Stiele (e). Zwischen ihnen erhebt sich der Kopftheil (d) mit der Mundspalte (b). Zu beiden Seiten derselben bemerken wir zwei mit Häkchen besetzte Zapfen (c), ebenfalls eine Eigenthümlich-
[Abbildung]
Fast reife Larve von Pneumodermon. Stark vergrößert.
keit der ausgewachsenen Pneumodermen. Jm gewöhnlichen Zustande der Ruhe sind diese Zapfen wie Handschuhfinger eingestülpt. Wenn sie aus- gestülpt und starr aufgerichtet sind, eignen sie sich als Vertheidigungs- und Angriffswaffen, doch liegen über ihren Gebrauch direkte Beobachtungen nicht vor. Bei allen Arten verschwindet der mittlere Reifen (a'), bei den meisten auch der dritte (a"), an dessen Stelle dann die Kiemen- lappen treten.
Fügen wir nun noch einige Mittheilungen über das Leben der Flossenfüßer im Allgemeinen hinzu. Sie sind über alle Meere vom Eismeer bis zum Aequator verbreitet und vorzugsweise auf dem hohen Meere anzutreffen. Jhr Vor- kommen an den Küsten, z. B. bei Nizza und Messina ist vorzugsweise durch Meeresströmungen bedingt. Jm Mittelländischen Meere sind sie zwar vielfach mitten am Tage an der Oberfläche des Meeres gefangen, dennoch können die meisten Nacht- oder Dämmerungsthiere genannt werden und namentlich scheint in den südlichen Breiten ihr Erscheinen an das Verschwinden des direkten Sonnenlichtes geknüpft zu sein. Der französische Naturforscher d'Orbigny, der sie anhaltend in den tropischen Meeren beobachtete, erzählt, daß er nie so glücklich gewesen, ein einziges Eremplar bei Tage zu fangen. Aber, sagt er, gegen 5 Uhr Abends, bei bedecktem Himmel, fangen 2 oder 3 Arten, besonders Hyalea in ihren eigenthümlichen Verbreitungsbezirken an, an der Wasser- oberfläche zu erscheinen. Kommt nun die Dämmerung, so kann man in großen Massen die kleineren Arten der verschiedenen Kielfüßer und Flossenfüßer erhalten. Die großen Arten erscheinen aber erst, nachdem die Nacht sich völlig herabgesenkt. Dann zeigen sich die Pneumodermen, die Clionen und die großen Arten der Cleodoren. Einige Arten, z. B. Hyalea balantium (jetzt Balantium als Gattung) im Meerbusen von Guinea, kommen sogar nur bei ausnehmend dunklen Nächten. Bald darauf verschwinden in der Reihe, wie sie gekommen, die kleinen Arten; die großen thun desgleichen, und etwas später, gegen Mitternacht bemerkt man nur noch einzelne Jndividuen, welche den Rückzug versäumt haben. Eins und das andere ist wohl auch bis gegen Morgen geblieben; aber nach Sonnenaufgang sucht das Auge sowohl an der Oberfläche als bis zu der Tiefe, wohin es dringen kann, vergeblich nach einem Flossenfüßer. Jede Art richtet sich in ihrem Erscheinen und Verschwinden nach bestimmten Stunden oder vielmehr nach bestimmten Graden der Dunkelheit.
d'Orbigny glaubte aus diesen Gewohnheiten schließen zu müssen, daß jede Art in einer bestimmten Tiefe sich aufhalte, wo die Lichtstärke bis zu einem gewissen Grade abgeschwächt sei. Jede Art würde an der Oberfläche erscheinen, wenn hier ungefähr dieselbe Dunkelheit herrschte, die, wenn die Sonne über dem Horizont ist, über jener Zone ausgebreitet wäre, wo das Thier sich aufhält. Wenn die Pteropoden die ganze Nacht an der Meeresoberfläche blieben, könnte man
Schnecken. Ruderſchnecken.
