Bremscheid, Matthias von. Der christliche Mann in seinem Glauben und Leben. Mainz, 1901.Unkeuschen, die theuern Fesseln ihrer Sünden zu brechen Doch der Auftrag scheint uns noch um so schwie- Aber dann haben diese Männer vielleicht in Athen Unkeuschen, die theuern Fesseln ihrer Sünden zu brechen Doch der Auftrag scheint uns noch um so schwie- Aber dann haben diese Männer vielleicht in Athen <TEI> <text> <body> <div n="5"> <div n="1"> <p><pb facs="#f0106" xml:id="B836_001_1901_pb0094_0001" n="94"/> Unkeuschen, die theuern Fesseln ihrer Sünden zu brechen<lb/> und ihr Fleisch sammt seinen Lüsten zu kreuzigen.<lb/> Welche heftige Widersprüche werden solche Lehren und<lb/> Anforderungen überall hervorrufen? auf welch' unüber-<lb/> windliche Abneigung und welch' flammenden Zorn muß<lb/> eine solche Predigt überall stoßen, zumal bei Völkern,<lb/> die stolz waren auf ihre Macht und Bildung, auf ihre<lb/> glänzenden Siege und großartigen Eroberungen, und<lb/> die sich jeglicher Ausschweifung hingaben?</p> <p>Doch der Auftrag scheint uns noch um so schwie-<lb/> riger, ja muß uns, bloß menschlich betrachtet, als ab-<lb/> solut unausführbar vorkommen, wenn man die kleine<lb/> Anzahl Männer betrachtet, denen derselbe ertheilt wird.<lb/> Sind es vielleicht Söhne von mächtigen Fürsten oder<lb/> berühmten Staatsmännern und Feldherrn, die über<lb/> große Summen Geld oder über Millionen tapferer<lb/> Soldaten verfügen; Männer, denen allein schon ihre<lb/> vornehme Abkunft ein hohes Ansehen und bedeutenden<lb/> Einfluß sichert? Nein; es sind ja Söhne armer Eltern,<lb/> die kaum in einem kleinen Städtchen oder Marktflecken<lb/> gekannt sind. Weder Gold noch Silber noch anderes<lb/> Geld tragen sie in ihren Gürteln; ohne alles Besitz-<lb/> thum ziehen sie arm hinaus in die Welt, einzig und<lb/> allein angewiesen auf die Barmherzigkeit ihrer Mit-<lb/> menschen. Wie dürfen diese Bettler sich träumen lassen,<lb/> die Welt zu erobern?</p> <p>Aber dann haben diese Männer vielleicht in Athen<lb/> oder in andern berühmten Städten tiefe Studien ge-<lb/> macht, sich großartige Kenntnisse und eine herrliche<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [94/0106]
Unkeuschen, die theuern Fesseln ihrer Sünden zu brechen
und ihr Fleisch sammt seinen Lüsten zu kreuzigen.
Welche heftige Widersprüche werden solche Lehren und
Anforderungen überall hervorrufen? auf welch' unüber-
windliche Abneigung und welch' flammenden Zorn muß
eine solche Predigt überall stoßen, zumal bei Völkern,
die stolz waren auf ihre Macht und Bildung, auf ihre
glänzenden Siege und großartigen Eroberungen, und
die sich jeglicher Ausschweifung hingaben?
Doch der Auftrag scheint uns noch um so schwie-
riger, ja muß uns, bloß menschlich betrachtet, als ab-
solut unausführbar vorkommen, wenn man die kleine
Anzahl Männer betrachtet, denen derselbe ertheilt wird.
Sind es vielleicht Söhne von mächtigen Fürsten oder
berühmten Staatsmännern und Feldherrn, die über
große Summen Geld oder über Millionen tapferer
Soldaten verfügen; Männer, denen allein schon ihre
vornehme Abkunft ein hohes Ansehen und bedeutenden
Einfluß sichert? Nein; es sind ja Söhne armer Eltern,
die kaum in einem kleinen Städtchen oder Marktflecken
gekannt sind. Weder Gold noch Silber noch anderes
Geld tragen sie in ihren Gürteln; ohne alles Besitz-
thum ziehen sie arm hinaus in die Welt, einzig und
allein angewiesen auf die Barmherzigkeit ihrer Mit-
menschen. Wie dürfen diese Bettler sich träumen lassen,
die Welt zu erobern?
Aber dann haben diese Männer vielleicht in Athen
oder in andern berühmten Städten tiefe Studien ge-
macht, sich großartige Kenntnisse und eine herrliche
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