Schnecke als solche erkannt hat, ist noch eine Verwechslung mit den Arten von Physa möglich, welche ebenfalls das Vermögen haben, den Mantel über das Gehäus umzuschlagen und zu den gemeinen Bewohnern unserer stehenden Gewässer, Gräben und dergl. gehören. Auch sie besitzen eine dünne durchsichtige Schale, an welcher das Gewinde sehr kurz ist, das Thier aber ist, genauer besichtigt, durch seine langen borstenförmigen Fühler kenntlich. Noch schlimmer erging es, wie Roßmäßler erzählt, dem berühmten Darparnand, der den schleimigen Mantel des Thieres für einen Kothüberzug hielt.
Wo die Limnäen sich aufhalten, kann man sicher auch auf die Tellerschnecken (Planorbis) rechnen, deren Gehäus in eine flache Scheibe aufgerollt ist, an welcher die Umgänge sowohl von oben wie von unten sichtbar sind. Das ziemlich schlanke Thier hat einen vorn ausgerundeten Kopflappen und zwei zusammenziehbare, am Grunde etwas verbreiterte, lange borstenförmige Fühler. Der Fuß ist ziemlich kurz, vorn abgestutzt, hinten gerundet. Ueber ihr Vorkommen und ihre Lebensweise, ihre Bewegungen, die Art, wie sie an die Oberfläche kommen, ist etwa dasselbe zu sagen, wie von Limnaeus. Sie lieben also weiches, stehendes Wasser mit Schlamm- grund, und in welchem viele Pflanzen, namentlich auch die Wasserlinsen sich befinden. Sie gehören vornehmlich der nördlichen Halbkugel und der gemäßigten Zone an. Die Entscheidung, ob sie rechts oder links gewunden, ist leicht zu treffen, indem der Außenrand der Mündung etwas mehr als der Jnnenrand vorgezogen ist. Bei einigen Arten ist das Gehäus gekielt, wie bei dem sehr gemeinen, mehr in flachen, als in gebirgigen Gegenden vorkommenden Planorbis marginatus, und dem seltenen, doch weit verbreiteten Pl. carinatus, welcher mehr in stagnirenden Armen und Buchten langsam fließender Gewässer und in größeren Gräben und Teichen lebt. Das am meisten zusammengedrückte Gehäus besitzt Pl. vortex, wo es eine vollkommene, oben etwas aus- gehöhlte, unten ganz platte Scheibe bildet. Die Eier aller Arten werden so abgelegt, wie die der Limnäen, aber nicht in länglichen, sonder in runden, flachen Laichen. Zu unseren Wasser- Lungenschnecken gehört auch die Lungen-Napfschnecke (Ancylus), deren wenige Arten eine napf- förmige, nur eine Andeutung eines Gewindes zeigende Schale besitzen. Die eine der beiden sehr gemeinen Arten lebt in stehenden, die andern in fließenden Gewässern, wo sie meist an Blättern
[Abbildung]
Embryo der Sumpf-Napfschnecke.
und Steinen, mit der Schale fest angedrückt, eine sehr einförmige und faule Existenz haben. Unter den Land- und Süßwasserschnecken giebt es keine anderen mit dieser Gehäusform, wohl aber kommen ähnliche in Spanien, Amerika, Cuba und Neuseeland vor. Von manchen Zoo- logen wird Ancylus unter die mit Kiemen athmenden Schnecken versetzt. Jch kann zwar trotz zahlreicher Beobach- tungen nicht behaupten, daß ich mit Sicherheit unter dem Mantelrande eine Lungenhöhle gesehen hätte, aber ganz gewiß keine Kiemen, auch spricht die Entwicklungsgeschichte für die Stellung zu den Lungenschnecken. Sie ist nämlich einfacher als die der Kiemenschnecken, obschon sie wiederum ihre eignen Wege geht. Jch gebe die Abbildung des zum Ausschlüpfen aus dem Ei reifen Jungen der Sumpf-Napfschnecke (Ancylus lacustris). An der aus einzelnen feinen Kalkschienen zusammengesetzten Schale deutet eine auch später sich nicht weiter entwickelnde Biegung das Gewinde an. Der Mantelrand tritt rings um den Schalenrand heraus. Der Kopf mit den zwei, an ihrem Grunde die Augen tragenden Fühlern und mit Mundöffnung ist schon wohl abgegränzt. Die reifen Ancylen kann man sich in den meisten Gegenden leicht verschaffen, wenn man die in den Gewässern befindlichen Pflanzen oder in den Flüssen die Steine und Ufer- pfähle absucht.
Lungenſchnecken. Limnäaceen.
