Brentano, Clemens: Gockel, Hinkel und Gackeleia. Frankfurt, 1838.Krähen wie ein Hoftrompeter, Daß bei seinem Anblick Jeder Ganz mit Wahrheit sagen kann: "Das ist recht ein Rittersmann." Bringe uns auch schöne Pfauen, Die bei ihren grauen Frauen Gold'ne Augenräder schlagen, Abends nach der Sonne klagen. Gieb uns dann auch wälsche Hahnen, Zornig schwarze Indianen, Solch' hoffärtige Gesellen, Denen roth die Hälse schwellen, Die sich kollernd neidisch blähen, Wenn sie rothe Farben sehen, Aufgespreitzt mit Hofmanieren Um die Hennen her turniren. Schenk' uns Enten bunt und prächtig, Weiße Gänse, die bedächtig Nach dem Wolkenhimmel sehn Und auf einem Beine stehn, Oder auf der Wiese gackeln, Bis sie in das Wasser wackeln. Lasse auch schneeweiße Schwäne, Rein, wie blanke Silberkähne, Ernst und klar mit edlem Schweigen Schwimmen in den Spiegelteichen. Auf dem Dache lass' sich drehen Tauben, schimmernd anzusehen, Um den Hals mit gold'nen Strahlen, Schöner, als man sie kann malen. Alles sey recht auserlesen, Wie's im Paradies gewesen. Ringlein, Ringlein dreh' dich um, Mach's recht schön, ich bitt' dich drum." Kaum hatte Gackeleia dieses gesagt, als aus dem Hüh¬ Kraͤhen wie ein Hoftrompeter, Daß bei ſeinem Anblick Jeder Ganz mit Wahrheit ſagen kann: „Das iſt recht ein Rittersmann.“ Bringe uns auch ſchoͤne Pfauen, Die bei ihren grauen Frauen Gold'ne Augenraͤder ſchlagen, Abends nach der Sonne klagen. Gieb uns dann auch waͤlſche Hahnen, Zornig ſchwarze Indianen, Solch' hoffaͤrtige Geſellen, Denen roth die Haͤlſe ſchwellen, Die ſich kollernd neidiſch blaͤhen, Wenn ſie rothe Farben ſehen, Aufgeſpreitzt mit Hofmanieren Um die Hennen her turniren. Schenk' uns Enten bunt und praͤchtig, Weiße Gaͤnſe, die bedaͤchtig Nach dem Wolkenhimmel ſehn Und auf einem Beine ſtehn, Oder auf der Wieſe gackeln, Bis ſie in das Waſſer wackeln. Laſſe auch ſchneeweiße Schwaͤne, Rein, wie blanke Silberkaͤhne, Ernſt und klar mit edlem Schweigen Schwimmen in den Spiegelteichen. Auf dem Dache laſſ' ſich drehen Tauben, ſchimmernd anzuſehen, Um den Hals mit gold'nen Strahlen, Schoͤner, als man ſie kann malen. Alles ſey recht auserleſen, Wie's im Paradies geweſen. Ringlein, Ringlein dreh' dich um, Mach's recht ſchoͤn, ich bitt' dich drum.“ Kaum hatte Gackeleia dieſes geſagt, als aus dem Huͤh¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0185" n="141"/> <l>Kraͤhen wie ein Hoftrompeter,</l><lb/> <l>Daß bei ſeinem Anblick Jeder</l><lb/> <l>Ganz mit Wahrheit ſagen kann:</l><lb/> <l>„Das iſt recht ein Rittersmann.“</l><lb/> <l>Bringe uns auch ſchoͤne Pfauen,</l><lb/> <l>Die bei ihren grauen Frauen</l><lb/> <l>Gold'ne Augenraͤder ſchlagen,</l><lb/> <l>Abends nach der Sonne klagen.