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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869.

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Parasiten- oder Eingeweide-Schnecke.
größer die Zahl der Widerhaken an dem Eisen, je besser die Umwicklung mit Werg und je größer
die Strecke am Meeresgrund, welche von demselben durchfurcht wird, um so größer ist die Ausbeute.
Die mit dem gesuchten Körper versehenen Synapta-Stücke konnten jedesmal noch während der
Fahrt erkannt und abgesondert werden. Jch konnte auf einer Ausfahrt 1 bis höchstens 8 theils
ganze, theils verstümmelte Exemplare des Schlauchkörpers bekommen. Die Hälfte des Tages
konnte auf das Fangen, die Hälfte auf die Untersuchung verwendet werden."

Nach diesen Bemerkungen, die wir einzuflechten zur Charakterisirung der Fangmethode dieser
und anderer niederer Thiere und der Mühen, welche des Beobachters harren, nicht für überflüssig
hielten, gehen wir nun endlich zur näheren Beschreibung der Parasiten-Schnecke über. Wir
folgen natürlich Baur, zum Theil wörtlich. Die Abbildung ist auf Seite 875.

Der als parasitisches Wesen und zwar als eine Schnecke zu betrachtende Körper (F) ist
gestreckt und cylindrisch; weder Rücken und Bauch, noch rechte und linke Seite sind zu unter-
scheiden. Er ist ohne Anhänge. Das Vorderende ist knopfförmig (a); der Leib ist unregelmäßig
spiralig gedreht. Die Färbung der Körperoberfläche ist ein bräunliches Gelb, wodurch es leicht
wird, das Wesen durch die farblose und durchscheinende Leibeswand der Synapta hindurch zu
erkennen. Durchschnittlich ist der ganze Schlauch 1 Zoll lang. Dieser Schlauch ist nun in
eigenthümlicher Weise organisirt. Er besitzt am knopfförmigen Ende eine Mundöffnung, welche
in einen, den vorderen Körpertheil einnehmenden und blind endigenden Darm (a -- b) führt.
Der zweite, mittlere Cylinderabschnitt enthält einen sehr ausgedehnten Eierstock mit einer Eiweiß-
drüse (b -- c). Darauf folgt ein Raum (F), in welchem die sich vom Eierstock loslösenden
Eier reifen. Jn der kugelförmigen Anschwellung (e) reift der Samen, und das offene Körperende
gestattet den Geschlechtsprodukten freien Austritt in den Leibesraum der Synapten. Nach dem
zoologischen Adam Riese sind diese im innigen Zusammenhange stehenden Theile ausreichend,
ein Ganzes zu bilden, ein Thier für sich. Dasselbe ist aber in ganz eigenthümlicher Weise an
die Eingeweide der Synapta befestigt. Unsere Abbildung B zeigt ein geöffnetes Stück der
Synapta, A ist die Leibeswand derselben, B eine Hautfalte, welche den Darm C in seiner Lage
erhält und den Rücken der Synapta bestimmt. D ist das an der Rückenseite, E das an der
Bauchseite des Darmes verlaufende Blutgefäß. Jn dieses letztere nun, und zwar immer in
nächster Nähe des Magens, ist das Kopfende des Schlauches mit seiner knopfförmigen Anschwellung
derart eingesenkt, daß es eine förmliche Verwachsung, ein unmittelbarer organischer Zusammenhang
zu sein scheint, und Johannes Müller in der That deshalb eine Hervorbringung des Schlauches
durch die Holothurie annahm. Es ist jedoch nichts als eine rein mechanische Befestigung, wie
wir sie bei vielen Schmarotzern (z. B. Peltogaster, siehe oben Seite 670) eben so eng, ja sogar
enger finden. Kurz der Schlauchkörper hängt an dem Blutgefäß der Synapta, und er ernährt
sich parasitisch vermittelst seiner Mundöffnung und seiner Darmhöhle von dem Blute der Synapta.

