Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bremscheid, Matthias von. Der christliche Mann in seinem Glauben und Leben. Mainz, 1901.

Bild:
<< vorherige Seite

seinem Panier erwählt und durch Wort, That und
Beispiel die Seinigen zur Treue gegen Jesus Christus
anleitet. Tugend, Friede und Glück werden unter der
Leitung und Führung eines solchen Hausherrn aufblühen.

" Die Hand thu' auf." Mit diesen Worten
wird der Familie die christliche Wohlthätigkeit empfohlen.
Eine kluge und geregelte Wohlthätigkeit bringt dem
zeitlichen Wohlstand durchaus keinen Nachtheil. Ein
Landmann geht im Frühjahr über seinen Acker hin
und wirft mit voller Hand verschwenderisch Getreide
um sich. Da tritt ein Wanderer an ihn heran und
spricht: "Willst du denn durchaus verarmen? Wozu
denn diese leichtsinnige Verschleuderung deiner vielen
Fruchtkörner? Nimm sie doch und trage sie in die
Mühle, damit du dir kräftiges Brod aus denselben be-
reiten kannst."
Aber der Landmann sieht den Sprecher
erstaunt an und erwiedert: "Schweige, du unwissender
Mensch, und sei nicht gar zu besorgt um mich. Von
jedem Samenkorne, das ich jetzt ausstreue, hoffe ich
eine dreißig-, vierzig-, ja fünfzigfältige Frucht zu
ernten. Schon sehe ich im Geiste die blühenden Halme,
die herrlich wogende Saat, die reichen, vollen Garben,
die ich freudig in meine Scheune fahren werde."

Aehnlich ist es auch mit dem Almosen, das Jemand
nach seinen Vermögensverhältnissen aus Liebe zu
Gott dem darbenden Mitmenschen reicht. Es bringt
dem Wohlthäter und seiner Familie den Segen Gottes.
" Wer dem Armen gibt, dem wird nichts
mangeln; wer aber von einem Bittenden

seinem Panier erwählt und durch Wort, That und
Beispiel die Seinigen zur Treue gegen Jesus Christus
anleitet. Tugend, Friede und Glück werden unter der
Leitung und Führung eines solchen Hausherrn aufblühen.

Die Hand thu' auf.“ Mit diesen Worten
wird der Familie die christliche Wohlthätigkeit empfohlen.
Eine kluge und geregelte Wohlthätigkeit bringt dem
zeitlichen Wohlstand durchaus keinen Nachtheil. Ein
Landmann geht im Frühjahr über seinen Acker hin
und wirft mit voller Hand verschwenderisch Getreide
um sich. Da tritt ein Wanderer an ihn heran und
spricht: „Willst du denn durchaus verarmen? Wozu
denn diese leichtsinnige Verschleuderung deiner vielen
Fruchtkörner? Nimm sie doch und trage sie in die
Mühle, damit du dir kräftiges Brod aus denselben be-
reiten kannst.“
Aber der Landmann sieht den Sprecher
erstaunt an und erwiedert: „Schweige, du unwissender
Mensch, und sei nicht gar zu besorgt um mich. Von
jedem Samenkorne, das ich jetzt ausstreue, hoffe ich
eine dreißig–, vierzig–, ja fünfzigfältige Frucht zu
ernten. Schon sehe ich im Geiste die blühenden Halme,
die herrlich wogende Saat, die reichen, vollen Garben,
die ich freudig in meine Scheune fahren werde.“

Aehnlich ist es auch mit dem Almosen, das Jemand
nach seinen Vermögensverhältnissen aus Liebe zu
Gott dem darbenden Mitmenschen reicht. Es bringt
dem Wohlthäter und seiner Familie den Segen Gottes.
Wer dem Armen gibt, dem wird nichts
mangeln; wer aber von einem Bittenden

