Brentano, Clemens: Gockel, Hinkel und Gackeleia. Frankfurt, 1838.Lischt die Zauberlampe hier, Riecht der Docht gar übel schier, Zünde schnell den Wachsstock an, Weil man sonst nichts sehen kann. Dieses hier der Wünschhut ist, Wünsch dich hin, wo du nicht bist. Dies der Sack des Fortunat, Gold ist drin, so viel man hat. Aber hier dies Bäumchen heißt: Rüttel dich und schüttel dich, Schüttle, rüttle Herz und Geist, Leib und Seele über mich. Gieb mir Das und gieb mir Dies, Schönster Baum im Paradies; Wer dies sagt und rührt den Baum Hat, was ihm gebührt, im Traum, Schwer und leicht und sticht und tief, Links und rechts und grad und schief. Alles dies mit sauber'm Sinn Braucht sie, wenn als Zauberin Sie die Geister um sich bannt." Gackeleia: "O wie artig, wie scharmant! Rüttel dich und schüttel dich Liebes Bäumchen über mich." Der Alte: "Guck', hier bei dem achten Glöckchen
Hängt ein grünes, kurzes Röckchen, Jägerhut und Jägertasche Und die fein umflocht'ne Flasche Und die Stiefelchen, die knappen, Um im Wald herum zu tappen; Alles dies wird angezogen, Wenn geschmückt mit Pfeil und Bogen Sie die flinke Jäg'rin spielt, Und nach Reh und Häschen zielt; Dann auch führt an einem Band Sie dies Windspiel an der Hand." Liſcht die Zauberlampe hier, Riecht der Docht gar uͤbel ſchier, Zuͤnde ſchnell den Wachsſtock an, Weil man ſonſt nichts ſehen kann. Dieſes hier der Wuͤnſchhut iſt, Wuͤnſch dich hin, wo du nicht biſt. Dies der Sack des Fortunat, Gold iſt drin, ſo viel man hat. Aber hier dies Baͤumchen heißt: Ruͤttel dich und ſchuͤttel dich, Schuͤttle, ruͤttle Herz und Geiſt, Leib und Seele uͤber mich. Gieb mir Das und gieb mir Dies, Schoͤnſter Baum im Paradies; Wer dies ſagt und ruͤhrt den Baum Hat, was ihm gebuͤhrt, im Traum, Schwer und leicht und ſticht und tief, Links und rechts und grad und ſchief. Alles dies mit ſauber'm Sinn Braucht ſie, wenn als Zauberin Sie die Geiſter um ſich bannt.“ Gackeleia: „O wie artig, wie ſcharmant! Ruͤttel dich und ſchuͤttel dich Liebes Baͤumchen uͤber mich.“ Der Alte: „Guck', hier bei dem achten Gloͤckchen
Haͤngt ein gruͤnes, kurzes Roͤckchen, Jaͤgerhut und Jaͤgertaſche Und die fein umflocht'ne Flaſche Und die Stiefelchen, die knappen, Um im Wald herum zu tappen; Alles dies wird angezogen, Wenn geſchmuͤckt mit Pfeil und Bogen Sie die flinke Jaͤg'rin ſpielt, Und nach Reh und Haͤschen zielt; Dann auch fuͤhrt an einem Band Sie dies Windſpiel an der Hand.“ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0139" n="101"/> <l>Liſcht die Zauberlampe hier,</l><lb/> <l>Riecht der Docht gar uͤbel ſchier,</l><lb/> <l>Zuͤnde ſchnell den Wachsſtock an,</l><lb/> <l>Weil man ſonſt nichts ſehen kann.</l><lb/> <l>Dieſes hier der Wuͤnſchhut iſt,</l><lb/> <l>Wuͤnſch dich hin, wo du nicht biſt.