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Bremscheid, Matthias von. Der christliche Mann in seinem Glauben und Leben. Mainz, 1901.

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heiligen Messe beiwohnt, wenn es die Arbeiten und
Geschäfte erlauben; denn er ist der festen Ueberzeugung,
daß dies kein Nachtheil für sein Hauswesen sei, son-
dern demselben den Segen Gottes bringe. Mit heiliger
Strenge wehrt er jeder sittlichen Gefahr in seinem
Hause; er duldet keine Dienstboten, Gesellen und Ar-
beiter, die ein böses Beispiel geben und durch ihre
Reden, ihre Grundsätze und ihr Betragen auf den
guten christlichen Geist seiner Familie nachtheilig ein-
wirken könnten. Darum ist er wachsam und schreitet
mit Entschiedenheit ein, wo es noththut. O wären
doch all' unsere Männer und Väter solche Hausherren,
wie gut wäre es dann bald überall mit den Familien
bestellt, wie würden Tugend und christliche Sitten in
denselben herrlich aufblühen zum Heile der Menschheit!

Als der große deutsche Kaiser Rudolph von Habs-
burg, dessen Regierung für unser Vaterland eine lange
Zeit des Friedens und Glückes brachte, gekrönt werden
sollte, war kein Scepter zugegen. Doch der Kaiser kam
deshalb nicht in Verlegenheit; er nahm das Kruzifix,
welches auf dem Tische stand, und sprach begeistert:
"Das soll mein Scepter sein." So stand er da, der
fromme, muthige und herrliche Kaiser, die funkelnde
Krone auf dem Haupte, das Kreuz in der starken Hand.
Und er, der gläubig und andächtig zum Kreuze auf-
schaute und seine Völker nach der Lehre des Gekreu-
zigten lenkte, hat gut, überaus segensreich unser Deutsch-
land regiert. Mit ähnlichem Segen wird auch jeder
Familienvater sein Haus regieren, der das Kreuz zu

heiligen Messe beiwohnt, wenn es die Arbeiten und
Geschäfte erlauben; denn er ist der festen Ueberzeugung,
daß dies kein Nachtheil für sein Hauswesen sei, son-
dern demselben den Segen Gottes bringe. Mit heiliger
Strenge wehrt er jeder sittlichen Gefahr in seinem
Hause; er duldet keine Dienstboten, Gesellen und Ar-
beiter, die ein böses Beispiel geben und durch ihre
Reden, ihre Grundsätze und ihr Betragen auf den
guten christlichen Geist seiner Familie nachtheilig ein-
wirken könnten. Darum ist er wachsam und schreitet
mit Entschiedenheit ein, wo es noththut. O wären
doch all' unsere Männer und Väter solche Hausherren,
wie gut wäre es dann bald überall mit den Familien
bestellt, wie würden Tugend und christliche Sitten in
denselben herrlich aufblühen zum Heile der Menschheit!

Als der große deutsche Kaiser Rudolph von Habs-
burg, dessen Regierung für unser Vaterland eine lange
Zeit des Friedens und Glückes brachte, gekrönt werden
sollte, war kein Scepter zugegen. Doch der Kaiser kam
deshalb nicht in Verlegenheit; er nahm das Kruzifix,
welches auf dem Tische stand, und sprach begeistert:
„Das soll mein Scepter sein.“ So stand er da, der
fromme, muthige und herrliche Kaiser, die funkelnde
Krone auf dem Haupte, das Kreuz in der starken Hand.
Und er, der gläubig und andächtig zum Kreuze auf-
schaute und seine Völker nach der Lehre des Gekreu-
zigten lenkte, hat gut, überaus segensreich unser Deutsch-
land regiert. Mit ähnlichem Segen wird auch jeder
Familienvater sein Haus regieren, der das Kreuz zu

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[202/0214] heiligen Messe beiwohnt, wenn es die Arbeiten und Geschäfte erlauben; denn er ist der festen Ueberzeugung, daß dies kein Nachtheil für sein Hauswesen sei, son- dern demselben den Segen Gottes bringe. Mit heiliger Strenge wehrt er jeder sittlichen Gefahr in seinem Hause; er duldet keine Dienstboten, Gesellen und Ar- beiter, die ein böses Beispiel geben und durch ihre Reden, ihre Grundsätze und ihr Betragen auf den guten christlichen Geist seiner Familie nachtheilig ein- wirken könnten. Darum ist er wachsam und schreitet mit Entschiedenheit ein, wo es noththut. O wären doch all' unsere Männer und Väter solche Hausherren, wie gut wäre es dann bald überall mit den Familien bestellt, wie würden Tugend und christliche Sitten in denselben herrlich aufblühen zum Heile der Menschheit! Als der große deutsche Kaiser Rudolph von Habs- burg, dessen Regierung für unser Vaterland eine lange Zeit des Friedens und Glückes brachte, gekrönt werden sollte, war kein Scepter zugegen. Doch der Kaiser kam deshalb nicht in Verlegenheit; er nahm das Kruzifix, welches auf dem Tische stand, und sprach begeistert: „Das soll mein Scepter sein.“ So stand er da, der fromme, muthige und herrliche Kaiser, die funkelnde Krone auf dem Haupte, das Kreuz in der starken Hand. Und er, der gläubig und andächtig zum Kreuze auf- schaute und seine Völker nach der Lehre des Gekreu- zigten lenkte, hat gut, überaus segensreich unser Deutsch- land regiert. Mit ähnlichem Segen wird auch jeder Familienvater sein Haus regieren, der das Kreuz zu

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Zitationshilfe: Bremscheid, Matthias von. Der christliche Mann in seinem Glauben und Leben. Mainz, 1901, S. 202. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bremscheid_mann_1901/214>, abgerufen am 10.05.2024.