Schnecke als ſolche erkannt hat, iſt noch eine Verwechslung mit den Arten von Physa möglich, welche ebenfalls das Vermögen haben, den Mantel über das Gehäus umzuſchlagen und zu den gemeinen Bewohnern unſerer ſtehenden Gewäſſer, Gräben und dergl. gehören. Auch ſie beſitzen eine dünne durchſichtige Schale, an welcher das Gewinde ſehr kurz iſt, das Thier aber iſt, genauer beſichtigt, durch ſeine langen borſtenförmigen Fühler kenntlich. Noch ſchlimmer erging es, wie Roßmäßler erzählt, dem berühmten Darparnand, der den ſchleimigen Mantel des Thieres für einen Kothüberzug hielt.
Wo die Limnäen ſich aufhalten, kann man ſicher auch auf die Tellerſchnecken (Planorbis) rechnen, deren Gehäus in eine flache Scheibe aufgerollt iſt, an welcher die Umgänge ſowohl von oben wie von unten ſichtbar ſind. Das ziemlich ſchlanke Thier hat einen vorn ausgerundeten Kopflappen und zwei zuſammenziehbare, am Grunde etwas verbreiterte, lange borſtenförmige Fühler. Der Fuß iſt ziemlich kurz, vorn abgeſtutzt, hinten gerundet. Ueber ihr Vorkommen und ihre Lebensweiſe, ihre Bewegungen, die Art, wie ſie an die Oberfläche kommen, iſt etwa daſſelbe zu ſagen, wie von Limnaeus. Sie lieben alſo weiches, ſtehendes Waſſer mit Schlamm- grund, und in welchem viele Pflanzen, namentlich auch die Waſſerlinſen ſich befinden. Sie gehören vornehmlich der nördlichen Halbkugel und der gemäßigten Zone an. Die Entſcheidung, ob ſie rechts oder links gewunden, iſt leicht zu treffen, indem der Außenrand der Mündung etwas mehr als der Jnnenrand vorgezogen iſt. Bei einigen Arten iſt das Gehäus gekielt, wie bei dem ſehr gemeinen, mehr in flachen, als in gebirgigen Gegenden vorkommenden Planorbis marginatus, und dem ſeltenen, doch weit verbreiteten Pl. carinatus, welcher mehr in ſtagnirenden Armen und Buchten langſam fließender Gewäſſer und in größeren Gräben und Teichen lebt. Das am meiſten zuſammengedrückte Gehäus beſitzt Pl. vortex, wo es eine vollkommene, oben etwas aus- gehöhlte, unten ganz platte Scheibe bildet. Die Eier aller Arten werden ſo abgelegt, wie die der Limnäen, aber nicht in länglichen, ſonder in runden, flachen Laichen. Zu unſeren Waſſer- Lungenſchnecken gehört auch die Lungen-Napfſchnecke (Ancylus), deren wenige Arten eine napf- förmige, nur eine Andeutung eines Gewindes zeigende Schale beſitzen. Die eine der beiden ſehr gemeinen Arten lebt in ſtehenden, die andern in fließenden Gewäſſern, wo ſie meiſt an Blättern
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Embryo der Sumpf-Napfſchnecke.
und Steinen, mit der Schale feſt angedrückt, eine ſehr einförmige und faule Exiſtenz haben. Unter den Land- und Süßwaſſerſchnecken giebt es keine anderen mit dieſer Gehäusform, wohl aber kommen ähnliche in Spanien, Amerika, Cuba und Neuſeeland vor. Von manchen Zoo- logen wird Ancylus unter die mit Kiemen athmenden Schnecken verſetzt. Jch kann zwar trotz zahlreicher Beobach- tungen nicht behaupten, daß ich mit Sicherheit unter dem Mantelrande eine Lungenhöhle geſehen hätte, aber ganz gewiß keine Kiemen, auch ſpricht die Entwicklungsgeſchichte für die Stellung zu den Lungenſchnecken. Sie iſt nämlich einfacher als die der Kiemenſchnecken, obſchon ſie wiederum ihre eignen Wege geht. Jch gebe die Abbildung des zum Ausſchlüpfen aus dem Ei reifen Jungen der Sumpf-Napfſchnecke (Ancylus lacustris). An der aus einzelnen feinen Kalkſchienen zuſammengeſetzten Schale deutet eine auch ſpäter ſich nicht weiter entwickelnde Biegung das Gewinde an. Der Mantelrand tritt rings um den Schalenrand heraus. Der Kopf mit den zwei, an ihrem Grunde die Augen tragenden Fühlern und mit Mundöffnung iſt ſchon wohl abgegränzt. Die reifen Ancylen kann man ſich in den meiſten Gegenden leicht verſchaffen, wenn man die in den Gewäſſern befindlichen Pflanzen oder in den Flüſſen die Steine und Ufer- pfähle abſucht.
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Lungenſchnecken. Limnäaceen.
