dritte aber schenkte Salomo dem König Hiram von Tyrus, der ihm den Tempel zu bauen geholfen. Das Stück, welches zu Bethel geblieben, ward nach Salomos Tod, da sich das Reich gespalten, von dem König Jerobeam von Israel durch Götzendienst entweiht, er ließ das Volk das goldne Kalb dort anbeten. Das dritte Stück, welches mit Hiram nach Phönizien gekommen, wurde von den Phöniziern, die eine Kolonie im Lande Galäzien in Hispanien hatten, wohin sie vielen Handel trieben, dorthin in eine Stadt Brigantium gebracht und dort von ihren kunstreichen Meistern in den Thronstuhl des schottischen Königes Gothol angebracht, der hier darauf sitzend regierte. Nachher ward dieser Stein Ja¬ kobs ungefähr 700 Jahre vor Christi Geburt durch den Kö¬ nig Simon Breach nach Irland übertragen und später 330 Jahre vor Christi Geburt durch den König Fergus nach Schottland. Endlich im Jahre Christi 650 ließ der Schot¬ tenkönig Kenneth den heiligen Stein in die Abtei zu Scone in der Herrschaft Perth bringen und in den Sitz eines künst¬ lich gemalten Krönungsstuhls von hartem Holz einschließen. In unsern Tagen aber vor 21 Jahren im Jahr 1296, als Eduard I., König von England des Schottenkönig Johan¬ nes Baillot besiegte, hat er den Stuhl nach London in St. Eduards Kapelle in der Westmünster-Abtei gewidmet, wo er als Krönungsstuhl der englischen Könige bewahrt wird, und sind diesem Stuhle Pfleger bestellt, welches Amt bei den Grafen Gothol aus dem Geschlecht der alten Schottenkönige ist. -- Hier endet, was ich von den Kleinoden von Vadutz durch die Chronik von Bänderen und den Carthophilax erfahren.
Abend des Johannistag. -- Ich zog mit den Or¬ densgespielen hinaus zur Bleiche, jede führte eine Schaar Kinder, welche alle Reiser- oder Schilfbündlein trugen, jeder Schaar ward ein Blumenkranz vorgetragen. -- Während ich bei den drei Fräulein in meinem Zelte war, das sie mir ganz mit Blumenkränzen bedeckt hatten, legten
dritte aber ſchenkte Salomo dem Koͤnig Hiram von Tyrus, der ihm den Tempel zu bauen geholfen. Das Stuͤck, welches zu Bethel geblieben, ward nach Salomos Tod, da ſich das Reich geſpalten, von dem Koͤnig Jerobeam von Iſrael durch Goͤtzendienſt entweiht, er ließ das Volk das goldne Kalb dort anbeten. Das dritte Stuͤck, welches mit Hiram nach Phoͤnizien gekommen, wurde von den Phoͤniziern, die eine Kolonie im Lande Galaͤzien in Hiſpanien hatten, wohin ſie vielen Handel trieben, dorthin in eine Stadt Brigantium gebracht und dort von ihren kunſtreichen Meiſtern in den Thronſtuhl des ſchottiſchen Koͤniges Gothol angebracht, der hier darauf ſitzend regierte. Nachher ward dieſer Stein Ja¬ kobs ungefaͤhr 700 Jahre vor Chriſti Geburt durch den Koͤ¬ nig Simon Breach nach Irland uͤbertragen und ſpaͤter 330 Jahre vor Chriſti Geburt durch den Koͤnig Fergus nach Schottland. Endlich im Jahre Chriſti 650 ließ der Schot¬ tenkoͤnig Kenneth den heiligen Stein in die Abtei zu Scone in der Herrſchaft Perth bringen und in den Sitz eines kuͤnſt¬ lich gemalten Kroͤnungsſtuhls von hartem Holz einſchließen. In unſern Tagen aber vor 21 Jahren im Jahr 1296, als Eduard I., Koͤnig von England des Schottenkoͤnig Johan¬ nes Baillot beſiegte, hat er den Stuhl nach London in St. Eduards Kapelle in der Weſtmuͤnſter-Abtei gewidmet, wo er als Kroͤnungsſtuhl der engliſchen Koͤnige bewahrt wird, und ſind dieſem Stuhle Pfleger beſtellt, welches Amt bei den Grafen Gothol aus dem Geſchlecht der alten Schottenkoͤnige iſt. — Hier endet, was ich von den Kleinoden von Vadutz durch die Chronik von Baͤnderen und den Carthophilax erfahren.