Stiele (e). Zwiſchen ihnen erhebt ſich der Kopftheil (d) mit der Mundſpalte (b). Zu beiden Seiten derſelben bemerken wir zwei mit Häkchen beſetzte Zapfen (c), ebenfalls eine Eigenthümlich-
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Faſt reife Larve von Pneumodermon. Stark vergrößert.
keit der ausgewachſenen Pneumodermen. Jm gewöhnlichen Zuſtande der Ruhe ſind dieſe Zapfen wie Handſchuhfinger eingeſtülpt. Wenn ſie aus- geſtülpt und ſtarr aufgerichtet ſind, eignen ſie ſich als Vertheidigungs- und Angriffswaffen, doch liegen über ihren Gebrauch direkte Beobachtungen nicht vor. Bei allen Arten verſchwindet der mittlere Reifen (a′), bei den meiſten auch der dritte (a″), an deſſen Stelle dann die Kiemen- lappen treten.
Fügen wir nun noch einige Mittheilungen über das Leben der Floſſenfüßer im Allgemeinen hinzu. Sie ſind über alle Meere vom Eismeer bis zum Aequator verbreitet und vorzugsweiſe auf dem hohen Meere anzutreffen. Jhr Vor- kommen an den Küſten, z. B. bei Nizza und Meſſina iſt vorzugsweiſe durch Meeresſtrömungen bedingt. Jm Mittelländiſchen Meere ſind ſie zwar vielfach mitten am Tage an der Oberfläche des Meeres gefangen, dennoch können die meiſten Nacht- oder Dämmerungsthiere genannt werden und namentlich ſcheint in den ſüdlichen Breiten ihr Erſcheinen an das Verſchwinden des direkten Sonnenlichtes geknüpft zu ſein. Der franzöſiſche Naturforſcher d’Orbigny, der ſie anhaltend in den tropiſchen Meeren beobachtete, erzählt, daß er nie ſo glücklich geweſen, ein einziges Eremplar bei Tage zu fangen. Aber, ſagt er, gegen 5 Uhr Abends, bei bedecktem Himmel, fangen 2 oder 3 Arten, beſonders Hyalea in ihren eigenthümlichen Verbreitungsbezirken an, an der Waſſer- oberfläche zu erſcheinen. Kommt nun die Dämmerung, ſo kann man in großen Maſſen die kleineren Arten der verſchiedenen Kielfüßer und Floſſenfüßer erhalten. Die großen Arten erſcheinen aber erſt, nachdem die Nacht ſich völlig herabgeſenkt. Dann zeigen ſich die Pneumodermen, die Clionen und die großen Arten der Cleodoren. Einige Arten, z. B. Hyalea balantium (jetzt Balantium als Gattung) im Meerbuſen von Guinea, kommen ſogar nur bei ausnehmend dunklen Nächten. Bald darauf verſchwinden in der Reihe, wie ſie gekommen, die kleinen Arten; die großen thun desgleichen, und etwas ſpäter, gegen Mitternacht bemerkt man nur noch einzelne Jndividuen, welche den Rückzug verſäumt haben. Eins und das andere iſt wohl auch bis gegen Morgen geblieben; aber nach Sonnenaufgang ſucht das Auge ſowohl an der Oberfläche als bis zu der Tiefe, wohin es dringen kann, vergeblich nach einem Floſſenfüßer. Jede Art richtet ſich in ihrem Erſcheinen und Verſchwinden nach beſtimmten Stunden oder vielmehr nach beſtimmten Graden der Dunkelheit.
d’Orbigny glaubte aus dieſen Gewohnheiten ſchließen zu müſſen, daß jede Art in einer beſtimmten Tiefe ſich aufhalte, wo die Lichtſtärke bis zu einem gewiſſen Grade abgeſchwächt ſei. Jede Art würde an der Oberfläche erſcheinen, wenn hier ungefähr dieſelbe Dunkelheit herrſchte, die, wenn die Sonne über dem Horizont iſt, über jener Zone ausgebreitet wäre, wo das Thier ſich aufhält. Wenn die Pteropoden die ganze Nacht an der Meeresoberfläche blieben, könnte man
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Stiele (e). Zwiſchen ihnen erhebt ſich der Kopftheil (d) mit der Mundſpalte (b). Zu beiden
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[Abbildung Faſt reife Larve von Pneumodermon. Stark vergrößert.]
