Von Strombus weicht Pterocera nur in der Gestalt des Gehäuses ab, indem die Außenlippe, wenn das Gehäus ausgewachsen, unten eine sehr deutliche Bucht und einen gefingerten Flügel zeigt, dessen Finger anfangs rinnenförmig, zuletzt geschlossen sind. Bei einigen sind die Finger nur nach einer Seite gerichtet, bei der Teufelsklaue aber (Pterocera chiragra) nach beiden Seiten. Das Dutzend Arten, welche bekannt sind, bewohnt nur die heißen Zonen.
Die nun folgende Unterordnung hat Troschel nach der Beschaffenheit der Reibeplatte Fächerzüngler (Rhipidoglossata) genannt. Es lassen sich stets mehr als sieben Längsreihen der Platten oder Zähnchen unterscheiden und außerdem schließen sich an jede Querreihe jeder- seits noch zahlreiche schmale Blättchen an, welche fächerförmig neben einander liegen. Auf dem Rücken liegt eine große Athemhöhle, welche die aus zwei Blättern bestehende Kieme enthält. Schale und Fuß sind sehr verschieden gestaltet, doch hat erstere immer eine ganzrandige Mündung, ohne Kanal oder Ausschnitt, und letztere ist von beträchtlicher Größe. Alle hierher gehörigen Thiere sind Pflanzenfresser, welche sich meist an den felsigen Küsten aufhalten.
Nur die Familie der Neritiden enthält auch zahlreiche Bewohner des süßen Wassers, fast alle aus der Gattung Nerita. Das Thier hat einen breiten, flachen, verkehrt herzförmigen Kopf, auf dessen unterer Seite der große gefaltete Mund sitzt, und welcher zwei lange spitze Fühler trägt. Außen am Grunde derselben sitzen die Augen auf einem kurzen Stiel. Das Gehäus ist halbkugelförmig, unten flach und ungenabelt; die Mündung ganz und halb kreisrund. Der kalkige Deckel hat innen einen Fortsatz, welcher beim Verschwinden der Schale hinter den
Spindelrand greift. Man hat die im Meere lebenden Arten von den in den Teichen und Flüssen wohnenden generisch trennen wollen, allein, wie so oft, läuft auch hier die Art- und Gattungsspalterei auf eine Haarspalterei hinaus. Nahe an 300 Arten sind fast über die ganze Erde verbreitet. Davon ist in Mitteleuropa Nerita fluviatilis, die gemeine Schwimmschnecke, sehr gemein, ein etwa 4 Linien hohes, 5 Linien breites Thierchen, welches in Flüssen und Bächen, Teichen und Sümpfen an Steinen und Wasserpflanzen gefunden wird. Jhr buntes, roth oder violet gegittertes Gehäus ist zwar dünn, aber von einer, bei unsern Süßwasserconchylien ungewöhnlichen Festigkeit. Wie bei so vielen Thiergattungen, deren Arten im salzigen oder im süßen Wasser vorkommen, giebt es auch von Nerita eine Anzahl Brakwasser- Formen und solche, welche in Wässern von sehr verschiedener chemischer Beschaffenheit ausharren. Eine bloße Abart der Nerita fluviatilis ist es, welche, Nerita minor genannt, in Unzahl in den mannsfeldischen Salzseen vorkommt.
Die auffallende Erscheinung, welche wir oben von der Entwicklung von Buccinum und Purpura erwähnt, daß nämlich nur wenige Embryone sich auf Kosten der zahlreichen gelegten Eier ausbilden, wiederholt sich auch bei Nerita fluviatilis. Jn den nur 1/2 Linie großen kugligen und mit harter Schale versehenen Eikapseln*) sind 40 bis 60 Eier enthalten. Nur ein einziges davon entwickelt sich zu einem Embryo, welcher auf einer sehr frühen Stufe mit Mund und Speiseröhre versehen wird und allmälig die ganze Schaar seiner nur der Jdee nach bestehenden in Wirklichkeit aber als Dotterklumpen beharrenden Geschwister aufleckt. Er wird dadurch so groß, daß er schließlich die Kapsel ganz ausfüllt und aus ihr durch Abheben des halbkugelförmigen Deckels austritt. Er ist während seines Eilebens zwar mit einem Velum oder Segel versehen
*) Sowohl von Nerita fluviatilis als von ausländischen Arten (Nerita pulligers) wird angegeben, sie trügen ihre Eier (Eikapseln) auf dem Rücken. Die erste sehr unbestimmte Nachricht ist bei Rumph; schon O. Fr. Müller spricht jedoch seine Zweifel darüber aus und meint, es möchte irgend ein anderer Laich gewesen sein. Der erfahrene Johnston tritt ihm bei.
Schnecken. Kammkiemer.
Von Strombus weicht Pterocera nur in der Geſtalt des Gehäuſes ab, indem die Außenlippe, wenn das Gehäus ausgewachſen, unten eine ſehr deutliche Bucht und einen gefingerten Flügel zeigt, deſſen Finger anfangs rinnenförmig, zuletzt geſchloſſen ſind. Bei einigen ſind die Finger nur nach einer Seite gerichtet, bei der Teufelsklaue aber (Pterocera chiragra) nach beiden Seiten. Das Dutzend Arten, welche bekannt ſind, bewohnt nur die heißen Zonen.
