Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bremscheid, Matthias von. Der christliche Mann in seinem Glauben und Leben. Mainz, 1901.

Bild:
<< vorherige Seite

einfältige blöde Mensch sieht nicht die Klippen, auf die
er mit vollen Segeln hinsteuert; er sieht nicht, wie still
und unscheinbar sein Geschäft Schaden leidet, der mit-
unter das Zehnfache des Sonntagsgewinnes ist. Das
weise Sprüchlein aber sagt:

"Was du thust, thu mit Bedacht, Und gib fein auf den Ausgang acht."

"Der Ausgang der Sonntagsentheiligung ist nicht
schwer zu prophezeien für Leute, die Ohren haben zu
hören und Verstand es zu verstehen. Aber der Geld-
narr hat keines von Beiden; für vernünftige Menschen
aber sage ich also: Wer ist denn klüger, gescheidter und
vorsichtiger, Gott der Herr oder der Mensch, sei er
Schuster, Schneider, Fabriksherr oder Professor? Offen-
bar Gott der Herr. Und wer von beiden weiß denn
also gründlicher, was dem Menschen besser ist, Sonn-
tagsruhe oder Sonntagsarbeit? Natürlich doch Gott
der Herr."

Dieser eine Gedanke sollte schon hinreichen, jeden
Christen von der Entheiligung des Sonntags abzuhalten.
Doch da jetzt leider immer mehr am Sonntage ge-
arbeitet wird, und die Vergnügungssucht immer mehr an
den Gott geweihten Tagen ihr Unwesen treibt, so ist es
heilsam, ja nothwendig, unsere Männerwelt etwas näher
auf das große Verderben hinzuweisen, welches die Ent-
heiligung des Sonntags für die christliche Gesellschaft
mit sich bringt. Hier kommt es ja auch wieder auf
die Männer an. Halten unsere Männer den Sonntag

einfältige blöde Mensch sieht nicht die Klippen, auf die
er mit vollen Segeln hinsteuert; er sieht nicht, wie still
und unscheinbar sein Geschäft Schaden leidet, der mit-
unter das Zehnfache des Sonntagsgewinnes ist. Das
weise Sprüchlein aber sagt:

„Was du thust, thu mit Bedacht, Und gib fein auf den Ausgang acht.“

„Der Ausgang der Sonntagsentheiligung ist nicht
schwer zu prophezeien für Leute, die Ohren haben zu
hören und Verstand es zu verstehen. Aber der Geld-
narr hat keines von Beiden; für vernünftige Menschen
aber sage ich also: Wer ist denn klüger, gescheidter und
vorsichtiger, Gott der Herr oder der Mensch, sei er
Schuster, Schneider, Fabriksherr oder Professor? Offen-
bar Gott der Herr. Und wer von beiden weiß denn
also gründlicher, was dem Menschen besser ist, Sonn-
tagsruhe oder Sonntagsarbeit? Natürlich doch Gott
der Herr.“

Dieser eine Gedanke sollte schon hinreichen, jeden
Christen von der Entheiligung des Sonntags abzuhalten.
Doch da jetzt leider immer mehr am Sonntage ge-
arbeitet wird, und die Vergnügungssucht immer mehr an
den Gott geweihten Tagen ihr Unwesen treibt, so ist es
heilsam, ja nothwendig, unsere Männerwelt etwas näher
auf das große Verderben hinzuweisen, welches die Ent-
heiligung des Sonntags für die christliche Gesellschaft
mit sich bringt. Hier kommt es ja auch wieder auf
die Männer an. Halten unsere Männer den Sonntag