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="8">
        <div n="3">
          <p><pb facs="#f0215" xml:id="B836_001_1901_pb0203_0001" n="203"/>
seinem Panier erwählt und durch Wort, That und<lb/>
Beispiel die Seinigen zur Treue gegen Jesus Christus<lb/>
anleitet. Tugend, Friede und Glück werden unter der<lb/>
Leitung und Führung eines solchen Hausherrn aufblühen.</p>
          <p><q>&#x201E; <hi rendition="#g">Die Hand thu' auf</hi>.&#x201C;</q> Mit diesen Worten<lb/>
wird der Familie die christliche Wohlthätigkeit empfohlen.<lb/>
Eine kluge und geregelte Wohlthätigkeit bringt dem<lb/>
zeitlichen Wohlstand durchaus keinen Nachtheil. Ein<lb/>
Landmann geht im Frühjahr über seinen Acker hin<lb/>
und wirft mit voller Hand verschwenderisch Getreide<lb/>
um sich. Da tritt ein Wanderer an ihn heran und<lb/>
spricht: <q>&#x201E;Willst du denn durchaus verarmen? Wozu<lb/>
denn diese leichtsinnige Verschleuderung deiner vielen<lb/>
Fruchtkörner? Nimm sie doch und trage sie in die<lb/>
Mühle, damit du dir kräftiges Brod aus denselben be-<lb/>
reiten kannst.&#x201C;</q> Aber der Landmann sieht den Sprecher<lb/>
erstaunt an und erwiedert: <q>&#x201E;Schweige, du unwissender<lb/>
Mensch, und sei nicht gar zu besorgt um mich. Von<lb/>
jedem Samenkorne, das ich jetzt ausstreue, hoffe ich<lb/>
eine dreißig&#x2013;, vierzig&#x2013;, ja fünfzigfältige Frucht zu<lb/>
ernten. Schon sehe ich im Geiste die blühenden Halme,<lb/>
die herrlich wogende Saat, die reichen, vollen Garben,<lb/>
die ich freudig in meine Scheune fahren werde.&#x201C;</q></p>
          <p>Aehnlich ist es auch mit dem Almosen, das Jemand<lb/>
nach seinen Vermögensverhältnissen aus Liebe zu<lb/>
Gott dem darbenden Mitmenschen reicht. Es bringt<lb/>
dem Wohlthäter und seiner Familie den Segen Gottes.<lb/><q>&#x201E; <hi rendition="#g">Wer dem Armen gibt, dem wird nichts<lb/>
mangeln; wer aber von einem Bittenden<lb/></hi></q></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[203/0215] seinem Panier erwählt und durch Wort, That und Beispiel die Seinigen zur Treue gegen Jesus Christus anleitet. Tugend, Friede und Glück werden unter der Leitung und Führung eines solchen Hausherrn aufblühen. „ Die Hand thu' auf.“ Mit diesen Worten wird der Familie die christliche Wohlthätigkeit empfohlen. Eine kluge und geregelte Wohlthätigkeit bringt dem zeitlichen Wohlstand durchaus keinen Nachtheil. Ein Landmann geht im Frühjahr über seinen Acker hin und wirft mit voller Hand verschwenderisch Getreide um sich. Da tritt ein Wanderer an ihn heran und spricht: „Willst du denn durchaus verarmen? Wozu denn diese leichtsinnige Verschleuderung deiner vielen Fruchtkörner? Nimm sie doch und trage sie in die Mühle, damit du dir kräftiges Brod aus denselben be- reiten kannst.“ Aber der Landmann sieht den Sprecher erstaunt an und erwiedert: „Schweige, du unwissender Mensch, und sei nicht gar zu besorgt um mich. Von jedem Samenkorne, das ich jetzt ausstreue, hoffe ich eine dreißig–, vierzig–, ja fünfzigfältige Frucht zu ernten. Schon sehe ich im Geiste die blühenden Halme, die herrlich wogende Saat, die reichen, vollen Garben, die ich freudig in meine Scheune fahren werde.“ Aehnlich ist es auch mit dem Almosen, das Jemand nach seinen Vermögensverhältnissen aus Liebe zu Gott dem darbenden Mitmenschen reicht. Es bringt dem Wohlthäter und seiner Familie den Segen Gottes. „ Wer dem Armen gibt, dem wird nichts mangeln; wer aber von einem Bittenden

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Weitere Informationen:

Dieses Werk stammt vom Projekt Digitization Lifecycle am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung.

Anmerkungen zur Transkription:

Bei der Zeichenerkennung wurde nach Vorgabe des DLC modernisiert.

In Absprache mit dem MPI wurden die folgenden Aspekte der Vorlage nicht erfasst:

  • Bogensignaturen und Kustoden
  • Kolumnentitel
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterscheide zugunsten der Identifizierung von titleParts verzichtet.
  • Bei Textpassagen, die als Abschnittsüberschrift ausgeweisen werden können, wird auf die zusätzliche Auszeichnung des Layouts verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.

Es wurden alle Anführungszeichen übernommen und die Zitate zusätzlich mit q ausgezeichnet.

Weiche und harte Zeilentrennungen werden identisch als 002D übernommen. Der Zeilenumbruch selbst über lb ausgezeichnet.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bremscheid_mann_1901
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bremscheid_mann_1901/215
Zitationshilfe: Bremscheid, Matthias von. Der christliche Mann in seinem Glauben und Leben. Mainz, 1901, S. 203. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bremscheid_mann_1901/215>, abgerufen am 10.05.2024.