Esaus zu retten, kam er an die Stelle Lus in Kanaan, wo der Stein Sakrath lag, und da er sein Haupt darauf legte und schlief, sah er eine Leiter von der Erde bis zum Him¬ mel; die Engel stiegen auf ihr auf und nieder, und von oben gab ihm Gott die Verheißung; da richtete er den Stein Sakrath auf und salbte ihn mit Oel zu einem Altar, und er nannte den Ort Bethel. -- Als Jakob mit Weib und Kind aus Mesopotamien zurückkehrte und sich mit Esau zu Maha¬ naim versöhnte, gab ihm dieser die linke Achselspange zurück, und Jakob wandelte wieder ruhig zwischen beiden. -- Von Jakob kamen nun diese Kleinode von Geschlecht zu Geschlecht bis zu dem hebräischen Mann, der sie nach der Zerstörung Jerusalems nach Rom brachte und vor seinem Martertode dem guten Kaiser Curio schenkte, von dem sie auf die Lehns¬ hulden von Vadutz gekommen sind. -- Der Stein Sakrath, auf welchem Jakob die Himmelsleiter gesehen, hieß fortan Bethel und war lange Zeit ein Ort der Anbetung, und es geschah viel Gnade dort. -- Ueberall, wo man Bruchstücke des zertrümmerten Edelsteinfelsens aus dem Paradiese fand, richteten die Menschen sie auf, salbten sie zu Altären, und nannten sie Bethel, und viele, welche nur Bruchstücke von der linken Seite des Felsens fanden und denen die Kenntniß der rechten nicht von Vater auf Sohn überliefert war, trieben Abgötterei bei denselben. -- Der weise König Salomo hatte einen Ring aus einem Edelsteine dieses Felsen, mit dessen Drehen am Finger er alle seine Wünsche erfüllen konnte; es ist auch eine alte Sage, dieser Ring und die Achselspan¬ gen Rebeckas würden einst in den Händen eines Dieners des Messias zusammen kommen. -- Als der Tempel vollendet war, wollte Salomon den Stein Sakrath in dessen Mitte legen; aber seine Hände waren nicht mehr rein von Sünde und Abgötterei, und da er den Stein Sakrath berührte, zer¬ brach dieser in drei Stücke. Das eine Stück kam in den Tempel, wo es noch ruhet, das andre blieb zu Bethel, das
20 *
Eſaus zu retten, kam er an die Stelle Lus in Kanaan, wo der Stein Sakrath lag, und da er ſein Haupt darauf legte und ſchlief, ſah er eine Leiter von der Erde bis zum Him¬ mel; die Engel ſtiegen auf ihr auf und nieder, und von oben gab ihm Gott die Verheißung; da richtete er den Stein Sakrath auf und ſalbte ihn mit Oel zu einem Altar, und er nannte den Ort Bethel. — Als Jakob mit Weib und Kind aus Meſopotamien zuruͤckkehrte und ſich mit Eſau zu Maha¬ naim verſoͤhnte, gab ihm dieſer die linke Achſelſpange zuruͤck, und Jakob wandelte wieder ruhig zwiſchen beiden. — Von Jakob kamen nun dieſe Kleinode von Geſchlecht zu Geſchlecht bis zu dem hebraͤiſchen Mann, der ſie nach der Zerſtoͤrung Jeruſalems nach Rom brachte und vor ſeinem Martertode dem guten Kaiſer Curio ſchenkte, von dem ſie auf die Lehns¬ hulden von Vadutz gekommen ſind. — Der Stein Sakrath, auf welchem Jakob die Himmelsleiter geſehen, hieß fortan Bethel und war lange Zeit ein Ort der Anbetung, und es geſchah viel Gnade dort. — Ueberall, wo man Bruchſtuͤcke des zertruͤmmerten Edelſteinfelſens aus dem Paradieſe fand, richteten die Menſchen ſie auf, ſalbten ſie zu Altaͤren, und nannten ſie Bethel, und viele, welche nur Bruchſtuͤcke von der linken Seite des Felſens fanden und denen die Kenntniß der rechten nicht von Vater auf Sohn uͤberliefert war, trieben Abgoͤtterei bei denſelben. — Der weiſe Koͤnig Salomo hatte einen Ring aus einem Edelſteine dieſes Felſen, mit deſſen Drehen am Finger er alle ſeine Wuͤnſche erfuͤllen konnte; es iſt auch eine alte Sage, dieſer Ring und die Achſelſpan¬ gen Rebeckas wuͤrden einſt in den Haͤnden eines Dieners des Meſſias zuſammen kommen. — Als der Tempel vollendet war, wollte Salomon den Stein Sakrath in deſſen Mitte legen; aber ſeine Haͤnde waren nicht mehr rein von Suͤnde und Abgoͤtterei, und da er den Stein Sakrath beruͤhrte, zer¬ brach dieſer in drei Stuͤcke. Das eine Stuͤck kam in den Tempel, wo es noch ruhet, das andre blieb zu Bethel, das
20 *
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0361"n="307"/>
Eſaus zu retten, kam er an die Stelle Lus in Kanaan, wo<lb/>
der Stein Sakrath lag, und da er ſein Haupt darauf legte<lb/>
und ſchlief, ſah er eine Leiter von der Erde bis zum Him¬<lb/>
mel; die Engel ſtiegen auf ihr auf und nieder, und von<lb/>
