Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bremscheid, Matthias von. Der christliche Mann in seinem Glauben und Leben. Mainz, 1901.

Bild:
<< vorherige Seite

zerschlagen und zerrissen werden? Wenn es aber dennoch
nicht geschieht, wenn sie, je mehr man sie schlägt, um
so größer, stärker und schöner wird und schließlich ihre
wilden, kräftigen Gegner ohnmächtig zu Boden sinken,
während sie zu einem starken Riesen herangewachsen ist,
muß man dann nicht gestehen, daß hier eine höhere
Kraft im Spiele ist, daß sich hier die Allmacht Gottes
geltend macht?

Diese schwache, diese waffenlose und doch wunder-
bar starke Jungfrau ist unsere heilige Kirche, diese
reine Braut Jesu Christi. Noch war sie ganz schwach
und klein und schon standen starke Riesen mit gezücktem
Schwerte an ihrer Wiege, aber nicht, um sie zu schützen,
sondern um es in ihr Herz zu bohren. Immer heftiger
werden die Verfolgungen der Kirche, immer größer
die Blutbäche der Christen; Millionen werden unter
den größten Qualen hingerichtet; der römische Adler
erhebt ein Wuthgeschrei gegen die junge Kirche, so stark
und mächtig, daß es in allen Welttheilen vernommen
wird. Bildung und Rohheit, Macht und List, das
scharfe Schwert und die giftige Feder, Thron und Lehr-
stuhl, Heere von Soldaten und Schaaren heidnischer
Priester, Hölle und Welt, Alles vereinigt sich zum Kampfe
gegen die Kirche. In zehn langen, blutigen, überaus
grausamen Verfolgungen suchen die mächtigen Welt-
beherrscher Roms mit allen Mitteln sie zu vernichten
und vom Erdboden verschwinden zu machen. Und in
allen diesen Verfolgungen steht die Kirche da ohne
irdische Hilfe. Sie hat keine Heere, die für sie in

zerschlagen und zerrissen werden? Wenn es aber dennoch
nicht geschieht, wenn sie, je mehr man sie schlägt, um
so größer, stärker und schöner wird und schließlich ihre
wilden, kräftigen Gegner ohnmächtig zu Boden sinken,
während sie zu einem starken Riesen herangewachsen ist,
muß man dann nicht gestehen, daß hier eine höhere
Kraft im Spiele ist, daß sich hier die Allmacht Gottes
geltend macht?

Diese schwache, diese waffenlose und doch wunder-
bar starke Jungfrau ist unsere heilige Kirche, diese
reine Braut Jesu Christi. Noch war sie ganz schwach
und klein und schon standen starke Riesen mit gezücktem
Schwerte an ihrer Wiege, aber nicht, um sie zu schützen,
sondern um es in ihr Herz zu bohren. Immer heftiger
werden die Verfolgungen der Kirche, immer größer
die Blutbäche der Christen; Millionen werden unter
den größten Qualen hingerichtet; der römische Adler
erhebt ein Wuthgeschrei gegen die junge Kirche, so stark
und mächtig, daß es in allen Welttheilen vernommen
wird. Bildung und Rohheit, Macht und List, das
scharfe Schwert und die giftige Feder, Thron und Lehr-
stuhl, Heere von Soldaten und Schaaren heidnischer
Priester, Hölle und Welt, Alles vereinigt sich zum Kampfe
gegen die Kirche. In zehn langen, blutigen, überaus
grausamen Verfolgungen suchen die mächtigen Welt-
beherrscher Roms mit allen Mitteln sie zu vernichten
und vom Erdboden verschwinden zu machen. Und in
allen diesen Verfolgungen steht die Kirche da ohne
irdische Hilfe. Sie hat keine Heere, die für sie in