</l><lb/> <l>Gieb uns dann auch waͤlſche Hahnen,</l><lb/> <l>Zornig ſchwarze Indianen,</l><lb/> <l>Solch' hoffaͤrtige Geſellen,</l><lb/> <l>Denen roth die Haͤlſe ſchwellen,</l><lb/> <l>Die ſich kollernd neidiſch blaͤhen,</l><lb/> <l>Wenn ſie rothe Farben ſehen,</l><lb/> <l>Aufgeſpreitzt mit Hofmanieren</l><lb/> <l>Um die Hennen her turniren.</l><lb/> <l>Schenk' uns Enten bunt und praͤchtig,</l><lb/> <l>Weiße Gaͤnſe, die bedaͤchtig</l><lb/> <l>Nach dem Wolkenhimmel ſehn</l><lb/> <l>Und auf einem Beine ſtehn,</l><lb/> <l>Oder auf der Wieſe gackeln,</l><lb/> <l>Bis ſie in das Waſſer wackeln.</l><lb/> <l>Laſſe auch ſchneeweiße Schwaͤne,</l><lb/> <l>Rein, wie blanke Silberkaͤhne,</l><lb/> <l>Ernſt und klar mit edlem Schweigen</l><lb/> <l>Schwimmen in den Spiegelteichen.</l><lb/> <l>Auf dem Dache laſſ' ſich drehen</l><lb/> <l>Tauben, ſchimmernd anzuſehen,</l><lb/> <l>Um den Hals mit gold'nen Strahlen,</l><lb/> <l>Schoͤner, als man ſie kann malen.</l><lb/> <l>Alles ſey recht auserleſen,</l><lb/> <l>Wie's im Paradies geweſen.</l><lb/> <l>Ringlein, Ringlein dreh' dich um,</l><lb/> <l>Mach's recht ſchoͤn, ich bitt' dich drum.“</l><lb/> </lg> <p>Kaum hatte Gackeleia dieſes geſagt, als aus dem Huͤh¬<lb/> nerſtalle, den ſie verlaſſen hatten, ihnen eine Schaar der<lb/> bunteſten Huͤhner, Pfauen, Puter, Enten, Gaͤnſe und<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [141/0185]
Kraͤhen wie ein Hoftrompeter,
Daß bei ſeinem Anblick Jeder
Ganz mit Wahrheit ſagen kann:
„Das iſt recht ein Rittersmann.“
Bringe uns auch ſchoͤne Pfauen,
Die bei ihren grauen Frauen
Gold'ne Augenraͤder ſchlagen,
Abends nach der Sonne klagen.
Gieb uns dann auch waͤlſche Hahnen,
Zornig ſchwarze Indianen,
Solch' hoffaͤrtige Geſellen,
Denen roth die Haͤlſe ſchwellen,
Die ſich kollernd neidiſch blaͤhen,
Wenn ſie rothe Farben ſehen,
Aufgeſpreitzt mit Hofmanieren
Um die Hennen her turniren.
Schenk' uns Enten bunt und praͤchtig,
Weiße Gaͤnſe, die bedaͤchtig
Nach dem Wolkenhimmel ſehn
Und auf einem Beine ſtehn,
Oder auf der Wieſe gackeln,
Bis ſie in das Waſſer wackeln.
Laſſe auch ſchneeweiße Schwaͤne,
Rein, wie blanke Silberkaͤhne,
Ernſt und klar mit edlem Schweigen
Schwimmen in den Spiegelteichen.
Auf dem Dache laſſ' ſich drehen
Tauben, ſchimmernd anzuſehen,
Um den Hals mit gold'nen Strahlen,
Schoͤner, als man ſie kann malen.
Alles ſey recht auserleſen,
Wie's im Paradies geweſen.
Ringlein, Ringlein dreh' dich um,
Mach's recht ſchoͤn, ich bitt' dich drum.“
Kaum hatte Gackeleia dieſes geſagt, als aus dem Huͤh¬
nerſtalle, den ſie verlaſſen hatten, ihnen eine Schaar der
bunteſten Huͤhner, Pfauen, Puter, Enten, Gaͤnſe und
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