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welche ebenfalls das Vermögen haben, den Mantel über das Gehäus umzuſchlagen und zu den
gemeinen Bewohnern unſerer ſtehenden Gewäſſer, Gräben und dergl. gehören. Auch ſie beſitzen
eine dünne durchſichtige Schale, an welcher das Gewinde ſehr kurz iſt, das Thier aber iſt, genauer
beſichtigt, durch ſeine langen borſtenförmigen Fühler kenntlich. Noch ſchlimmer erging es, wie
Roßmäßler erzählt, dem berühmten Darparnand, der den ſchleimigen Mantel des Thieres
für einen Kothüberzug hielt.
Wo die Limnäen ſich aufhalten, kann man ſicher auch auf die Tellerſchnecken (Planorbis)
rechnen, deren Gehäus in eine flache Scheibe aufgerollt iſt, an welcher die Umgänge ſowohl von
oben wie von unten ſichtbar ſind. Das ziemlich ſchlanke Thier hat einen vorn ausgerundeten
Kopflappen und zwei zuſammenziehbare, am Grunde etwas verbreiterte, lange borſtenförmige
Fühler. Der Fuß iſt ziemlich kurz, vorn abgeſtutzt, hinten gerundet. Ueber ihr Vorkommen
und ihre Lebensweiſe, ihre Bewegungen, die Art, wie ſie an die Oberfläche kommen, iſt etwa
daſſelbe zu ſagen, wie von Limnaeus. Sie lieben alſo weiches, ſtehendes Waſſer mit Schlamm-
grund, und in welchem viele Pflanzen, namentlich auch die Waſſerlinſen ſich befinden. Sie
gehören vornehmlich der nördlichen Halbkugel und der gemäßigten Zone an. Die Entſcheidung,
ob ſie rechts oder links gewunden, iſt leicht zu treffen, indem der Außenrand der Mündung etwas
mehr als der Jnnenrand vorgezogen iſt. Bei einigen Arten iſt das Gehäus gekielt, wie bei dem
ſehr gemeinen, mehr in flachen, als in gebirgigen Gegenden vorkommenden Planorbis marginatus,
und dem ſeltenen, doch weit verbreiteten Pl. carinatus, welcher mehr in ſtagnirenden Armen
und Buchten langſam fließender Gewäſſer und in größeren Gräben und Teichen lebt. Das am
meiſten zuſammengedrückte Gehäus beſitzt Pl. vortex, wo es eine vollkommene, oben etwas aus-
gehöhlte, unten ganz platte Scheibe bildet. Die Eier aller Arten werden ſo abgelegt, wie die
der Limnäen, aber nicht in länglichen, ſonder in runden, flachen Laichen. Zu unſeren Waſſer-
Lungenſchnecken gehört auch die Lungen-Napfſchnecke (Ancylus), deren wenige Arten eine napf-
förmige, nur eine Andeutung eines Gewindes zeigende Schale beſitzen. Die eine der beiden ſehr
gemeinen Arten lebt in ſtehenden, die andern in fließenden Gewäſſern, wo ſie meiſt an Blättern
[Abbildung Embryo der Sumpf-Napfſchnecke.]
und Steinen, mit der Schale feſt angedrückt, eine ſehr
einförmige und faule Exiſtenz haben. Unter den Land-
und Süßwaſſerſchnecken giebt es keine anderen mit dieſer
Gehäusform, wohl aber kommen ähnliche in Spanien,
Amerika, Cuba und Neuſeeland vor. Von manchen Zoo-
logen wird Ancylus unter die mit Kiemen athmenden
Schnecken verſetzt. Jch kann zwar trotz zahlreicher Beobach-
tungen nicht behaupten, daß ich mit Sicherheit unter dem
Mantelrande eine Lungenhöhle geſehen hätte, aber ganz
gewiß keine Kiemen, auch ſpricht die Entwicklungsgeſchichte
für die Stellung zu den Lungenſchnecken. Sie iſt nämlich einfacher als die der Kiemenſchnecken,
obſchon ſie wiederum ihre eignen Wege geht. Jch gebe die Abbildung des zum Ausſchlüpfen aus
dem Ei reifen Jungen der Sumpf-Napfſchnecke (Ancylus lacustris). An der aus einzelnen
feinen Kalkſchienen zuſammengeſetzten Schale deutet eine auch ſpäter ſich nicht weiter entwickelnde
Biegung das Gewinde an. Der Mantelrand tritt rings um den Schalenrand heraus. Der Kopf
mit den zwei, an ihrem Grunde die Augen tragenden Fühlern und mit Mundöffnung iſt ſchon wohl
abgegränzt. Die reifen Ancylen kann man ſich in den meiſten Gegenden leicht verſchaffen, wenn
man die in den Gewäſſern befindlichen Pflanzen oder in den Flüſſen die Steine und Ufer-
pfähle abſucht.
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 806. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/854>, abgerufen am 23.11.2024.
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