Abend des Johannistag. — Ich zog mit den Or¬ densgeſpielen hinaus zur Bleiche, jede fuͤhrte eine Schaar Kinder, welche alle Reiſer- oder Schilfbuͤndlein trugen, jeder Schaar ward ein Blumenkranz vorgetragen. — Waͤhrend ich bei den drei Fraͤulein in meinem Zelte war, das ſie mir ganz mit Blumenkraͤnzen bedeckt hatten, legten
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dritte aber ſchenkte Salomo dem Koͤnig Hiram von Tyrus,
der ihm den Tempel zu bauen geholfen. Das Stuͤck, welches
zu Bethel geblieben, ward nach Salomos Tod, da ſich das
Reich geſpalten, von dem Koͤnig Jerobeam von Iſrael durch
Goͤtzendienſt entweiht, er ließ das Volk das goldne Kalb
dort anbeten. Das dritte Stuͤck, welches mit Hiram nach
Phoͤnizien gekommen, wurde von den Phoͤniziern, die eine
Kolonie im Lande Galaͤzien in Hiſpanien hatten, wohin ſie
vielen Handel trieben, dorthin in eine Stadt Brigantium
gebracht und dort von ihren kunſtreichen Meiſtern in den
Thronſtuhl des ſchottiſchen Koͤniges Gothol angebracht, der
hier darauf ſitzend regierte. Nachher ward dieſer Stein Ja¬
kobs ungefaͤhr 700 Jahre vor Chriſti Geburt durch den Koͤ¬
nig Simon Breach nach Irland uͤbertragen und ſpaͤter 330
Jahre vor Chriſti Geburt durch den Koͤnig Fergus nach
Schottland. Endlich im Jahre Chriſti 650 ließ der Schot¬
tenkoͤnig Kenneth den heiligen Stein in die Abtei zu Scone
in der Herrſchaft Perth bringen und in den Sitz eines kuͤnſt¬
lich gemalten Kroͤnungsſtuhls von hartem Holz einſchließen.
In unſern Tagen aber vor 21 Jahren im Jahr 1296, als
Eduard I., Koͤnig von England des Schottenkoͤnig Johan¬
nes Baillot beſiegte, hat er den Stuhl nach London in St.
Eduards Kapelle in der Weſtmuͤnſter-Abtei gewidmet, wo
er als Kroͤnungsſtuhl der engliſchen Koͤnige bewahrt wird,
und ſind dieſem Stuhle Pfleger beſtellt, welches Amt bei den
Grafen Gothol aus dem Geſchlecht der alten Schottenkoͤnige
iſt. — Hier endet, was ich von den Kleinoden von Vadutz
durch die Chronik von Baͤnderen und den Carthophilax erfahren.
Abend des Johannistag. — Ich zog mit den Or¬
densgeſpielen hinaus zur Bleiche, jede fuͤhrte eine Schaar
Kinder, welche alle Reiſer- oder Schilfbuͤndlein trugen,
jeder Schaar ward ein Blumenkranz vorgetragen. —
Waͤhrend ich bei den drei Fraͤulein in meinem Zelte war,
das ſie mir ganz mit Blumenkraͤnzen bedeckt hatten, legten
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Brentano, Clemens: Gockel, Hinkel und Gackeleia. Frankfurt, 1838, S. 308. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brentano_gockel_1838/362>, abgerufen am 22.11.2024.
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