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Bremscheid, Matthias von. Der christliche Mann in seinem Glauben und Leben. Mainz, 1901.

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hintreten kannst. Ringst du dann mit dem Tode und
liegst du in den letzten Zügen, so ruft sie in wahrhaft
ergreifenden Worten zum dreieinigen Gott und zu den
Engeln und Heiligen des Himmels um Gnade und
Barmherzigkeit für dich.

Bist du endlich gestorben, so legt sie deinen Leich-
nam unter heiligen und bedeutungsvollen Ceremonien
und Gebeten in die geweihte Erde und pflanzt auf
dem Grab das heilige Kreuz, das Zeichen unserer
Hoffnung und unseres Heiles; doch in ihrem Herzen
lebt das Andenken an dich und die Liebe zu dir noch
fort. Nach Jahren, wo du vielleicht von den
theuersten Angehörigen schon ganz vergessen bist und
sonst Niemand deiner mehr gedenkt, legt die Kirche noch
täglich am Altare beim hochheiligen Meßopfer Fürbitte
für dich ein und steht zu Gott, er möge dir das ewige
Licht leuchten lassen und dir die ewige Ruhe schenken.
Ist das nicht die beste, die treueste, die liebevollste
Mutter? Sollten wir einer solchen Mutter nicht
willigen Gehorsam und tiefe Ehrfurcht freudig ent-
gegenbringen? Sollte ihr Wille nicht unser Wille, ihre
Wonne nicht unsere Wonne, ihr Schmerz aber und die
Schmach, die man ihr zufügt, nicht auch unser Schmerz
und unsere Schmach sein? Sollte nicht jede Faser
unseres Herzens ihr in treuester Liebe angehören?

Als die große Kaiserin Maria Theresia, allerwärts
umdrängt von Feinden, nirgends mehr eine sichere Stätte
hatte, trat sie, geschmückt mit der Krone des heiligen
Stephan und umgürtet mit dessen Schwerte, in jugend-

hintreten kannst. Ringst du dann mit dem Tode und
liegst du in den letzten Zügen, so ruft sie in wahrhaft
ergreifenden Worten zum dreieinigen Gott und zu den
Engeln und Heiligen des Himmels um Gnade und
Barmherzigkeit für dich.

Bist du endlich gestorben, so legt sie deinen Leich-
nam unter heiligen und bedeutungsvollen Ceremonien
und Gebeten in die geweihte Erde und pflanzt auf
dem Grab das heilige Kreuz, das Zeichen unserer
Hoffnung und unseres Heiles; doch in ihrem Herzen
lebt das Andenken an dich und die Liebe zu dir noch
fort. Nach Jahren, wo du vielleicht von den
theuersten Angehörigen schon ganz vergessen bist und
sonst Niemand deiner mehr gedenkt, legt die Kirche noch
täglich am Altare beim hochheiligen Meßopfer Fürbitte
für dich ein und steht zu Gott, er möge dir das ewige
Licht leuchten lassen und dir die ewige Ruhe schenken.
Ist das nicht die beste, die treueste, die liebevollste
Mutter? Sollten wir einer solchen Mutter nicht
willigen Gehorsam und tiefe Ehrfurcht freudig ent-
gegenbringen? Sollte ihr Wille nicht unser Wille, ihre
Wonne nicht unsere Wonne, ihr Schmerz aber und die
Schmach, die man ihr zufügt, nicht auch unser Schmerz
und unsere Schmach sein? Sollte nicht jede Faser
unseres Herzens ihr in treuester Liebe angehören?

Als die große Kaiserin Maria Theresia, allerwärts
umdrängt von Feinden, nirgends mehr eine sichere Stätte
hatte, trat sie, geschmückt mit der Krone des heiligen
Stephan und umgürtet mit dessen Schwerte, in jugend-

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[122/0134] hintreten kannst. Ringst du dann mit dem Tode und liegst du in den letzten Zügen, so ruft sie in wahrhaft ergreifenden Worten zum dreieinigen Gott und zu den Engeln und Heiligen des Himmels um Gnade und Barmherzigkeit für dich. Bist du endlich gestorben, so legt sie deinen Leich- nam unter heiligen und bedeutungsvollen Ceremonien und Gebeten in die geweihte Erde und pflanzt auf dem Grab das heilige Kreuz, das Zeichen unserer Hoffnung und unseres Heiles; doch in ihrem Herzen lebt das Andenken an dich und die Liebe zu dir noch fort. Nach Jahren, wo du vielleicht von den theuersten Angehörigen schon ganz vergessen bist und sonst Niemand deiner mehr gedenkt, legt die Kirche noch täglich am Altare beim hochheiligen Meßopfer Fürbitte für dich ein und steht zu Gott, er möge dir das ewige Licht leuchten lassen und dir die ewige Ruhe schenken. Ist das nicht die beste, die treueste, die liebevollste Mutter? Sollten wir einer solchen Mutter nicht willigen Gehorsam und tiefe Ehrfurcht freudig ent- gegenbringen? Sollte ihr Wille nicht unser Wille, ihre Wonne nicht unsere Wonne, ihr Schmerz aber und die Schmach, die man ihr zufügt, nicht auch unser Schmerz und unsere Schmach sein? Sollte nicht jede Faser unseres Herzens ihr in treuester Liebe angehören? Als die große Kaiserin Maria Theresia, allerwärts umdrängt von Feinden, nirgends mehr eine sichere Stätte hatte, trat sie, geschmückt mit der Krone des heiligen Stephan und umgürtet mit dessen Schwerte, in jugend-

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Zitationshilfe: Bremscheid, Matthias von. Der christliche Mann in seinem Glauben und Leben. Mainz, 1901, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bremscheid_mann_1901/134>, abgerufen am 24.11.2024.