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="5">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0110" xml:id="B836_001_1901_pb0098_0001" n="98"/>
zerschlagen und zerrissen werden? Wenn es aber dennoch<lb/>
nicht geschieht, wenn sie, je mehr man sie schlägt, um<lb/>
so größer, stärker und schöner wird und schließlich ihre<lb/>
wilden, kräftigen Gegner ohnmächtig zu Boden sinken,<lb/>
während sie zu einem starken Riesen herangewachsen ist,<lb/>
muß man dann nicht gestehen, daß hier eine höhere<lb/>
Kraft im Spiele ist, daß sich hier die Allmacht Gottes<lb/>
geltend macht?</p>
          <p>Diese schwache, diese waffenlose und doch wunder-<lb/>
bar starke Jungfrau ist unsere heilige Kirche, diese<lb/>
reine Braut Jesu Christi. Noch war sie ganz schwach<lb/>
und klein und schon standen starke Riesen mit gezücktem<lb/>
Schwerte an ihrer Wiege, aber nicht, um sie zu schützen,<lb/>
sondern um es in ihr Herz zu bohren. Immer heftiger<lb/>
werden die Verfolgungen der Kirche, immer größer<lb/>
die Blutbäche der Christen; Millionen werden unter<lb/>
den größten Qualen hingerichtet; der römische Adler<lb/>
erhebt ein Wuthgeschrei gegen die junge Kirche, so stark<lb/>
und mächtig, daß es in allen Welttheilen vernommen<lb/>
wird. Bildung und Rohheit, Macht und List, das<lb/>
scharfe Schwert und die giftige Feder, Thron und Lehr-<lb/>
stuhl, Heere von Soldaten und Schaaren heidnischer<lb/>
Priester, Hölle und Welt, Alles vereinigt sich zum Kampfe<lb/>
gegen die Kirche. In zehn langen, blutigen, überaus<lb/>
grausamen Verfolgungen suchen die mächtigen Welt-<lb/>
beherrscher Roms mit allen Mitteln sie zu vernichten<lb/>
und vom Erdboden verschwinden zu machen. Und in<lb/>
allen diesen Verfolgungen steht die Kirche da ohne<lb/>
irdische Hilfe. Sie hat keine Heere, die für sie in<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[98/0110] zerschlagen und zerrissen werden? Wenn es aber dennoch nicht geschieht, wenn sie, je mehr man sie schlägt, um so größer, stärker und schöner wird und schließlich ihre wilden, kräftigen Gegner ohnmächtig zu Boden sinken, während sie zu einem starken Riesen herangewachsen ist, muß man dann nicht gestehen, daß hier eine höhere Kraft im Spiele ist, daß sich hier die Allmacht Gottes geltend macht? Diese schwache, diese waffenlose und doch wunder- bar starke Jungfrau ist unsere heilige Kirche, diese reine Braut Jesu Christi. Noch war sie ganz schwach und klein und schon standen starke Riesen mit gezücktem Schwerte an ihrer Wiege, aber nicht, um sie zu schützen, sondern um es in ihr Herz zu bohren. Immer heftiger werden die Verfolgungen der Kirche, immer größer die Blutbäche der Christen; Millionen werden unter den größten Qualen hingerichtet; der römische Adler erhebt ein Wuthgeschrei gegen die junge Kirche, so stark und mächtig, daß es in allen Welttheilen vernommen wird. Bildung und Rohheit, Macht und List, das scharfe Schwert und die giftige Feder, Thron und Lehr- stuhl, Heere von Soldaten und Schaaren heidnischer Priester, Hölle und Welt, Alles vereinigt sich zum Kampfe gegen die Kirche. In zehn langen, blutigen, überaus grausamen Verfolgungen suchen die mächtigen Welt- beherrscher Roms mit allen Mitteln sie zu vernichten und vom Erdboden verschwinden zu machen. Und in allen diesen Verfolgungen steht die Kirche da ohne irdische Hilfe. Sie hat keine Heere, die für sie in

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Weitere Informationen:

Dieses Werk stammt vom Projekt Digitization Lifecycle am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung.

Anmerkungen zur Transkription:

Bei der Zeichenerkennung wurde nach Vorgabe des DLC modernisiert.

In Absprache mit dem MPI wurden die folgenden Aspekte der Vorlage nicht erfasst:

  • Bogensignaturen und Kustoden
  • Kolumnentitel
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterscheide zugunsten der Identifizierung von titleParts verzichtet.
  • Bei Textpassagen, die als Abschnittsüberschrift ausgeweisen werden können, wird auf die zusätzliche Auszeichnung des Layouts verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.

Es wurden alle Anführungszeichen übernommen und die Zitate zusätzlich mit q ausgezeichnet.

Weiche und harte Zeilentrennungen werden identisch als 002D übernommen. Der Zeilenumbruch selbst über lb ausgezeichnet.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bremscheid_mann_1901
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bremscheid_mann_1901/110
Zitationshilfe: Bremscheid, Matthias von. Der christliche Mann in seinem Glauben und Leben. Mainz, 1901, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bremscheid_mann_1901/110>, abgerufen am 24.11.2024.