oben gab ihm Gott die Verheißung; da richtete er den Stein<lb/>
Sakrath auf und ſalbte ihn mit Oel zu einem Altar, und er<lb/>
nannte den Ort Bethel. — Als Jakob mit Weib und Kind<lb/>
aus Meſopotamien zuruͤckkehrte und ſich mit Eſau zu Maha¬<lb/>
naim verſoͤhnte, gab ihm dieſer die linke Achſelſpange zuruͤck,<lb/>
und Jakob wandelte wieder ruhig zwiſchen beiden. — Von<lb/>
Jakob kamen nun dieſe Kleinode von Geſchlecht zu Geſchlecht<lb/>
bis zu dem hebraͤiſchen Mann, der ſie nach der Zerſtoͤrung<lb/>
Jeruſalems nach Rom brachte und vor ſeinem Martertode<lb/>
dem guten Kaiſer Curio ſchenkte, von dem ſie auf die Lehns¬<lb/>
hulden von Vadutz gekommen ſind. — Der Stein Sakrath,<lb/>
auf welchem Jakob die Himmelsleiter geſehen, hieß fortan<lb/>
Bethel und war lange Zeit ein Ort der Anbetung, und es<lb/>
geſchah viel Gnade dort. — Ueberall, wo man Bruchſtuͤcke<lb/>
des zertruͤmmerten Edelſteinfelſens aus dem Paradieſe fand,<lb/>
richteten die Menſchen ſie auf, ſalbten ſie zu Altaͤren, und<lb/>
nannten ſie Bethel, und viele, welche nur Bruchſtuͤcke von<lb/>
der linken Seite des Felſens fanden und denen die Kenntniß<lb/>
der rechten nicht von Vater auf Sohn uͤberliefert war,<lb/>
trieben Abgoͤtterei bei denſelben. — Der weiſe Koͤnig Salomo<lb/>
hatte einen Ring aus einem Edelſteine dieſes Felſen, mit<lb/>
deſſen Drehen am Finger er alle ſeine Wuͤnſche erfuͤllen konnte;<lb/>
es iſt auch eine alte Sage, dieſer Ring und die Achſelſpan¬<lb/>
gen Rebeckas wuͤrden einſt in den Haͤnden eines Dieners des<lb/>
Meſſias zuſammen kommen. — Als der Tempel vollendet<lb/>
war, wollte Salomon den Stein Sakrath in deſſen Mitte<lb/>
legen; aber ſeine Haͤnde waren nicht mehr rein von Suͤnde<lb/>
und Abgoͤtterei, und da er den Stein Sakrath beruͤhrte, zer¬<lb/>
brach dieſer in drei Stuͤcke. Das eine Stuͤck kam in den<lb/>
Tempel, wo es noch ruhet, das andre blieb zu Bethel, das<lb/><fwplace="bottom"type="sig">20 *<lb/></fw></p></div></div></body></text></TEI>
[307/0361]
Eſaus zu retten, kam er an die Stelle Lus in Kanaan, wo
der Stein Sakrath lag, und da er ſein Haupt darauf legte
und ſchlief, ſah er eine Leiter von der Erde bis zum Him¬
mel; die Engel ſtiegen auf ihr auf und nieder, und von
oben gab ihm Gott die Verheißung; da richtete er den Stein
Sakrath auf und ſalbte ihn mit Oel zu einem Altar, und er
nannte den Ort Bethel. — Als Jakob mit Weib und Kind
aus Meſopotamien zuruͤckkehrte und ſich mit Eſau zu Maha¬
naim verſoͤhnte, gab ihm dieſer die linke Achſelſpange zuruͤck,
und Jakob wandelte wieder ruhig zwiſchen beiden. — Von
Jakob kamen nun dieſe Kleinode von Geſchlecht zu Geſchlecht
bis zu dem hebraͤiſchen Mann, der ſie nach der Zerſtoͤrung
Jeruſalems nach Rom brachte und vor ſeinem Martertode
dem guten Kaiſer Curio ſchenkte, von dem ſie auf die Lehns¬
hulden von Vadutz gekommen ſind. — Der Stein Sakrath,
auf welchem Jakob die Himmelsleiter geſehen, hieß fortan
Bethel und war lange Zeit ein Ort der Anbetung, und es
geſchah viel Gnade dort. — Ueberall, wo man Bruchſtuͤcke
des zertruͤmmerten Edelſteinfelſens aus dem Paradieſe fand,
richteten die Menſchen ſie auf, ſalbten ſie zu Altaͤren, und
nannten ſie Bethel, und viele, welche nur Bruchſtuͤcke von
der linken Seite des Felſens fanden und denen die Kenntniß
der rechten nicht von Vater auf Sohn uͤberliefert war,
trieben Abgoͤtterei bei denſelben. — Der weiſe Koͤnig Salomo
hatte einen Ring aus einem Edelſteine dieſes Felſen, mit
deſſen Drehen am Finger er alle ſeine Wuͤnſche erfuͤllen konnte;
es iſt auch eine alte Sage, dieſer Ring und die Achſelſpan¬
gen Rebeckas wuͤrden einſt in den Haͤnden eines Dieners des
Meſſias zuſammen kommen. — Als der Tempel vollendet
war, wollte Salomon den Stein Sakrath in deſſen Mitte
legen; aber ſeine Haͤnde waren nicht mehr rein von Suͤnde
und Abgoͤtterei, und da er den Stein Sakrath beruͤhrte, zer¬
brach dieſer in drei Stuͤcke. Das eine Stuͤck kam in den
Tempel, wo es noch ruhet, das andre blieb zu Bethel, das
20 *
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Brentano, Clemens: Gockel, Hinkel und Gackeleia. Frankfurt, 1838, S. 307. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brentano_gockel_1838/361>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.