Brentano, Clemens: Gockel, Hinkel und Gackeleia. Frankfurt, 1838.Und nun ist es hell zum Lesen Wie in einem Chor gewesen, Wo man wechselnd singt die Psalmen, Als das Kind hat intoniret, Haben auf des Mohnes Halmen Gleich die Sterne respondiret: "Stern und Blume, Geist und Kleid, Lieb, Leid, Zeit und Ewigkeit." Und den ganzen Wiederhall Sang das Lied der Nachtigall, Die da auf dem Thronstuhl saß Und kein Wörtchen je vergaß, Das das Kind im Buche las. Und ich sah das Kind im Singeu Sich zum höhern Chor erschwingen, Wie es so emporgestiegen, Ließ sein Buch es unten liegen, Hat zu mir sich umgeschaut, Und sprach milde, wie es thaut: "War in Schottland einst geboren, Irrt in Irland lang verloren, Geh ins wahre Engelland An der lieben Engel Hand; Gieb mir Acht auf meine Sachen, Wenn die Kinder all erwachen, Lese ihnen aus dem Buch Von dem Segen, von dem Fluch, Von des Kleinods Heil und Noth, Von der Fahne weiß und roth, Von dem Wolfbrand Hammelstutz Und dem Hego von Vadutz; Jetzt gut Nacht, auf Wiedersehn!" Und da war's um mich geschehn, Kind gieng in den Himmel ein, Und ich blieb allein, allein! Rings die weite, weite Nacht Und der Sterne ernste Pracht, Keiner hat an mich gedacht, Und nun iſt es hell zum Leſen Wie in einem Chor geweſen, Wo man wechſelnd ſingt die Pſalmen, Als das Kind hat intoniret, Haben auf des Mohnes Halmen Gleich die Sterne reſpondiret: „Stern und Blume, Geiſt und Kleid, Lieb, Leid, Zeit und Ewigkeit.“ Und den ganzen Wiederhall Sang das Lied der Nachtigall, Die da auf dem Thronſtuhl ſaß Und kein Woͤrtchen je vergaß, Das das Kind im Buche las. Und ich ſah das Kind im Singeu Sich zum hoͤhern Chor erſchwingen, Wie es ſo emporgeſtiegen, Ließ ſein Buch es unten liegen, Hat zu mir ſich umgeſchaut, Und ſprach milde, wie es thaut: „War in Schottland einſt geboren, Irrt in Irland lang verloren, Geh ins wahre Engelland An der lieben Engel Hand; Gieb mir Acht auf meine Sachen, Wenn die Kinder all erwachen, Leſe ihnen aus dem Buch Von dem Segen, von dem Fluch, Von des Kleinods Heil und Noth, Von der Fahne weiß und roth, Von dem Wolfbrand Hammelſtutz Und dem Hego von Vadutz; Jetzt gut Nacht, auf Wiederſehn!“ Und da war's um mich geſchehn, Kind gieng in den Himmel ein, Und ich blieb allein, allein! Rings die weite, weite Nacht Und der Sterne ernſte Pracht, Keiner hat an mich gedacht, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0284" n="230"/> <l>Und nun iſt es hell zum Leſen</l><lb/> <l>Wie in einem Chor geweſen,</l><lb/> <l>Wo man wechſelnd ſingt die Pſalmen,</l><lb/> <l>Als das Kind hat intoniret,</l><lb/> <l>Haben auf des Mohnes Halmen</l><lb/> <l>Gleich die Sterne reſpondiret:</l><lb/> <l>„Stern und Blume, Geiſt und Kleid,</l><lb/> <l>Lieb, Leid, Zeit und Ewigkeit.“</l><lb/> <l>Und den ganzen Wiederhall</l><lb/> <l>Sang das Lied der Nachtigall,</l><lb/> <l>Die da auf dem Thronſtuhl ſaß</l><lb/> <l>Und kein Woͤrtchen je vergaß,</l><lb/> <l>Das das Kind im Buche las.</l><lb/> <l>Und ich ſah das Kind im Singeu</l><lb/> <l>Sich zum hoͤhern Chor erſchwingen,</l><lb/> <l>Wie es ſo emporgeſtiegen,</l><lb/> <l>Ließ ſein Buch es unten liegen,</l><lb/> <l>Hat zu mir ſich umgeſchaut,</l><lb/> <l>Und ſprach milde, wie es thaut:</l><lb/> <l>„War in Schottland einſt geboren,</l><lb/> <l>Irrt in Irland lang verloren,</l><lb/> <l>Geh ins wahre Engelland</l><lb/> <l>An der lieben Engel Hand;</l><lb/> <l>Gieb mir Acht auf meine Sachen,</l><lb/> <l>Wenn die Kinder all erwachen,</l><lb/> <l>Leſe ihnen aus dem Buch</l><lb/> <l>Von dem Segen, von dem Fluch,</l><lb/> <l>Von des Kleinods Heil und Noth,</l><lb/> <l>Von der Fahne weiß und roth,</l><lb/> <l>Von dem Wolfbrand Hammelſtutz</l><lb/> <l>Und dem Hego von Vadutz;</l><lb/> <l>Jetzt gut Nacht, auf Wiederſehn!“</l><lb/> <l>Und da war's um mich geſchehn,</l><lb/> <l>Kind gieng in den Himmel ein,</l><lb/> <l>Und ich blieb allein, allein!</l><lb/> <l>Rings die weite, weite Nacht</l><lb/> <l>Und der Sterne ernſte Pracht,</l><lb/> <l>Keiner hat an mich gedacht,</l><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [230/0284]
Und nun iſt es hell zum Leſen
Wie in einem Chor geweſen,
Wo man wechſelnd ſingt die Pſalmen,
Als das Kind hat intoniret,
Haben auf des Mohnes Halmen
Gleich die Sterne reſpondiret:
„Stern und Blume, Geiſt und Kleid,
Lieb, Leid, Zeit und Ewigkeit.“
Und den ganzen Wiederhall
Sang das Lied der Nachtigall,
Die da auf dem Thronſtuhl ſaß
Und kein Woͤrtchen je vergaß,
Das das Kind im Buche las.
Und ich ſah das Kind im Singeu
Sich zum hoͤhern Chor erſchwingen,
Wie es ſo emporgeſtiegen,
Ließ ſein Buch es unten liegen,
Hat zu mir ſich umgeſchaut,
Und ſprach milde, wie es thaut:
„War in Schottland einſt geboren,
Irrt in Irland lang verloren,
Geh ins wahre Engelland
An der lieben Engel Hand;
Gieb mir Acht auf meine Sachen,
Wenn die Kinder all erwachen,
Leſe ihnen aus dem Buch
Von dem Segen, von dem Fluch,
Von des Kleinods Heil und Noth,
Von der Fahne weiß und roth,
Von dem Wolfbrand Hammelſtutz
Und dem Hego von Vadutz;
Jetzt gut Nacht, auf Wiederſehn!“
Und da war's um mich geſchehn,
Kind gieng in den Himmel ein,
Und ich blieb allein, allein!
Rings die weite, weite Nacht
Und der Sterne ernſte Pracht,
Keiner hat an mich gedacht,
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