den Gefahren des Meeres; sie bangen nicht vor Kerker und Folter; freudig unterziehen sie sich den größten Beschwerden und den schmerzlichsten Drangsalen und Verfolgungen; jubelnd sterben sie für den Namen Jesu. Niemand kann in ihnen mehr die feigen und selbst- süchtigen Jünger von früher erkennen.
Doch noch mehr. Dem Heilande, der im Leben so wenig geliebt worden, wird, nachdem er am Holze der Schmach des schmerzlichsten Todes gestorben, auch von Andern, die ihn nie gesehen und nie ein Wort mit ihm gesprochen, eine Liebe zu Theil, wie sie nie ein geschaffenes Wesen hienieden empfangen hat, und zwar in allen Ländern der Erde und zu allen Zeiten. Wer denkt hier nicht an die zahllos vielen Martyrer der ersten christlichen Jahrhunderte, die freudig Gut und Blut für Jesus zum Opfer gebracht haben? Und das waren oft Solche, die in der Welt die glänzendste Stellung einnahmen und das schönste Glück besaßen oder doch sicher hoffen durften. Im Anfange des vierten Jahrhunderts lebte in der herrlichen Weltstadt Rom eine blühende Jungfrau, die Tochter von sehr reichen und vornehmen Eltern. Der Sohn des Statthalters Prokopius faßte eine innige Neigung zu derselben und warb um ihr Herz und ihre Hand. Dieser Braut- bewerber konnte ihr Paläste, Lustgärten, Landhäuser und Alles versprechen, was die Welt bieten kann und die Menschen hochschätzen. Doch die hochherzige Jungfrau achtet auf Alles nicht und weist den hoch- angesehenen Bewerber mit folgenden entschiedenen Worten
den Gefahren des Meeres; sie bangen nicht vor Kerker und Folter; freudig unterziehen sie sich den größten Beschwerden und den schmerzlichsten Drangsalen und Verfolgungen; jubelnd sterben sie für den Namen Jesu. Niemand kann in ihnen mehr die feigen und selbst- süchtigen Jünger von früher erkennen.
Doch noch mehr. Dem Heilande, der im Leben so wenig geliebt worden, wird, nachdem er am Holze der Schmach des schmerzlichsten Todes gestorben, auch von Andern, die ihn nie gesehen und nie ein Wort mit ihm gesprochen, eine Liebe zu Theil, wie sie nie ein geschaffenes Wesen hienieden empfangen hat, und zwar in allen Ländern der Erde und zu allen Zeiten. Wer denkt hier nicht an die zahllos vielen Martyrer der ersten christlichen Jahrhunderte, die freudig Gut und Blut für Jesus zum Opfer gebracht haben? Und das waren oft Solche, die in der Welt die glänzendste Stellung einnahmen und das schönste Glück besaßen oder doch sicher hoffen durften. Im Anfange des vierten Jahrhunderts lebte in der herrlichen Weltstadt Rom eine blühende Jungfrau, die Tochter von sehr reichen und vornehmen Eltern. Der Sohn des Statthalters Prokopius faßte eine innige Neigung zu derselben und warb um ihr Herz und ihre Hand. Dieser Braut- bewerber konnte ihr Paläste, Lustgärten, Landhäuser und Alles versprechen, was die Welt bieten kann und die Menschen hochschätzen. Doch die hochherzige Jungfrau achtet auf Alles nicht und weist den hoch- angesehenen Bewerber mit folgenden entschiedenen Worten
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den Gefahren des Meeres; sie bangen nicht vor Kerker
und Folter; freudig unterziehen sie sich den größten
Beschwerden und den schmerzlichsten Drangsalen und
Verfolgungen; jubelnd sterben sie für den Namen Jesu.
Niemand kann in ihnen mehr die feigen und selbst-
süchtigen Jünger von früher erkennen.
Doch noch mehr. Dem Heilande, der im Leben
so wenig geliebt worden, wird, nachdem er am Holze
der Schmach des schmerzlichsten Todes gestorben, auch
von Andern, die ihn nie gesehen und nie ein Wort
mit ihm gesprochen, eine Liebe zu Theil, wie sie nie
ein geschaffenes Wesen hienieden empfangen hat, und
zwar in allen Ländern der Erde und zu allen Zeiten.
Wer denkt hier nicht an die zahllos vielen Martyrer
der ersten christlichen Jahrhunderte, die freudig Gut
und Blut für Jesus zum Opfer gebracht haben? Und
das waren oft Solche, die in der Welt die glänzendste
Stellung einnahmen und das schönste Glück besaßen oder
doch sicher hoffen durften. Im Anfange des vierten
Jahrhunderts lebte in der herrlichen Weltstadt Rom
eine blühende Jungfrau, die Tochter von sehr reichen
und vornehmen Eltern. Der Sohn des Statthalters
Prokopius faßte eine innige Neigung zu derselben und
warb um ihr Herz und ihre Hand. Dieser Braut-
bewerber konnte ihr Paläste, Lustgärten, Landhäuser
und Alles versprechen, was die Welt bieten kann
und die Menschen hochschätzen. Doch die hochherzige
Jungfrau achtet auf Alles nicht und weist den hoch-
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Bremscheid, Matthias von. Der christliche Mann in seinem Glauben und Leben. Mainz, 1901, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bremscheid_mann_1901/87>, abgerufen am 27.11.2024.
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