</l><lb/> <l>Dies der Sack des Fortunat,</l><lb/> <l>Gold iſt drin, ſo viel man hat.</l><lb/> <l>Aber hier dies Baͤumchen heißt:</l><lb/> <l>Ruͤttel dich und ſchuͤttel dich,</l><lb/> <l>Schuͤttle, ruͤttle Herz und Geiſt,</l><lb/> <l>Leib und Seele uͤber mich.</l><lb/> <l>Gieb mir Das und gieb mir Dies,</l><lb/> <l>Schoͤnſter Baum im Paradies;</l><lb/> <l>Wer dies ſagt und ruͤhrt den Baum</l><lb/> <l>Hat, was ihm gebuͤhrt, im Traum,</l><lb/> <l>Schwer und leicht und ſticht und tief,</l><lb/> <l>Links und rechts und grad und ſchief.</l><lb/> <l>Alles dies mit ſauber'm Sinn</l><lb/> <l>Braucht ſie, wenn als Zauberin</l><lb/> <l>Sie die Geiſter um ſich bannt.“</l><lb/> </lg> <p>Gackeleia:</p><lb/> <lg type="poem"> <l>„O wie artig, wie ſcharmant!</l><lb/> <l>Ruͤttel dich und ſchuͤttel dich</l><lb/> <l>Liebes Baͤumchen uͤber mich.“</l><lb/> </lg> <p>Der Alte:</p><lb/> <lg type="poem"> <l>„Guck', hier bei dem achten Gloͤckchen</l><lb/> <l>Haͤngt ein gruͤnes, kurzes Roͤckchen,</l><lb/> <l>Jaͤgerhut und Jaͤgertaſche</l><lb/> <l>Und die fein umflocht'ne Flaſche</l><lb/> <l>Und die Stiefelchen, die knappen,</l><lb/> <l>Um im Wald herum zu tappen;</l><lb/> <l>Alles dies wird angezogen,</l><lb/> <l>Wenn geſchmuͤckt mit Pfeil und Bogen</l><lb/> <l>Sie die flinke Jaͤg'rin ſpielt,</l><lb/> <l>Und nach Reh und Haͤschen zielt;</l><lb/> <l>Dann auch fuͤhrt an einem Band</l><lb/> <l>Sie dies Windſpiel an der Hand.“</l><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [101/0139]
Liſcht die Zauberlampe hier,
Riecht der Docht gar uͤbel ſchier,
Zuͤnde ſchnell den Wachsſtock an,
Weil man ſonſt nichts ſehen kann.
Dieſes hier der Wuͤnſchhut iſt,
Wuͤnſch dich hin, wo du nicht biſt.
Dies der Sack des Fortunat,
Gold iſt drin, ſo viel man hat.
Aber hier dies Baͤumchen heißt:
Ruͤttel dich und ſchuͤttel dich,
Schuͤttle, ruͤttle Herz und Geiſt,
Leib und Seele uͤber mich.
Gieb mir Das und gieb mir Dies,
Schoͤnſter Baum im Paradies;
Wer dies ſagt und ruͤhrt den Baum
Hat, was ihm gebuͤhrt, im Traum,
Schwer und leicht und ſticht und tief,
Links und rechts und grad und ſchief.
Alles dies mit ſauber'm Sinn
Braucht ſie, wenn als Zauberin
Sie die Geiſter um ſich bannt.“
Gackeleia:
„O wie artig, wie ſcharmant!
Ruͤttel dich und ſchuͤttel dich
Liebes Baͤumchen uͤber mich.“
Der Alte:
„Guck', hier bei dem achten Gloͤckchen
Haͤngt ein gruͤnes, kurzes Roͤckchen,
Jaͤgerhut und Jaͤgertaſche
Und die fein umflocht'ne Flaſche
Und die Stiefelchen, die knappen,
Um im Wald herum zu tappen;
Alles dies wird angezogen,
Wenn geſchmuͤckt mit Pfeil und Bogen
Sie die flinke Jaͤg'rin ſpielt,
Und nach Reh und Haͤschen zielt;
Dann auch fuͤhrt an einem Band
Sie dies Windſpiel an der Hand.“
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |