Brentano, Clemens: Geschichte vom braven Kasperl und dem schönen Annerl. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 1. München, [1871], S. [107]–162. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.Einen über den Arm, und so entflohen Beide, indem sie die Thüre, welche nach Außen aufging und einen Riegel draußen hatte, hinter sich verriegelten. Kasper versuchte umsonst, ihnen nachzukommen, endlich gelang es ihm, eine Tafel in der Thür einzutreten. Er eilte durch das Loch die Treppe hinunter und hörte das Wehgeschrei des Müllers, den er geknebelt zwischen den Kornsäcken liegend fand. Kasper band ihn los und eilte dann gleich in den Stall, nach seinem Pferd und Felleisen, aber Beides war geraubt. Mit großem Jammer eilte er in die Mühle zurück und klagte dem Müller sein Unglück, daß ihm all sein Hab und Gut und das ihm anvertraute Pferd gestohlen sei, über welches Letztere er sich gar nicht zufrieden geben konnte. Der Müller aber stand mit einem vollen Geldsack vor ihm, er hatte ihn in der Oberstube aus dem Schranke geholt und sagte zu dem Uhlanen: Lieber Kasper, sei Er zufrieden, ich verdanke Ihm die Rettung meines Vermögens. Auf diesen Sack, der oben in Seiner Stube lag, hatten es die Räuber gemünzt, und Seiner Vertheidigung danke ich Alles, mir ist Nichts gestohlen. Die Sein Pferd und Sein Felleisen im Stalle fanden, müssen ausgestellte Diebeswachen gewesen sein, sie zeigten durch die Schüsse an, daß Gefahr da sei, weil sie wahrscheinlich am Sattelzeug erkannten, daß ein Cavalerist im Hause herberge. Nun soll Er meinethalben keine Noth haben, ich will mir alle Mühe geben und kein Geld sparen, Ihm seinen Gaul wieder zu finden, und finde ich ihn nicht, so will Einen über den Arm, und so entflohen Beide, indem sie die Thüre, welche nach Außen aufging und einen Riegel draußen hatte, hinter sich verriegelten. Kasper versuchte umsonst, ihnen nachzukommen, endlich gelang es ihm, eine Tafel in der Thür einzutreten. Er eilte durch das Loch die Treppe hinunter und hörte das Wehgeschrei des Müllers, den er geknebelt zwischen den Kornsäcken liegend fand. Kasper band ihn los und eilte dann gleich in den Stall, nach seinem Pferd und Felleisen, aber Beides war geraubt. Mit großem Jammer eilte er in die Mühle zurück und klagte dem Müller sein Unglück, daß ihm all sein Hab und Gut und das ihm anvertraute Pferd gestohlen sei, über welches Letztere er sich gar nicht zufrieden geben konnte. Der Müller aber stand mit einem vollen Geldsack vor ihm, er hatte ihn in der Oberstube aus dem Schranke geholt und sagte zu dem Uhlanen: Lieber Kasper, sei Er zufrieden, ich verdanke Ihm die Rettung meines Vermögens. Auf diesen Sack, der oben in Seiner Stube lag, hatten es die Räuber gemünzt, und Seiner Vertheidigung danke ich Alles, mir ist Nichts gestohlen. Die Sein Pferd und Sein Felleisen im Stalle fanden, müssen ausgestellte Diebeswachen gewesen sein, sie zeigten durch die Schüsse an, daß Gefahr da sei, weil sie wahrscheinlich am Sattelzeug erkannten, daß ein Cavalerist im Hause herberge. Nun soll Er meinethalben keine Noth haben, ich will mir alle Mühe geben und kein Geld sparen, Ihm seinen Gaul wieder zu finden, und finde ich ihn nicht, so will <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0030"/> Einen über den Arm, und so entflohen Beide, indem sie die Thüre, welche nach Außen aufging und einen Riegel draußen hatte, hinter sich verriegelten. Kasper versuchte umsonst, ihnen nachzukommen, endlich gelang es ihm, eine Tafel in der Thür einzutreten. Er eilte durch das Loch die Treppe hinunter und hörte das Wehgeschrei des Müllers, den er geknebelt zwischen den Kornsäcken liegend fand. Kasper band ihn los und eilte dann gleich in den Stall, nach seinem Pferd und Felleisen, aber Beides war geraubt. Mit großem Jammer eilte er in die Mühle zurück und klagte dem Müller sein Unglück, daß ihm all sein Hab und Gut und das ihm anvertraute Pferd gestohlen sei, über welches Letztere er sich gar nicht zufrieden geben konnte. Der Müller aber stand mit einem vollen Geldsack vor ihm, er hatte ihn in der Oberstube aus dem Schranke geholt und sagte zu dem Uhlanen: Lieber Kasper, sei Er zufrieden, ich verdanke Ihm die Rettung meines Vermögens. Auf diesen Sack, der oben in Seiner Stube lag, hatten es die Räuber gemünzt, und Seiner Vertheidigung danke ich Alles, mir ist Nichts gestohlen. Die Sein Pferd und Sein Felleisen im Stalle fanden, müssen ausgestellte Diebeswachen gewesen sein, sie zeigten durch die Schüsse an, daß Gefahr da sei, weil sie wahrscheinlich am Sattelzeug erkannten, daß ein Cavalerist im Hause herberge. Nun soll Er meinethalben keine Noth haben, ich will mir alle Mühe geben und kein Geld sparen, Ihm seinen Gaul wieder zu finden, und finde ich ihn nicht, so will<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0030]
Einen über den Arm, und so entflohen Beide, indem sie die Thüre, welche nach Außen aufging und einen Riegel draußen hatte, hinter sich verriegelten. Kasper versuchte umsonst, ihnen nachzukommen, endlich gelang es ihm, eine Tafel in der Thür einzutreten. Er eilte durch das Loch die Treppe hinunter und hörte das Wehgeschrei des Müllers, den er geknebelt zwischen den Kornsäcken liegend fand. Kasper band ihn los und eilte dann gleich in den Stall, nach seinem Pferd und Felleisen, aber Beides war geraubt. Mit großem Jammer eilte er in die Mühle zurück und klagte dem Müller sein Unglück, daß ihm all sein Hab und Gut und das ihm anvertraute Pferd gestohlen sei, über welches Letztere er sich gar nicht zufrieden geben konnte. Der Müller aber stand mit einem vollen Geldsack vor ihm, er hatte ihn in der Oberstube aus dem Schranke geholt und sagte zu dem Uhlanen: Lieber Kasper, sei Er zufrieden, ich verdanke Ihm die Rettung meines Vermögens. Auf diesen Sack, der oben in Seiner Stube lag, hatten es die Räuber gemünzt, und Seiner Vertheidigung danke ich Alles, mir ist Nichts gestohlen. Die Sein Pferd und Sein Felleisen im Stalle fanden, müssen ausgestellte Diebeswachen gewesen sein, sie zeigten durch die Schüsse an, daß Gefahr da sei, weil sie wahrscheinlich am Sattelzeug erkannten, daß ein Cavalerist im Hause herberge. Nun soll Er meinethalben keine Noth haben, ich will mir alle Mühe geben und kein Geld sparen, Ihm seinen Gaul wieder zu finden, und finde ich ihn nicht, so will
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