſten Arme auseinander geſpreizt und wie zwei Fühler ſenkrecht erhoben; mitunter auch läßt das Thier die vierten Arme nach dem Boden herabhängen, um ſie wenige Augenblicke darauf in die frühere Lage zu bringen. Was Fiſcher über die Bewegungen der Sepia mittheilt, ſtimmt mit der Beſchreibung Verany’s nicht vollſtändig überein. Er unterſcheidet eine langſamere und eine beſchleunigte Bewegung. Die erſtere geht ebenſo leicht vorwärts, als rückwärts von Statten. Geht das Thier vorwärts, ſo bleibt der Körper wagrecht und die zuſammengelegten Arme in der geneigten Stellung. Nur werden ihre Enden durch den Widerſtand des Waſſers etwas gebogen. Bei der Rückwärtsbewegung hebt ſich die Armpyramide mehr in die Axe des Körpers. Die Schwingungen der Floſſen, welche bei dieſer gemäßigten Bewegung allein thätig ſind, beginnen vorn, wenn das Thier rückwärts ſchwimmen will, und umgekehrt. Die Bewegung beſchleunigt ſich nun auffallend, ſobald das Thier in Furcht oder Aufregung geräth; dann geht es ſtoßweiſe rückwärts. Bevor es ſo fortſchießt, breitet es die Arme aus und legt ſie plötzlich wieder an einander. Die Floſſen aber verhalten ſich ruhig und werden nach dem Bauche eingeſchlagen. Das ſich fortſchnellende Thier durchmißt mit einem Sprunge einen beträchtlichen Raum; während des Sprunges breiten

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 774. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/820>, abgerufen am 23.11.2024.