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="6">
        <p>
          <q><pb facs="#f0137" xml:id="B836_001_1901_pb0125_0001" n="125"/>
einfältige blöde Mensch sieht nicht die Klippen, auf die<lb/>
er mit vollen Segeln hinsteuert; er sieht nicht, wie still<lb/>
und unscheinbar sein Geschäft Schaden leidet, der mit-<lb/>
unter das Zehnfache des Sonntagsgewinnes ist. Das<lb/>
weise Sprüchlein aber sagt:</q>
        </p>
        <lg>
          <l>
            <q>&#x201E;Was du thust, thu mit Bedacht,</q>
          </l>
          <l>
            <q>Und gib fein auf den <hi rendition="#g">Ausgang</hi> acht.&#x201C;</q>
          </l>
        </lg>
        <p>
          <q>&#x201E;Der Ausgang der Sonntagsentheiligung ist nicht<lb/>
schwer zu prophezeien für Leute, die Ohren haben zu<lb/>
hören und Verstand es zu verstehen. Aber der Geld-<lb/>
narr hat keines von Beiden; für vernünftige Menschen<lb/>
aber sage ich also: Wer ist denn klüger, gescheidter und<lb/>
vorsichtiger, Gott der Herr oder der Mensch, sei er<lb/>
Schuster, Schneider, Fabriksherr oder Professor? Offen-<lb/>
bar Gott der Herr. Und wer von beiden weiß denn<lb/>
also gründlicher, was dem Menschen besser ist, Sonn-<lb/>
tagsruhe oder Sonntagsarbeit? Natürlich doch Gott<lb/>
der Herr.&#x201C;</q>
        </p>
        <p>Dieser eine Gedanke sollte schon hinreichen, jeden<lb/>
Christen von der Entheiligung des Sonntags abzuhalten.<lb/>
Doch da jetzt leider immer mehr am Sonntage ge-<lb/>
arbeitet wird, und die Vergnügungssucht immer mehr an<lb/>
den Gott geweihten Tagen ihr Unwesen treibt, so ist es<lb/>
heilsam, ja nothwendig, unsere Männerwelt etwas näher<lb/>
auf das große Verderben hinzuweisen, welches die Ent-<lb/>
heiligung des Sonntags für die christliche Gesellschaft<lb/>
mit sich bringt. Hier kommt es ja auch wieder auf<lb/>
die Männer an. Halten unsere Männer den Sonntag<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[125/0137] einfältige blöde Mensch sieht nicht die Klippen, auf die er mit vollen Segeln hinsteuert; er sieht nicht, wie still und unscheinbar sein Geschäft Schaden leidet, der mit- unter das Zehnfache des Sonntagsgewinnes ist. Das weise Sprüchlein aber sagt: „Was du thust, thu mit Bedacht, Und gib fein auf den Ausgang acht.“ „Der Ausgang der Sonntagsentheiligung ist nicht schwer zu prophezeien für Leute, die Ohren haben zu hören und Verstand es zu verstehen. Aber der Geld- narr hat keines von Beiden; für vernünftige Menschen aber sage ich also: Wer ist denn klüger, gescheidter und vorsichtiger, Gott der Herr oder der Mensch, sei er Schuster, Schneider, Fabriksherr oder Professor? Offen- bar Gott der Herr. Und wer von beiden weiß denn also gründlicher, was dem Menschen besser ist, Sonn- tagsruhe oder Sonntagsarbeit? Natürlich doch Gott der Herr.“ Dieser eine Gedanke sollte schon hinreichen, jeden Christen von der Entheiligung des Sonntags abzuhalten. Doch da jetzt leider immer mehr am Sonntage ge- arbeitet wird, und die Vergnügungssucht immer mehr an den Gott geweihten Tagen ihr Unwesen treibt, so ist es heilsam, ja nothwendig, unsere Männerwelt etwas näher auf das große Verderben hinzuweisen, welches die Ent- heiligung des Sonntags für die christliche Gesellschaft mit sich bringt. Hier kommt es ja auch wieder auf die Männer an. Halten unsere Männer den Sonntag

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Weitere Informationen:

Dieses Werk stammt vom Projekt Digitization Lifecycle am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung.

Anmerkungen zur Transkription:

Bei der Zeichenerkennung wurde nach Vorgabe des DLC modernisiert.

In Absprache mit dem MPI wurden die folgenden Aspekte der Vorlage nicht erfasst:

  • Bogensignaturen und Kustoden
  • Kolumnentitel
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterscheide zugunsten der Identifizierung von titleParts verzichtet.
  • Bei Textpassagen, die als Abschnittsüberschrift ausgeweisen werden können, wird auf die zusätzliche Auszeichnung des Layouts verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.

Es wurden alle Anführungszeichen übernommen und die Zitate zusätzlich mit q ausgezeichnet.

Weiche und harte Zeilentrennungen werden identisch als 002D übernommen. Der Zeilenumbruch selbst über lb ausgezeichnet.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bremscheid_mann_1901
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bremscheid_mann_1901/137
Zitationshilfe: Bremscheid, Matthias von. Der christliche Mann in seinem Glauben und Leben. Mainz, 1901, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bremscheid_mann_1901/137>, abgerufen am 24.11.2024.