Brentano, Clemens: Gockel, Hinkel und Gackeleia. Frankfurt, 1838.dir widerstehen? aber ja recht leise, damit er nicht aufwacht, Ich bin der Prinz von Speckelfleck Und führe heim die schönste Braut; Die Katze bracht' ihr großen Schreck, Sie bangt um ihre Sammethaut. Ach, Gockel, bring uns bis zum Fluß Und bau uns drüber einen Steg, Daß ich mit meiner Braut nicht muß Den Quell umgehn auf weitem Weg. Gedenken wird dir's immerdar Ich und der hohe Vater mein; Ist's auch nicht gleich, vielleicht aufs Jahr Stellt Zeit zu Dank und Lohn sich ein. -- Doch was brauchts da viel Worte noch, Hart wird es mir, der edeln Maus, Vor deinem großen Ohrenloch Zu betteln. -- Ich, der stets zu Haus Als erstgeborner Königssohn Gefürchtet und befehlend sitzt Auf einen Parmesankästhron, Der stolze Butterthränen schwitzt, Sag dir hiemit, erwähl' dein Theil, Nimm mich und meine Braut in Schutz, Schaff uns nach Haus gesund und heil, Sonst biete ich dir Fehd' und Trutz. Wenn uns die Katze auch nicht beißt, Maulleckend nur die Zähne bleckt, Miauend meine Braut erschreckt, Woran viel liegt, was du nicht weißt, -- dir widerſtehen? aber ja recht leiſe, damit er nicht aufwacht, Ich bin der Prinz von Speckelfleck Und fuͤhre heim die ſchoͤnſte Braut; Die Katze bracht' ihr großen Schreck, Sie bangt um ihre Sammethaut. Ach, Gockel, bring uns bis zum Fluß Und bau uns druͤber einen Steg, Daß ich mit meiner Braut nicht muß Den Quell umgehn auf weitem Weg. Gedenken wird dir's immerdar Ich und der hohe Vater mein; Iſt's auch nicht gleich, vielleicht aufs Jahr Stellt Zeit zu Dank und Lohn ſich ein. — Doch was brauchts da viel Worte noch, Hart wird es mir, der edeln Maus, Vor deinem großen Ohrenloch Zu betteln. — Ich, der ſtets zu Haus Als erſtgeborner Koͤnigsſohn Gefuͤrchtet und befehlend ſitzt Auf einen Parmeſankaͤsthron, Der ſtolze Butterthraͤnen ſchwitzt, Sag dir hiemit, erwaͤhl' dein Theil, Nimm mich und meine Braut in Schutz, Schaff uns nach Haus geſund und heil, Sonſt biete ich dir Fehd' und Trutz. Wenn uns die Katze auch nicht beißt, Maulleckend nur die Zaͤhne bleckt, Miauend meine Braut erſchreckt, Woran viel liegt, was du nicht weißt, — <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0047" n="21"/> dir widerſtehen? aber ja recht leiſe, damit er nicht aufwacht,<lb/> denn nur im Schlafe verſtehen die Menſchen die Sprache<lb/> der Thiere.“ — Siſſi war ſogleich bereit und nahte ſich be¬<lb/> ſinnend dem linken Ohre Gockels. Pfiffi aber lief zum rech¬<lb/> ten Ohre und ſang, nachdem er ſich auf die Hinterbeine ge¬<lb/> ſetzt und ſeinen Schweif quer durch das Maul gezogen hatte,<lb/> um ſeiner Stimme, welche durch das Kommandiren bei der<lb/> letzten Revue etwas rauh geworden war, einen mildern Ton<lb/> zu geben.