Die nun folgende Unterordnung hat Troſchel nach der Beſchaffenheit der Reibeplatte Fächerzüngler (Rhipidoglossata) genannt. Es laſſen ſich ſtets mehr als ſieben Längsreihen der Platten oder Zähnchen unterſcheiden und außerdem ſchließen ſich an jede Querreihe jeder- ſeits noch zahlreiche ſchmale Blättchen an, welche fächerförmig neben einander liegen. Auf dem Rücken liegt eine große Athemhöhle, welche die aus zwei Blättern beſtehende Kieme enthält. Schale und Fuß ſind ſehr verſchieden geſtaltet, doch hat erſtere immer eine ganzrandige Mündung, ohne Kanal oder Ausſchnitt, und letztere iſt von beträchtlicher Größe. Alle hierher gehörigen Thiere ſind Pflanzenfreſſer, welche ſich meiſt an den felſigen Küſten aufhalten.
Nur die Familie der Neritiden enthält auch zahlreiche Bewohner des ſüßen Waſſers, faſt alle aus der Gattung Nerita. Das Thier hat einen breiten, flachen, verkehrt herzförmigen Kopf, auf deſſen unterer Seite der große gefaltete Mund ſitzt, und welcher zwei lange ſpitze Fühler trägt. Außen am Grunde derſelben ſitzen die Augen auf einem kurzen Stiel. Das Gehäus iſt halbkugelförmig, unten flach und ungenabelt; die Mündung ganz und halb kreisrund. Der kalkige Deckel hat innen einen Fortſatz, welcher beim Verſchwinden der Schale hinter den
Spindelrand greift. Man hat die im Meere lebenden Arten von den in den Teichen und Flüſſen wohnenden generiſch trennen wollen, allein, wie ſo oft, läuft auch hier die Art- und Gattungsſpalterei auf eine Haarſpalterei hinaus. Nahe an 300 Arten ſind faſt über die ganze Erde verbreitet. Davon iſt in Mitteleuropa Nerita fluviatilis, die gemeine Schwimmſchnecke, ſehr gemein, ein etwa 4 Linien hohes, 5 Linien breites Thierchen, welches in Flüſſen und Bächen, Teichen und Sümpfen an Steinen und Waſſerpflanzen gefunden wird. Jhr buntes, roth oder violet gegittertes Gehäus iſt zwar dünn, aber von einer, bei unſern Süßwaſſerconchylien ungewöhnlichen Feſtigkeit. Wie bei ſo vielen Thiergattungen, deren Arten im ſalzigen oder im ſüßen Waſſer vorkommen, giebt es auch von Nerita eine Anzahl Brakwaſſer- Formen und ſolche, welche in Wäſſern von ſehr verſchiedener chemiſcher Beſchaffenheit ausharren. Eine bloße Abart der Nerita fluviatilis iſt es, welche, Nerita minor genannt, in Unzahl in den mannsfeldiſchen Salzſeen vorkommt.
Die auffallende Erſcheinung, welche wir oben von der Entwicklung von Buccinum und Purpura erwähnt, daß nämlich nur wenige Embryone ſich auf Koſten der zahlreichen gelegten Eier ausbilden, wiederholt ſich auch bei Nerita fluviatilis. Jn den nur ½ Linie großen kugligen und mit harter Schale verſehenen Eikapſeln*) ſind 40 bis 60 Eier enthalten. Nur ein einziges davon entwickelt ſich zu einem Embryo, welcher auf einer ſehr frühen Stufe mit Mund und Speiſeröhre verſehen wird und allmälig die ganze Schaar ſeiner nur der Jdee nach beſtehenden in Wirklichkeit aber als Dotterklumpen beharrenden Geſchwiſter aufleckt. Er wird dadurch ſo groß, daß er ſchließlich die Kapſel ganz ausfüllt und aus ihr durch Abheben des halbkugelförmigen Deckels austritt. Er iſt während ſeines Eilebens zwar mit einem Velum oder Segel verſehen
*) Sowohl von Nerita fluviatilis als von ausländiſchen Arten (Nerita pulligers) wird angegeben, ſie trügen ihre Eier (Eikapſeln) auf dem Rücken. Die erſte ſehr unbeſtimmte Nachricht iſt bei Rumph; ſchon O. Fr. Müller ſpricht jedoch ſeine Zweifel darüber aus und meint, es möchte irgend ein anderer Laich geweſen ſein. Der erfahrene Johnſton tritt ihm bei.
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Schnecken. Kammkiemer.