Die Bewegungen des schlauchförmigen Thieres, welche man beobachten kann, beschränken sich
darauf, daß, wenn man die Synapta im frischen Zustande aufschneidet, es seinen Körper krümmt
und langsam verkürzt, indem es eine dichter gewundene Korkzieherform annimmt. Von allen
Lebenserscheinungen aber, welche der Schlauchkörper darbietet, sind diejenigen, welche sich auf die
Fortpflanzung beziehen, die wichtigsten und am meisten hervortretenden. Die Synapta und ihr
Parasit sind in der Zeit der Fortpflanzung völlig unabhängig von einander. Johannes
Müller
wußte den Gang der Entwicklung der Synapta noch nicht; Baur hat ihn vollständig
dargelegt, und gezeigt, daß die Synapta sich nur im Frühjahr fortpflanzt, während er den
Schlauchkörper in allen Monaten, außer im Winter, seine Brut hervorbringen sah. Der Laich
des Schlauchkörpers, welcher sich in dessen Leibeshöhle entwickelt, besteht aus einer großen Menge
einzelner Brutkugeln (Abbildung B, d), deren jede circa 20 Eier oder Embryonen enthält. Jn
verschiedenen Exemplaren findet man die Brutmasse in verschiedenen Stadien der Entwicklung.
Jn einem und demselben Schlauchkörper findet man aber immer die ganze Brutmasse genau auf

Paraſiten- oder Eingeweide-Schnecke.
größer die Zahl der Widerhaken an dem Eiſen, je beſſer die Umwicklung mit Werg und je größer
die Strecke am Meeresgrund, welche von demſelben durchfurcht wird, um ſo größer iſt die Ausbeute.
Die mit dem geſuchten Körper verſehenen Synapta-Stücke konnten jedesmal noch während der
Fahrt erkannt und abgeſondert werden. Jch konnte auf einer Ausfahrt 1 bis höchſtens 8 theils
ganze, theils verſtümmelte Exemplare des Schlauchkörpers bekommen. Die Hälfte des Tages
konnte auf das Fangen, die Hälfte auf die Unterſuchung verwendet werden.“

Nach dieſen Bemerkungen, die wir einzuflechten zur Charakteriſirung der Fangmethode dieſer
und anderer niederer Thiere und der Mühen, welche des Beobachters harren, nicht für überflüſſig
hielten, gehen wir nun endlich zur näheren Beſchreibung der Paraſiten-Schnecke über. Wir
folgen natürlich Baur, zum Theil wörtlich. Die Abbildung iſt auf Seite 875.

Der als paraſitiſches Weſen und zwar als eine Schnecke zu betrachtende Körper (F) iſt
geſtreckt und cylindriſch; weder Rücken und Bauch, noch rechte und linke Seite ſind zu unter-
ſcheiden. Er iſt ohne Anhänge. Das Vorderende iſt knopfförmig (a); der Leib iſt unregelmäßig
ſpiralig gedreht. Die Färbung der Körperoberfläche iſt ein bräunliches Gelb, wodurch es leicht
wird, das Weſen durch die farbloſe und durchſcheinende Leibeswand der Synapta hindurch zu
erkennen. Durchſchnittlich iſt der ganze Schlauch 1 Zoll lang. Dieſer Schlauch iſt nun in
eigenthümlicher Weiſe organiſirt. Er beſitzt am knopfförmigen Ende eine Mundöffnung, welche
in einen, den vorderen Körpertheil einnehmenden und blind endigenden Darm (a — b) führt.
Der zweite, mittlere Cylinderabſchnitt enthält einen ſehr ausgedehnten Eierſtock mit einer Eiweiß-
drüſe (b — c). Darauf folgt ein Raum (F), in welchem die ſich vom Eierſtock loslöſenden
Eier reifen. Jn der kugelförmigen Anſchwellung (e) reift der Samen, und das offene Körperende
geſtattet den Geſchlechtsprodukten freien Austritt in den Leibesraum der Synapten. Nach dem
zoologiſchen Adam Rieſe ſind dieſe im innigen Zuſammenhange ſtehenden Theile ausreichend,
ein Ganzes zu bilden, ein Thier für ſich. Daſſelbe iſt aber in ganz eigenthümlicher Weiſe an
die Eingeweide der Synapta befeſtigt. Unſere Abbildung B zeigt ein geöffnetes Stück der
Synapta, A iſt die Leibeswand derſelben, B eine Hautfalte, welche den Darm C in ſeiner Lage
erhält und den Rücken der Synapta beſtimmt. D iſt das an der Rückenſeite, E das an der
Bauchſeite des Darmes verlaufende Blutgefäß. Jn dieſes letztere nun, und zwar immer in
nächſter Nähe des Magens, iſt das Kopfende des Schlauches mit ſeiner knopfförmigen Anſchwellung
derart eingeſenkt, daß es eine förmliche Verwachſung, ein unmittelbarer organiſcher Zuſammenhang
zu ſein ſcheint, und Johannes Müller in der That deshalb eine Hervorbringung des Schlauches
durch die Holothurie annahm. Es iſt jedoch nichts als eine rein mechaniſche Befeſtigung, wie
wir ſie bei vielen Schmarotzern (z. B. Peltogaster, ſiehe oben Seite 670) eben ſo eng, ja ſogar
enger finden. Kurz der Schlauchkörper hängt an dem Blutgefäß der Synapta, und er ernährt
ſich paraſitiſch vermittelſt ſeiner Mundöffnung und ſeiner Darmhöhle von dem Blute der Synapta.