</p><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Ich bin der Prinz von Speckelfleck</l><lb/> <l>Und fuͤhre heim die ſchoͤnſte Braut;</l><lb/> <l>Die Katze bracht' ihr großen Schreck,</l><lb/> <l>Sie bangt um ihre Sammethaut.</l><lb/> <l>Ach, Gockel, bring uns bis zum Fluß</l><lb/> <l>Und bau uns druͤber einen Steg,</l><lb/> <l>Daß ich mit meiner Braut nicht muß</l><lb/> <l>Den Quell umgehn auf weitem Weg.</l><lb/> <l>Gedenken wird dir's immerdar</l><lb/> <l>Ich und der hohe Vater mein;</l><lb/> <l>Iſt's auch nicht gleich, vielleicht aufs Jahr</l><lb/> <l>Stellt Zeit zu Dank und Lohn ſich ein. —</l><lb/> <l>Doch was brauchts da viel Worte noch,</l><lb/> <l>Hart wird es mir, der edeln Maus,</l><lb/> <l>Vor deinem großen Ohrenloch</l><lb/> <l>Zu betteln. — Ich, der ſtets zu Haus</l><lb/> <l>Als erſtgeborner Koͤnigsſohn</l><lb/> <l>Gefuͤrchtet und befehlend ſitzt</l><lb/> <l>Auf einen Parmeſankaͤsthron,</l><lb/> <l>Der ſtolze Butterthraͤnen ſchwitzt,</l><lb/> <l>Sag dir hiemit, erwaͤhl' dein Theil,</l><lb/> <l>Nimm mich und meine Braut in Schutz,</l><lb/> <l>Schaff uns nach Haus geſund und heil,</l><lb/> <l>Sonſt biete ich dir Fehd' und Trutz.</l><lb/> <l>Wenn uns die Katze auch nicht beißt,</l><lb/> <l>Maulleckend nur die Zaͤhne bleckt,</l><lb/> <l>Miauend meine Braut erſchreckt,</l><lb/> <l>Woran viel liegt, was du nicht weißt, —</l><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [21/0047]
dir widerſtehen? aber ja recht leiſe, damit er nicht aufwacht,
denn nur im Schlafe verſtehen die Menſchen die Sprache
der Thiere.“ — Siſſi war ſogleich bereit und nahte ſich be¬
ſinnend dem linken Ohre Gockels. Pfiffi aber lief zum rech¬
ten Ohre und ſang, nachdem er ſich auf die Hinterbeine ge¬
ſetzt und ſeinen Schweif quer durch das Maul gezogen hatte,
um ſeiner Stimme, welche durch das Kommandiren bei der
letzten Revue etwas rauh geworden war, einen mildern Ton
zu geben.
Ich bin der Prinz von Speckelfleck
Und fuͤhre heim die ſchoͤnſte Braut;
Die Katze bracht' ihr großen Schreck,
Sie bangt um ihre Sammethaut.
Ach, Gockel, bring uns bis zum Fluß
Und bau uns druͤber einen Steg,
Daß ich mit meiner Braut nicht muß
Den Quell umgehn auf weitem Weg.
Gedenken wird dir's immerdar
Ich und der hohe Vater mein;
Iſt's auch nicht gleich, vielleicht aufs Jahr
Stellt Zeit zu Dank und Lohn ſich ein. —
Doch was brauchts da viel Worte noch,
Hart wird es mir, der edeln Maus,
Vor deinem großen Ohrenloch
Zu betteln. — Ich, der ſtets zu Haus
Als erſtgeborner Koͤnigsſohn
Gefuͤrchtet und befehlend ſitzt
Auf einen Parmeſankaͤsthron,
Der ſtolze Butterthraͤnen ſchwitzt,
Sag dir hiemit, erwaͤhl' dein Theil,
Nimm mich und meine Braut in Schutz,
Schaff uns nach Haus geſund und heil,
Sonſt biete ich dir Fehd' und Trutz.
Wenn uns die Katze auch nicht beißt,
Maulleckend nur die Zaͤhne bleckt,
Miauend meine Braut erſchreckt,
Woran viel liegt, was du nicht weißt, —
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