Flüche und Gotteslästerungen kommen über ihre ent- weihte und gottlose Zunge; bei jeder Gelegenheit ver- heißen sie sich und schwören falsch und unnöthiger Weise. Und sind es nicht besonders die unmäßigen und trunk- süchtigen Männer, die den Sonntag, den Tag des Herrn, entehren und schänden? Am Sonntage vor Allem sollten sie Gott den Tribut ihrer Liebe und An- betung darbringen, und an keinem Tage der Woche lästern und beleidigen sie ihn so sehr wie an diesem. Am Sonntage wenigstens sollten sie ihrer unsterblichen Seele sich erbarmen und sich wieder in dem Vorsatze erneuern, für ihr ewiges Heil eifrig Sorge zu tragen, und gerade an diesem Tage arbeiten und verstricken sie ihre arme Seele immer mehr in Sünde und sittliches Elend hinein. Der hehre, heilige Sonntag, der für uns und die ganze Gesellschaft ein reicher Segen und eine große Wohlthat ist, wird für diese Männer zum Fluche und Verderben, ein Tag der Sünde und des Satans, nicht ein Tag des Herrn und seiner Liebe. - Wie das dritte, so ist dem Trunksüchtigen auch das vierte Gebot nicht heilig. Kann ein Kind den Eltern mehr Kummer und Verdruß machen, kann es dieselben undankbarer und roher behandeln, als dies gewöhnlich ein trunksüchtiger Sohn thut? Ist es nicht schon oft vorgekommen, daß ein solcher an die eigenen Eltern die Hand angelegt, daß er den eigenen Vater oder die eigene Mutter blutig geschlagen hat? Das Laster der Trunksucht ertödtet mit der Zeit alle edlen kindlichen Gefühle in dem Herzen des Sohnes. So könnte man
Flüche und Gotteslästerungen kommen über ihre ent- weihte und gottlose Zunge; bei jeder Gelegenheit ver- heißen sie sich und schwören falsch und unnöthiger Weise. Und sind es nicht besonders die unmäßigen und trunk- süchtigen Männer, die den Sonntag, den Tag des Herrn, entehren und schänden? Am Sonntage vor Allem sollten sie Gott den Tribut ihrer Liebe und An- betung darbringen, und an keinem Tage der Woche lästern und beleidigen sie ihn so sehr wie an diesem. Am Sonntage wenigstens sollten sie ihrer unsterblichen Seele sich erbarmen und sich wieder in dem Vorsatze erneuern, für ihr ewiges Heil eifrig Sorge zu tragen, und gerade an diesem Tage arbeiten und verstricken sie ihre arme Seele immer mehr in Sünde und sittliches Elend hinein. Der hehre, heilige Sonntag, der für uns und die ganze Gesellschaft ein reicher Segen und eine große Wohlthat ist, wird für diese Männer zum Fluche und Verderben, ein Tag der Sünde und des Satans, nicht ein Tag des Herrn und seiner Liebe. – Wie das dritte, so ist dem Trunksüchtigen auch das vierte Gebot nicht heilig. Kann ein Kind den Eltern mehr Kummer und Verdruß machen, kann es dieselben undankbarer und roher behandeln, als dies gewöhnlich ein trunksüchtiger Sohn thut? Ist es nicht schon oft vorgekommen, daß ein solcher an die eigenen Eltern die Hand angelegt, daß er den eigenen Vater oder die eigene Mutter blutig geschlagen hat? Das Laster der Trunksucht ertödtet mit der Zeit alle edlen kindlichen Gefühle in dem Herzen des Sohnes. So könnte man
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Flüche und Gotteslästerungen kommen über ihre ent-
weihte und gottlose Zunge; bei jeder Gelegenheit ver-
heißen sie sich und schwören falsch und unnöthiger Weise.
Und sind es nicht besonders die unmäßigen und trunk-
süchtigen Männer, die den Sonntag, den Tag des
Herrn, entehren und schänden? Am Sonntage vor
Allem sollten sie Gott den Tribut ihrer Liebe und An-
betung darbringen, und an keinem Tage der Woche
lästern und beleidigen sie ihn so sehr wie an diesem.
Am Sonntage wenigstens sollten sie ihrer unsterblichen
Seele sich erbarmen und sich wieder in dem Vorsatze
erneuern, für ihr ewiges Heil eifrig Sorge zu tragen,
und gerade an diesem Tage arbeiten und verstricken sie
ihre arme Seele immer mehr in Sünde und sittliches
Elend hinein. Der hehre, heilige Sonntag, der für
uns und die ganze Gesellschaft ein reicher Segen und
eine große Wohlthat ist, wird für diese Männer zum
Fluche und Verderben, ein Tag der Sünde und des
Satans, nicht ein Tag des Herrn und seiner Liebe. –
Wie das dritte, so ist dem Trunksüchtigen auch das
vierte Gebot nicht heilig. Kann ein Kind den Eltern
mehr Kummer und Verdruß machen, kann es dieselben
undankbarer und roher behandeln, als dies gewöhnlich
ein trunksüchtiger Sohn thut? Ist es nicht schon oft
vorgekommen, daß ein solcher an die eigenen Eltern die
Hand angelegt, daß er den eigenen Vater oder die
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Bremscheid, Matthias von. Der christliche Mann in seinem Glauben und Leben. Mainz, 1901, S. 212. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bremscheid_mann_1901/224>, abgerufen am 21.11.2024.
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