Die Bewegungen des ſchlauchförmigen Thieres, welche man beobachten kann, beſchränken ſich
darauf, daß, wenn man die Synapta im friſchen Zuſtande aufſchneidet, es ſeinen Körper krümmt
und langſam verkürzt, indem es eine dichter gewundene Korkzieherform annimmt. Von allen
Lebenserſcheinungen aber, welche der Schlauchkörper darbietet, ſind diejenigen, welche ſich auf die
Fortpflanzung beziehen, die wichtigſten und am meiſten hervortretenden. Die Synapta und ihr
Paraſit ſind in der Zeit der Fortpflanzung völlig unabhängig von einander. Johannes
Müller
wußte den Gang der Entwicklung der Synapta noch nicht; Baur hat ihn vollſtändig
dargelegt, und gezeigt, daß die Synapta ſich nur im Frühjahr fortpflanzt, während er den
Schlauchkörper in allen Monaten, außer im Winter, ſeine Brut hervorbringen ſah. Der Laich
des Schlauchkörpers, welcher ſich in deſſen Leibeshöhle entwickelt, beſteht aus einer großen Menge
einzelner Brutkugeln (Abbildung B, d), deren jede circa 20 Eier oder Embryonen enthält. Jn
verſchiedenen Exemplaren findet man die Brutmaſſe in verſchiedenen Stadien der Entwicklung.
Jn einem und demſelben Schlauchkörper findet man aber immer die ganze Brutmaſſe genau auf

