Nacht. Das Geld besitzt ihre ganze Liebe. Nichts auf der weiten Welt ist ihnen theuerer als das Geld; sie lieben es mehr als ihr eigenes Leben, für das sie nur ganz kümmerlich sorgen. Geld ist das Ziel all' ihrer Pläne und Arbeiten; Geld, immer mehr Geld zu erwerben, das ist der einzige Zweck ihrer vielen Sorgen und Unternehmungen, mit denen sie sich beschäftigen, der Schweißtropfen, die so reichlich von ihrer Stirne fallen. Geld ist ihr einziger Stolz. Nur wer Geld besitzt, gilt etwas bei ihnen, hat Werth in ihren Augen. Darum blähen sie sich auf und sind hochmüthig, weil sie Geld besitzen, und sehen mit Ver- achtung auf Andere herab, die arm sind. Das Geld allein kann ihnen Freude und Wonne bereiten. Nichts ist im Stande, ihr Herz in so freudige Aufwallung zu bringen, als die Nachricht von einem bedeutenden Geld- gewinne; aber anderseits kann ihnen auch nichts so viel Schmerz und Trauer verursachen, als Geldverlust. Er kann sie völlig außer Fassung bringen und ihnen die schwärzesten Gedanken und Absichten nahe legen, mag dieser Verlust nach ihren Vermögensverhältnissen auch nicht besonders groß sein. Ja mehr wie einmal ist es vorgekommen, daß selbst Millionäre in einem solchen Falle Hand an's eigene Leben gelegt haben, obgleich sie trotz des Geldverlustes noch reiche Millionäre geblieben waren.
Die unordentliche Geldliebe nun bringt, wenn sie all- gemein wird, der menschlichen Gesellschaft große Nachtheile. Sie untergräbt zunächst das religiöse Leben.
Nacht. Das Geld besitzt ihre ganze Liebe. Nichts auf der weiten Welt ist ihnen theuerer als das Geld; sie lieben es mehr als ihr eigenes Leben, für das sie nur ganz kümmerlich sorgen. Geld ist das Ziel all' ihrer Pläne und Arbeiten; Geld, immer mehr Geld zu erwerben, das ist der einzige Zweck ihrer vielen Sorgen und Unternehmungen, mit denen sie sich beschäftigen, der Schweißtropfen, die so reichlich von ihrer Stirne fallen. Geld ist ihr einziger Stolz. Nur wer Geld besitzt, gilt etwas bei ihnen, hat Werth in ihren Augen. Darum blähen sie sich auf und sind hochmüthig, weil sie Geld besitzen, und sehen mit Ver- achtung auf Andere herab, die arm sind. Das Geld allein kann ihnen Freude und Wonne bereiten. Nichts ist im Stande, ihr Herz in so freudige Aufwallung zu bringen, als die Nachricht von einem bedeutenden Geld- gewinne; aber anderseits kann ihnen auch nichts so viel Schmerz und Trauer verursachen, als Geldverlust. Er kann sie völlig außer Fassung bringen und ihnen die schwärzesten Gedanken und Absichten nahe legen, mag dieser Verlust nach ihren Vermögensverhältnissen auch nicht besonders groß sein. Ja mehr wie einmal ist es vorgekommen, daß selbst Millionäre in einem solchen Falle Hand an's eigene Leben gelegt haben, obgleich sie trotz des Geldverlustes noch reiche Millionäre geblieben waren.
Die unordentliche Geldliebe nun bringt, wenn sie all- gemein wird, der menschlichen Gesellschaft große Nachtheile. Sie untergräbt zunächst das religiöse Leben.
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Nacht. Das Geld besitzt ihre ganze Liebe. Nichts auf
der weiten Welt ist ihnen theuerer als das Geld; sie
lieben es mehr als ihr eigenes Leben, für das sie nur
ganz kümmerlich sorgen. Geld ist das Ziel all' ihrer
Pläne und Arbeiten; Geld, immer mehr Geld zu
erwerben, das ist der einzige Zweck ihrer vielen
Sorgen und Unternehmungen, mit denen sie sich
beschäftigen, der Schweißtropfen, die so reichlich von
ihrer Stirne fallen. Geld ist ihr einziger Stolz. Nur
wer Geld besitzt, gilt etwas bei ihnen, hat Werth in
ihren Augen. Darum blähen sie sich auf und sind
hochmüthig, weil sie Geld besitzen, und sehen mit Ver-
achtung auf Andere herab, die arm sind. Das Geld
allein kann ihnen Freude und Wonne bereiten. Nichts
ist im Stande, ihr Herz in so freudige Aufwallung zu
bringen, als die Nachricht von einem bedeutenden Geld-
gewinne; aber anderseits kann ihnen auch nichts so viel
Schmerz und Trauer verursachen, als Geldverlust. Er
kann sie völlig außer Fassung bringen und ihnen die
schwärzesten Gedanken und Absichten nahe legen, mag
dieser Verlust nach ihren Vermögensverhältnissen auch
nicht besonders groß sein. Ja mehr wie einmal ist es
vorgekommen, daß selbst Millionäre in einem solchen
Falle Hand an's eigene Leben gelegt haben, obgleich sie
trotz des Geldverlustes noch reiche Millionäre geblieben
waren.
Die unordentliche Geldliebe nun bringt, wenn sie all-
gemein wird, der menschlichen Gesellschaft große Nachtheile.
Sie untergräbt zunächst das religiöse Leben.
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Bremscheid, Matthias von. Der christliche Mann in seinem Glauben und Leben. Mainz, 1901, S. 229. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bremscheid_mann_1901/241>, abgerufen am 21.11.2024.
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