Von Strombus weicht Pterocera nur in der Geſtalt des Gehäuſes ab, indem die Außenlippe,
wenn das Gehäus ausgewachſen, unten eine ſehr deutliche Bucht und einen gefingerten Flügel
zeigt, deſſen Finger anfangs rinnenförmig, zuletzt geſchloſſen ſind. Bei einigen ſind die Finger
nur nach einer Seite gerichtet, bei der Teufelsklaue aber (Pterocera chiragra) nach beiden
Seiten. Das Dutzend Arten, welche bekannt ſind, bewohnt nur die heißen Zonen.
Die nun folgende Unterordnung hat Troſchel nach der Beſchaffenheit der Reibeplatte
Fächerzüngler (Rhipidoglossata) genannt. Es laſſen ſich ſtets mehr als ſieben Längsreihen
der Platten oder Zähnchen unterſcheiden und außerdem ſchließen ſich an jede Querreihe jeder-
ſeits noch zahlreiche ſchmale Blättchen an, welche fächerförmig neben einander liegen. Auf dem
Rücken liegt eine große Athemhöhle, welche die aus zwei Blättern beſtehende Kieme enthält.
Schale und Fuß ſind ſehr verſchieden geſtaltet, doch hat erſtere immer eine ganzrandige Mündung,
ohne Kanal oder Ausſchnitt, und letztere iſt von beträchtlicher Größe. Alle hierher gehörigen
Thiere ſind Pflanzenfreſſer, welche ſich meiſt an den felſigen Küſten aufhalten.
Nur die Familie der Neritiden enthält auch zahlreiche Bewohner des ſüßen Waſſers,
faſt alle aus der Gattung Nerita. Das Thier hat einen breiten, flachen, verkehrt herzförmigen
Kopf, auf deſſen unterer Seite der große gefaltete Mund ſitzt, und welcher zwei lange ſpitze
Fühler trägt. Außen am Grunde derſelben ſitzen die Augen auf einem kurzen Stiel. Das
Gehäus iſt halbkugelförmig, unten flach und ungenabelt; die Mündung ganz und halb kreisrund.
Der kalkige Deckel hat innen einen Fortſatz, welcher beim Verſchwinden der Schale hinter den
[Abbildung Gemeine Schwimm-
ſchnecke
(Nerita fluviatilis).]
Spindelrand greift. Man hat die im Meere lebenden Arten von den in den
Teichen und Flüſſen wohnenden generiſch trennen wollen, allein, wie ſo oft,
läuft auch hier die Art- und Gattungsſpalterei auf eine Haarſpalterei hinaus.
Nahe an 300 Arten ſind faſt über die ganze Erde verbreitet. Davon iſt in
Mitteleuropa Nerita fluviatilis, die gemeine Schwimmſchnecke, ſehr gemein,
ein etwa 4 Linien hohes, 5 Linien breites Thierchen, welches in Flüſſen und
Bächen, Teichen und Sümpfen an Steinen und Waſſerpflanzen gefunden
wird. Jhr buntes, roth oder violet gegittertes Gehäus iſt zwar dünn, aber von einer, bei unſern
Süßwaſſerconchylien ungewöhnlichen Feſtigkeit. Wie bei ſo vielen Thiergattungen, deren Arten
im ſalzigen oder im ſüßen Waſſer vorkommen, giebt es auch von Nerita eine Anzahl Brakwaſſer-
Formen und ſolche, welche in Wäſſern von ſehr verſchiedener chemiſcher Beſchaffenheit ausharren.
Eine bloße Abart der Nerita fluviatilis iſt es, welche, Nerita minor genannt, in Unzahl in den
mannsfeldiſchen Salzſeen vorkommt.
Die auffallende Erſcheinung, welche wir oben von der Entwicklung von Buccinum und
Purpura erwähnt, daß nämlich nur wenige Embryone ſich auf Koſten der zahlreichen gelegten
Eier ausbilden, wiederholt ſich auch bei Nerita fluviatilis. Jn den nur ½ Linie großen kugligen
und mit harter Schale verſehenen Eikapſeln *) ſind 40 bis 60 Eier enthalten. Nur ein einziges
davon entwickelt ſich zu einem Embryo, welcher auf einer ſehr frühen Stufe mit Mund und
Speiſeröhre verſehen wird und allmälig die ganze Schaar ſeiner nur der Jdee nach beſtehenden
in Wirklichkeit aber als Dotterklumpen beharrenden Geſchwiſter aufleckt. Er wird dadurch ſo
groß, daß er ſchließlich die Kapſel ganz ausfüllt und aus ihr durch Abheben des halbkugelförmigen
Deckels austritt. Er iſt während ſeines Eilebens zwar mit einem Velum oder Segel verſehen
*) Sowohl von Nerita fluviatilis als von ausländiſchen Arten (Nerita pulligers) wird angegeben,
ſie trügen ihre Eier (Eikapſeln) auf dem Rücken. Die erſte ſehr unbeſtimmte Nachricht iſt bei Rumph;
ſchon O. Fr. Müller ſpricht jedoch ſeine Zweifel darüber aus und meint, es möchte irgend ein anderer
Laich geweſen ſein. Der erfahrene Johnſton tritt ihm bei.
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 846. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/894>, abgerufen am 23.11.2024.
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