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[877/0925] Paraſiten- oder Eingeweide-Schnecke. größer die Zahl der Widerhaken an dem Eiſen, je beſſer die Umwicklung mit Werg und je größer die Strecke am Meeresgrund, welche von demſelben durchfurcht wird, um ſo größer iſt die Ausbeute. Die mit dem geſuchten Körper verſehenen Synapta-Stücke konnten jedesmal noch während der Fahrt erkannt und abgeſondert werden. Jch konnte auf einer Ausfahrt 1 bis höchſtens 8 theils ganze, theils verſtümmelte Exemplare des Schlauchkörpers bekommen. Die Hälfte des Tages konnte auf das Fangen, die Hälfte auf die Unterſuchung verwendet werden.“ Nach dieſen Bemerkungen, die wir einzuflechten zur Charakteriſirung der Fangmethode dieſer und anderer niederer Thiere und der Mühen, welche des Beobachters harren, nicht für überflüſſig hielten, gehen wir nun endlich zur näheren Beſchreibung der Paraſiten-Schnecke über. Wir folgen natürlich Baur, zum Theil wörtlich. Die Abbildung iſt auf Seite 875. Der als paraſitiſches Weſen und zwar als eine Schnecke zu betrachtende Körper (F) iſt geſtreckt und cylindriſch; weder Rücken und Bauch, noch rechte und linke Seite ſind zu unter- ſcheiden. Er iſt ohne Anhänge. Das Vorderende iſt knopfförmig (a); der Leib iſt unregelmäßig ſpiralig gedreht. Die Färbung der Körperoberfläche iſt ein bräunliches Gelb, wodurch es leicht wird, das Weſen durch die farbloſe und durchſcheinende Leibeswand der Synapta hindurch zu erkennen. Durchſchnittlich iſt der ganze Schlauch 1 Zoll lang. Dieſer Schlauch iſt nun in eigenthümlicher Weiſe organiſirt. Er beſitzt am knopfförmigen Ende eine Mundöffnung, welche in einen, den vorderen Körpertheil einnehmenden und blind endigenden Darm (a — b) führt. Der zweite, mittlere Cylinderabſchnitt enthält einen ſehr ausgedehnten Eierſtock mit einer Eiweiß- drüſe (b — c). Darauf folgt ein Raum (F), in welchem die ſich vom Eierſtock loslöſenden Eier reifen. Jn der kugelförmigen Anſchwellung (e) reift der Samen, und das offene Körperende geſtattet den Geſchlechtsprodukten freien Austritt in den Leibesraum der Synapten. Nach dem zoologiſchen Adam Rieſe ſind dieſe im innigen Zuſammenhange ſtehenden Theile ausreichend, ein Ganzes zu bilden, ein Thier für ſich. Daſſelbe iſt aber in ganz eigenthümlicher Weiſe an die Eingeweide der Synapta befeſtigt. Unſere Abbildung B zeigt ein geöffnetes Stück der Synapta, A iſt die Leibeswand derſelben, B eine Hautfalte, welche den Darm C in ſeiner Lage erhält und den Rücken der Synapta beſtimmt. D iſt das an der Rückenſeite, E das an der Bauchſeite des Darmes verlaufende Blutgefäß. Jn dieſes letztere nun, und zwar immer in nächſter Nähe des Magens, iſt das Kopfende des Schlauches mit ſeiner knopfförmigen Anſchwellung derart eingeſenkt, daß es eine förmliche Verwachſung, ein unmittelbarer organiſcher Zuſammenhang zu ſein ſcheint, und Johannes Müller in der That deshalb eine Hervorbringung des Schlauches durch die Holothurie annahm. Es iſt jedoch nichts als eine rein mechaniſche Befeſtigung, wie wir ſie bei vielen Schmarotzern (z. B. Peltogaster, ſiehe oben Seite 670) eben ſo eng, ja ſogar enger finden. Kurz der Schlauchkörper hängt an dem Blutgefäß der Synapta, und er ernährt ſich paraſitiſch vermittelſt ſeiner Mundöffnung und ſeiner Darmhöhle von dem Blute der Synapta. Die Bewegungen des ſchlauchförmigen Thieres, welche man beobachten kann, beſchränken ſich darauf, daß, wenn man die Synapta im friſchen Zuſtande aufſchneidet, es ſeinen Körper krümmt und langſam verkürzt, indem es eine dichter gewundene Korkzieherform annimmt. Von allen Lebenserſcheinungen aber, welche der Schlauchkörper darbietet, ſind diejenigen, welche ſich auf die Fortpflanzung beziehen, die wichtigſten und am meiſten hervortretenden. Die Synapta und ihr Paraſit ſind in der Zeit der Fortpflanzung völlig unabhängig von einander. Johannes Müller wußte den Gang der Entwicklung der Synapta noch nicht; Baur hat ihn vollſtändig dargelegt, und gezeigt, daß die Synapta ſich nur im Frühjahr fortpflanzt, während er den Schlauchkörper in allen Monaten, außer im Winter, ſeine Brut hervorbringen ſah. Der Laich des Schlauchkörpers, welcher ſich in deſſen Leibeshöhle entwickelt, beſteht aus einer großen Menge einzelner Brutkugeln (Abbildung B, d), deren jede circa 20 Eier oder Embryonen enthält. Jn verſchiedenen Exemplaren findet man die Brutmaſſe in verſchiedenen Stadien der Entwicklung. Jn einem und demſelben Schlauchkörper findet man aber immer die ganze Brutmaſſe genau auf

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 877. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/925>, abgerufen am 29.06.2024.