keit der ausgewachſenen Pneumodermen. Jm
gewöhnlichen Zuſtande der Ruhe ſind dieſe Zapfen
wie Handſchuhfinger eingeſtülpt. Wenn ſie aus-
geſtülpt und ſtarr aufgerichtet ſind, eignen ſie ſich
als Vertheidigungs- und Angriffswaffen, doch
liegen über ihren Gebrauch direkte Beobachtungen
nicht vor. Bei allen Arten verſchwindet der
mittlere Reifen (a′), bei den meiſten auch der
dritte (a″), an deſſen Stelle dann die Kiemen-
lappen treten.
Fügen wir nun noch einige Mittheilungen
über das Leben der Floſſenfüßer im Allgemeinen
hinzu. Sie ſind über alle Meere vom Eismeer
bis zum Aequator verbreitet und vorzugsweiſe
auf dem hohen Meere anzutreffen. Jhr Vor-
kommen an den Küſten, z. B. bei Nizza und
Meſſina iſt vorzugsweiſe durch Meeresſtrömungen
bedingt. Jm Mittelländiſchen Meere ſind ſie
zwar vielfach mitten am Tage an der Oberfläche
des Meeres gefangen, dennoch können die meiſten
Nacht- oder Dämmerungsthiere genannt werden
und namentlich ſcheint in den ſüdlichen Breiten
ihr Erſcheinen an das Verſchwinden des direkten
Sonnenlichtes geknüpft zu ſein. Der franzöſiſche Naturforſcher d’Orbigny, der ſie anhaltend in
den tropiſchen Meeren beobachtete, erzählt, daß er nie ſo glücklich geweſen, ein einziges Eremplar
bei Tage zu fangen. Aber, ſagt er, gegen 5 Uhr Abends, bei bedecktem Himmel, fangen 2 oder
3 Arten, beſonders Hyalea in ihren eigenthümlichen Verbreitungsbezirken an, an der Waſſer-
oberfläche zu erſcheinen. Kommt nun die Dämmerung, ſo kann man in großen Maſſen die
kleineren Arten der verſchiedenen Kielfüßer und Floſſenfüßer erhalten. Die großen Arten erſcheinen
aber erſt, nachdem die Nacht ſich völlig herabgeſenkt. Dann zeigen ſich die Pneumodermen,
die Clionen und die großen Arten der Cleodoren. Einige Arten, z. B. Hyalea balantium (jetzt
Balantium als Gattung) im Meerbuſen von Guinea, kommen ſogar nur bei ausnehmend dunklen
Nächten. Bald darauf verſchwinden in der Reihe, wie ſie gekommen, die kleinen Arten; die
großen thun desgleichen, und etwas ſpäter, gegen Mitternacht bemerkt man nur noch einzelne
Jndividuen, welche den Rückzug verſäumt haben. Eins und das andere iſt wohl auch bis gegen
Morgen geblieben; aber nach Sonnenaufgang ſucht das Auge ſowohl an der Oberfläche als bis
zu der Tiefe, wohin es dringen kann, vergeblich nach einem Floſſenfüßer. Jede Art richtet ſich
in ihrem Erſcheinen und Verſchwinden nach beſtimmten Stunden oder vielmehr nach beſtimmten
Graden der Dunkelheit.
d’Orbigny glaubte aus dieſen Gewohnheiten ſchließen zu müſſen, daß jede Art in einer
beſtimmten Tiefe ſich aufhalte, wo die Lichtſtärke bis zu einem gewiſſen Grade abgeſchwächt ſei.
Jede Art würde an der Oberfläche erſcheinen, wenn hier ungefähr dieſelbe Dunkelheit herrſchte,
die, wenn die Sonne über dem Horizont iſt, über jener Zone ausgebreitet wäre, wo das Thier
ſich aufhält. Wenn die Pteropoden die ganze Nacht an der Meeresoberfläche blieben, könnte man
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 884. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/932>, abgerufen am 23.11.2024.
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