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Brentano, Clemens: Gockel, Hinkel und Gackeleia. Frankfurt, 1838.

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"Eine Puppe kann nicht laufen,
Man muß stäts herum sie schleppen,
Diese rennt auf Flur und Treppen
Jede Puppe über'n Haufen.
Eine Puppe kann nicht hören,
Diese hier ist leicht zu stören,
Niemand hört sie, doch sie hört,
Wenn ein Blumenblatt sich kehrt,
Wenn ein Holzwurm leise pickt,
Das Figürchen um sich blickt,
Spitzt die Oehrchen und erschrickt;
Und wenn gar die Katze maut,
Schaudert ihr die zarte Haut,
Bang ist ihr, es könnt' die Katze
Halten sie für eine Ratze,
Und sie hielt' mit einem Satze
Sie in ihrer scharfen Tatze;
Und gleich sucht sie eine Ecke,
Daß sie sich darin verstecke.
Keine Puppe, so thut nur
Eine schöne Kunstfigur,
Die trotz Uhr und die trotz Schnur
Ist ein Mäuschen von Natur;
Darum bitt' ich um die Güte,
Daß man sie vor Katzen hüte."

Da sprach Gackeleia:

"Ach ich hüt' mich schon davor,
Vater schrieb mir's hinter's Ohr!"

Der Alte fuhr fort:

"Eine Puppe kann nicht essen,
Die Figur hat's nie vergessen,
Ißt zu der bestimmten Stund'
Immer sich hübsch satt und rund;
Braungebackne Semmelrinde
Knuppert sie gern ab geschwinde,
Könnte auch nach ihrem Magen
Speck und Schinken wohl vertragen,
„Eine Puppe kann nicht laufen,
Man muß ſtaͤts herum ſie ſchleppen,
Dieſe rennt auf Flur und Treppen
Jede Puppe uͤber'n Haufen.
Eine Puppe kann nicht hoͤren,
Dieſe hier iſt leicht zu ſtoͤren,
Niemand hoͤrt ſie, doch ſie hoͤrt,
Wenn ein Blumenblatt ſich kehrt,
Wenn ein Holzwurm leiſe pickt,
Das Figuͤrchen um ſich blickt,
Spitzt die Oehrchen und erſchrickt;
Und wenn gar die Katze maut,
Schaudert ihr die zarte Haut,
Bang iſt ihr, es koͤnnt' die Katze
Halten ſie fuͤr eine Ratze,
Und ſie hielt' mit einem Satze
Sie in ihrer ſcharfen Tatze;
Und gleich ſucht ſie eine Ecke,
Daß ſie ſich darin verſtecke.
Keine Puppe, ſo thut nur
Eine ſchoͤne Kunſtfigur,
Die trotz Uhr und die trotz Schnur
Iſt ein Maͤuschen von Natur;
Darum bitt' ich um die Guͤte,
Daß man ſie vor Katzen huͤte.“

Da ſprach Gackeleia:

„Ach ich huͤt' mich ſchon davor,
Vater ſchrieb mir's hinter's Ohr!“

Der Alte fuhr fort:

„Eine Puppe kann nicht eſſen,
Die Figur hat's nie vergeſſen,
Ißt zu der beſtimmten Stund'
Immer ſich huͤbſch ſatt und rund;
Braungebackne Semmelrinde
Knuppert ſie gern ab geſchwinde,
Koͤnnte auch nach ihrem Magen
Speck und Schinken wohl vertragen,
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[110/0148] „Eine Puppe kann nicht laufen, Man muß ſtaͤts herum ſie ſchleppen, Dieſe rennt auf Flur und Treppen Jede Puppe uͤber'n Haufen. Eine Puppe kann nicht hoͤren, Dieſe hier iſt leicht zu ſtoͤren, Niemand hoͤrt ſie, doch ſie hoͤrt, Wenn ein Blumenblatt ſich kehrt, Wenn ein Holzwurm leiſe pickt, Das Figuͤrchen um ſich blickt, Spitzt die Oehrchen und erſchrickt; Und wenn gar die Katze maut, Schaudert ihr die zarte Haut, Bang iſt ihr, es koͤnnt' die Katze Halten ſie fuͤr eine Ratze, Und ſie hielt' mit einem Satze Sie in ihrer ſcharfen Tatze; Und gleich ſucht ſie eine Ecke, Daß ſie ſich darin verſtecke. Keine Puppe, ſo thut nur Eine ſchoͤne Kunſtfigur, Die trotz Uhr und die trotz Schnur Iſt ein Maͤuschen von Natur; Darum bitt' ich um die Guͤte, Daß man ſie vor Katzen huͤte.“ Da ſprach Gackeleia: „Ach ich huͤt' mich ſchon davor, Vater ſchrieb mir's hinter's Ohr!“ Der Alte fuhr fort: „Eine Puppe kann nicht eſſen, Die Figur hat's nie vergeſſen, Ißt zu der beſtimmten Stund' Immer ſich huͤbſch ſatt und rund; Braungebackne Semmelrinde Knuppert ſie gern ab geſchwinde, Koͤnnte auch nach ihrem Magen Speck und Schinken wohl vertragen,

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Zitationshilfe: Brentano, Clemens: Gockel, Hinkel und Gackeleia. Frankfurt, 1838, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brentano_gockel_1838/148>, abgerufen am 21.11.2024.