der Grund jeder sittlichen Vorschrift, der Richter und Bestrafer jeder Sünde, der Belohner, ja der Lohn selbst für jegliche Tugend und treue Pflichterfüllung ist. Er muß seinen schwachen und wankelmüthigen Willen stärken durch die göttliche Gnade, daß er auch in Augen- blicken, wo die Reize der Sinnlichkeit sein Herz bethören wollen, in Stunden ernster Gefahr, wo Lust und Ge- winn ihm lockend vorschweben, der Tugend und Pflicht treu bleibt. Denn in solchen kritischen Augenblicken ist die Kraft des eigenen Willens nur ein schwaches Schilfrohr, das zerbricht, wenn man sich auf dasselbe stützen will.
Wenn der christliche Mann nach Vorschrift der Kirche den Sonntag heiligt, dann wird er dadurch an- geleitet zu einem sittlich guten Leben. Durch Predigt und Christenlehre wird er unterrichtet über seine Pflichten gegen Gott, gegen sich selbst und seine Mitmenschen und werden ihm die kräftigsten Beweggründe zur Tugend und zur Meidung der Sünde an's Herz ge- legt. Durch andächtiges Gebet, durch fromme Anhörung der heiligen Messe und durch den guten Empfang der heiligen Sakramente wird er mit himmlischer Kraft ausgerüstet, Stand zu halten in den Schwierigkeiten, Versuchungen und Gefahren, die sich dem christlichen Leben entgegensehen.
"Wo dagegen soll der Mensch die höhere Erkennt- niß Gottes und seines letzten Zieles schöpfen, wo die in der Jugend erlangte im Gedächtnisse wieder auf- frischen, wo soll er die übernatürlichen Beweggründe,
der Grund jeder sittlichen Vorschrift, der Richter und Bestrafer jeder Sünde, der Belohner, ja der Lohn selbst für jegliche Tugend und treue Pflichterfüllung ist. Er muß seinen schwachen und wankelmüthigen Willen stärken durch die göttliche Gnade, daß er auch in Augen- blicken, wo die Reize der Sinnlichkeit sein Herz bethören wollen, in Stunden ernster Gefahr, wo Lust und Ge- winn ihm lockend vorschweben, der Tugend und Pflicht treu bleibt. Denn in solchen kritischen Augenblicken ist die Kraft des eigenen Willens nur ein schwaches Schilfrohr, das zerbricht, wenn man sich auf dasselbe stützen will.
Wenn der christliche Mann nach Vorschrift der Kirche den Sonntag heiligt, dann wird er dadurch an- geleitet zu einem sittlich guten Leben. Durch Predigt und Christenlehre wird er unterrichtet über seine Pflichten gegen Gott, gegen sich selbst und seine Mitmenschen und werden ihm die kräftigsten Beweggründe zur Tugend und zur Meidung der Sünde an's Herz ge- legt. Durch andächtiges Gebet, durch fromme Anhörung der heiligen Messe und durch den guten Empfang der heiligen Sakramente wird er mit himmlischer Kraft ausgerüstet, Stand zu halten in den Schwierigkeiten, Versuchungen und Gefahren, die sich dem christlichen Leben entgegensehen.
„Wo dagegen soll der Mensch die höhere Erkennt- niß Gottes und seines letzten Zieles schöpfen, wo die in der Jugend erlangte im Gedächtnisse wieder auf- frischen, wo soll er die übernatürlichen Beweggründe,
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der Grund jeder sittlichen Vorschrift, der Richter und
Bestrafer jeder Sünde, der Belohner, ja der Lohn selbst
für jegliche Tugend und treue Pflichterfüllung ist. Er
muß seinen schwachen und wankelmüthigen Willen
stärken durch die göttliche Gnade, daß er auch in Augen-
blicken, wo die Reize der Sinnlichkeit sein Herz bethören
wollen, in Stunden ernster Gefahr, wo Lust und Ge-
winn ihm lockend vorschweben, der Tugend und Pflicht
treu bleibt. Denn in solchen kritischen Augenblicken
ist die Kraft des eigenen Willens nur ein schwaches
Schilfrohr, das zerbricht, wenn man sich auf dasselbe
stützen will.
Wenn der christliche Mann nach Vorschrift der
Kirche den Sonntag heiligt, dann wird er dadurch an-
geleitet zu einem sittlich guten Leben. Durch Predigt
und Christenlehre wird er unterrichtet über seine Pflichten
gegen Gott, gegen sich selbst und seine Mitmenschen
und werden ihm die kräftigsten Beweggründe zur
Tugend und zur Meidung der Sünde an's Herz ge-
legt. Durch andächtiges Gebet, durch fromme Anhörung
der heiligen Messe und durch den guten Empfang der
heiligen Sakramente wird er mit himmlischer Kraft
ausgerüstet, Stand zu halten in den Schwierigkeiten,
Versuchungen und Gefahren, die sich dem christlichen
Leben entgegensehen.
„Wo dagegen soll der Mensch die höhere Erkennt-
niß Gottes und seines letzten Zieles schöpfen, wo die
in der Jugend erlangte im Gedächtnisse wieder auf-
frischen, wo soll er die übernatürlichen Beweggründe,
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Bremscheid, Matthias von. Der christliche Mann in seinem Glauben und Leben. Mainz, 1901, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bremscheid_mann_1901/146>, abgerufen am 24.11.2024.
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